Kontrovers, aber: Ich mag den Februar. Nicht weil er so kurz ist, sondern weil er voller Möglichkeiten steckt. Im Januar bin ich noch im Snooze-Modus, der März ist schon von Frühlingsgefühlen geprägt, aber der Februar ist ein guter Monat zum Innehalten, Sortieren und Nachdenken – auch in Bezug auf die Garderobe.
Was trage ich jeden Tag? Was macht mir am meisten Freude? Und wie ergibt sich aus der Kombination von beidem eine Richtung, in die es weitergehen kann?
Das Ziel ist die viel beschworene Capsule Wardrobe. Das Prinzip dieser Capsule ist vielleicht bekannt und besteht im Reduzieren aufs Wesentliche. Dieses Wesentliche wird oft als Synonym für einen minimalistischen Kleiderschrank genommen, samt blauer Jeans, weißem T-Shirt, grauem Cashmere und Trenchcoat.
„Ich finde die Definition der Kapselgarderobe als tragbarer Glückspille brauchbarer.“ -
Denn manche lieben den Trenchcoat zwar so sehr, dass sie nicht aufhören können, ihn in minimalen Abwandlungen jedes Jahr erneut zu kaufen (und damit meine ich: mich). Aber nicht jede*r ist süchtig nach dem Trench oder sieht gar den Nutzen in einem weißen T-Shirt. Es gibt jedoch bestimmte Kategorien, die sich, unabhängig von Farbvorlieben oder Stilrichtungen, für jede*n und zu jeder Zeit eignen, vom Blazer bis zum Turnschuh – Basics, die in ihrem Wesentlichen kombinierbar, vielseitig und in eben dieser Nützlichkeit freudvoll sind.
Diese Glückspille besteht allerdings aus zwei Hälften – und eine davon ist, zunächst eine gute Grundlage zu schaffen.
Die BASIS
Kernsanierung – klingt nach Arbeit, legt aber buchstäblich das Fundament für die Freude. War’s nicht so, Steffi? Was beim Hauskauf gilt, trifft auch im Kleiderschrank zu, denn mit einer guten Basis ist das Dekorieren danach leichter – und schöner.
Ich habe vor einiger Zeit angefangen, langsam meine Wäscheschublade zu überholen. Anlass war die Feststellung, dass sich noch Still-BHs darin befanden (mein Sohn wird bald acht Jahre alt). Für den schnellen Wechsel tausche ich regelmäßig die verlässlichen
Hipster von H&M gegen ein neues Zehnerpack aus. In Heavy Rotation ist auch der
Body make-up soft touch BH von Triumph – den ich beim Tragen nicht spüre und der unter der Kleidung nicht sichtbar ist. Neuzugänge waren im letzten Jahr das
Bird Bralette und das
Ribbed Set von Closely, eine Marke, deren nachhaltiger Ansatz sowie deren tolle Qualität und Bandbreite von BH- und Slip-Größen überzeugend zeitgemäß sind (und die ich deshalb schon das eine oder andere Mal erwähnt habe). Zwei Marken mit ganz ähnlichem Ethos:
Lonely Lingerie (eine Auswahl gibt es auch bei Zalando) und
Love Stories Intimates. Das sind Teile, auf die man durchaus spart, aber die ihre Sache wert sind.
„Noch eine Wertanlage: Socken.“ -
Rechnen sich jedes Mal, wenn ich, wie genau in diesem Moment, nach unten schaue – und mir zwischen Schuh und Jeans etwas Buntes entgegenstrahlt. Eine gute Auswahl gibt es bei Cos, Arket oder auch & Other Stories. Bei warmen Strümpfen verlasse ich mich seit Jahren auf Falke. Söcklis nehme ich von Muji. Strumpfhosen fallen bei mir unter „nötig, aber lästig“. Im Herbst wurden mir dann welche zum Testen von der Marke
Hedoine zugeschickt – extrem bequem und vor allem: Sie halten und halten und halten.
Die Heattech-Kollektion von Uniqlo habe ich in früheren Folgen schon erwähnt und ohne die Thermowäsche überstehe ich keinen Winter mehr. Longsleeves, Leggings und Loungewear dürfen aber gerne wachgerüttelt werden – mit einem Push in Schnitten und Farben, etwa Leggings aus festerem Material von Someday und mit seitlichem Schlitz oder den dünnen Rollkragenpullovern von Arket in Bonbontönen. Langarm-Shirts werden auch in der Märzkolumne eine tragende Rolle spielen, die Steffi und ich uns überlegt haben. Auf die könnt ihr euch schon mal vorfreuen …
Die KÜR
„Victorian Cowboy“, „Futuristic Housewife“, „Deconstructed Alien“ – diese Beschreibungen sind lediglich ausgedacht, entsprechen in ihrer Absurdität aber in etwa den Titeln, die manche Designer*innen ihren Kollektionen geben (um dann doch wieder nur die üblichen Hosen, Hemden und Jacken über den Laufsteg zu schicken). Ein Begriff, der mich jedoch sofort abgeholt, gar mitgerissen hat, ist „Dopamine Dressing“, jüngst in der britischen Vogue gelesen, denn er beschreibt, sich wie ein high machender Botenstoff anzuziehen – eine Idee, die real wirkt und nicht bloß wie ein im Designatelier ersponnenes Konzept.
Dazu passen die Farben dieses Jahres. Orange, Pink und Grün, besonders das „Zoomer Green“, das von Bottega Veneta ausging, den Weg über die skandinavischen Influencer*innen nahm und nun allerorten ankommt. Und warum nicht? Grün ist schließlich die Hoffnung (was auch erklärt, warum ich hier schon mal so etwas wie Bein zeige – irgendwann wird der Sommer schon kommen ...). Diese Farben sind ein willkommenes Kontrastprogramm zu zwei Jahren in haferfarbenen Jogginganzügen. Allerdings: Eben diese Dopamin-Farben passen vorzüglich zu jeglichen Nuancen von Beige – sowie zu Blau, Schwarz, Grau und Weiß, die man gewöhnlich mit der Capsule Wardrobe assoziiert.

Zum Spielen mit den Kontrasten würde ich im Team „Klassisch“ ein weißes Hemd aufstellen, eine Jeans mit entspanntem 90er-Schnitt (meinen umfassenden Jeans-Guide lest ihr
hier) und, statt einer typischen Marinière, einen Pullover mit breiten Streifen. Fehlt noch was? Ein Blazer, gerne fließend oder als Doppelreiher. Und dann gilt es lediglich, die persönlich richtige Dosierung der Glückspille zu finden.
Have fun!
Eure
Fotos: James Castle (Porträts) & PR (Collagen)