Gefühle & Gedanken
Mich muss nicht jeder mögen.
Steffi über gesunden Egoismus und die große Freiheit, die darin liegt.
von Stefanie Luxat - 01.01.2020
Beginnen wir mit dem Gegenteil. Dem gemocht werden wollen. Das wollen ja die meisten von uns – gemocht werden. Ist ja auch wichtig fürs Überleben. Manchmal macht man sich damit aber auch erpressbar. Manchmal hat das gemocht werden einen hohen Preis.
Bei mir betrug dieser Preis 2019 exakt 2.500 Euro. Für diese Summe hatte ich mit einer Bekannten – davor nannte ich sie wohl fälschlicherweise noch Freundin – für die Produktion einer Kooperation ausgemacht. Ich kann und möchte nicht ins Detail gehen, aber die Moral von der Geschicht’ ist: Sie zahlte nicht.
2.500 Euro sind für mich viel Geld. Das erwähne ich nur, weil einem Freund von mir ähnliches passierte und er irgendwann sagte: „Dann verzichte ich eben auf das Geld. Ich habe keine Lust mehr auf den Ärger.“
Das werde ich nicht tun. Ich klage das Geld aktuell ein. Das ist für mich nicht nur des Geldes wegen wichtig, sondern auch als Zeichen an mich selbst.
„Es geht dabei um Selbstschutz“ erklärte mir Psychotherapeutin Miriam Junge zu dem Thema. „Es ist wichtig, die eigenen Werte zu verteidigen. In sich Reinzuhören und eine Grenze zu setzen, wenn man merkt, ich werde nicht gerecht behandelt: Mein Wertesystem wird nicht respektiert. Das hilft dabei, sich treu zu bleiben, ist selbstwertfördernd. Oder wie man es auch nennen könnte: Gesunder Egoismus.“
Der Preis, den ich zahlen muss, ist: Das schlechte Gerede über mich. Weil die Person es natürlich nicht dufte finden wird, dass ich mich wehre. Und sollte sie nicht doch noch irgendwie einsehen, dass ihr Verhalten falsch ist und das Geschehene still und heimlich unter den Tisch kehren, wird sie wahrscheinlich versuchen, ihre Sicht auf die Dinge (vor sich selbst) zu verteidigen, indem sie anderen davon erzählt. Egal, ob das Erzählte der Wahrheit entspricht oder nicht.
Und da sind wir beim Thema Freiheit. Die 2.500 Euro-Bekannte ist nicht die erste Person, die etwas gravierend anders sieht als ich und wir leider gemeinsam nicht zu einer vernünftigen Lösung kommen. Egal wie geübt ich mittlerweile im Konflikte austragen bin (siehe aktueller Therapie-Quickie).

„Ich weiß noch genau, als ich aufgab, Everybody`s Darling sein zu wollen.“ -

Ein Heilpraktiker, bei dem ich damals in Behandlung war, gratulierte mir zu dem Entschluss, warnte mich aber gleichzeitig vor: „Sie werden Menschen auf diesem Weg verlieren“, sagte er. „Aber dafür bekommen sie ein großes Geschenk: Das Gefühl, auf sich selbst gut aufzupassen.“
Oder wie Alexa von Heyden kürzlich zu mir sagte: „Es geht doch immer darum: Ficken oder gefickt werden!“
Manchmal brauchen andere auch einfach nur ein Gegenüber, das sie doof finden können, wie eine Art Müllhalde für schlechte Gefühle. Als Mitarbeiterin nimmt man da gern mal die Chefin. Als PMS-Geplagte den Partner. Als Kind die Mutter.
„Du bist blöd!!!“ höre ich neuerdings auch manchmal von meinen Kindern. Und das tut so viel mehr weh, als jede Bekannte, die durchdreht. Weil ich natürlich niemals blöd zu meinen Kindern sein möchte. Bin ich auch nicht. Sie empfinden es aber so, wenn ich ihnen nicht erlaube, ein Kilogramm Schokolade am Stück zu essen oder bis in die Nacht fern zu sehen. Oder sich kopfüber aus dem Hochbett zu stürzen.
Was ich damit sagen möchte: Nur weil uns jemand nicht mehr mag, ja sogar richtig doof findet, heißt das nicht automatisch, dass wir auch wirklich etwas falsch gemacht haben. Es heißt nur, dass wir verteidigen, was uns wichtig ist. Das kann unser Unternehmen sein, welches wir vor absurden Forderungen anderer beschützen müssen. Das können unsere Kinder sein, die noch nicht wissen, wie manche ihrer Wünsche sie in große Gefahr bringen und das sind vor allem wir selbst.
Wenn wir unsere eigenen Türsteher sind und entscheiden, wen wir auf unsere Party lassen, können wir sicher sein, dass wir dort drinnen auch richtig viel Spaß haben. Das ist die Freiheit, die ich meine.
Herzlich,
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