Mode & Beauty
Neue beste Freunde
Welche Jeansformen aktuell angesagt sind und wie man sie trägt. Marlene Sørensen zeigt die besten neuen.
von Marlene Sørensen - 01.09.2021
Nie war der Titel dieser Kolumne passender als in diesem Monat. Jeans sind zwar ein Dauerthema – Welche? Wie? Wer hat sich Jeggings ausgedacht, WER VERDAMMT NOCH MAL? –, doch gerade dann, wenn man mit einem Teil schon so lange zusammen ist, lohnt es sich, das Verhältnis zu überdenken. Vor allem, wenn die Beziehung nicht immer leicht ist.
Mit der Jeans ist es wie mit der Liebe. Es klingt übertrieben, aber kein anderes Kleidungsstück fordert so emotionale Reaktionen heraus.

„Man ahnt, dass sie nie ganz perfekt sein wird. Aber das hält einen nicht davon ab, weiter danach zu streben.“ -

Zumindest kann man es sich ohne nicht vorstellen. Ganz gleich, wie oft man einen Kompromiss eingegangen ist. Was meine persönliche Geschichte mit der Röhrenjeans auf den Punkt bringt. Und ich habe ihr trotzdem 15 Jahre die Treue gehalten. Ich würde, auch wenn ich den dauerhaften Partner gewechselt habe, dennoch niemandem von der Röhrenjeans abraten. Die aktuellen Proklamationen, dass die Skinny over sei, halte ich für Quatsch, denn erstens kommt alles, was man in der Mode für vorbei erklärt, nach ungefähr fünfeinhalb Minuten wieder und zweitens, entscheidender, soll bitte jede*r tragen, was sie/er möchte. Jeans wurden viel zu lange darüber definiert, wen sie ausschlossen, da sie meist für genormte Körper oder große Budgets entworfen waren. Und wenn etwas tatsächlich als over gelten darf, dann die Vorstellung, dass es nicht für jede*n die passende Jeans gibt.
Gleichzeitig gibt es neben der Röhre zu viele andere Schnitte, um nicht etwas Neues auszuprobieren – aus dem sich dann vielleicht eine frische Liebe ergibt.
Neu ist auch, dass diese Kolumne als Video erscheint, da man Jeans am besten in Bewegung erlebt (und, na schön, weil ich offenbar gerne und ausführlich über Jeans spreche. Dazu ein PS: Verzeiht den Sound. Die Idee war so spontan, dass ich auf die Schnelle kein Mikrophon beschaffen konnte. Wenn euch das Format gefällt, wird der Ton beim nächsten Mal optimiert).

Die GRADLINIGE

Was viele Jeansschnitte – in dieser Kolumne und auf dem Markt – auszeichnet, ist, dass der Bund in den letzten Jahren höher gewandert ist, jetzt also eher in der Nähe des Bauchnabels sitzt als knapp über dem Po. Das ist schlicht damit zu erklären, dass sich Mode ändert, und hat den Vorteil, dass Fassons mit hohem oder mittelhohem Bund vielen Figurtypen entgegenkommen.
So wie die „Standard“ von Asket. Genau: Asket, und nicht die andere schwedische Marke mit sehr ähnlichem Namen. Das Label wurde auf dem Prinzip gegründet, nur wenige Teile, diese aber nachhaltig, durchdacht und schlicht gut zu machen. Zunächst gab es Asket nur für Männer, seit diesem August wird nach und nach eine Damenkollektion vorgestellt, angefangen mit drei Teilen: T-Shirt, Hemd und eben dieser Jeans.
Mit ihr steige ich deshalb ein, weil:

„es kommt nur selten vor, dass ich eine Jeans anziehe – und ich nichts an mir, nein, ihr auszusetzen habe.“ -

Bei Asket wählt man nicht nur nach den üblichen Kriterien Taille und Beininnenlänge aus, sondern auch nach Build, also Körpertyp. Eine 3D-Formel, die es noch einfacher machen soll, die passende Größe zu finden. Bei mir hat es auf Anhieb funktioniert.
Was mir auch gleich gefiel, ist, dass die „Standard“ keinem Trend folgen will und der Schnitt gerade deshalb bei allem mitgeht.
Styling-Idee: Bei Modellen mit höherem Bund kann man ausnutzen, die Taille zu betonen. Zum Beispiel, indem man dazu einen kurzen Pullover kombiniert oder das Hemd komplett in der Hose trägt. (Ich musste mich auch erst mal daran gewöhnen, das Hemd wieder ganz in die Hose zu stecken für den gerade wieder modernen 1990er-Julia-Roberts-Look, aber neben diesem full tuck sind French tuck (Hemd vorne drin, hinten raus) oder half tuck (vorne schaut nur eine Hemdseite raus) quasi Klassiker. Was auch die Frage beantwortet, ob ich mich je langweile. Nicht solange ich Kapazitäten habe, derart intensiv über Hemden nachzudenken.)
Mein Look:Jeans und Hemd von Asket.
Weitere Modelle: ebenfalls Asket.

Die EXPERIMENTELLE

 
Die „Pedal Pusher“ von Closed, die zur nachhaltigen „A Better Blue“-Kollektion gehört, steht hier stellvertretend dafür, sich von den eigenen Mustern zu lösen. Wäre ich im Laden sofort auf ein Modell zugegangen, das stilistisch fest in den 1980er-Jahren verortet ist? Jedenfalls nicht zügig. Doch an dem Heritage-Modell beweist es sich gerade als Vorteil, dass es nicht alltäglich aussieht. Jeans gehören bei vielen von uns sicher zur Grundausstattung im Kleiderschrank. Ein Dreh im Design hebt sie nicht nur hervor, sondern gibt auch den Basics, die man dazu kombiniert, neuen Auftrieb. Kommt hinzu, dass das Denim der „Pedal Pusher“ äußerst weich und damit sehr bequem ist. Plus: Großen und/oder langbeinigen Träger*innen, bei denen Mom Jeans häufig wie rausgewachsen aussehen, kommt der Schnitt entgegen.
Styling-Idee: Ein so einprägsames Modell verträgt schlichte Begleiter. Oder auch ein thematisches Styling wie dieses mit nautischen Details.
Mein Look: „Pedal Pusher“ in „mid blue“ von Closed // Pullover von Arket (alt), ähnlich von & Other Stories // Turnschuhe von Muji // Gürtel DIY, ähnlich von H&M
Weitere Jeans: „Pedal Pusher“ in „mid grey“ von Closed // „Aannike“ von Armedangels, erhältlich in vier Waschungen, hier in „retro washed“ // „Balloon Jeans“ in „black tea“ von Agolde

Die BLEIBENDE

Ich kann mich an die prägenden Jeansmodelle meiner Biografie besser erinnern als an die Namen so mancher Liebschaften (Baxter, Hex, Jamie …) und diese hat sich als sofort unvergesslich erwiesen: „The Keeper“ von & Other Stories.
Eigentlich hatte ich sie mir nur für die Kolumne bestellt, aber ich werde sie glatt behalten. Denn dieses Modell aus Biobaumwolle mit mittelhohem Bund, geradem Bein und verkürzter Beinlänge hat mich aus dem Stand überzeugt. Drei Gründe. 1. & Other Stories hatte sie zuletzt im ständigen Programm. Es besteht also eine gute Chance, dass sie nicht wieder verschwindet, wenn man sie gerade erst lieb gewonnen hat. 2. Nachdem ich Jeans jahrelang zum*zur Schneider*in gebracht habe, um die Beine kürzen zu lassen, kommt mir ein knöchellanges Modell extrem entgegen. Der Herausforderung, wie man damit durch den Winter kommt, stellt man sich mit Socken – Socken, die man herzeigen möchte, ob dicke Stricksocken in Birkenstocks, Tennissocken zu Turnschuhen, feine Wollsocken mit Brogues, Loafern und Ankle Boots. 3. „The Keeper“, die es vielen verschiedenen Waschungen gibt, ist in Weiß nicht furchtbar.

„Ich mag weiße Jeans ausgesprochen gern, denn sie heben in der dunklen Jahreszeit die Stimmung“ -

und sind schon dadurch ungewöhnlicher als Blue Jeans, doch auch in meinem Kopf waren sie lange unter „kompliziert“ einsortiert. Das liegt sicher daran, dass ich die über Jahre vorgetragene „Weiß trägt auf!“-Haltung der einschlägigen Fachmedien irgendwann verinnerlicht hatte, aber auch daran, dass es so lange kaum andere Modelle als Röhrenjeans gab. Bei einem dünnen Denimstoff und Weiß fällt schneller auf, wenn der Schnitt nicht ideal ist (und es ist immer die Passform, die nicht passt, nie der Körper).
„The Keeper“ zeigt aber: Dickeres Denim in Kombination mit einem lockeren Schnitt macht die weiße Jeans zugänglicher. (Dagegen, dass sie schneller schmuddelig wirkt als andere Jeans, ist nichts zu machen. Es fällt aber weniger auf, wenn man sie nicht in Reinweiß, sondern Offwhite oder angesagten Beigetönen trägt.)
Bedauerlich ist, dass & Other Stories diese Jeans bislang nur bis Größe 32 anbietet. Mehr zu bieten haben beispielsweise H&M oder Mango in vielen Jeansmodellen, aber als Alternative zu diesem speziellen empfehle ich die „Vintage Slim High Ankle Jeans“ von H&M (viele verschiedene Waschungen)  und die „Mom-Fit Jeans“ von Mango (ebenfalls in diversen Waschungen).
Styling-Idee: Im Herbst und Winter erden dunkle Accessoires und Schuhe die weiße Jeans. Dazu besonders gerne Braun- und Grau- oder Pastelltöne.
Mein Look: „The Keeper“ von & Other Stories // T-Shirt von Asket // Blazer von Arket (alt), ähnlich von Mango // Loafer von & Other Stories (alt), ähnlich von Cos
Weitere Jeans: „Mairaa Undyed“ von Armedangels // „Slim Mom High Ankle Jeans“ von H&M // „Mom-Fit Jeans“ von Mango

Die SCHMALE

Die „Tillaa“ aus der „Detox Denim“-Linie von Armedangels ist ein gutes Beispiel dafür, dass man mit einer Röhrenjeans doch alles haben kann: einen körperbetonten Schnitt (der an den Oberschenkeln keine Wellen schlägt), einen eng anliegenden Sitz an der Taille (der einem im Sitzen nicht die Luft nimmt) und eine gute Länge (die man je nach Schuh variieren kann). Kommt hinzu, dass sie aus Biobaumwolle gemacht ist sowie ohne den Einsatz von Pestiziden (beim Anbau) oder Chlor (bei der Färbung).
Noch eine gute Sache: Ab dem 19. September 2021 bis 24. Oktober 2021 bekommt ihr mit dem Code OHHHMHHH_15 15 Prozent Rabatt auf das gesamte Sortiment des Onlineshops von Armedangels (außer Sale). Solltet ihr euch für ein Jeansmodell entscheiden, das weniger Stretchanteil hat als die Röhrenjeans, ein kleiner Tipp von mir: Wählt eher eine Größe kleiner, als ihr gewöhnlich tragt, da sich die Jeans durchaus weiten.
Styling-Idee: Die „Tillaa“ gibt es in verschiedenen Farben. Ein verwaschenes Schwarz wie dieses ist so vielseitig wie Blau und hat dabei eine frischere Anmutung, besonders wenn der Rest des Outfits den gleichen Ton trifft. Mein Look mit Bomberjacke und Tanktop nimmt die schmale Form (und die Ich-rock-das-Attitüde) der Hose auf, aber ein eng anliegender Schnitt findet zu einer voluminösen Bluse zu neuer Balance. Für eben solche Blusen, ob geblümt oder bestickt, mit Ballonärmeln und Polka Dots, findet ihr diesen Monat in der Goodie Bag ebenfalls einen Rabatt für das gesamte Sortiment des Onlineshops Goldig Shop.
Mein Look: „Tillaa“ in „washed down black“ von Armedangels // Geripptes Top von Arket // Blouson von Cos (alt), ähnlich von Jan ’n June // Turnschuhe von New Balance

Die ENTSPANNTE

Manchmal muss man eine Jeans nur für ein paar Jahre aus den Augen verlieren, um ihr wieder mehr abzugewinnen. So geschehen mit der Ripped Jeans. Um die 2010er-Jahre habe ich kaum ein anderes Modell getragen. Heute fallen mir wieder die Vorzüge an einer Jeans auf, die in Form und Haltung reine Entspannung ausdrückt. Hier trage ich eine Version von Uniqlo. Gerne hätte ich euch auch ein Modell von Gap an mir gezeigt, hatte aber nicht bedacht, dass Warenlieferungen aus UK mittlerweile ein paar Wochen länger dauern. Ihr müsst mir also einfach glauben, dass es sich bei der Girlfriend von Gap um eines der besten Jeansmodelle handelt: locker geschnitten, lässig an Hüfte und Oberschenkeln, dabei mit mehr Form als der typische Boyfriend-Schnitt. Anders ausgedrückt:

„Die Girlfriend ist der bessere Boyfriend.“ -

Auch sie gibt es jede Saison in neuen Farben. Bei Gap außerdem erwähnenswert: das großzügige Angebot für Petite-, Tall-, Long- und Plus-Schnitte.
Styling-Idee: Man kann den Stil der tiefergelegten Hose mit Hoodie und Sneakern betonen. Oder einen eleganten Kontrast dazu schaffen. Beides funktioniert, aber wie bei jedem Styling wird auch dieses durch einen unerwarteten Twist – High Heels zu Ripped Jeans – noch einmal interessanter.
Mein Look: „High Waisted Karottenjeans in Vintage-Optik“ von Uniqlo // Seidentop von & Other Stories // Oversized-Blazer von Arket // High Heels von Mango (alt), ähnlich von Aeyde
Weitere Jeans: (obere Reihe, von links) „Mid Rise Rip & Repair Girlfriend Jeans“ in „Medium Destroy“ von Gap // „Mid Rise Girlfriend Jeans“ in „White V2 Global“ von Gap // „Relaxed Jeans mit Zierrissen“ in „Hellblau“ von Mango // (untere Reihe) „Mid Rise Girlfriend Jeans“ in „Rinsed“ von Gap // „High Rise Distressed Cheeky Straight Jeans“ in „Light Indigo Destroy“ von Gap

Die MIT SCHLAG BEI DEN DAMEN

Was man nicht sieht: Ich trage zu dieser Jeans acht Zentimeter hohe Absätze. Die Schlaghose entfaltet jedoch auch mit flachen Schuhen ihre Wirkung. Entscheidend ist, worauf man gerade Lust hat (und wie man die Beine lieber sieht). In dunkelblauer oder schwarzer Waschung drückt sie für mich eine abendliche Stimmung aus. In hellen Farben steht sie tagsüber besser da.
Styling-Idee: Bei einer Hose mit ausgestelltem Bein ist man sofort in den Seventies. Angestaubt muss das Retromodell deshalb nicht wirken – wenn man es entweder smart kombiniert oder, man werfe nur einen Blick auf Farah Fawcett, mit einem Sweatshirt und Turnschuhen.
Mein Look: „Lola“ in Dunkelblau von 7 for all mankind // Geripptes Top von Arket
Weitere Jeans: „Lola“ in Schwarz von 7 for all mankind
Und jetzt ist ein guter Zeitpunkt, mich zu bedanken. Ich schreibe diese Kolumne jeden Monat zwar für euch, aber ich lerne selbst jedes Mal etwas Neues für mich. Zum Beispiel, dass es kein Grund ist, sich auf der Stelle zu entleiben, wenn man in Jeans fotografiert wird, sondern vielmehr ein Grund, sich auszuprobieren und dabei Spaß zu haben. Perfektion ist – besonders bei Jeans – nicht bestimmend.
Eure
Fotos: James Castle (Porträts) & PR (Collagen)

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