Mode & Beauty
Das Mode-Memo
Zu warm? Zu kalt? Der April verlangt nach Lagen-Looks. Marlene zeigt, wie`s geht.
von Marlene Sørensen - 01.04.2023
Ah, Frühjahr!
Wie ging das noch mal?
Es ist die Zeit des Jahres, in der ich mir vorkomme wie ein Braunbär, der nach dem Winterschlaf verwirrt aus der Höhle tapst. Hier hören die Gemeinsamkeiten auch schon wieder auf, denn Bären sind aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erstaunt, dass man Kleidung in weniger als vier Lagen tragen kann. Sie verwirrt das Konzept „nackte Beine“ nach 97 Monaten Winter nicht.

„Bären, diese glücklichen Geschöpfe, haben keinen Schimmer, was Übergangsjacken sind!“ -

Nein, sie schütteln sich nach dem Winter einmal kurz durch und lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Gute Vorbilder, denke ich mir, und nehme mir für diese Zeit des Wechsels vor, sie nach dem Motto „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ anzugehen. Das Lied aus dem „Dschungelbuch“ trägt im englischen Original übrigens den Titel „The Bare Necessities“, übersetzt: Das Allernotwendigste. Und das ist im Frühjahr dann doch:

Die Übergangsjacke

1 Jacke von Ganni (erhältlich ab Mai, ähnlich von Ganni), Hoodie von Uniqlo, Cargohose von Arket, Turnschuhe 990v5 Core von New Balance, Cap von Arket // 2 Dunkelblaue XL-Jacke von Levi’s // 3 T-Shirt von Cos // 4  Jeansrock von Mango // 5 Gestreiftes Longsleeve von Armed Angels // 6 Wadenlanger Rippstrickrock in Dunkelblau von Hallhuber // 7 Socken von Natural Vibes // 8 Turnschuhe von Autry // 9 Patchwork-Jacke mit abnehmbaren Ärmeln von Louise Misha // 10 Bluse von Louise Misha // 11 Jeans von Arket // 12 Boots von Marc O`Polo // 13 Pinker Blouson von Marc O’Polo // 14 Chinos von Marc O`Polo // 15 Tanktop von Arket // 16 Turnschuhe von New Balance // 17 Jacke von Ganni (erhältlich ab Mai, ähnlich von Ganni), Jeans von Agolde // Bomberjacke im Aufmacherbild von Jan `n June
Die Jacke, die ich hier in zwei verschiedenen Farben von Ganni trage, ist ein Musterbeispiel für einen gelungenen Übergang: leicht und dennoch wärmend; robust genug für den Alltag und dank des Gürtels, mit dem sich die Jacke auf Taille schnüren lässt, auch elegant; ebenso kompatibel mit Jeans wie mit Cargohose wie mit Rock oder Kleid. Dieses Modell wird ab Mai erhältlich sein (aktuelle Alternativen sind oben verlinkt) – was nur bestätigt, dass die ideale saisonale Jacke nicht bloß für den April gemacht ist, sondern für das ganze Jahr, denn man kann sie an kühlen Sommerabenden ebenso tragen wie später im Herbst – oder gar im Winter unter einem Mantel.
Das gilt auch für die zwei Modelle, die ihr oben seht: die wattierte Jacke (das Design von Louise Misha ist mit abnehmbaren Ärmeln; man kann es auch als Weste tragen) und die Bomberjacke (aktueller Lieblings-Look: zu einem eng anliegenden Midi-Rock, T-Shirt und Turnschuhen).

„So hat man’s in den Neunzigern schon getragen.“ -

Was mich wiederum zur Cargohose bringt.
In jeder Saison gibt es ein paar Teile, die als Trend unübersehbar sind. Die Cargohose ist aktuell so ein Teil. Ich habe mir sagen lassen, dass auch der Po in diesem Hosenschnitt nicht zu übersehen ist. Worauf ich entgegnen möchte: Na und?
Im Gegensatz zu den Neunzigerjahren, als ich mein Hinterteil am liebsten unsichtbar gemacht hätte und die mutmaßliche Unvorteilhaftigkeit eines Looks zu einer Körperkrise geführt hätte, weiß ich inzwischen, dass: 1. die wichtigste Funktion eines Kleidungsstücks nicht ist, wie sehr es meinen Körper kaschiert, streckt und ansonsten optimiert, und 2. eine der wichtigsten Funktionen eines Kleidungsstücks ist, wie ich mich darin fühle. In einer Cargohose bin ich ein Bär, der sich mit den Fäusten auf die Brust trommelt und lässig durch die Gegend strolcht. Gedanken daran, ob das jede*r andere auch so sieht, sind so beschwerlich und unnötig wie derzeit eine Thermo-Leggings. Schüttelt sie am besten ab.
Anderer Look, gleiche Unverwüstlichkeit:

Der Trenchcoat

1 Zartgrüner Trenchcoat von & Other Stories // 2 Schultertasche von Closed // 3 Kleid von Armed Angels // 4 Turnschuhe von Converse // 5 Leinen-Trenchcoat von & Other Stories, weißes Hemd von Cos, Jeans von Agolde, Loafer von Aeyde, Bucket Bag von Closed (alt, ähnlich von Uniqlo) // 6 Loafer von Cos // 7 Jeans von Armed Angels // 8 Pullover von Marc O`Polo // 9 Bucket Bag von Uniqlo // 10 Kurze Trenchjacke von Arket 
Der Trench ist ein Klassiker für den Übergang. Das ist nicht nur so dahingesagt. Als ich vor kurzem zuhause die Bücherregale aufgeräumt habe, fiel mir mein erstes Buch in die Hände, „Stilvoll“, das vor knapp sechs Jahren erschien. Und obwohl ich es ein wenig albern finde, mich selbst zu zitieren, könnte ich es heute nicht besser sagen. Nämlich so: „Ein Trenchcoat ist niemals lächerlich. Im Gegenteil. Jede, die ihn trägt, gewinnt an Format. Selbst Frauen, die man für vollendet hält, werden durch den unscheinbaren beigen Mantel ein wenig ewiger. Marlene Dietrich, Jackie Kennedy, Françoise Hardy. Falls diese Frauen zum Trenchcoat griffen, um unergründlich und mysteriös zu wirken, hat es funktioniert. Da er so viel Haltung in sich trägt, ist fast nebensächlich, was man dazu anzieht.“
Mit einem weißen Hemd, Jeans und Ballerinas ist man mit dem Trenchcoat in Paris. Mit einem Midi-Kleid und Slingbacks in Mailand. Mit einem Overall und Turnschuhen in London. Was also sollte man an einem Mantel nicht mögen, in dem man jeden Tag verreisen kann? Neben dem Standard-Beige – um den passenden Ton für sich zu treffen, ein kleiner Leitfaden: zu kühlen Hauttypen passen warme Beigetöne; zu warmen Hauttypen kühle Aschefarben – wirkt der Trenchcoat in einem zarten Grün, in Kurzform oder aus Leinen, wie ich ihn hier trage, nach Frühling.
Aus Leinen ist auch das nächste Teil für ein einfaches Upgrade zwischen Winter und Sommer:

Der Anzug

1 Rosafarbener Anzug von & Other Stories (erhältlich ab Mitte April, ähnlicher Blazer und Hose von & Other Stories), Cropped-T-Shirt von Arket, Loafer von Aeyde // 2 Kurze Bluse von Cos // 3 Sandalen von Scarosso // 4 Langes Schlauchkleid von Armed Angels // 5 Hellblauer Blazer von & Other Stories // 6 Bluse von Xirena // 7 Sonnenbrille von Monokel // 8 Weißer Blazer von & Other Stories, Hose von & Other Stories, hellblaues Hemd von Sézane, Sandalen von Scarosso, Sonnenbrille von Hackett London // 9 Turnschuhe 327 von New Balance // 10 Kleid von & Other Stories // 11 Jeans von Mango // 12 Cap von Love Stories // 13 Blazer und Hose von Ivy Oak // 14 Tanktop von Love Stories + Sonnenbrille von Monokel // 15 Hemd von The Frankie Shop // 16 Hellblaue Hose von & Other Stories // 17 Tasche von Closed
Hört man Anzug, denkt man vermutlich: Vernunftkauf.
Ich plädiere dafür, den Frühlingsanzug als Lustkauf zu verstehen. Meine fünf besten Argumente dafür:
  1. Ein Anzug, der sich vom Winter abhebt – ob durch Leinen oder in Eiscreme-Farbe – passt in jedem Kontext, vom Büro bis in die Bar.
  2. Dabei ist ein Anzug neutral genug, um dazu mit Trends wie Cropped-Tops oder Color-Blocking zu experimentieren.
  3. Der Blazer eignet sich als Übergangsjacke.
  4. Und sowohl Blazer als auch Hose begleiten in verschiedenen Kombinationen von „Ein Update für die Alltagsuniform“ (hellblauer Blazer + Schlagjeans + Tanktop + Cap) bis zu „Ich bin auf eine Hochzeit eingeladen und habe nichts zum Anziehen!“ (grünes Kleid + weißer Blazer + Sandalen) nicht nur durchs Frühjahr, sondern auch durch den Sommer. Werde ich rauf und runter tragen: die weiße Hose zu einem blauen Hemd und geschnürten Sandalen.
  5. Nichts weckt den Bären so schnurstracks aus seiner Winterdösigkeit wie ein akkurater Anzug.
Was mich zu einem weiteren Stimmungsmacher bringt:

Der Rock

1 Sweatshirt von H&M // 2 Cap von Arket // 3 Cropped-T-Shirt von Arket // 4 Plisseerock von Samsøe Samsøe // 5 Turnschuhe 327 von New Balance // 6 Sandalen von Arket // 7 Rock von Addition, Cropped-T-Shirt von Arket, Sandaletten von Zara (alt, ähnlich von Mango) // 8 Ballerinas von Arket // 9 Bluse von Armed Angels // 10 Cropped-Pullover von Zara // 11 Schlauchrock von Zara // 12 Ausgestellter Rock von Zara // 13 Jeanshemd von H&M 
Wäre „der beste Rock aller Zeiten“ eine Wissenschaft, dann habe ich gründlich genug recherchiert, um sagen zu können: Es ist der „Powerful Skirt“ von Addition Sustainable Apparel.
Ich vergucke mich schon gelegentlich in andere Röcke und einige davon zeige ich euch oben, aber ich kehre einfach immer wieder zu diesem Rock zurück. Meine Belege: Die schwingende A-Linie fängt das Gefühl von Leichtigkeit ein; es gibt ihn nicht nur in Flieder, sondern auch in Schwarz, Dunkelgrün, Rot, Gelb … der Rock hat Taschen. Taschen! Jedes Mal, wenn ich in letzter Zeit im Schrank einen meiner drei (!) Powerful Skirts sah, dachte ich daran, wie lange es wohl noch dauert, bis ich sie endlich mit nackten Beinen und zu Sandalen tragen kann.
Die Garderobe für jetzt kann genau das: Sie sorgt für Vorfreude, ob in Form eines Rocks, eines Anzugs oder eines Trenchcoats. Und vielleicht macht sie auch ein wenig mutig. Ich habe es nicht drauf angelegt, mich hier bauchfrei zu präsentieren – der Rock, den ich mir zum Fotografieren ausgeliehen habe, war eine Nummer zu groß und saß daher tiefer auf der Taille als erwartet, und so blitzte die Haut auf. Aber wisst ihr was? Das hat mich direkt inspiriert, auch zum Anzug ein Cropped-Top zu tragen.
Ich verstehe, wenn manche bei „bauchfrei“ sofort wieder zurück in ihre Bärenhöhle wollen. Aber hoffentlich nicht, weil man denkt, dass der Bauch nicht vorzeigbar ist. Wenn ich darauf gewartet hätte, dass ich mich perfekt genug finde, um etwas tragen zu können, dann, ja dann hätte es diese Modekolumne vermutlich nie gegeben. Gebt den Frühlingsgefühlen also einfach nach und verknallt euch in das, was ihr tragen wollt.
Eure

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