Mode & Beauty
Neue beste Freunde
Modekolumnistin Marlene Sørensen erzählt, wie wir es uns gemütlich machen.
von Marlene Sørensen - 01.11.2020
Kohorte. Inzidenzwerte. Coronaampel.
Das sind nicht die Trendworte, die ich zwingend für diese Saison prognostiziert hätte. Aber 2020 bleibt unberechenbar. Sicher scheint aktuell nur eines: Wir werden diesen Herbst und Winter viel zuhause sein. Nachdem ich die erste Quarantäne in den kalten Monaten schon hinter mich gebracht habe, bin ich mir bei noch etwas sehr sicher: Wenn schon Ausgangssperre, dann bitte in Kleidung, die die Einschränkungen nicht nur erträglicher macht, sondern ein Homeoffice zwischen Familienprogramm und Haushaltsdiensten fast schon erstrebenswert. Fast.
Die Outfits, die ich euch hier vorstelle, mussten drei Bedingungen für mich erfüllen: komfortabel, aufheiternd und, wenn irgend möglich, weil es einfach sinnvoll ist, nachhaltig. Ich hab darauf geachtet, dass günstigere Modelle dabei sind, da ich auch selbst darauf achte, wofür ich gerade wirklich Geld ausgeben kann und will. Gleichzeitig bin ich aber überzeugt: Ein Lambswool-Pullover oder Pyjama aus Biobaumwolle, der qualitativ hochwertig ist, ist es wert, dass man darauf spart und wartet. Weil man dann umso länger etwas davon hat.
Die meisten Labels, die ihr hier findet, setzen auf lokale Produktion, kurze Vertriebswege, recycelte oder Biomaterialien. Es sind schon bekanntere Marken dabei, aber auch für mich viele Neuentdeckungen – wie Aiayu und Tekla aus Dänemark, Asket aus Schweden (ja, Asket, nicht Arket, wobei ich die auch schätze), Dariadéh aus Österreich oder 10k Apparel aus Berlin-Moabit.
Und mit denen geht’s auch direkt los.
Der JOGGINGANZUG
Ich schreibe jetzt seit gut zwölf Jahren vor allem über Modethemen und manche Strömungen entziehen sich für mich dennoch jeglicher schlüssigen Erklärung. Wie der Trend zum bunten Jogginganzug. Ist das nun ein Resultat der 90er-Jahre-Nostalgie? Mode anhand des Instagram-Algorithmus? Hatten alle Designer mal wieder die gleiche Idee, was in diesem Fall gar nicht so weit hergeholt wäre, schließlich verkauft sich seit acht Monaten im Grunde nur leisure wear? Und ist die Antwort wirklich entscheidend, wenn einem der Trend so akut entgegenkommt wie dieser? Weit geschnittene Sweatshirts und Hosen, die bei Marken von 10k Apparel über Pangaia und Colorful Standard bis 7 Days Active zum Mix and Match angeboten werden und die sich zu einem Look kombinieren lassen, der ausdrückt:

„„Kann schon sein, dass ich My-Little-Pony-Farben trage, ich könnte dir trotzdem jederzeit eins auf die Glocke geben.““ -

Und sei es als Ansage an den eigenen Schweinehund.
Mein OutfitSweatshirt in „Swamp Green“ von 10k und Sweat Pants in „Swamp Green“ von 10k – auf diese Marke gibt’s übrigens jetzt einen ganz heißen Rabatt in unserer Goodie Bag.
Der WINE CARDIGAN
Meine bleibende Erinnerung an „Scandal“ (Wisst ihr noch? Die Serie, die man vor 286 Jahren guckte?) ist nicht, wer wen mit wem betrog, sondern die sagenhafte Kollektion an Cardigans, auf die Olivia Pope zurückgreifen konnte, um sich nach getaner Arbeit auf dem Sofa eine Gallone Zinfandel einzuschenken. Die Autorinnen von Go Fug Yourself – falls ihr Zerstreuung braucht: Heather Cocks und Jessica Morgan schreiben seit Jahren scharfzüngig und sagenhaft komisch über die modischen Fehltritte von Prominenten – so treffend den wine cardigan tauften. Diese Modelle eignen sich, falls einem danach zumute ist, zum gemütlichen day drinking, freilich aber auch zum Teetrinken und Abwarten.
Mein OutfitHeavy Knit Cardigan aus reiner Wolle in „Cedar Wood“ von Ivy & Oak // Tanktop, Leggings und Schuhe, alle von Arket (alt) // Alternative: Ganz ähnliche Ballerinas gibt es aktuell aus der Committed-Kollektion von Mango.
Der OVERSIZED-ROLLI
Eine Unterkategorie des wine cardigan in dem Sinne, dass man darin auf dem Sofa lümmeln kann, aber ebenso darin wie eine Frau von Format wirkt, wenn man in „Meetings“ in ein „Büro“ mit „Kolleg*innen“ geht. Die Luxusversionen sind von den Labels & Daughter und Joseph. Ich habe mit den Modellen von Arket gute Erfahrungen gemacht. Letztes Jahr habe ich dort zwei Rollkragenpullover gekauft, die ich wirklich ständig getragen habe und trage und die ihre Fasson halten und kaum Pilling vorweisen.
Wer Lust auf Muster hat (ich neige ja zu Schlichtheit ...): Die Knitwear von Perfect Moment könnte sogar mich davon überzeugen, einen Pullover mit Sternen zu kaufen.
Der PYJAMA
Geständnis: Mein Schlafanzug ist nicht selten ein Langarm-Shirt, das mein Mann früher zum Snowboarden trug, und eine Leggings, die noch nie gute Zeiten gesehen hat.
Da es seit März ebenfalls nicht selten vorkommt, dass ich aus dem Bett vor den Rechner falle und abends feststelle, dass ich mich nicht umgezogen habe, habe ich beschlossen, dass die nächsten Monate besser zu ertragen sind, wenn ich in anderes Von-Nacht-zu-Tag-Zeug investiere. Ich habe keine Ambitionen zu Seidenmorgenmänteln und Negligés.

„Ich musste gerade tatsächlich nachgucken, wie man Negligé schreibt, was einen Eindruck davon vermittelt, wie weit ich von einem entfernt bin.“ -

Mein Ziel ist vielmehr ein Look, der nach dänischem Day Spa aussieht: Leinen, Pastelltöne, Birkenstocks oder Mini-Uggs, wenn’s kalt wird. Ganz oben auf meiner Wunschliste steht ein Set von Aiayu, von denen ich mir Samples zum Fotografieren geliehen habe. Pants und Shirt sind so soft, bequem und lässig, ohne nachlässig zu wirken, dass ich mir große Mühe geben muss, sie aus Versehen nicht zurückzuschicken. Die Designs von Aiayu sind übrigens nicht ausdrücklich Pyjamas, eignen sich aber als eben solche. Und sollte man feststellen, dass man um 18 Uhr immer noch das Gleiche trägt wie um 8 Uhr, nennt man sie einfach: Loungewear.
Die ACCESSOIRES
Für die Momente, wenn man doch vor die Tür geht. Oder die Momente, wenn man sich eine Mütze über die Augen ziehen möchte. Oder die, wenn die kleinen Mitbewohner mal wieder sämtliche Decken zum Höhlenbauen geklaut haben und man irgendetwas braucht, um sich die Wärmflasche um den Bauch zu binden. Also im Grunde für alle Momente zwischen jetzt und ... März, April, Mai 2021? Sagen wir: März. Und bleiben optimistisch.
Mein OutfitRibbed Wool Beanie von Asket und Wollschal von Ganni (alt)
Ich hoffe, es ist für euch etwas dabei, das euch Komfort schenkt, euch erheitert oder ganz einfach wärmt.
Eure
Fotos: Marlene Sørensen (Porträts) & PR (Collagen)

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