An diesem Montag, zwischen Körperschaftsteuer und Kita, überraschten mich plötzlich die Shitlists der Menschen da draußen. Wenn man mich nach meiner Shitlist fragt, denke ich an das sich stapelnde Altglas, das den Weg zum Container einfach nicht findet, die Dankeskarten für die Taufe unseres Sohnes, die Monate zurückliegt, die Fotobücher der letzten zwei Jahre, die endlich bestellt werden wollen. Ich denke an Dinge, die ich seit E-wig-keiten vor mir herschiebe oder geschoben habe. Aber an meine Steuererklärung denke ich dabei nicht. Umso mehr wunderte mich, dass für gefühlt jeden zweiten Menschen unter euch „die Steuer“ ganz weit oben steht. Ich als Steuerberaterin bin da vielleicht nicht ganz objektiv. Vor allem aber bin ich neugierig. Was genau ist so schlimm daran? Welche Probleme gibt es zu lösen? Oder, um es mit Dr. Max Godwinns Worten zu sagen: Wie kann ich helfen?
„Zunächst musst du wissen, dass es immer auf irgendwas ankommt. “ -
Es kommt darauf an, wo du wohnst. Es kommt darauf an, was für Einkünfte du hast. Es kommt auf deinen Beziehungsstatus an und ob du Kinder hast. Es kommt auf so vieles an. Und es ist wahrlich nicht möglich, eine pauschale Lösung für alle zu entwickeln. Für eine auf dich zugeschnittene Lösung für dein individuelles Problem wende dich bitte an deine*n Steuerberater*in.
Wenn du etwas Hilfe bei deiner Erklärung brauchst, kannst du dich an Lohnsteuerhilfevereine in deiner Stadt wenden. Mit einem Mitgliedsbeitrag in Abhängigkeit von deinem Einkommen kannst du dort Unterstützung bei der Erstellung deiner Steuererklärung bekommen. Bei richtig komplizierten Dingen wendest du dich an deine*n Steuerberater*in. Falls du noch keine*n hast, schau dich in deiner Stadt um. Suche dir jemanden, der auf seiner Website Referenzen aufweist, die deiner Situation ähnlich sind. Du hast ein Start-up in Form einer Unternehmergesellschaft (UG) gegründet? Wende dich an eine Kanzlei, die sich mit Start-ups auskennt.
Wenn du deine Steuererklärung selbst machen möchtest, kann ich dir folgende Tipps geben. Das vorab: Der Steuerordner wird dein Gamechanger.
Egal woher du kommst, was du für Einkünfte hast, ob du verheiratet bist und/oder Kinder hast. Besorge dir für deine nächste Steuererklärung einen Ordner oder eine Fächermappe – wie du magst.
„Der Steuerordner als kleiner Bruder vom Superordner. “ -
Unterteile den Ordner analog der einzelnen Anlagen deiner Erklärung. Das kannst du jetzt wunderbar für Folgejahr vorbereiten, während du dich durch den Wust an Zellen und Zeilen des Veranlagungsjahres kämpfst. Denn mal ehrlich – das Schlimmste an der Steuererklärung ist das vorherige Sortieren und nicht das tatsächliche Abtippen. Ich persönlich nutze übrigens eine Fächermappe, denn für das unterjährige Abheften bin ich zu faul.
Wenn du ein*e Angestellte*r bist, hast du für 2021 beispielsweise die folgenden Anlagen auszufüllen:
- ESt 1 A (allgemeine Angaben zur Adresse und Veranlagung)
- Anlage Sonderausgaben (Kirchensteuer, Spenden, Mitgliedsbeiträge, Ausbildungskosten)
- Anlage Haushaltsnahe Aufwendungen (Haushaltshilfen, Handwerkerrechnungen)
- Anlage Vorsorgeaufwand (Altersvorsorge, Kranken-/Pflegeversicherung, andere Versicherungen)
- Anlage Kind (Versicherung fürs Kind, Kinderbetreuungskosten)
- Anlage N (für Angestellte: Gehaltsabrechnung, Werbungskosten)
Beschrifte die Fächer deines Ordners entsprechend deinen individuellen Anlagen und notiere vielleicht auf einem Zettel für jedes Fach, welche Belege du hier ablegst. Für das nächste Jahr sortierst du im Laufe des Jahres dann bereits alle Dinge in diese Fächer, die die jeweilige Anlage betreffen. Kommt der neue Kita-Gutschein? Perfekt, ab in Anlage Kind. Kommt die jährliche Übersicht deiner Lebensversicherung? Fix abgeheftet bei Anlage Vorsorgeaufwand.
„Der Profi-Tipp ist, auch einen digitalen Ort zu schaffen, an dem du relevante Belege sammelst. “ -
Das kann eine eigens eingerichtete E-Mail-Adresse sein, an die du deine wichtigen Belege schickst (Spenden via PayPal, Screenshot deines Kontoauszugs, Fotos von Belegen etc.) oder du erstellst einen Ordner bei deinen Fotos, in dem du abfotografierte Belege sammelst, oder du nutzt die Scan-Funktion deiner Notizen, um Belege zu digitalisieren, oder du nutzt eine andere nette App.
Wo auch immer du deine Belege sammelst – mit Erstellung deiner jetzt anstehenden Erklärung bereitest du deine nächste bereits vor. Und ich kann dir sagen, dass dies die halbe Miete ist. Du musst die Zahlen später tatsächlich nur noch abtippen.
Nice to know.
Schwierig ist für dich eventuell auch, herauszufinden, was genau du ansetzen/absetzen kannst, also was deine Steuerlast am Ende mindert. Dafür gibt es bei einigen Lohnsteuerhilfevereinen weniger ansehnliche, dafür aber sehr hilfreiche Checklisten.
Grundsätzlich gilt, dass alle Ausgaben, die mit deinen jeweiligen Einnahmen in Verbindung stehen, relevant sind. Hast du nur Einkünfte aus Nichtselbstständiger Arbeit (Beispiel Angestellte*r), kannst du Ausgaben, die mit dieser Arbeit in Verbindung stehen, als sogenannte Werbungskosten absetzen (Homeoffice, Wege zur Arbeit, Arbeitsmaterial, Fachliteratur etc.). Wenn du selbstständig bist oder ein Gewerbe angemeldet hast, gilt dies genauso, nur heißen die Kosten dann nicht Werbungskosten, sondern Betriebsausgaben. Achtung übrigens bei letzteren Einkünften: Du musst nicht nur Einkommensteuer zahlen, sondern möglicherweise auch Gewerbesteuer und/oder Umsatzsteuer.
Außerdem sind alle Ausgaben und Zahlungen relevant, die du im Veranlagungsjahr getätigt hast. Wenn du also im Februar 2022 eine Zahlung für das Jahr 2021 geleistet hast, ist diese Ausgabe in deiner Erklärung für 2022 anzusetzen und nicht für 2021. Es geht immer um das Jahr der Zahlung.
Interessant ist, dass einzelne Spenden ab 2021 bis zu einer Höhe von 300,00 Euro ohne Spendenbescheinigung geltend gemacht werden können. Dein Kontoauszug reicht als Nachweis aus, sollte das Finanzamt danach fragen. Auch die Homeoffice-Regel gilt derzeit. Hierfür kann eine Pauschale als Werbungskosten angesetzt werden.
Bitte beachte: Wenn du selbstständig bist, vielleicht sogar gewerbliche Einkünfte hast und/oder umsatzsteuerpflichtig bist, sieht es etwas anders aus und es wird komplizierter. Wahrscheinlich hast du dann aber bereits Hilfe von einem*einer Experten*Expertin.
Also, los geht’s. Dieses Jahr wird es noch mal richtig herausfordernd, aber mit etwas Vorbereitung gelingen dir die folgenden Jahre deutlich besser!
„Das Beste an einer Steuererklärung ist in manchen Fällen sogar, dass man Geld zurückbekommt. “ -
Dies kann man durch clevere Gestaltung tatsächlich hinbekommen und motiviert doppelt zum Erledigen!
Hier noch drei nützliche Beispiele für Steuererklärungs-Checklisten:
Ich drücke die Daumen, dass aus deinem „oh nein!“ ein „let’s go!“ wird!
Herzliche Grüße
Catharina