Hallo zusammen, mein Name ist Shari Dietz und ich bin (fast) 33 Jahre alt. Vor zehn Jahren habe ich meinen Mann kennengelernt und schon beim ersten Date sprachen wir über Kinder. Mittlerweile haben wir vier: Ein Junge (7 Jahre alt) und drei Mädels ( 5, 4 und 2 Jahre alt), sind seit acht Jahren verheiratet und leben in der Nähe von Köln. Bevor ich Mama wurde, habe ich als Online-Redakteurin in einer Werbeagentur gearbeitet. Die Kinder kamen schneller hintereinander als ursprünglich geplant: Vier Kinder in 5 Jahren! Seitdem bin ich in Elternzeit.
„Wir hatten immer einen Plan fürs Leben, bis dieses uns gezeigt hat, dass nichts planbar ist.“ -
Unser Sohn kam mit einer Fehlbildung zur Welt – die glücklicherweise operiert werden konnte. Unsere Tochter Mari hat einen seltenen Gendefekt – das Angelman Syndrom – der erst mit fast zwei Jahren diagnostiziert wurde. Sie braucht viel Betreuung – kann laufen, aber nicht sprechen und sorgt gern für Chaos. Einer von uns muss immer bei ihr sein, sie zu Behandlungen fahren und gut auf sie aufpassen. Unter der Woche unterstützt mich eine Haushälterin beim Kochen, Aufräumen und bei der Betreuung der Kinder.
Mein Mann André ist Schauspieler und spielt in der RTL-Serie "Alles was zählt" mit. In freien Minuten habe ich immer mehr seine Pressearbeit und Management-Aufgaben übernommen. Nachdem ich ihm eine neue Homepage gebaut habe, entstand die Idee
zu einem eigenen Blog. Parallel habe ich zusammen mit meinem Mann das Buch
Alles Liebe: Familienleben mit einem Gendefekt geschrieben.
Jeder vermeintliche Rückschlag hat uns in unserer Liebe bestärkt und unser Leben bereichert. Wir haben gelernt den kleinen und großen Katastrophen des Alltags zu trotzen und das Leben als Familie zu genießen.
Das ist ein kleiner Einblick in unsere Woche, die immer anders verläuft als gedacht:
MONTAG
Als wir noch keine Kinder hatten, konnte ich den Montagmorgenfrust und das Angucken gegen die Woche im Büro von Vielen gut verstehen. Seitdem ich Mutter einer Großfamilie bin, denke ich anders darüber: Mein Montag bringt mir heute etwas Leichtigkeit in unseren voll gepackten Alltag. Alle Kinder sind aus dem Haus und ich kann in Ruhe Kaffee trinken, auf Toilette gehen, Betten machen – alles, wozu ich sonst eher nicht komme.
André arbeitet auch nur kurz, weil Montage oft Probentage sind. Proben geht deutlich schneller als Drehen. So haben wir die Chance, gemeinsam Mittag zu essen.
„Wir besprechen unsere Termine und gönnen uns einen Mittagsschlaf.“ -
Um drei Uhr holen wir dann alle Kinder aus Kita und Schule ab, um auf der Straße mit den Nachbarskindern zu picknicken, mit Kreide zu malen, Fahrrad zu fahren und zu quatschen. Gegen fünf fahre ich mit den beiden Kleinen zum Schwimmkurs, André erledigt noch ein paar Einkäufe mit Mari (unsere Tochter mit dem Gendefekt) und um halb sieben treffen wir uns alle am Esstisch zum gemeinsamen Abendessen. Mit dem Abendessen startet unser festes Abendritual. Jeden Tag gleich. Essen, Baden, Kuscheln auf der Couch. Ab ins Bett! Dank des Mittagsschlafs bin ich noch fit genug für eine Folge Haus des Geldes. #overandout
DIENSTAG
André und ich verlassen um kurz nach sieben das Haus. Ohne Kinder! Die werden heute und morgen von unserer Haushälterin betreut. Sie hilft mir während der Woche im Haushalt und mit den Kindern. Besonders da unsere Tochter mehr betreut werden muss als andere Kinder. Wenn unsere Haushälterin nicht kann, sind wir auch mal auf die Hilfe unserer Familien angewiesen. Mari läuft zwar, kann aber nicht sprechen. Einer von uns muss die ganze Zeit hinter ihr her sein.
Für André und mich stehen zwei Termine in Hamburg an und wir werden bis morgen Zeit zu zweit haben. Als Speaker nehmen wir an einer Veranstaltung eines großen Hamburger Verlags teil, abends wird André eine Laudatio auf einer Gala für einen guten Zweck halten. Ich genieße die Zeit nur mit ihm. Es macht uns beiden so viel Spaß, dass wir auch beruflich Hand in Hand gehen können.
MITTWOCH
Die Nacht war kurz und wir sind müde, müssen aber den frühen Zug zurück nach Köln nehmen, da André noch drehen muss und ich die Kinder um drei Uhr wieder einsammeln will. Wir waren nur eine Nacht weg. Wir haben sie aber so sehr vermisst! Den restlichen Tag verbringe ich mit meiner Mutter und den Kindern im Garten. Wir essen gemeinsam zu Abend und André kommt spät nach Hause. Glücklicherweise kurz vor knapp, sodass er allen Kindern noch einen dicken Kuss vor dem Schlafen geben kann.
Im Haushalt versuchen wir beide alles gut ausgeglichen zu regeln, gemeinsam aufzuräumen und uns um alles gleichermaßen zu kümmern.
DONNERSTAG
André hat um sieben Uhr Maskenzeit. Bedeutet: Ich bin mit allen Kindern schon ab dem Aufstehen alleine und versuche alle nacheinander anzuziehen. Vier Mal Brote schmieren, Brotdosen vorbereiten, Mari bekommt Medikamente, drei Mal Zöpfe machen, Schuhe und Jacken anziehen. Zwischendurch ziehe auch ich mich an. Unser Sohn geht alleine in die Schule, die Mädels bringe ich mit dem Auto in die Kita. Es sind zwei verschiedene Kitas. Anschließend mache ich mich direkt auf zum Wocheneinkauf. Etwas, was ich wirklich extrem ungerne mache.
Zurück Zuhause finde ich endlich Zeit für Kaffee und Schokoladen-Brot. Ich setze mich in unser Büro und starte mit meiner Arbeit. Zu meiner Arbeit gehört heute: der ewige Kampf mit der Krankenkasse von Mann und Kindern, Rechnungen schreiben und bezahlen, Fotos machen und bearbeiten, Texte schreiben, E-Mails beantworten. Dank Gewusel bemerke ich erst um zwei Uhr, dass ich noch nichts Richtiges gegessen habe und die Zeit für mich gleich abgelaufen ist.
Um drei kommen wieder alle Kinder nach Hause. Unser Nachmittag ist turbulent. Ich bin ganz alleine mit den Kindern. Eine Herausforderung, weil heute jeder etwas anderes machen möchte. Mari kann ich keine zwei Minuten aus den Augen lassen. Sie ist hyperaktiv und setzt sich nur selten entspannt dazu.
Bücher lesen, Spiele spielen, malen und basteln fällt also raus. Zumindest, wenn ich alleine bin. Wir starten in den Wald mit dem Hund. Mari sitzt in ihrem Rehabuggy, die drei anderen fahren Fahr- und Laufrad. Wir sind am See, im Wald und auf dem Spielplatz. André kommt uns nach der Arbeit entgegen und so muss ich nicht alleine das Laufrad tragen, Mari in ihrem Rehabuggy schieben und die Kleinste zum Laufen animieren.
„Um acht Uhr schlafe ich auf der Couch ein.“ -
Mit der Hoffnung, dass der morgige Tag entspannter wird!
FREITAG
Freitags kommt unser Sohn immer schon zum Mittagessen nach Hause. Ich genieße die Zeit nur mit ihm alleine. Er macht Hausaufgaben, während ich einen neuen Blogbeitrag schreibe. Der Nachmittag der Kinder ist mit Aktivitäten verplant: Reiten, Tanzen, Schwimmen, mit Freunden verabreden. Was Kinder in ihrer Freizeit eben gerne machen. Dazu Therapien von Mari. Ich versuche alles zu koordinieren.
André kommt um drei Uhr nach Hause und kann mich glücklicherweise unterstützen. Freitags kommt auch immer seine Dispo für die nächste Woche, so dass wir – in den kurzen, freien Pausen zwischen Bringen und Abholen der Kinder – die neue Woche planen. Heute Abend sind wir verabredet. Nachdem wir alle Kinder ins Bett gebracht haben (das ist tatsächlich nur zu zweit möglich, sodass wir Babysitter immer erst bestellen, wenn die Kinder schon im Bett sind) treffen wir uns mit Freunden zum Essen.
Ich freue mich sehr, bin aber unfassbar müde.
SAMSTAG
Wir waren gestern erst gegen eins im Bett. Seit sieben Uhr kommen die Kinder nach und nach in unser Bett. In diesen Momenten bereue ich immer, dass ich mich nicht mit ihnen um acht ins Bett gelegt habe.
Wir lassen sie Kinder-Fernsehen gucken. Alles, um noch ein paar wenige Minuten die Augen schließen zu können. Schöne, unrealistische Idee. Ich mache den ersten Schritt und stehe um acht Uhr auf, dusche mich, schalte die Kaffeemaschine ein und hole uns Brötchen beim Bäcker. Nach dem Frühstück, was mit allen Kindern wirklich immer sehr laut, wild, chaotisch und dreckig ist, geht André mit den Kindern raus. Im Eiltempo mache ich die Betten, räume den Tisch ab, stelle eine Maschine Wäsche an und sauge durch unser Haus. Nachmittags versuchen wir uns in Gartenarbeit. Wobei man hier ehrlicherweise sagen muss, dass maximal einer etwas machen kann, während der andere hinter den Kindern (insbesondere hinter der Kleinsten und unserer behinderten Tochter) herlaufen muss. Abends gibt es Pizza für alle und wir lassen den Tag ausklingen.
SONNTAG
Sonntage sind wie Samstage. Ich bin müde, vielleicht sogar noch etwas müder als am Samstag. Sie sind wild und das Verlangen nach fünf Minuten Ruhe wird etwas größer als am Samstag. Der Wäscheberg ist noch höher, die Frage der Kinder nach dem „was machen wir heute?“ etwas lauter. Obwohl wir während der Woche eine Unterstützung im Haushalt haben, kümmere ich mich ausschließlich um die Wäsche. Am Wochenende verteilt sich die zusätzliche Arbeit dann auf André und mich.
Aber ich muss sagen:
„Je älter unsere Kinder werden, umso mehr kommt das Wochenendgefühl von früher zurück.“ -
Wir nehmen uns schöne Sachen vor. Heute machen wir beispielsweise einen Ausflug in den Zoo. Dann gehen wir essen. Um den Aufenthalt im Restaurant möglichst kurz zu halten, das Chaos zu minimieren, bestellen wir schon beim Reinkommen gleich alles auf einmal. Aber es ist eine schöne Zeit.
Vielleicht die schönste unseres Lebens.
Fotos – Mira Schaffeld