Als bereits gefühlt ganz Deutschland von Und Gretel schwärmte, dachte ich noch: "Süß, ist das ein neues Kinderbuch?" Ähm, nein, eher eins der zurecht gefeiertesten neuen Beautylabels. Die erste Naturkosmetikmarke, die nicht nur supergute Produkte (nur natürliche Inhaltsstoffe) herstellt, sondern auch noch ein super schlicht schönes Packaging macht. Ihr Auftrag lautet: Good Glam.
Als ich dann hörte, wer mitgeholfen hat, die Marke auf den Markt zu bringen und so erfolgreich zu machen, bin ich vollends ausgerastet - meine ehemalige Kollegin Stephanie Dettmann. Wir haben ein paar Jahre zusammen in der Werbeagentur Jung von Matt gearbeitet und schon da liebte ich sie für ihre "Wir lassen uns von nichts und niemanden aufhalten"-Energie und ihren sensationellen Humor. Make-Up-Artistin und Gebrüder Grimm-Fan Christina Roth hatte schon lange die Idee für
UND GRETEL, zusammen mit Marketingexpertin Dettmann kam sie dann endlich auf den Markt.
Und bevor Stephanie erzählt, wie man so einen Erfolg schafft, sei noch kurz dies erwähnt - ich wurde für diesen Beitrag nicht bezahlt oder beeinflusst. Ich bin da wie immer transparent, damit ihr wisst, meine Schwärmerei ist vollends echt. Daher:
Die UND GRETELs haben mir die schönsten Smokey Eyes verpasst, die ich je hatte und die von euch auf Instagram frenetisch gefeiert wurden (zur Erinnerung: Mint & Berry-Event Berlin, ich trug Wolfgang +
die Smokey Eyes von Und Gretel). Und sie haben mir eine sehr großzügige Goodie Bag gepackt mit ihren schönsten Produkten. Wovon ich jetzt komplett abhängig bin.
Die Mascara Wint! Der
Lip Gloss Knutzen in Apricot! Die
Foundation Lieth! Es fühlt sich einfach so gut an, etwas so Gutes zu tragen, wenn man mal darüber nachdenkt, dass man diverse Kilo Lipgloss und -stift im Laufe des Lebens isst und die Maskara auch direkt in Kontakt it den Schleimhäuten kommt, die Haut das größte Organ des Körpers ist... So wählte Christina Roth damals auch den Namen Und Gretel - als Erinnerung, dass man stets Produktinhalte hinterfragt und keinem Märchen aufsitzt.
Los geht`s mit dem Interview. Dafür traf ich Stephanie (Ex-Fehrenbach) Dettmann (rechts auf dem Bild) in ihrem Berliner Büro:
Sag mal, wie reich bist du jetzt eigentlich? Hörst du bald auf zu arbeiten?
(prustet los vor Lachen) Waaaaaaaaas? Haha, genau! Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen, gleich holt mich mein Fahrer ab. Der stellt noch schnell Champagner und Erdbeeren kalt!
Aber man liest doch immer wieder diese Geschichten: Zack tolles Unternehmen gegründet, zack für Millionen verkauft.
Jajajaja. Wobei – Douglas hat uns gleich am Anfang angeboten, uns aufzukaufen. Da haben wir aber dankend abgelehnt. Dafür haben wir UND GRETEL nicht gegründet. Wir sind nach wie vor ein Start-Up, haben dicke fette Schulden, müssen Kredite zurück bezahlen und dann auch selbst mal was verdienen. Uns war immer wichtig, dass wir die Mehrheit haben und Entscheidungen treffen. Für uns ist das hier keine schnelle Nummer, es ist die wahre Liebe.
Nur ist die Beautybranche ja ein riesiges Haifischbecken - wer den größten Geldsack hat, kommt am weitesten. Wie habt ihr denn da Fuß gefasst?
Unser von Anfang an professionelles Auftreten hat glaub ich überzeugt. Und wir haben ein bisschen Welpen-Schutz. Es gab ja vor uns noch niemanden, der versucht hat, Naturkosmetik im Bereich Luxus zu betreiben. Hätten wir einen bestehenden Markt angegriffen, hätte die Konkurrenz bestimmt die Krallen ausgefahren, aber
„Wir waren so die Underdogs, die man gern einlud, mit denen man sich auch gern schmückt in Magazinen oder bei Events.“ -
Und natürlich halten unsere Produkte hundertprozentig, was wir versprechen und das wird auch anerkannt. Vor kurzem sagte jemand auf einem Event zu mir: „Ihr macht einen tollen Job!“ Und ich so, aha, wer war das jetzt? Der Beautydirektor von Yves Saint Laurent!!!
Geil! Ein bisschen Größenwahn brauchtet ihr aber auch, oder? Sich in einer so hart umstrittenen, fast mafiösen Branche selbstständig zu machen und dann auch noch mit den allerhöchsten Ansprüchen ans Produkt...
(lacht) Wir waren immer davon überzeugt, dass unsere Idee funktioniert, mussten aber vielen Mut zusprechen, auch den Produzenten, die nicht wussten, ob sie das hinbekommen. Denen, die es nicht verstanden haben, sagten wir immer wieder: Wir wollen die Farben, die Sexiness der Big Player, aber eben mit gesunden Inhaltsstoffen. Wir haben sechs Jahre alles dafür vorbereitet: Research, Produkttests, das Team zusammenstellen, das gesamte Packaging entwickelt, Investoren gesucht und vieles mehr. Wir haben auch Stunden mit so Details wie dem Sound des Klickens einer Hülse verbracht. Das kannte ich noch von unseren Autokunden in der Werbeagentur - wie Geräusche Emotionen auslösen können. Unsere Hülsen klicken jetzt superangenehm, wenn man die Deckel drauf setzt. Das transportiert allein schon ein Gefühl von Luxus.
Wenn man Investoren hat, ist das nicht ein unglaublicher Druck, unter dem man steht? Wie lange geben die einem, um erfolgreich zu werden?
Natürlich ist da Druck. Wobei ja nur ein Teil unserer Finanzierung von Investoren stammt, der Rest kommt aus unserem Family & Friends Kreis und von der Bank. Wir haben den Druck nie so an uns herangelassen. Da kommt uns unser Alter auch zugute, sie wissen unsere Erfahrung zu schätzen und helfen wo sie können. Die möchten ja auch, dass wir erfolgreich sind. Am Anfang haben wir viel telefoniert, mittlerweile lassen sie uns super laufen. Unsere Planung war von Anfang an sehr ambitioniert, wir sind vom Besten ausgegangen.
„Nächste Mal würde ich ganz tief stapeln. So dass man vom ersten Tag an übertrifft. Das ist psychologisch einfach viel besser.“ -
Wir waren immer davon überzeugt, was wir tun. Seit 2015 sind wir mit UND GRETEL auf dem Markt. Wir lernen jeden Tag dazu. Es wird ja auch immer komplexer je erfolgreicher man wird. Man muss mehr produzieren, braucht mehr Ware, mehr Vertriebswege, von allem mehr. Das muss erstmal organisiert werden. Unsere Produktion dauert bis zu sechs Monaten. Da steckt auch unser Geld – im Lager.
Warum muss immer alles teuer sein, was gut ist?
Bei uns sind es die Inhaltsstoffe, die den Preis definieren. Der aufwendige Herstellungsprozess. Es ist eigentlich eine Frechheit, dass Firmen, die nicht mit natürlichen Inhaltsstoffen produzieren, so hohe Preise nehmen. Die Produktion ist viel einfacher und wie gesagt so viel günstiger!
Feiert ihr euch zwischendurch auch mal selbst für euren großen Erfolg?
Erst neulich haben wir gesagt: wir sind mittlerweile Spa-Marke in Schloss Elmau, in Heiligendamm, wir haben sieben festangestellte Mitarbeiter und vier Freelancer, finden ständig in der Presse statt, haben eine wachsende, treue Käuferschaft, die unsere Produkte lieben.
„So langsam wäre mal Zeit, ein bisschen stolz auf uns zu sein. Egal wie bescheiden wir erzogen wurden.“ -
Da tun wir Frauen uns ja oft schwer mit. Wir arbeiten übrigens bewusst fast ausschließlich mit Frauen hier. Die überschätzen sich nicht selbst, sind auch in der Lage mal nachzufragen, aber man muss sie manchmal auch mehr pushen, ihnen helfen, aus sich heraus zu kommen, an sich zu glauben.
Und wie ist das, sich zu zweit selbstständig zu machen? Stell ich mir nicht so einfach vor...
Stimmt, einfach ist es ganz und gar nicht. Wir mussten uns auch erstmal einspielen. Ich war es gewohnt in festen Strukturen und mit großen Teams zu arbeiten, war immer fest angestellt. Christina ist eher Autodidakt, war schon immer selbstständig und Einzelkämpferin als Make-Up-Artistin und hatte ihr Baby Und Gretel vor unserer Zusammenarbeit allein betreut, musste ein Stück weit loslassen, damit ich Teile davon übernehmen konnte.
„Wir arbeiten bis heute immer wieder an unserer Beziehung, wie man das in guten Arbeits-Ehen eben auch tun muss.“ -
Es wäre naiv zu denken, dass man nicht auch als Gründer-Paar seine Beziehung pflegen müsste.
Ihr hattet viele Coaches durch Gründungsförderung am Anfang. Haben die euch auch als Business Partner gecoacht?
Leider nein. Darum haben wir uns erst später aber Gott sei Dank noch rechtzeitig gekümmert. Das ist etwas, was ich jedem raten würde: sich von Anfang an auch als Partner coachen zu lassen. Fragen zu klären wie wer übernimmt welche Aufgaben, wer hat welche Rolle und Vorstellungen. Eine solche Partnerschaft hat viel mit Loslassen und Vertrauen zu tun. Heute leben wir das und gönnen uns unsere Paar-Therapie, wie wir das nennen, immer noch regelmäßig. Es kommen schließlich immer neue Herausforderungen auf uns zu.
Du hast in den letzten drei Jahren auch noch kurz zwei Kinder bekommen. Wie ließ sich das mit dem Gründen vereinbaren?
Die Vorbereitungsphase ließ sich super mit der Elternzeit vereinbaren. Ich habe meine Tochter einfach überall hin mitgenommen und wenn ich dann mal einen wichtigen Termin hatte, bei dem sie nicht dabei sein konnte, habe ich mir eine Betreuung organisiert.
Heute im normalen Business funktioniert das natürlich nur mit entsprechender Betreuung, vor allem seitdem wir zwei Kinder haben. Ohne Betreuung wären wir da völlig aufgeschmissen. Am Anfang habe ich noch versucht meinen Sohn mit ins Büro zu nehmen.
„Mein Büro ist zur Hälfte ein Laufstall und Office, aber ich habe schnell gemerkt, dass das nicht funktioniert.“ -
Weder er noch ich kamen dadurch zu den wirklich wichtigen Dingen. Jetzt haben wir eine großartige Nanny, die uns hilft. Und als die wegen Krankheit ausfiel, stieg Gott sei Dank meine Mutter sofort in den Zug.
Tickst du da wie ich, dass du beides brauchst, das Arbeiten genau so sehr wie das Mama sein, damit beides jeweils gut läuft?
Total! Mir macht das genau so viel Spaß im Büro am Schreibtisch zu sitzen wie mit den Kindern zu spielen. Ich weiß, dass man sich mit solchen Aussagen angreifbar macht, andererseits stärkt man Frauen, denen es auch so geht, den Rücken.
„Es ist doch nicht verboten, als Mutter Spaß bei der Arbeit zu haben. Das soll doch bitte unser aller Ziel sein!“ -
Es ist für mich nach wie vor täglich die größte Herausforderung zwischen meiner Arbeit und meinen Kindern die richtige Balance zu finden. Weil mir beides wichtig ist. Ich bin glücklich, wenn ich hier am Schreibtisch sitze und weiß, dass meine Kinder es auch gut haben in der Zeit. Das muss man nur mit sich selbst ausmachen, was sich für einen selbst am besten anfühlt und wie man das bekloppte schlechte Gewissen im Zaum hält, das einen manchmal besuchen kommen möchte.
Sehe ich genau so. Es gibt kein Patentrezept und deshalb finde ich auch jegliche Kritik an dem Weg, den Frauen und Mütter wählen, unangebracht. Jede hat ihre Geschichte, jede geht ihren eigenen Weg und der ist genau so richtig wie alle anderen auch.
So ist es. Das Gute ist: man wird auch altersmilder mit sich selbst! Ich bin jetzt 45 und es ist herrlich. Schon ab 30 wird es doch so viel entspannter.Man regt sich über sich selbst und anderes einfach nicht mehr so auf. Endlich weiß man: ach, letztendlich wird schon alles klappen.
Der schönste Moment bisher?
(überlegt lange, sehr lange) Siehste, man feiert sich zu selten. Sekunde – neulich bin ich aus meinem Büro rausgekommen, alle haben so vor sich hingewuselt, ich bin nach vorn zu Christina und meinte – „Schau mal, das ist unsere Firma!!!" Da haben wir uns stolz angegrinst und uns einfach mal kurz gefeiert.
Sehr gut! Herzlichen Dank für deine Ehrlichkeit, liebe Stephanie!
So, jetzt bin ich gespannt auf euer Feedback!
Herzlich,
Steffi