Rezepte & Ernährung
Detox, nein Danke!
Ernährungsexpertin Lynn erklärt, warum Entgiftungs-Produkte Quatsch sind und was wirklich hilft.
von Lynn Hoefer - 01.01.2020
Da ist sie wieder, pünktlich zum Jahresbeginn: Die innere Stimme, die uns daran erinnert, dass wir uns doch endlich gesünder ernähren sollten. Über die Festtage haben wir fleißig geschlemmt, fühlen uns müde und irgendwie ausgelaugt.
Genau dieses Erschöpfungsgefühl nutzen Firmen seit vielen Jahren, um uns überteuerte Produkte zu verkaufen, die uns von Schadstoffen befreien, also „detoxen“ sollen. Irgendwie kann ich es ja auch verstehen, dass wir auf die ganzen Versprechungen anspringen. Es klingt verlockend, wenn uns jemand erzählt, dass wir uns nach dieser 5-Tages-Kur wie neu fühlen oder wir nach jenem 7-Tage-Rest-Programm strahlende, pickelfreie Haut haben. Gerade in den USA ist Detox allerdings häufig mit einem heftigen Preisschild versehen. Da fühlt es sich fast so an, als ob man sich „detoxen“ leisten können müsse. Doch die meisten Ernährungsberater, ganzheitlich arbeitenden Ärzte, Wissenschaftler oder Experten sind sich einig: man braucht keine teuren Saftkuren oder Superfood-Pulverchen, um zu entgiften. Das macht der Körper schon ganz von alleine.

„Unser Organismus reinigt sich nämlich selbst.“ -

Durch die Leber, die Nieren, den Darm, die Lungen, das Blut und im Grunde durch jede einzelne Zelle. Vereinfacht gesagt: der Körper verstoffwechselt Giftstoffe wie Alkohol, Nikotin, Medikamente, Schwermetalle oder Chemikalien zu harmloseren Substanzen und scheidet sie dann aus. Er tut dies in jedem Moment, auch jetzt gerade. Was leider kein Freifahrtsschein für eine tägliche Party ist. Denn damit die Organe ihre Aufgaben richtig ausführen können, müssen die Rahmenbedingungen in uns stimmen.
Wer das Gefühl hat, gerade im Januar auf sich achten zu müssen, liegt aber richtig. Die Weihnachtstage stehen nicht selten für zu viel ungesundes Essen, für Bewegungsmangel und besonders viel Stress. Das kann zu Nährstoffmangel führen, was sich beispielsweise in Erschöpfung bemerkbar macht. Und das ist genau der Knackpunkt, der häufig vergessen wird.

„Anstatt weniger zu essen, sollten wir mehr essen.“ -

Mehr nährstoffreiche Gerichte, mehr Blattgemüse, mehr Ballaststoffe und gute Fette. Mehr Gutes. Denn wenn unser Organismus genügend Nährstoffe hat, können die Organe auch ihren Job machen und uns von Schadstoffen und Abfallprodukten befreien.
Was dem Körper jetzt besonders gut tut, sind heimische Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte. Im Januar gibt es zum Beispiel noch frischen Grünkohl. Püriert mit gefrorenen Blaubeeren und etwas Wasser oder Hafermilch, kann man daraus einen prima Power-Smoothie mit extra vielen Antioxidantien zaubern. Oder man kramt Omas Steckrübeneintopf-Rezept wieder heraus. Das Wintergemüse enthält wesentlich mehr Calcium und Vitamin C als zum Beispiel Kartoffeln. Auch Rosenkohl hat im Januar noch Saison, im Ofen geröstet mit etwas Balsamico und Honig ist er eine super Beilage oder Hauptzutat im Salat. Frische, dunkle Blattsalate sind natürlich auch immer zu empfehlen. Allerdings rate ich im Winter eher zu lauwarmen Salaten mit geröstetem Ofengemüse und Äpfeln oder Orangen (ein Rezept gibt`s dazu im Januar aufm Blog hier). So nimmt man gleich eine ordentlich Portion Vitamin C zu sich. Ein letzter Tipp: Rührt immer ein, zwei Esslöffel Sesammus (Tahin) in Dressings oder Saucen hinein. Tahin enthält besonders viel Calcium und Magnesium und beides in einem optimalen Verhältnis, was unter anderem unsere Knochen, aber auch unsere Muskeln, wie den Herzmuskel, stärkt.
Und nun noch ein handfester Tipp. Im Januar esse ich gerne Kitchari – ein Linsen- und Reisgericht, das laut Ayurveda eine reinigende Wirkung haben soll. Das Rezept findet ihr am Ende des Beitrags! Durch seinen hohen Ballaststoffanteil pflegt es unsere Darmflora und sorgt so für ein gestärktes Immunsystem. Wer sich dazu noch etwas Spinat oder Schwarzkohl anbrät oder es mit ein bisschen Ofengemüse garniert, tut sich selber damit sehr viel Gutes. Natürlich schmeckt das Gericht es auch noch himmlisch gut, was es zum perfekten Essen im dunklen Januar macht.
Wir können den Körper aber nicht nur täglich bei der Reinigung unterstützen indem wir uns ausgewogen und natürlich ernähren, sondern auch, wenn wir uns jeden Tag bewegen, unser Stresslevel reduzieren und zum Beispiel auf die Toilette gehen, wenn wir müssen und es nicht unterdrücken. Letzteres klingt vielleicht banal, aber Heimscheißer haben häufiger Darmprobleme als Menschen, die sofort auf die Toilette gehen, wenn es drückt. Auch tiefe Atemzüge helfen bei der inneren Reinigung. Deswegen ist Yoga so viel mehr als nur ein Sport, um fit zu bleiben. Auch professionelle Massagen oder die heimischen Trockenbürsten-Massagen regen die Entsäuerung an. Genauso wie Schwitzen beim Sport.
Man kann sich noch so gesund ernähren, wenn man sich nicht täglich bewegt, wird man nicht gesünder. Bewegung hilft, die Nährstoffe, die wir über die Nahrung aufnehmen, in die hintersten, nicht durchbluteten Gegenden zu transportieren. Das betrifft vor allem die Wirbelsäule, welche nicht durchblutet ist. Durch Bewegung werden die Bandscheiben mit Nährstoffen versorgt und Rückenschmerzen verhindert. Diese Erkenntnis hat mein Leben wirklich sehr verändert.

„Bewegung hält uns also nicht nur schlank, sondern auch wahrlich gesund.“ -

Jetzt komme ich allerdings aus der ganzheitlichen Ernährungsberatung und habe selbst bereits ayurvedische Erneuerungskuren gemacht, Darmsanierungen oder Fasten ausprobiert. All diese Dinge haben das Ziel, den Körper bei der eigenen Reinigung zu unterstützen. Von der Schulmedizin werden diese alternativen Heilmethoden belächelt, andere Menschen schwören auf ihr jährliches (Heil-)Fasten, weil in der Zeit des Fastens chronische Symptome wie Neurodermitis oder Akne spürbar abnehmen. Auch schafft es der Körper nicht immer selbst, sich selbst von allen Schadstoffen zu reinigen, wenn die Organe nicht richtig funktionieren oder überlastet sind. In diesem Fall können unterstützende Maßnahmen im Rahmen einer Kur durchaus sinnvoll sein. Meine Kritik richtet sich also an die Detox-Industrie, die mit teuren Produkten Gesundheit verkauft, und nicht an uralte Reinigungsrituale.
Es spricht also nichts dagegen, jetzt im Januar eine 30-Tage-Zuckerfrei-Challenge zu machen, mal 15 Tage auf Fleisch zu verzichten und darmpflegende Kost wie das Kitchari zu essen. Nur sollte man bei dem Wörtchen „Detox“ immer zweimal hinschauen. Verbirgt sich dahinter wirklich ein Gesundheitsaspekt oder doch nur Geldmacherei? Gesundheit entsteht nun einmal nur durch langfristige Verhaltensänderungen und nicht durch einmalige, kurze Detoxprogramme.
Und wenn die innere Stimme immer noch will, dass ihr jetzt sofort etwas verändert, dann hätte ich hier noch ein paar Ideen, bei denen eine Detoxzeit wirklich sinnvoll wäre:
Handy-Detox
Es ist wirklich sinnvoll, sein Handy täglich für eine Zeit richtig auszuschalten, zumindest von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. Richtig Mutige löschen sogar die meistgenutzten Apps wie Instagram für 48 Stunden übers Wochenende.
Energievampire-Detox
Ein sehr hartes Thema ist es, sich von toxischen Menschen im nahen Freundeskreis zu lösen, die einem nur Energie rauben. Man sagt, dass unsere fünf nächsten Menschen den größten Einfluss auf uns haben. Zieht uns eine dieser Personen konstant runter, ist es eventuell sinnvoll sich von dieser Person zu distanzieren.
Mentale Detox
Auch unsere Gedanken können toxisch sein. Egal ob man an die Kraft der Gedanken glaubt oder nicht, wissen wir alle, dass uns negative Gedanken im Laufe der Zeit herunterziehen. Egal ob durch einen Meditationskurs, Journaling oder einen Therapie-Quickie von Miriam Junge.
Streaming-Detox
Mein Mann und ich wollen unseren Streamingkonsum etwas einschränken und stattdessen mehr lesen, rausgehen oder uns mit Freunden treffen. Klingt für uns noch völlig absurd, aber mich interessiert wirklich mal, wie viel wertvolle Zeit wir dadurch gewinnen würden.
Habt einen tollen Start in das neue Jahr!
... und hier kommt noch das Kitchari Rezept für euch! Viel Spaß beim Nachkochen.

Kitchari



200 g gelbe Mung Dal (kleine gelbe Linsen)100 g Basmati Reis (oder brauner Reis)2 TL Garam Masala1 daumengroßes Stück Ingwer1 daumengroßes Stück Kurkuma1/2 TL Kardamom1/2 TL schwarzer Pfeffer1 TL gemahlener Koriander, Kreuzkümmel, Fenchel-Samen, Meersalz1 TL gemahlener Kurkuma, schwarze Senfkörner, Kreuzkümmel-Samen1.2 l Wasser, oder etwas mehr125 g Karotten125 g Zucchini2 TL Ghee oder Kokosnuss-Öloptional250 g BabyspinatFrischer KorianderKokosnuss Joghurt

Mungdal und (braunen) Basmatireis am besten mindestens eine Stunde einweichen. Dann das Wasser ablassen und beides erneut gut abspülen.Alle Gewürze in eine kleine Schüssel geben. Ingwer und Kurkuma fein hacken. Möhren und Zucchini in kleine Stücke schneiden oder reiben.Ghee oder Kokosöl in einem Topf erhitzen. Die Gewürze, den frischen Ingwer und den Kurkuma hinzufügen und bei mittlerer Hitze etwa eine Minute anbraten.Nun die Linsen und den Reis dazugeben und mit dem Wasser ablöschen. Aufkochen lassen, Hitze reduzieren und ca. 20 Minuten köcheln lassen.Nach 20 Minuten das Gemüse hinzufügen und eventuell etwas Wasser nachgießen. Dann weitere 20 Minuten köcheln lassen, dabei ständig umrühren und bei Bedarf mehr Wasser hinzufügen.In der Zwischenzeit den Spinat zubereiten. 1 Teelöffel Senfkörner in einer Pfanne braten und mit einem Deckel abdecken, da die Senfkörner sonst herausspringten. Etwas Kokosöl oder Ghee in die Pfanne geben und den Spinat hinzugeben. Den Spinat bei mittlerer Hitze in der Pfanne schwenken, bis er zusammenfällt. Mit Meersalz und Pfeffer würzen und das Kitchari servieren.Mit Meersalz und Pfeffer (oder mehr Gewürzen) würzen und mit Kokos-Joghurt und Koriander garnieren.


Kitchari bedeutet vor allem eines: viele Gewürze. Ihr müsst aber nicht sofort in den nächsten Supermarkt laufen und alle oben aufgeführten Gewürze kaufen. Es ist nicht schlimm, wenn ihr nur die Hälfte der Gewürze verwendet. Am wichtigsten sind Kurkuma, Fenchelsamen, gemahlener Kreuzkümmel und Koriander.


Lynn hat uns ihren Artikel auch als Audio-Version eingesprochen. Wenn ihr euch den Artikel anhören und/oder downloaden möchtet, klickt einfach hier auf unsere neue Audio-Seite.

Abo abschließen, um Artikel weiterzulesen

Endlich Ich - Abo

6,90€

Alle Artikel lesen, alle Podcasts hören

4 Wochen Laufzeit, monatlich kündbar
Digitaler Goodie-Bag mit exklusiven Rabatten
min. 2 Live-Kurse pro Woche (Pilates, Workouts, etc.)
Bereits Abonnent? Login