Mode & Beauty
Das Mode-Memo
Marlene zeigt ihr Moodboard für 2023, mit Trends, Styling-Inspirationen und der Farbe des Jahres.
von Marlene Sørensen - 01.01.2023
Frohes neues Jahr!
Ich jubele mir meine Vorsätze über das Jahr verteilt unter. So merke ich gar nicht, dass es „Vorsätze“ sind. Das wiederum nimmt den Performance-Druck. Ich weiß: genial.
Was ich für 2023 aber doch getan habe:

„Ich habe mir für dieses Jahr das Motto Bewegung gegeben.“ -

Darauf gebracht hat mich eine Freundin, die das zu ihrem Leitwort des letzten Jahres gemacht hatte und die 2022 immer wieder darauf zurückkam, etwa wenn Entscheidungen anfielen, sie mutig sein musste oder es schlicht darum ging, doch zur Yogastunde zu gehen.
Bewegung passt, es ist natürlich kein Zufall, dass ich so in diese Kolumne einsteige, auch zur Mode, denn die will schließlich stets nach vorn.
Cordhose von Cos (ähnlich auch von River Woods und, in Marineblau von Massimo Dutti und in Dunkelblau von Uniqlo) // Rollkragenpullover von Arket // Boots von Aeyde
Das Januar-Memo ist mein Moodboard für das kommende Jahr. Gewöhnlich ist es nicht so strukturiert wie hier, sondern ein Wirrwarr von Screenshots, offenen Tabs und Lesezeichen für Reviews von Modenschauen. Ich habe mir aber direkt vorgenommen – verdammt, doch ein Vorsatz! –, alle Ideen und Inspirationen auch in Zukunft so zu sammeln, denn daraus ergibt sich buchstäblich ein Bild, an dem ich mich immer wieder orientieren kann.
Eines noch, bevor es endlich um die Klamotten geht: Ich nenne es bewusst Moodboard statt Trendvorschau. Es geht hier zwar auch um Strömungen, aber vor allem geht es darum, aktuelle Stimmungen in der Mode mit den eigenen Vorlieben auf einen Kurs zu bringen, statt irgendetwas hinterherzulaufen.
Meine Tipps, um eure persönliche Pinnwand zu gestalten:
Blazer von Gant (erhältlich ab März 2023) // Jeans „Tess“ von 7 for all mankind // T-Shirt von Phoenix // Handtasche von James Castle
  • Mit einer Farbe anfangen. Bei mir ist es „Royalblau“. Als mir die Farbe bei meiner Durchschau der Runway-Fotos zuerst auffiel, musste ich an diese Szene aus Der Teufel trägt Prada denken, in der Miranda Priestly (Meryl Streep) ihre neue Assistentin Andrea (Anne Hathaway) rundmacht, weil sie bei der Kleiderauswahl für ein Fotoshooting den Unterschied zwischen zwei Blautönen nicht mit dem angemessenen Ernst würdigt. Man sollte sich den gesamten Monolog anschauen – weil: Meryl! –, aber ein Highlight daraus ist der Satz: „But what you don`t know is that that sweater is not just blue, it`s not turquoise, it`s not lapis, it`s actually cerulean.“ Die Szene persifliert gekonnt, wie wichtig sich die Modebranche in ihrem Einfluss nimmt, und gleichzeitig ist eben auch etwas Wahres daran, dass irgendwo irgendjemand entscheidet, welche Farbe plötzlich überall zu sehen ist.
Allerdings, und da zeigt sich doch, dass der Film schon einige Jahre alt ist, ist es heute überholt, dass Trends nach den Kaprizen modischer Bestimmer*innen und alle sechs Monate wechseln. Der Wandel geschieht längst graduell und über den Zeitraum von einigen Jahren. Man sieht es daran, wie sich beispielsweise Jeans zuletzt von Skinny-Cuts zu Schnitten mit weitem Bein entwickelt haben, oder daran, dass Blazer seit geraumer Zeit oversized und mit betonter Schulterpartie getragen werden.
Dieser langsame Wechsel von Formen und Silhouetten bedeutet, dass man sich Neuerungen in Ruhe annähern kann. Statt, wie ich in der Vergangenheit oft, zu denken:
Ein Trend!
Erste Reaktion: Cowboystiefel – äh, nein.
Zweite Reaktion, um einige Monate verzögert: Cowboystiefel – mhm, vielleicht doch eine gute Idee? Ich denk noch mal drüber nach ...
Dritte Reaktion, wieder einige Monate später: Ah, Trend vorbei. Statt Cowboystiefeln trägt man jetzt ... Clogs?!?
Das Teil ist dabei nicht wichtig – wobei: Cowboystiefel stapfen seit einigen Saisons wieder durch die Mode –, sondern die Annahme, dass man nur begrenzt Zeit hat, um einem Trend zu folgen. Man hat dagegen reichlich Zeit.

„Eine Farbe ist der sanfte Einstieg in ein graduelles Update der Garderobe.“ -

Sie ist leicht zu integrieren, ob über Einzelteile oder Accessoires. Und sie zeigt, ähnlich wie beim frischen Anstrich eines Zimmers, sofort Wirkung. (Wer mehr als einen Farbton testen möchte, kann sich für den Sommer schon mal Eisblau dazu notieren.)
Mein zweiter Tipp:
  • Vielfältige Quellen nutzen. Neben den Eindrücken von den Modenschauen bediene ich mich an Magazinen und Lookbooks, aber auch an Instagram und Pinterest, um Inspirationen zu sammeln, die über eine Saison hinausgehen.
Aktuelles Beispiel: Cord. Jüngst zu sehen bei Khaite, dem Label von Cate Holstein, die gerade erst mit dem prestigeträchtigen CFDA Womenswear Designer of the Year Award ausgezeichnet wurde und deren Designs die lässige Seite gut betuchter New Yorkerinnen betont (apropos Geld: zu Budgets komme ich noch).
Ihr Cordblazer erinnerte mich wiederum an den mühelosen Chic einer anderen New Yorkerin, Carolyn Bessette-Kennedy. Auf dem Bild, das mir von ihr sofort einfiel, trägt sie eine braune Cordhose und einen schwarzen Rollkragenpullover. Es ist knapp 25 Jahre alt. Und könnte gestern entstanden sein.
Das liegt nicht nur daran, dass die Neunzigerjahre derzeit ein Comeback erleben, das sich dankbarerweise eben nicht nur in Hüftjeans und hervorblitzenden Tangas ausdrückt, sondern auch daran, dass Bessette-Kennedys Stil unvergängliche Qualitäten hat, wie Schlichtheit und die Kombination von maskulinen und femininen Elementen. Wobei auch Verspieltheit und eine Vorliebe für Rüschen zeitlos wirken können. Je nachdem, was der persönliche Geschmack sagt.
Was mich zum Geld bringt. „Zeitlos“ wird oft mit „teuer“ gleichgesetzt, ganz so, als müsste man sich Klassiker erst mal leisten können. Und klar, Qualität drückt sich auch über den Preis aus. Die Teile jedoch, die am längsten in meinem Kleiderschrank hängen, sind nicht unbedingt die teuersten, sondern die stimmigsten zu meinen Vorlieben. Nun wäre es schön, wenn ich mir meine aktuelle Vorliebe, den Blazer von Khaite, leisten könnte. Doch die Marke liegt weit außerhalb meines Budgets. Dennoch werde ich den Look anstreben – mit anderen Mitteln. Der Lauf der Mode ist ja auch, dass Farben, Materialien und Teile von den Laufstegen in den Läden landen. Bei Mango findet man beispielsweise schon jetzt einen schönen Cordblazer. Ich denke auch über ein Update des von mir so geliebten Trenchcoats in Cord nach. Die Hosen, ebenfalls von Cos, die ich oben trage, gibt es auch in Schwarz und Pink.
Hose von Cos // Oberteil von Cos // Gürtel von Arket
  • Fokuspunkte setzen. Sagte ich gerade „Comeback der Neunzigerjahre“? Je mehr Teile ich für mein Moodboard speicherte, desto klarer wurde das Bild: Mich zieht es derzeit zu diesem Jahrzehnt hin. Es ist, um noch mal auf Interieur-Design zurückzukommen, wie mit dem Einrichtungsstil: Skandinavisch? Romantisch? Eklektisch? Durch die Festlegung entsteht eine Freiheit, innerhalb eines Stils zu spielen. Auch mit einem Mix aus Materialien und Strukturen. Ein rustikaler Stoff wie Cord verträgt dazu etwas Fadenscheiniges; gröbere Texturen können mit glatten gemischt werden; Neutrales mit Farben aufgemischt werden.
Was mir bei meinen Überlegungen hilft, wie sich neue Teile in meinen cleanen Look integrieren lassen: schauen, wie die Kollektionen in den Onlineshops von Lieblingsmarken und Multi-Brand-Shops gestylt werden. Ich gucke zum Beispiel gerne, wie La Garconne und Matches Fashion die Designs präsentieren, aber auch Toteme und Joseph, neben The Frankie Shop, Arket und Cos – um daraus Ideen abzuleiten, und natürlich gelegentlich auch Teile, wie Cargohosen, Silberschmuck oder schulterfreie Tops. In meiner Kombination trage ich Letzteres mit weiter Hose und breitem Gürtel, komplett in Schwarz und mit Bildern von Peter Lindbergh im Kopf, die er den 90s von den Supermodels der Ära schoss.
Apropos Supermodels:
Kate Moss in Bottega Veneta geht mir nicht mehr aus dem Kopf, seit ich die Show mitverfolgt habe. Man kann darüber streiten: Ist das noch Mode oder bloß Styling? Aber ich finde, in der Mode ist ebenso viel Platz für das Hochkonzeptionelle wie für das Handfeste. Und am Ende sind es meist die kleinen Twists, die im eigenen Kleiderschrank den Unterschied machen: eine weit geschnittene Jeans; ein Tanktop unter einem Jeanshemd; Stiefel mit mandelförmiger Kappe.
Hemd „Hallfell“ von Barbour (ab Januar 2023, hier bereits in Orange) // Tanktop von Arket // Jeans „SaltnPepa Denim“ von Essentiel Antwerp (ab Januar 2023) // Crossbody Bag von Cos in Schwarz (auch erhältlich in Rot, Beige und Dunkelbraun) // Schultertasche „Agnes“ von Agneel (in sechs Farben erhältlich)
Bei Accessoires habe ich Hightop-Sneaker und Loafer aus dem letzten Jahr übertragen sowie Plateausandalen notiert. Die Sandalen müssen nicht so waghalsig sein wie bei Valentino Garavani (unten in der Collage), aber falls ich dieses Jahr Pumps kaufe, werde ich sie als Vorlage im Kopf haben.
Bei Handtaschen bereits jetzt viel zu sehen: die Halbmondform. Das ist kein Design, in dem man den halben Hausstand unterbringen kann. Aber warum sollte man das auch immer müssen? Weniger Ballast – noch ein guter Vorsatz für 2023.
Ensemble von Joseph (erhältlich ab Frühjahr 2023)
Und jetzt viel Freude bei euren eigenen Moodboards. Verratet ihr mir, was ihr drauf habt? Würde mich freuen. Und schreibt mir gerne auch, was ihr euch von mir dieses Jahr noch mehr wünscht.
Eure
1 Kate Moss in Bottega Veneta // 2 Cargohose von The Frankie Shop (in diversen Farben erhältlich) // 3 Ohrringe „Eleanora“ von Aeyde (in verschiedenen Größen und Ausführungen, u.a. auch mit Schmucksteinen, erhältlich) // 4 Strickbody mit herzförmigem Ausschnitt von Sandro// 5 Schulterfreier Body von Agolde // 6 Umhängetasche aus Leder von Zara // 7 „90s Pinch Waist“-Jeans von Agolde // 8 Hightop-Sneakervon Autry // 9 Kleid von Marc O’Polo // 10 Plateau-Pumps von Valentino Garavani // 11 Schulterfreies Strickkleid aus dem Zara-Lookbook // 12Look aus der Herbst/Winter-Kollektion 2022 von Khaite // 13 Wickelmantel von Reiss // 14 Neckholder-Kleid von Zara // 15 Handtasche von Toteme // 16 Cordblazer von Cos (auch erhältlich in Pink und Schwarz) // 17 Carolyn Bessette-Kennedy und John F. Kennedy, Jr. // 18 Loafer „Julie“ von Aeyde // 19 Handtasche von Polo Ralph Lauren // 20 Look von Cristaseya

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