Gefühle & Gedanken
Der Therapie-Quickie:
Warum kann ich mich verdammt noch mal nicht entspannen? Psychotherapeutin Miriam Junge erklärt, was hilft.
von Stefanie Luxat - 01.07.2019
Jetzt ist er da: Der lang ersehnte Urlaub. Das Wochenende. Ein freier Nachmittag. Der Feierabend. Die Freizeit. Aber VERDAMMT NOCH MAL, warum will sie denn nicht kommen, die Entspannung? Hallooooooooo?
Entspannung funktioniert leider nicht auf Knopfdruck, erklärt Psychotherapeutin Miriam Junge heute in ihrem Therapie-Quickie. Wie auch, wenn man ständig in der Anspannung ist. Noch dies schaffen, unbedingt noch das und oh shit, noch jenes. Zu entspannen, loszulassen, Abstand zu gewinnen, dazu muss man sich manchmal ein bisschen selbst überlisten und Miriam hat einen super Trick, wie man das hinbekommt: Mit der magischen Drei. Konnte ich mir direkt merken, da ich doch auch so auf Dreien stehe. Wenn mir alles zu viel wird, reduziere ich meine To-Do-Liste gern auf die heißen drei.
Miriams Konzept funktioniert ganz ähnlich und ist wirklich leicht umsetzbar. Die Belohnung ist so, so gut: Entspannung. Selbstgemacht. Total organic und nachhaltig, ganz ohne Plastik. Ich mach nur Spaß, gehört auch zum Konzept! Ha!
Los geht's!
Die Frage heute lautet: Warum kann ich mich verdammt noch mal nicht entspannen?
Miriams Antwort ist:
„Verdammt noch mal! Die Aufforderung sich jetzt sofort zu entspannen, ist schon ein Paradoxon. Para-what? Entschuldigung, das ist Psychologen-Slang für etwas, das auf den ersten Blick absurd wirkt, hinter dem sich aber immer eine Wahrheit versteckt.
Also: Spontan entspannt zu sein, ist nicht möglich. Schon gar nicht auf Befehl. Die schlimmste Version davon ist, wenn jemand anderes sagt: „Jetzt entspann dich doch mal!“ Genau, dann könnte man so richtig an die Decke gehen. Da holen wir dich jetzt aber erstmal runter.
Und das geht so: Tief durchatmen. Noch mal. Noch mal. Noch mal.
So.
Und jetzt frag dich zuallererst mal: Warum bin ich so strafend mir selbst gegenüber? Woher kommt die Wut auf mich selbst? Was passiert da in meinem Kopf?
Und wir atmen noch mal zusammen. Tief ein und aus. Tief ein und aus. Tief ein und aus.
Wir bewegen uns jetzt mal in kleinen Schritten vorwärts:
Offensichtlich ist deine To-Do-Liste noch immer zu voll. Es muss ein Notfall-Entspannungsplan her. Nicht für Morgen, nächstes Wochenende oder den nächsten Urlaub, nein: Für jetzt. Wir tun genau jetzt etwas, damit wir heute Abend sagen können: „Ich habe mir etwas Gutes getan.“
Das funktioniert, vertrau mir. Alles, was wir dafür brauchen ist die magische Drei.

„Drei Wörter bringen dich in die Entspannung: Let it go.“ -

Drei Minuten verändern alles:
Lass alles liegen für drei Minuten. Werde aktiv. Geh ins Badezimmer, verteile eine Handvoll kaltes Wasser in deinem Gesicht oder auf die Handgelenke. Spring drei Mal hoch in die Luft. Mache drei Liegestütze.
Los, probier’ es aus, vertrau mir, es wird dir gut tun. Es werden andere Hormone ausgeschüttet, es wird sich in deinem Kopf etwas verändern, damit schüttelst du den Stress quasi ab.
Mach für drei Minuten eine kleine Phantasiereise. Lass die Zeit kurz stehen und stell dir vor, du stehst am Strand, Sand unter den Füßen, du schaust aufs Meer, bist an deinem Lieblingsort, es ist ruhig, der Wind umspielt deine Beine....
Und dann komm zurück und starte neu. Vertraue darauf, dass zu mit diesen kleinen Pausen schon viel besser mit dir umgegangen bist, als du gerade noch dachtest.
Vielleicht schaffst du es drei Mal drei Minuten daraus zu machen. Oder es gibt noch einen Sechzigsekünder on top. Jeder zusätzliche Durchatmer ist besser als nicht. Lobe dich, grinse dich im Spiegel an. Feier dich dafür, dass du dir eine Pause gegönnt hast, obwohl du doch gerade noch so gestresst warst.
Und bevor du jetzt in den normalen Wahnsinn zurückkehrst, denke noch mal kurz darüber nach, wie wichtig dein nächstes To Do wirklich ist. Muss es sofort erledigt werden oder würde es auch in zwei Wochen reichen? Oder ist es in drei Monaten vielleicht sogar irrelevant und könnte deshalb ganz von der Liste gestrichen werden? Vielleicht findest du ja zwei Dinge, die du streichen kannst. Und zur Belohnung atmest du noch zwei Mal kräftig durch.
Vielleicht hilft dir auch noch dieser Gedanke: Pausen und Entspannung sind eine Pflicht. Olympioniken werden niemals erfolgreich, wenn in ihrem Trainingsplan keine Pausen sind. Das gilt auch für Eltern, für alle. Und wenn es nur drei Minuten sind, um einfach mal nur mit sich zu sein. Die brauchst du, sonst klappst du irgendwann zusammen.
Du siehst: Überall taucht die Zahl drei auf. Halt dich an sie und alles wird gut. Du machst das toll!“
Wer Lust hat, noch mehr Tipps von Miriam Junge zu lesen und erst jetzt aufs Abo gestoßen ist – im April hat sie die Frage beantwortet “Wie pack ich endlich an, was ich wirklich will?“. Im Mai "Wie verzeihe ich mir vermeintliche Fehler?" und im Juni "Wie komm ich schneller voran?"
In meinem Endlich-Om-Podcast war Miriam Junge auch schon zu Gast, die Folge findet ihr hier: “Wie behält man (Weihnachten) die gute Laune?”. Und nächsten Monat gibt es dann auch schon den nächsten Therapie-Quickie mit ihr!
So. Jetzt hol ich mir eine Portion kaltes Wasser fürs Gesicht und werde eine Runde hüpfen. Macht ihr mit?
Herzlich,
Steffi

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