Wer sind wir: Hej, mein Name ist Nina, ich bin selbstständige Grafikdesignerin, 33 Jahre alt und bin vor einem Jahr mit meinem Freund Florian, Pädagoge, 31 Jahre alt, nach Dänemark ausgewandert. Wir haben direkt an der deutsch-dänischen Grenze ein Haus gekauft. Ursprünglich kommen wir aus Nordfriesland und sind beide an der Grenze zu Dänemark groß geworden. Nach einigen Jahren in Flensburg wollten wir wieder in die Nähe unserer Familien ziehen und haben einen Umzug ins Nachbarland gewagt.
Wie wir leben: Da Florian in Dänemark arbeitet und dort die Immobilienpreise auf dem Land viel geringer sind als in Deutschland, haben wir uns dazu entschlossen, dort nach einem Haus zu suchen. Nach ein paar Besichtigungen entschieden wir uns im Januar 2022 dann für unser 190 Quadratmeter großes Häuschen in Sønderjylland in der Kommune Tønder. Es ist 100 Jahre alt und war früher mal das Zuhause der Grenzzöllner. Sie haben mit ihren Familien in dem Haus gelebt. Damals war es zweigeteilt. Es gab zwei Eingänge und jeweils oben sowie unten drei Zimmer. Die Zimmeraufteilung haben wir natürlich verändert – wie so vieles in den Haus –, und zwar meist in Eigenleistung.

Unser Haus war damals für 90.000 Euro inseriert, nach der Verhandlung haben wir letztendlich 74.000 Euro dafür gezahlt. Dieser Betrag ist in der ländlichen Gegend, in der wir wohnen, kein untypischer Preis. Wir sanieren unser Haus in Eigenleistung und ohne einen Baukredit. Bisher haben wir ca. 15.000 bis 20.000 Euro für die Sanierung ausgegeben. Das meiste Geld stammt von unserem Ersparten und wir haben damit vor allem die Heizkörper, die Wasserleitungen und die Elektrik erneuert. Wir müssen vermutlich in den nächsten Jahren von einer Pelletheizung auf eine Wärmepumpe umrüsten – ein riesiger Kostenfaktor, der spätestens dann nicht mehr ohne Kredit für uns machbar ist.
Wir planen die Sanierung nur grob und arbeiten uns Stück für Stück, Zimmer für Zimmer, vor. Dieses Jahr möchten wir gern die Heizkörper sowie die Elektrik im Obergeschoss austauschen. Das muss dann direkt in allen Räumen geschehen. Ein großer Kostenfaktor, für den wir nun Monat für Monat etwas Geld zurücklegen.
„Da unser Haus relativ günstig war, zahlen wir keinen hohen Abtrag und können monatlich noch etwas für die Sanierung beiseitelegen.“ -
Dennoch wird es am Ende meist immer teurer, als man denkt, und dann gibt es bei uns auch automatisch Phasen, in denen nicht viel passieren kann. Realistisch planen wir, dass wir noch drei bis vier Jahre brauchen werden, bis alles fertig ist. Bis dahin leben wir auf unserer ständigen Baustelle.
Vom Hauskauf, vom Sanieren und von Gartenarbeit – von nichts hatten wir vorher eine Ahnung. Wir haben während des Prozesses viele Fehler gemacht und werden auch noch viele Fehler machen. Trotzdem bereuen wir nichts. Wir genießen es, auf dem Land zu wohnen, und lernen ständig dazu.
Uns kam zugute, dass wir viele Handwerker*innen in der Familie haben. Besonders mein Vater, ein Schlosser, ist ein Allrounder und immer unser erster Ansprechpartner. Das Verputzen mit Lehm hat uns ein Lehmbauer aus der Region in einem Workshop beigebracht. Dinge, an die wir uns nicht rantrauen, lassen wir machen wie zum Beispiel die Elektrik oder die Leitungen. Der Rest ist learning by doing mithilfe von Google und YouTube.
Um als EU-Bürger*in ein Haus in Dänemark kaufen zu können, muss man dort den Erstwohnsitz beantragen. Ferienhäuser können Ausländer*innen nur unter sehr strengen Ausnahmeregelungen kaufen. Für eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung, die erforderlich ist, um eine Identitätsnummer (CPR) zu erhalten, ohne die hier nichts geht, muss man einen festen und unbefristeten Arbeitsplatz vorweisen.
Oder: Man bescheinigt ein Vermögen von mindestens 10.000 Euro auf dem Konto. Das gilt zum Beispiel für Selbstständige. Falls man das Budget nicht hat, könnte auch der*die Partner*in garantieren, dass er*sie genug verdient und als Versorger*in einspringen kann.
„Die Dän*innen wollen so sichergehen, dass niemand Sozialleistungen in Anspruch nehmen muss.“ -
Ein kleiner Nachteil beim Hauskauf in Dänemark: Sehr wenige deutsche Banken finanzieren grenzübergreifende Immobilienkäufe. Ich habe damals direkt bei meiner Hausbank angerufen und wurde nach Sicherheiten wie einer Immobilie in Deutschland gefragt. In Flensburg gibt es aber eine Bank, die Häuser in Dänemark finanziert. Sie nennt sich Unions Bank – sie finanzieren ein dänisches Haus jedoch erst ab einem bestimmten Wert (so um die 800.000 Kronen, umgerechnet ca. 107.000 Euro) und auch die Lage muss passen.
Eine dänische Bank zu finden, war vor allem für mich eine Herausforderung, weil ich als Deutsche mit einem deutschen Einkommen bei der Berechnung eines Kredites nicht berücksichtigt wurde. Die Bank hat die Bedenken, dass sie mein deutsches Konto rechtlich nicht pfänden könnten – in dem Fall, dass ich ihren Kredit nicht mehr bedienen könnte.
Deshalb kam es bei uns auf Florian an. Er arbeitet in Dänemark, zahlt dort Steuern und hat eine CPR-Nummer. Wir mussten dann auf einem anderen Weg vertraglich regeln, dass das Haus uns beiden gehört.
Das Gute beim Hauskauf in Dänemark jedoch ist, dass man nur fünf bis zehn Prozent des Hauswertes als Eigenkapital mitbringen muss. Das ist oft einfacher zu wuppen als die in Deutschland üblichen 20 bis 30 Prozent. Mein Tipp:
„Vor dem Hauskauf sollte man unbedingt in Erfahrung bringen, für wie viel Geld die Häuser in der Umgebung verkauft worden sind.“ -
Dann hat man eine bessere Verhandlungsbasis.
Auch gut zu wissen: In Dänemark muss jede*r Eigentümer*in einen Zustandsreport des Hauses anfertigen lassen, das von einem*einer externen Gutachter*in erstellt wird. In einem Ampelsystem wird vermerkt, was am Haus gemacht werden muss, und jede*r Eigentümer*in hat somit ein Dokument, in dem steht, in welchem Zustand das Haus ist. Dieses Dokument wird beim Verkauf natürlich vorgelegt. So konnten wir im Voraus einschätzen, was an Renovierungsarbeiten auf uns zukommen würde, und die Angst vor unentdeckten Schäden war gering. Im Vergleich zu anderen Häusern konnten wir schnell erkennen, dass unser Haus eine gute Substanz hat.
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In Dänemark ist jedoch nicht alles günstiger: Die Lebensunterhaltungskosten sind wesentlich teurer, vor allem weil sie höher besteuert werden, auch das sollte man bedenken. Für uns ist das okay, weil wir nah an der deutschen Grenze leben und in Deutschland einkaufen gehen können. Dann gibt es noch zwei große Kostenfaktoren, die man berücksichtigen sollte, wenn man nach Dänemark auswandern will: Es gibt eine Haussteuer und eine Grundstücksteuer, die nicht einmal, sondern jährlich fällig sind. In attraktiven Gegenden sind diese Steuern höher als bei uns auf dem Land.
„Nicht nur die Renovierung, sondern auch das Ankommen im Dorf braucht Zeit.“ -
Wir kennen noch nicht alle Einwohner*innen aus unserem Dorf, was auch daran liegt, dass viele unserer Freund*innen ebenfalls an der Grenze zu Dänemark und nur ein paar Kilometer entfernt leben. Auch die Sprache ist für mich noch eine Hürde.
Florian spricht perfekt dänisch. Er ist in Deutschland auf eine dänische Schule gegangen, hat dort studiert, gearbeitet und all seine Ex-Freundinnen waren aus Dänemark, haha. Ich hatte Dänischunterricht zwar in der Schule, davon ist allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. Ich lerne es deshalb aktuell und hasse es, noch nicht fließend die Sprache des Landes, in dem ich lebe, sprechen zu können. Aber das ist eben ein Prozess sowie unser Haus.
Falls ihr weiter an unserer Renovierung sowie an unserem Leben in Dänemark teilhaben möchtet, schaut doch mal auf unserem
Instagram-Account vorbei.
Alles Liebe
Eure Nina