Job & Finanzen
Wie man so glücklich wird wie ...
Wie man so glücklich wird wie die Skandinavier? Na, indem man arbeitet wie sie. Diese 8 Job-Ansätze können wir uns von ihnen abgucken.
von Marie Kahle - 09.09.2019
Unsere skandinavischen Nachbarn sind glücklicher als wir und das sogar bei der Arbeit. Das beweist der World Happiness Report, in dem die nordischen Länder immer wieder die obersten Plätze der Rangliste belegen. Ein Acht-Stunden-Job macht den Großteil unseres Tages aus – und viele Skandinavier wissen, dass sie nur ein rundum erfülltes Leben haben können, wenn die Einstellung zum Job stimmt. Wir können von ihnen lernen, wie Vereinbarkeit vielleicht wirklich funktionieren und das Glücksgefühl morgens mit durch die Drehtür ins Büro genommen werden kann.
Diese Arbeitsweise auch in Deutschland publik zu machen, hat sich die Glücksforscherin und Autorin Maike van den Boom in ihrem aktuellen Buch „Acht Stunden mehr Glück“ zur Mission gemacht. Die 48-Jährige suchte in über 30 skandinavische Unternehmen nach dem Patentrezept, das Menschen – vom Bauarbeiter bis zum Geschäftsführer – in Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland in ihren Berufen so zufrieden macht.
Ihr Ergebnis: Neben politischen Voraussetzungen ist auch die Grundeinstellung der Menschen entscheidend. Nach welchen 8 Leitsätzen unsere nordischen Nachbarn agieren und was wir uns von ihnen abschauen können, hat uns Maike van den Boom verraten.
Und bevor jetzt jemand zurecht aufschreit, weil viele dieser Tipps fast zu gut zum wahr sein klingen: Maike van den Boom erzählt auch ganz ehrlich, dass unsere deutschen Stärken wie strukturiert, schnell und sorgfältig zu arbeiten, viel wert sind und die nicht jeder Skandinavier hat. Aber was wir können, wissen wir ja selbst am besten. Also los, schauen wir uns doch lieber noch ab, was die Skandinavier gut drauf haben.
Viel Spaß beim Lesen,
Marie

1. Erst das Vergnügen, dann die Arbeit.

Diese strenge Trennung zwischen beruflich und privat, die uns in Deutschland oft aufreibt, fehlt in Skandinavien. Dort soll es den Menschen in beiden Bereichen gut gehen. Deshalb wird auf das Privatleben enorme Rücksicht genommen. Du bist ausgepowert und hast keine Zeit für Sport? Mach es während der Arbeitszeit. Bist du geschieden und hast die Kinder jede zweite Woche? Kein Problem, dann werden eben keine wichtigen Meetings in diese Wochen gelegt.
Auch die Mitarbeiter sind flexibler.  Sie setzen sich, wenn nötig, abends noch mal hin und sind nicht genervt von einer E-Mail, die sie im Urlaub erreicht. Im Norden wird viel im Dialog geregelt und die Basis dafür ist Respekt. Der eine findet es fein, in seiner Freizeit auf dem Sofa seine E-Mails zu beantworten, der andere stellt sein Handy aus. Beides ist okay, solange alle Bescheid wissen.

2. Es wird keinen Unterschied zwischen Mutter und Vater gemacht.

Die skandinavischen Länder gehören zu den gleichberechtigsten der Welt. Wenn es um Elternzeit geht, ist Schweden ein Paradebeispiel. Beide Eltern arbeiten in den meisten Fällen in Vollzeit. Es ist ganz üblich, dass der Mann nach der Geburt des Kindes sechs Monate zu Hause bei seiner Familie bleibt.
Und falls es mit der Romantik der Eltern vorbei sein sollte und eine Scheidung ansteht, dann ist ganz klar, dass die Kinder 50 Prozent der Zeit bei der Mutter und 50 Prozent der Zeit beim Vater bleiben. Untersuchungen haben ergeben, dass dieses Model nicht nur für die Kinder, sondern auch für den Arbeitgeber gut ist. Denn Mutter und Vater geben in der kinderfreien Zeit Gas – in der Woche, in der sie die Kinder haben, ist es selbstverständlich, dass sie ohne schlechtes Gewissen um 14 Uhr das Büro verlassen können.

3. Alle sind gleich wichtig – von der Putzfrau bis zum Manager.

Menschlichkeit wird in Skandinavien groß geschrieben. Jede Person ist gleich wichtig, jede Aufgabe wird geschätzt. Können wir operieren, wenn die Reinigungskraft den OP nicht gesäubert hat? Nein. Ist der Hotelgast zufrieden, wenn der Rezeptionsmitarbeiter pampig ist? Natürlich nicht. Ein Bauarbeiter hat so schön gesagt: „Wenn nur einer von uns einen schlechten Job macht, dann fällt es aufs gesamte Unternehmen zurück.“ So bekommen alle ganz unabhängig von der Hierarchie das Gefühl, wichtig für das große Ganze zu sein.

„Arbeit ist in Skandinavien ein positiv besetztes Wort“ -

4. Es muss Sinn machen zu arbeiten.

Die Skandinavier arbeiten nicht in irgendeinem Job, um Geld zu verdienen, sondern machen genau das, was sie interessiert und mögen. Sie werden schon in der Schule angehalten Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen, nachzufragen und nicht einfach etwas nach zu plappern. Warum irgendetwas tun, wovon man den Sinn nicht versteht? Das macht der Nordling nicht. Arbeit ist ein bewusster Prozess, in dem man den Job, die Kollegen, die Werte des Unternehmens und die Aufgaben für sinnvoll erachtet und mit verkörpern kann.

5, . Es kommt darauf an, wie man arbeitet, nicht wie viel.

Wir müssen uns von dem Gedanken distanzieren, dass Effizienz irgendetwas mit Zeit zu tun hat. Du kannst 12 Stunden arbeiten und trotzdem nichts geleistet haben. Die Kinder um drei von der KiTa abzuholen, ist nicht bloß ein Zeitfresser, sondern kann auch einen neuen Blickwinkel und frische Energie schenken. Denn wenn du beispielsweise um 15 Uhr mit den Kindern Pfannkuchen backst, oder zwischendrin mal für 1,5 Stunden durch den Wald joggst, dann hast du in den meisten Fällen den Kopf wieder frei – auch für Arbeitsthemen und das wissen die Skandinavier zu schätzen. Sie kommunizieren ganz klar, welche Tagesrhythmen sie mit frischen Ideen versorgen und welche Strukturen sie einfallslos und ausgelaugt machen.

„Arbeitslosigkeit ist nur eine Übergangsphase, kein Stigma wie bei uns. “ -

6. Das einzige Beständige ist die Veränderung.

Arbeitslosigkeit ist nur eine Übergangsphase, kein Stigma wie bei uns, deshalb haben Skandinavier nur wenig Angst vor der Zukunft. Man kann sich mehr trauen und diese Freiheit macht glücklich. Während wir nach Stabilität streben, ist Veränderung in den nordischen Ländern völlig normal. Die Dänen wechseln in schöner Regelmäßigkeit ihren Job. In Schweden sagt man: „Rette die Menschen, nicht die Jobs“. Sprich, wenn Menschen entlassen werden, fängt sie der Staat auf. Sie werden dann (wenn nötig) umgeschult und in einem neuen Job weiter beschäftigt.

7. Es geht ums große Ganze.

Im Norden wird das WIR groß geschrieben. Der Gedanke ist, dass man alleine kein Fußball-Spiel gewinnen kann. Erst wenn unterschiedlichen Kräfte gebündelt, kann eine Bestleistung erzielt werden.
Und deshalb funktioniert das Miteinander auch so gut. Man muss sich nicht auf Kosten anderer beweisen, seine Ellenbogen ausstrecken, nach unten treten oder Wissen für sich behalten. Es geht ums große Ganze. Auch Neid kommt wenig vor. Oder Angeben. Wie ein Produktionsmitarbeiter bei einem Lastwagenbauer meinte: „Wir sind hier bescheiden. Wenn ich gut in etwas bin, dann reibe ich dir das nicht unter die Nase. Ich helfe dir lieber, so gut zu werden, wie ich.“ Und das ist eine unglaubliche Kraft.
Als Übung könnte man sich jeden Tag vornehmen drei nette Dinge im Job zu tun wie beispielsweise einem Kollegen unter die Arme zu greifen, der sichtlich in einer Aufgabe versinkt oder Wissen zu teilen, das jemand benötigt oder einfach mal der Kollegin einen Kaffee kochen. Jeder Einzelne beeinflusst das Miteinander und ein gutes Arbeitsklima.

8. Skandinavische Chefs stellen nur Leute ein, die schlauer sind. 

Skandinavische Führungskräfte behaupten nicht, alles zu wissen und sehen das auch nicht als ihre Aufgabe. Im Gegenteil, sie stellen lieber Menschen ein, die schlauer sind als sie. Das Ziel eines skandinavischen Leiters ist, dass all die unterschiedlichen Menschen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten, Interessen und Talenten optimal zusammenspielen. Sie geben grob die Richtung an und vertrauen auf die Motivation, das Wissen und den Willen der Mitarbeiter.
*Diese Geschichte ist keine bezahlte Kooperation, wir müssen nur trotzdem Werbung darüber schreiben, weil wir den Buchtitel nennen und das Buch zeigen.
Foto – Eva Garmendia

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