Wonach ist dir heute?

Achtsamkeitstrainer*innen raten ja davon ab, den Tag mit einem Blick auf Instagram zu starten. Ich mache das trotzdem. Noch im Bett wische ich durch meinen Feed und sehe Menschen in der Sonne liegen, pralle Babybäuche oder den Status: „Geimpft“. Laut der „Huffington Post“ hat eine Impfung heute den gleichen Status wie ein neues iPhone. Ein Stich geht durch mein Herz. Eine Impfung hätte ich auch gerne.

Besonders Instagram füttert unseren Neid, was Körper, Talent, Besitz oder Sonderrechte wie „systemrelevant“ betrifft. Das Gefühl, das eigene Leben würde durch den schönen Schein der sozialen Medien entwertet, habe nicht nur ich. Immer wieder höre ich Freund*innen und Kolleg*innen verkünden, sie seien Account X oder Y entfolgt. Von „toxischen Gefühlen“ ist da die Rede, man könne diese Art von Luxus, Selbstbeweihräucherung oder Lebensmodell zurzeit einfach nicht ertragen. Und doch gibt es Menschen, die genau diesen „Hate Watch“ brauchen.

Schon klar: Jemand, der in Pandemiezeiten mit einer neuen Gründungsidee erfolgreich ist, trotz der hohen Infektionszahlen in die Sonne fliegt oder generell die Aura eines Auserwählten versprüht – das kann schon mal auf die Laune schlagen. Vor allem dann, wenn gefühlt alle anderen Kinder in die Notbetreuung gehen, während das eigene gerade den Flur mit einem schwarzen Filzstift verschönert. Nicht nur der „Impfneid“, auch „Betreuungsneid“ ist allgegenwärtig.

Was stimmt nicht mit uns, wenn wir uns selbst nicht mit den Menschen, die uns nahe sind, über ihren Ur­laub, ihre Impfung oder Notbetreuung freuen können? Nichts. Es ist alles okay. Der Neid zeigt nur, was uns fehlt.

Wie holen wir uns, was wir brauchen?

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