Elternsein & Geburt
Gedanken einer Mutter:
Was, wenn mir etwas passiert? Wie wissen meine Kinder dann, wie sehr ich sie liebe? Oder vielleicht sogar: geliebt habe?
von Stefanie Luxat - 08.02.2018
Heute habe ich wieder einen Flug gebucht. Für ein Interview werde ich ins Ausland fliegen. Und wie immer, wenn ich kurz ohne euch auf Reisen gehen, denke ich: Was, wenn mir etwas passiert? Werdet ihr wissen, wie unglaublich sehr ich euch liebe?
Manchmal denke ich auch, was, wenn mir etwas passiert und ihr findet dann später meinen Blog. Und seht, dass ich zwar viel über mich, Möbel und andere Themen, aber selten über euch geschrieben habe. Denkt ihr dann, ihr wäret mir nicht wichtig gewesen?
Nichts auf der Welt ist mir so wichtig, wie ihr es seid. Seitdem es euch gibt, seid ihr mein Leben. Es stimmt, was auch andere Eltern sagen: ich würde alles dafür geben, dass es euch gut geht. Sogar mein eigenes Leben. Egal wie anstrengend unser Alltag zwischendurch manchmal auch ist, ich vielleicht sogar ein bisschen schimpfe, weil ihr so trotzt oder trödelt und wir wieder zu spät kommen -

„Nichts liebe ich mehr als eure Mama zu sein. Nicht mal Eiscreme.“ -

Nicht mal Pommes. Nicht mal Schokolade. Und ihr wisst, wie gern ich diese Sachen habe. Euch habe ich lieber, so viel lieber.
Wir kuscheln so viel, jeden Tag und ich hoffe so sehr, dass ihr diese große Liebe, die ich für euch habe, spürt wie eine Decke um euch, ihr sie bei euch habt, für den Rest eures Lebens. Das sie euch Wärme, Zuversicht, Glaube an euch selbst und einfach Stärke gibt, wann immer ihr sie braucht. Ihr euch darin einkuscheln könnt, wann immer ihr euch alleine fühlt oder euch einfach nur nach etwas Zuneigung sehnt.
Wenn ihr mich vermisst, sucht mich da, wo Liebe ist, singt Sarah Connor in ihrem Lied „Bedingungslos“. Den Gedanken mag ich sehr und muss oft daran denken. Dort, wo die Liebe ist, werdet ihr auch mich finden, für immer. Genauso in Sonnenstrahlen, am Meer, an Orten, wo ihr glücklich seid, aber auch an den Tagen, in denen ihr vor Herausforderungen gestellt werdet, es euch vielleicht nicht gut geht, da bin ich ebenfalls bei euch. Egal wo ich bin. Ihr werdet mich spüren, ihr werdet mich in euch finden und könnt euch anschmiegen, wann immer ihr es braucht.
Wenn ihr Angst bekommt, weil etwas Schlimmes passiert und ich nicht bei euch sein kann, konzentriert euch auf die, die helfen. Es wird immer jemand helfen. Fragt, was ihr tun könnt. Helft mit, das vertreibt die Angst. Und erinnert euch an das, was ich immer sage, wenn es schlechte Nachrichten gibt: „Es wird immer mehr gute als böse Menschen auf der Welt geben. Und das wird immer so sein!“
Ich bin so stolz auf euch, das war ich gleich ab dem Moment, als ich erfahren habe, dass ihr eingezogen seid in meinen Bauch. Angefeuert habe ich dich, liebe R., dass du groß und stark wirst in mir. So früh hatte ich erfahren, dass du da bist, ein klitzekleiner Punkt warst du. Meine Liebe gleich so groß für dich. Bleib bei mir, habe ich gesagt, während ich meinen Bauch streichelte, wir werden es so schön zusammen haben. Kämpf dich da durch, habe ich geflüstert, während andere noch sagten, ich solle mich nicht zu früh freuen, es könne doch so viel noch passieren am Anfang einer Schwangerschaft.
Und dann im Kreißsaal, als du endlich da warst und ich noch eine unangenehme Sache über mich ergehen lassen musste. Da lagst du in meinem Arm und hast mich mit deinen großen Augen ganz ruhig angeschaut während ich versucht habe, tapfer zu sein vor Schmerzen. Ich hab geflüstert: „Gleich wird alles gut. Gleich ist es endlich so, wie ich es dir versprochen habe. Wir machen es uns schön!“ Du hast mir in dem Moment die Kraft gegeben, den Mist zu ertragen. Und auch heute spürst du, wenn ich mal nicht mehr kann, mal eine Umarmung brauche oder einen deiner dicken, so wunderschönen Küsse mit Schmatzgeräusch. Vielleicht kommt ein kleiner, wilder Trotzanfall dazwischen. Oder ich werde durch etwas abgelenkt. Aber danach dann.

„Manchmal haben wir schöner Weise beide Geduld füreinander.“ -

Und du F., du so süßer Orkan. Du wolltest noch nie warten. Hast einen Köpper in meinen Bauch gemacht, obwohl ich doch noch ganz kurz warten wollte. Hast dich durchgeboxt, mich gleich mit. Bist eine Woche zu früh auf die Welt gekommen, aber hast mich wenigstens noch kurz meinen Geburtstag feiern lassen, wie abgemacht. Ich habe dir dafür einen eigenen Tag besorgt, dich erst zwanzig Minuten nach zwölf Uhr nachts raus gedrückt. Du bist die schönste Überraschung meines Lebens, immer wieder.
Du hast mir so viel beigebracht, dass zu viel Warten doch Quatsch mit Soße ist. Lieber Vollgas, es ist doch jede Sekunde so lebenswert. Bist einfach auf die Welt geflutscht, ohne Drama. Machst einfach mit. Hast uns angeschaut, gegrinst und signalisert: „Ihr seid toll, hier bleib ich gern.“ Und jetzt liebst du uns alle drei mit so unglaublich viel Herz, dass ich dich ständig knutschen muss und an mich drücken, mich an dir festhalten, damit ich ja erinnere, wie schön es schon war, als du so klein warst. Du drückst deine Schwester genau so gern und rufst dann: „Bruder!!!“ Womit du meinst: „Ich liebe dich!!!“ Und deine Schwester macht mit, wie so oft, wenn du dir etwas ausdenkst. Wofür ich euch beide gleich noch mehr liebe.
So liegt ihr dann aneinander gekuschelt auf der Couch, schaut fern oder ein Buch. Haltet Händchen wie ein altes Ehepaar und mein Herz, oh mein Herz, das weiß nicht wohin vor Glück in diesen Momenten. Sie sind perfekt, diese Momente. Euch so zu sehen ist alles, was ich brauche. Alles andere wird unwichtig. Auch, dass dann später wieder die Fetzen fliegen und ihr euch um Sachen kloppt. Aber diese Momente, puh, das ist Glück. Davon gibt es so viele kleine und große Portionen mit euch. Jeden Tag, immer wieder neu.
Ich freu mich auf alles, was wir noch zusammen erleben werden so sehr und bin so dankbar für alles, was schon war und ist. Und ich möchte, dass ihr wisst: ihr seid mein Wichtigstes. Dass ich fast keine Bilder von euch zeige im Internet oder nicht viel von euch erzähle, ist Teil meines maximalen Schutzbedürfnisses für euch. Damit ist nicht gemeint, dass andere Eltern, die ihre Kinder zeigen, etwas falsch machen, nein. Es ist ihr Weg und der ist genau so gut wie jeder andere. Nur muss man als Mama seinen eigenen Weg finden, so dass es sich gut für einen anfühlt und das kann man nur alleine entscheiden. Dies ist meiner und ich hoffe, dass ihr ihn versteht. Bitte interpretiert dies niemals als Zeichen von weniger Stolz, das Gegenteil ist der Fall.
Ich bin auch so stolz auf euch, dass ihr kein Drama macht, wenn ich auf Reisen gehe. Zur Arbeit. Zum Sport. Zum Yoga. Ihr wünscht mir viel Spaß, so wie ich euch auch immer. Ihr wisst, dass ich immer wieder zurückkomme. Und falls mal nicht, dann wisst ihr, wo ihr mich findet.
Eure Mama
Foto - Kim Daniel

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