Als ich vor ein paar Jahren mein Buch
„Wie eine Wohnung ein Zuhause wird“ schrieb, lautete die Hauptaussage: Mach es dir dort schön, wo du bist. Egal, ob in einer Mietwohnung oder im Eigentum, egal, ob nur für kurze Zeit oder immer. Mach es dir hübsch im Jetzt. Denn dort bleibt man oft länger, als man anfangs dachte. Also warum ärgern über Dinge, statt sie gleich schön zu machen und die Zeit zu genießen? Das war damals mein Learning, als ich unsere Mietwohnung, in der wir ganze 14 Jahre blieben, nicht gleich so renovierte, wie ich es eigentlich wollte. Es muss ja auch gar nicht gleich eine Riesenrenovierung sein, hier und da etwas Kleines zu verändern, kann ebenfalls für heimelige Gefühle sorgen. Viele sind genervt von unschönen Bad- oder Küchenfliesen und Fronten, dabei gibt’s auch dafür zahlreiche einfache Umgestaltungsmöglichkeiten.
Ich habe drei Interieurexpertinnen, die ich schon lange kenne und sehr schätze, um Ideen gebeten, die sie selbst schon angewandt haben in ihren und anderen Wohnungen und Häusern. Herausgekommen sind sieben Ideen, die man recht einfach direkt umsetzen kann, und drei, die ein bisschen mehr Aufwand benötigen, sich aber sehr lohnen. Los geht’s, viel Freude mit den Ideen:
Unsere Expertinnen
Pamela Pomplitz arbeitet seit vielen Jahren als Stylistin für internationale Wohnmagazine und Werbeproduktionen. Mit ihrer Familie lebt sie in Stockholm und hat gerade ihr Haus in Eigenleistung umgebaut. In der nächsten Abo-Ausgabe nimmt sie uns mit auf eine Haustour. Heute verrät sie uns bereits drei Ideen zur schlauen und schönen Wandgestaltung.
Xenia Rosengart ist Besitzerin des Concept-Stores
Minimarkt in Hamburg. Sie hat als Wohnberaterin schon diverse Wohnungen und Häuser mit umgestaltet. Dabei bringt sie immer wieder ihr Gespür für sich wirklich lohnende Trends mit ein. So entstand auch ihre Lehmfarbe
nen-do für ein nachhaltigeres Wohnklima.
Sarah Menz ist Innenarchitektin und arbeitet als Interieurexpertin für diverse Wohnzeitschriften, hat dieses Jahr ihr Buch „Caravan Makeover“ veröffentlicht und lebt in einem selbst renovierten Haus (
hier findet ihr eine Tour).
Hier kommen ihre Ideen:
1. Schränke und Regale nur innen farbig streichen.
Xenia: „Für alle, die sich ansonsten mit bunten Farben eher schwertun: Streicht eure Schränke innen mal andersfarbig. Das kann schon losgehen mit einem Offwhite außen und einem Hellgelb innen. Oder wer noch mehr wagen möchte, wählt ein sattes Rosa innen. Yves Klein-Blau für die ganz Mutigen. Bei offenen Schränken oder Vitrinen ist die Farbe direkt sichtbar – hier kann auch mit dem Inhalt des Möbelstücks gespielt werden und es können Gläser oder Bücher noch gezielter in Szene gesetzt werden. Wichtig: Insbesondere bei kräftigen Farben sorgfältig abkleben beim Streichen, um saubere Kanten hinzukriegen.“
2. Den Fernseher hinterm Vorhang verstecken.
Sarah: „Wenn es der Raum zulässt, kann man den textilen Sichtschutz ein, zwei Meter über das Fenster hinausgehen lassen. Das hat man gerne in den mondänen Bungalows aus den 1960ern gemacht. Man kann dann zum Beispiel den Fernseher, wenn er an der Wand montiert ist, verstecken. Übrigens lautet die Faustregel 1:2,5. Heißt: Für ein Fenster, das einen Meter breit ist, benötigt man 2,50 Meter Stoff.“
Vorhangstoff: Creation Baumann, Teppich: Urbanara, Sessel: Vintage, Tisch: selbstgebaut, Bild: Charley Harper
3. Küchenfronten anstreichen oder bekleben.
Sarah: „Wünscht man sich eine neue Farbe in der Küche, möchte eher rustikale Türen einfarbig gestalten, dann geht das: mit Lack! Dazu die Türen abschrauben, die Griffe ebenfalls, Flächen und Kanten schleifen und lackieren. Am besten mit einem Primer arbeiten. Unbedingt den Lack aufheben oder in ein Glas füllen. Die Oberfläche ist nicht mehr ganz so robust wie die davor. Einzelne Macken kann man dann immer mal nachpinseln. Hat man glatte Fronten ohne Zierleisten, kann man auch mit Folie arbeiten. Die gibt es sogar fertig zugeschnitten: z.B. via
resimdo.de. Ob man nun lackiert oder foliert – neue Griffe machen wirklich den Look aus. Eine große Auswahl gibt’s z.B. über
allegriffe.de.“
4. Fliesen nicht verlegen, sondern anklicken.
Sarah: „Das dänische Label
Click’n Tile hat sich etwas richtig Mieterfreundliches ausgedacht: quadratische Kunststofffliesen, die dank eines Klicksystems auf einer Wand oder bestehenden Fliesen angebracht werden. So kann man auch schneller mal die Farbe ändern und sie beim Umzug einfach mitnehmen.“
5. Vorhänge einfärben oder im Patchworkstil nähen (lassen).
Xenia: „Vorhänge sind oft zu Unrecht unterschätzte Gestaltungselemente in Räumen. Sie können für Leichtigkeit sorgen, Stichwort lichtdurchlässige Leinen, genauso aber einem Raum auch die nötige Tiefe geben, Stichwort schwere Stoffe. Räumen mehr Farbe geben funktioniert ebenfalls, ohne zur Villa Kunterbunt zu mutieren. Aktuell sehe ich viele pastellige Verläufe in Vorhängen und dabei nicht nur in einem, sondern über mehrere laufend. Wer’s gern noch auffälliger hätte: Der Patchwork-Look ist nicht nur in der Mode, sondern auch im Interieur zurück. Allerdings hier in sehr leichter Version, damit es optisch nicht erschlägt. Labels, die diese Trends in hübsch umsetzen, sind unter anderem
Arne Aksel,
Sille Windum und
&Drape.“
6. Den Wänden mit Lehmfarbe Struktur verleihen.
Xenia: „Oft sucht man sich die schönsten Farben für die Wände aus. Aber sind sie aufgetragen, fehlt irgendetwas, wirken sie trotz Anstrich irgendwie tot. Was fehlt ist: Struktur! Die bekommt man sehr schnell mit Lehmfarbe, die lebt geradezu auf mehreren Ebenen. Zum einen ist sie, wenn man gute wählt, frei von Schadstoffen und dafür voller atmungsaktiver Bestandteile, die sogar das Raumklima verbessern. Zum anderen lebt sie optisch. Das kommt auch durch die Art des Streichens. Lehmfarbe muss so richtig mit Schmackes an die Wand gebracht werden und ja nicht zu ordentlich. Es bleibt ein Look, der dank der minimalen Struktur lebendig wirkt, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu fordern, und immer einladend aussieht.“
Hier findet ihr ein Anleitungsvideo fürs Streichen mit unserer Lehmfarbe nen-do.
7. Öde Schränke mit Marmor und Griffen veredeln.
Sarah: „Hach, es gibt so tolle Highboards und Vitrinen. Aber hach, zum Teil leider so teuer! Jedoch geht es auch günstig und individueller. Dieser hübsche Schrank ist nämlich eigentlich ein Küchenwandschrank (Metod von Ikea mit Türen Veddinge). Nüchtern, stimmt, aber er bietet eben auch viel Stauraum. Zum Wo-ist-das-denn-her-Teil wird er mit der Marmorplatte, die vom Steinmetz zugeschnitten wurde und einfach nur aufgelegt ist. Oder ihr sucht euch passende (Mamor-)Tabletts zum Draufstellen, gibt’s zum Beispiel von
acirculardesignstudio. Die schicken Messinggriffe von
superfront.com machen ihn zum Schmuckstück. Die verkaufen übrigens auch tolle Füße. Speziell in der Wohnküche gibt es aber schon Tischbeine und jede Menge Stuhlbeine, von daher soll dieser Schrank beinlos und schwebend an der Wand seinen Platz finden.“
Lampe: Louis Poulsen, Schale: Iittala
8. Gemütlichkeit herbeizaubern mit Paneelen.
Pamela: „Es gibt Wände, die wirken etwas verloren. Für solche Wände und Ecken können Paneele ein Gamechanger sein. Es entsteht eine Dreidimensionalität und das Raumgefühl verändert sich wunderbar in etwas Gemütliches. Zusätzlich kann mit der Wandverkleidung ein Raum in einzelne Bereiche unterteilt werden. Wir haben bei uns im Haus Paneele im Kinderzimmer, in meinem Arbeitszimmer und im Flur genutzt. Meine Empfehlung ist, nur mit richtigem Vollholz zu arbeiten und die Finger von Kunststoffalternativen zu lassen. Dadurch kann eine schöne Authentizität beibehalten werden.“
Ein Abkürzungsweg für alle, denen das Selbstbauen der Paneele zu aufwendig ist: Bei
Oracdecor kann man sie auch fertig ordern.
Anleitung für die Paneele im Arbeitszimmer und Flur:
Das brauchst du: eine Skizze mit Maßen, Dreierpaneele, Zierleisten, Wasserwaage, evtl. Holzleim, Nägel, Druckluftnagelpistole, Stichsäge, Spachtelmasse, Sandpapier, Holzfarbe
So geht’s:
- Wir nehmen eine Art Dreierpaneel, heißt, es besteht aus drei zusammengefügten Paneelen (gibt’s in Holzfachmärkten zu kaufen). Das ist ungeheuer praktisch, wenn ein Dreierpack angebracht werden kann. Nachdem alles gut ausgemessen und zurechtgesägt worden ist, beginnt man einfach von der einen Ecke an Paneel für Paneel mit der Druckluftnagelpistole an der Wand zu befestigen.
- Zwischendurch gern mit der Wasserwaage prüfen, dass auch alles schön im Lot verläuft.
- Störende Zwischenräume werden elegant von Zierleisten überdeckt.
- Die unschönen Einschusslöcher von der Druckluftnagelpistole werden verspachtelt und anschließend vorsichtig glatt geschliffen.
- Nun kann zum Pinsel gegriffen werden. Nicht vergessen, nach dem Grundanstrich die Paneelwand mit leichtem Sandpapier abzuschleifen. Erst danach kann mit dem Farbanstrich begonnen werden. Um unangenehme Lichtreflexionen von Deckenlampen etc. zu vermeiden, benutze ich hauptsächlich nur matte Holzfarben, nichts mit Glanz. Das ist aber Geschmackssache. Viel Spaß!
Anleitung für die Paneele im Kinderzimmer:
Das brauchst du: eine Skizze mit Maßen, Glattkantbretter, Bohrmaschine, Schraubenzieher, Wasserwaage, evtl. Holzleim, Nägel, Druckluftnagelpistole, Stichsäge, Zollstock, Spachtelmasse, Schleifpapier, Holzfarbe
So geht’s:
- Man beginnt mit dem Rahmen aus den Glattkantbrettern, der in gewünschter Höhe und Breite an der Wand angebracht wird. Zwischendurch mit der Wasserwaage prüfen, dass auch alles schön waagerecht bzw. senkrecht verläuft.
- Danach werden alle horizontalen Bretter innerhalb des Rahmens in gewünschter Höhe und in gleichmäßigen Abständen zueinander befestigt. Denkt dran: Aus den Abständen ergibt sich die Form der Felder, also quadratisch oder rechteckig.
- Nachdem die horizontale Befestigung gemacht worden ist, geht es an alle vertikal verlaufenden Bretter. Wenn sie mit einer Druckluftnagelpistole ratzfatz an der Wand angebracht worden sind, wird das „Muster“ deutlich, das man geschaffen hat. Ein Moment der Freude, hoffe ich!
- Alle Ritzen zwischen den Brettern werden sorgfältig verspachtelt und anschließend glatt geschliffen.
- Jetzt kann zum Malpinsel gegriffen werden. Viel Spaß!
9. Den Fernseher im Bücherregal verstecken.
Pamela: „Fernseher sind die Partybremsen in der Einrichtung, der reinste Stimmungstöter für Einrichtungsästheten. Oftmals auch wegen des ganzen dazugehörigen Kabelgewusels. Das ist nichts Neues, aber dennoch nehmen diese schwarz glänzenden ‚Quadratmeter‘ bei den meisten ungeheuer viel Platz und Aufmerksamkeit in Anspruch. Ist der Fernseher aber geschickt eingebaut, verschmilzt er mit der Einrichtung und dominiert nicht mehr über alles und alle. In diesem Beispiel haben wir einen Bücherschrank aus kräftigem MDF-Holz mit einer passend großen Fernseheröffnung maßangefertigt. Der Clou: Alles wird liegend erstellt, bevor der fertig montierte Schrank aufgerichtet wird.“
Das brauchst du: eine Skizze mit Maßen, MDF-Platten, Bohrmaschine, Schraubenzieher, Wasserwaage, Holzleim, Schrauben, evtl. Winkelverbinder, Stichsäge, Zollstock, Spachtelmasse, Schleifpapier, Holzfarbe
So geht’s:
- Markiere mit dem Bleistift alle benötigten Bohrlöcher auf den MDF-Platten getreu der Bauzeichnung.
- Bohre alle Löcher vor, damit später das Zusammenbohren der einzelnen Platten leichter von der Hand geht.
- Verleime nun alle MDF-Teile. Nach entsprechender Trocknungszeit wird alles zusammengeschraubt.
- Nun wird’s interessant! Der liegende Bücherschrank soll in die senkrechte Lage gewuchtet werden. Hau ruck! Wenn das geschafft ist, geht’s ans Schleifen. Alle Unebenheiten werden gründlich, aber auch zärtlich mit dem Schleifpapier bearbeitet – auch die Kanten. Zusätzlich müssen alle Profile zwei- bis dreimal glatt gespachtelt und geschliffen werden, um ein richtig hübsches Finish zu bekommen. Hierbei sollte man nicht schummeln.
- Jetzt kann mit dem Anstreichen losgelegt werden. Aber auch hier jeweils einmal Schleifen zwischen dem Grundanstrich und beiden Hauptanstrichen!
- Jetzt kann das gute Stück an seinen Platz geschoben werden. Farblich passende Fuß- und Zierleisten lassen Zwischen- und Hohlräume verschwinden.
- Letzter Tipp: Unschöne Kabelkanäle vom Fernseher & Co male ich meistens einfach mit Wandfarbe über.

10. Den Kleiderschrank schweben lassen.
Pamela: „Der großartige Vorteil bei eingebauten Schränken ist der nahtlose Anschluss zwischen Wand und Zimmerdecke. Schränke aus Geschäften haben nun mal ein Einheitsmaß und passen sich so gut wie nie den eigenen Räumlichkeiten an. Irgendwelche unausgefüllten Zentimeter bleiben immer übrig, die nie harmonisch wirken und gleichzeitig von lästigem Staub aufgesucht werden. Ein weiteres Plus: Möbelstücke der Marke Preiswert erscheinen wesentlich exklusiver, wenn sie erst mal geschmackvoll eingebaut sind. In diesem Beispiel haben wir Ikea-Pax-Schränke in der Ecke unseres Schlafzimmers direkt unter der Dachschräge inklusive Deckenbalken eingebaut. Ich finde, es wirkt so viel harmonischer und weniger wuchtig.“
Das brauchst du: eine Skizze mit Maßen, Konstruktionsvollholz, MDF-Platten, Schraubenzieher, Bohrmaschine, Wasserwaage, Holzleim, Schrauben, evtl. Winkelverbinder, Stichsäge, Zollstock, Schränke, Spachtelmasse, Schleifpapier, Holzfarbe
So geht’s:
- Bau ein Rahmenwerk aus Konstruktionsvollholz zu einer Art Podest, auf dem die Garderobe stehen kann. Dieses Podest funktioniert als Sockel, an dem später dekorative Fußbodenleisten befestigt werden.
- Befestige das Rahmenwerk an der Wand. Wichtig: immerzu mit der Wasserwaage prüfen, dass auch alles schön waagerecht verläuft.
- Verkleide nun das Podest mit MDF-Platten.
- Jetzt kommt der Moment, den Schrank auf den Sockel zu hieven, um zu prüfen, dass der Schrank im Lot steht. Ist dies der Fall, wird der Schrank wieder kurz entfernt, um weitere Leisten aus dem Konstruktionsvollholz in die Wände zu schrauben.
- Befestige nun den Schrank an den Wandleisten. Eventuelle Differenzen zwischen Wandleiste und Schrank lassen sich durch dazwischengeklemmte Distanzblöcke ausgleichen. Für mein Projekt wurden auch seitlich Leisten angebracht, um somit mehr an Breite zu gewinnen. Das ist aber Geschmackssache.
- Nun wird der Schrank seitlich mit MDF-Platten bis an die Zimmerdecke verkleidet. Schraube die Platten von innen fest, damit keine hässlichen Bohrlöcher von außen sichtbar werden.
- Befestige eine MDF-Platte oberhalb des Schrankes für ein zusätzliches Rahmenwerk.
- Bau ein weiteres einfaches Rahmenwerk aus Konstruktionsvollholz auf die Oberfläche des Schrankes.
- Verkleide die Öffnung mit einer MDF-Platte, die an das Rahmenwerk geschraubt wird. Unebenheiten werden gründlich gespachtelt.
- Jetzt ist Zeit für eine kleine Baupause, um sich der schönen Malerei zu widmen. Schleife vorab alles, was uneben ist, glatt. Auch nach dem Grundanstrich muss einmal mit weicherem Schleifpapier gearbeitet werden. Ich sag es nicht gern, aber auch zwischen dem ersten und zweiten Anstrich muss man kurz darüber, damit die Flächen zum Schluss seidenglatt werden.
- Danach können die Türen eingesetzt werden. Aufpassen, dass dafür genug Platz zur Wand hin gelassen wird.
- Als krönender Abschluss werden farblich passende Fuß- und Zierleisten angesetzt, die unschöne Zwischenräume kaschieren. Fertig!