Es ist so einfach, dass es fast weh tut, wenn man hört, wie einfach die Lösung sein kann für den großen Knoten im Kopf, den man sich so oft selbst macht. Weil etwas nicht so gelaufen ist, wie man es sich erhofft hat. Weil plötzlich das Wort Fehler im Raum steht. Man glaubt, etwas falsch gemacht zu haben.
Jetzt kann man sich stundenlang Gedanken darüber machen, sich selbst zerfleischen, den FreundInnen und Ehemännern damit in den Ohren liegen - oder man wendet einfach den Trick an, den Miriam Junge kennt. Sie ist Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie und Coach und weiß, wie man sich unnötige Gedanken lieber schnell spart und so Zeit bekommt für Schöneres.
Willkommen zur zweiten Ausgabe des Therapie-Quickies mit einer Frage und einer Antwort.
Die Frage heute lautet: Wie verzeihe ich mir vermeintliche Fehler?
Miriams Antwort ist:
"So. Sitzt du? Ich würde gern in deinem Kopf einen Gedanken austauschen. Nimm dir dafür bitte kurz Zeit und Ruhe. Es lohnt sich. Denn wenn du verstehst, was ich dir gleich sage, wirst du in Zukunft milder mit dir umgehen. Eine neue Meinung zum Thema Fehler haben. Versprochen.
Los geht’s.
Es gibt keine Fehler. Nicht in dem Sinne, wie viele von uns denken. Das hat etwas mit der Zeitachse unseres Denkens zu tun. Im Hier und Jetzt sind wir alle gewissenhafte Menschen, die aus bestem Gewissen Entscheidungen treffen, richtig? Wenn ich dich also jetzt etwas frage und du triffst daraufhin eine Entscheidung, dann hast du deine Gründe dafür und es gibt nichts daran anzuzweifeln, oder? Heißt: Wenn ich jetzt etwas tue, was ich in einer halben Stunde für einen Fehler halte, ist es keiner. Ich hatte ja triftige Gründe dafür.
„Das ist der simple Trick: Sich zurückzuerinnern an das Gute.“ -
Warum man diese Entscheidung getroffen hat. Sich die Frage zu stellen: Welche Gründe gab es, für dich es so zu machen wie du es getan hast?
Es gibt immer einen Grund, warum man sich dazu entschieden hat. Darüber nachzudenken. Nicht zu pauschalisieren, Vorwürfe nicht einfach anzunehmen, sondern sich an die Gründe des Handelns zu erinnern, das ist der Trick.
Unser Glück liegt in der Akzeptanz, dass man es schon richtig gemacht in dem Moment. Ich wusste es nicht besser, konnte es nicht besser entscheiden. Und beim nächsten Mal mach ich es dann eben noch besser. Es hilft auch sich konkret zu überlegen - was würde ich besser machen?
Was vielen nicht so leicht fällt: Sich selbst zu verzeihen. Sich selbst zu sagen: Es ist okay, dass du so entschieden hast. Dass du getan hast, was du getan hast. Das ist okay. Daraus entsteht eine große Freiheit, wenn man den Mut hat, sich selbst von dem Gefühl der vermeintlichen Schuld zu befreien.
Sich nachträglich zu ärgern, jedes Detail des vermeintlichen Fehlers im Kopf immer und immer wieder zu durchleuchten - das bringt uns in den Stillstand, macht uns traurig und hemmt am Ende unsere Produktivität. Es lähmt uns für viel wichtigere Dinge: Das gute Leben, die schönen Gedanken.
Das alles kommt zurück, wenn wir überlegen, wie wir es beim nächsten Mal besser machen können. Wenn wir akzeptieren, dass wir Dinge falsch machen. Dass es aber immer eine Chance ist, ganz viel zu lernen, sich weiterzuentwickeln, voran zu kommen im Denken und liebevoller mit sich umzugehen.
Oft entstehen Entscheidungen, die wir im Nachhinein als falsch erachten genau so: Wir fühlen uns fremdgesteuert, sind nicht im Hier und Jetzt bei uns und entscheiden deshalb etwas nicht nach unserem Gefühl. Aus dem Grund ist es so wichtig, dass wir Ruhe suchen, wenn wir wichtige Entscheidungen treffen müssen.
Gedanken sind revidierbar. Es liegt in unserer Kraft die negativen durch positive zu ersetzen. Alles, was man dafür tun muss, ist, sich zu trauen.
Viel Spaß dabei!"
Ich üb`jetzt erstmal diesen neuen Trick! Ihr auch?
Herzlich,
Steffi