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Willkommen in meinem Haushaltsbuch
Lehrerin Martha hat vor kurzem Geld geerbt und fragt sich, ob sie vor der Hochzeit einen Ehevertrag aufsetzen soll. Expertin Gabriele Radl weiß Rat.
von Svenja Hillmann - 01.04.2023
Martha ist Lehrerin, 34, und lebt mit ihrem Verlobten Anton, 36, ebenfalls Lehrer, und den beiden gemeinsamen Kindern in Hamburg. Vor Kurzem hat sie 100.000 Euro geerbt und fragt sich nun, ob sie die gut investiert hat und ob sie und Anton vor der Hochzeit noch einen Ehevertrag aufsetzen sollten, der regelt, wem im Falle einer Scheidung das Geld zusteht. Gabriele Radl, die Gründerin und Geschäftsführerin der Finanz- & Invest-Services GmbH (FIS), hat ein paar schlaue Vorschläge.

Die Einnahmen und Ausgaben der Familie

Gemeinsame Einnahmen:
Marthas Nettoeinkommen: 3.500 Euro
Antons Nettoeinkommen: 3.500 Euro
Kindergeld: 400 Euro
Gemeinsame Ausgaben:
Miete Wohnung: 1.400 Euro
Nebenkosten Wohnung: 250 Euro
Lebensmittel & Drogerie: 800 Euro
Internet & GEZ: 47 Euro
Private Krankenversicherungen: 640 Euro
Auto: 300 Euro
Kita-Gebühren: 200 Euro
Marthas Ausgaben:
Sparplan (ETFs): 830 Euro
Mobiltelefon: 25 Euro
Kleidung: 200 Euro
Sport & Freizeit: 40 Euro
Martha hat sich 2019, nach der Elternzeit ihrer älteren Tochter, beruflich umorientiert und noch mal ganz neu angefangen: Durch einen Quereinstieg wurde sie von der Sportkoordinatorin in einem Hamburger Turnverein zur Grundschullehrerin in Schleswig-Holstein. Ein Schritt, über den sie bis heute unheimlich froh ist. „Mein Beruf erfüllt mich absolut. Ich bin so glücklich, dass ich so viel Freude an meiner Arbeit habe. Etwas zu bewirken und den Kindern die Möglichkeit zu geben, die Schule als spannenden Ort wahrzunehmen und Spaß am Lernen zu entwickeln – das ist ein tolles Gefühl!“, sagt sie.
Der Weg zur Lehrkraft war für Martha jedoch kein einfacher. So musste sie erst einmal ein 18-monatiges Referendariat absolvieren – mit einem Kleinkind zuhause. Eineinhalb Jahre lernen, Prüfungen und sich vor Kindern, Klassen, Kolleg*innen und Eltern behaupten. Das war nicht immer leicht. Dazu kam die Pendelei. Denn die 34-Jährige lebt zwar in Hamburg, den Ausbildungsplatz bekam sie jedoch in Schleswig-Holstein, die Lehrveranstaltungen dazu fanden im ganzen Bundesland verteilt statt. „Ich habe da echt 18 Monate lang die Zähne zusammengebissen. Manchmal kam ich erst spät nach Hause, wenn meine einjährige Tochter schon schlief. Aber ich wusste ja die ganze Zeit, wofür ich es tue. Und ich bereue den Schritt bis heute kein Stück“, so Martha.
Ihre eigene Kindheit verbrachte sie  bei ihrer alleinerziehenden Mutter in Hamburg. Ihre Eltern trennten sich früh. Das Geld war meist knapp. Das hat Martha damals oft zu spüren bekommen. „Meine Mutter hat immer klar kommuniziert, dass wir uns manche Dinge ganz einfach nicht leisten können. Das hat mich sehr geprägt.“

„Ihren beiden Kindern möchte sie deshalb ein anderes Leben ermöglichen.“ -

Mit ein Grund für die Umorientierung zur Grundschullehrerin. Mit ihrem Gehalt ist sie sehr zufrieden. „Weil ich eben auch weiß, dass es ganz anders sein kann. Heute habe ich ganz andere Möglichkeiten als meine Mutter früher oder als ich mit meinem damaligen Gehalt als Sportkoordinatorin hatte.“ Das meiste Geld gebe sie heute wohl für ihre Kinder aus, erzählt Martha. „Mir macht es einfach Spaß, auf Vinted schöne, nachhaltige Dinge für sie zu ergattern.“
Um ihre finanzielle Zukunft macht sie sich keine Sorgen. Ihr Gehalt würde schließlich stetig und ganz ohne Verhandlungen mit jedem Jahr Arbeitserfahrung immer weiter angepasst. Und um ihre Altersversorgung müsse sie sich dank ihrer sicheren Pension auch keine Sorgen machen. „Außerdem habe ich vor ein paar Jahren knapp 100.000 Euro geerbt. Den Großteil des Geldes habe ich direkt in einen Sparplan angelegt.“ Auf den wandern zusätzlich jeden Monat fest 830 Euro. Anfangs kannte Martha sich mit dem Thema Anlagen gar nicht aus. Dann hat ihr ihr Verlobter Anton – der sich schon länger mit dem Thema beschäftigt – erklärt, wie alles funktioniert, ihr verschiedene Optionen gezeigt und gemeinsam mit ihr das Depot eröffnet.
Auch wenn ihr Geld dort jetzt erst einmal gut angelegt scheint, Martha will sich weiter informieren, herausfinden, ob ETFs hier die beste Option sind oder ob es nicht noch bessere Alternativen gibt. Das Thema Krypto-Währung interessiert sie zum Beispiel sehr. „Damit haben ja sehr viele Leute sehr viel Geld gemacht. Ich frage mich, ob das auch etwas für mich ist?“ Heute mache es ihr schließlich fast schon Spaß, sich mit dem Thema Anlagen und Geld zu beschäftigen, und vor allem ein sehr gutes Gefühl.

„Sie freue sich fast schon jedes Mal, wenn sie wieder einen Blick auf ihr Depot werfen würde.“ -

„Ganz anders als früher weiß ich heute nämlich, dass ich mir im Grunde nie wieder Sorgen um Geld machen muss.“
Zu viert lebt die junge Familie in einer 85-Quadratmeter-Mietwohnung in einem familiären, zentralen Stadtteil von Hamburg. Wie viele andere Jungeltern standen auch Martha und Anton kurz vor der Überlegung, ob sie Marthas geerbtes Geld nicht als Eigenkapital nutzen und in eine Immobilie investieren sollten. „Wir haben uns dann aber dagegen entschieden. Uns ist ein eigenes Haus nicht so wichtig. Viel mehr wünschen wir uns, dass wir einfach so schön wohnen bleiben können wie bisher.“ Außerdem reisen sie gerne viel und wollen das auch nicht für ein teures Haus aufgeben. „Das Geld investieren wir viel lieber in Unternehmungen und Urlaube mit unseren Kindern.“
In ihrem Teil von Hamburg fände man sowieso kaum ein Haus unter zwei Million Euro. Da wären die Raten und Zinsen so exorbitant hoch, das könnten und wollten sie sich niemals leisten, erklärt sie. „Und aus unserem Stadtteil wegzuziehen kommt für uns nicht infrage. Wir haben hier alles, was wir brauchen: unsere Freund*innen, die Kita, ein tolles Yoga-Studio, zahlreiche Spielplätze und Cafés“, so Martha. Sowieso, Zeit mit ihrer Familie und ihren Freund*innen zu verbringen, das sei eh das Schönste.

„Gemeinsam Erinnerungen zu schaffen, ihre Kinder glücklich aufwachsen zu sehen und sich nicht so viele finanzielle Sorgen wir ihre eigene Mutter machen zu müssen, Marthas Ziele für ein glückliches Leben.“ -

Nächstes Jahr wollen Martha und Anton heiraten. Im kleinen Rahmen. In ihrem Umfeld sprechen jetzt viele von einem Ehevertrag, raten dem jungen Paar, unbedingt einen aufzusetzen. Martha aber ist skeptisch. „Brauchen wir so was denn wirklich? Das ist doch nur etwas für Superreiche, oder etwa nicht?“

Das sagt die Expertin zu Marthas finanzieller Lage:

Gabriele Radl ist Gründerin und Geschäftsführerin der Finanz- & Invest-Services GmbH (FIS) in Frankfurt. Gemeinsam mit ihren Kolleg*innen berät Radl seit 2009 vorwiegend Frauen rund um Finanz- und Vermögensfragen. Zuvor leitete die studierte Industrie- und Betriebswirtschaftlerin ein Finanzdienstleistungsunternehmen für Frauen und war in den Finanzabteilungen verschiedener internationaler Unternehmen tätig.
Ich habe rund 100.000 Euro geerbt, habe den Großteil davon bisher in einem Sparplan angelegt – war das schlau? Welche Alternativen gäbe es noch?
Im Grunde war deine Entscheidung für einen Sparplan so erst einmal ganz richtig. Wo wir Expert*innen unterschiedlicher Meinung sind, ist die Frage, ob nun ETFs oder Investmentfonds die bessere Anlage sind. Ich persönlich würde immer eine gute Mischung empfehlen. Aber es gibt natürlich auch noch weitere Alternativen: Zum Beispiel die sogenannten Fondspolicen. Das sind Fonds- oder ETF-Depots im Mantel einer privaten Rentenversicherung. Die können unter steuerlichen Gesichtspunkten, je nach Laufzeit, zum Beispiel attraktiver sein. Allerdings empfehle ich dir in diesem Fall definitiv die Kompetenz einer unabhängigen Beratung aufzusuchen, die sich mit dem Thema auskennt. Bei Fondspolicen gibt es nämlich große Unterschiede im Hinblick auf steuerliche Vorteile. Da ist es schwer, als Laie einfach ins Blaue zu schießen.
Und wie sieht es aus mit Krypto oder Blockchain – sollte ich hier investieren?
Hier solltest du eher die Finger von lassen. Krypto und Blockchain sind hochspekulativ, die Schwankungen viel zu groß. Hier rate ich nur zu, wenn sich jemand wirklich gut selbst mit dem Thema auskennt oder wenn man so viel „Spielgeld“ hat, dass es im Grunde egal ist, wenn man welches verliert. Es ist aber definitiv keine Basis für eine solide Anlage fürs Alter.
Ich bin verbeamtete Lehrerin, reicht meine Pension aus oder sollte ich mir doch Gedanken um das Alter machen und weitere Vorkehrungen treffen?
Als verbeamtete Lehrkräfte werdet ihr, sofern ihr bis zum Rentenalter weiterarbeitet, voraussichtlich eine schöne Pension bekommen. Allerdings gehören gerade Lehrkräfte zu der Berufsgruppe mit den meisten Burnout-Fällen. Psychische Probleme sind heutzutage Hauptursache für eine Berufsunfähigkeit. Deswegen ist es unheimlich wichtig, dass du dich um eine Absicherung im Falle einer Berufs- beziehungsweise in deinem Fall Dienstunfähigkeit kümmerst. Denn selbst als Beamtin bist du nur minimal abgesichert, sofern du keine private Dienstunfähigkeitsversicherung hast. Zusätzlich gibt es noch die „Schwere Krankheiten“-Vorsorge, die dir im Falle einer – vorher definierten – schweren Krankheit wie zum Beispiel eines Schlaganfalls oder von Krebs einen Einmalbetrag auszahlen würde.
Außerdem erleben wir ja gerade alle, dass unsere Lebenshaltungskosten plötzlich rasant steigen können. Es ist deshalb ratsam, auch hier privat vorzusorgen. Erst recht, wenn ihr in eurer Mietwohnung bleiben wollt, denn auch die wird zukünftig wohl immer teurer werden. Aber da bist du ja schon auf einem guten Weg mit deinem Sparplan. Übrigens, eine Wohnung als Kapitalanlage zu kaufen und wieder zu vermieten, davon würde ich abraten. Das klingt erst mal schön und lukrativ. Aber gerade in Städten wie Hamburg, wo das Preisniveau sehr hoch ist, stimmt das Verhältnis von Mieteinnahmen und Finanzierungskosten ganz einfach nicht. Mal ganz abgesehen von der vielen Arbeit, die eine Mietwohnung eben auch bedeutet.
Reicht es denn, wenn ich meinen Kindern später meine Anlagen hinterlasse, oder sollte ich für sie auch individuell Geld anlegen?
Du solltest auf jeden Fall auch für deine Kinder individuell vorsorgen. Am besten auf zweierlei Wegen: Zum einen in Form eines eigenen klassischen ETF- oder Investmentfondssparplans, denn früher oder später werden sie Geld für ihre Ausbildung brauchen. Wichtig ist aber, dass das Geld auf ein separates Depot eingezahlt wird, damit das ganz klar getrennt ist von deiner eigenen Altersvorsorge.
Außerdem solltest du für deine Kinder jeweils eine eigene Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Je früher, desto besser! Für viele Eltern klingt das erst einmal etwas absurd. Der Grund für meinen Rat ist aber, dass heutzutage immer mehr Kinder und Jugendliche in Therapie gehen. Was erst einmal harmlos scheint, erschwert den Kindern im Erwachsenenalter jedoch unheimlich die Aufnahme in eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Macht sie vielleicht sogar unmöglich. Hier werden vor der Aufnahme in die Versicherung nämlich sehr ausführliche Fragen zur mentalen und körperlichen Gesundheit und jeglichen (psychischen) Vorerkrankungen gestellt, die es ehrlich zu beantworten gilt. Deswegen: Hat dein Kind schon früh eine Berufsunfähigkeitsversicherung, ist seine Arbeitskraft erst einmal abgesichert als Basis für den Aufbau einer eigenen Altersvorsorge.
Wir sind frisch verlobt, viele raten uns zu einem Ehevertrag – wann macht das Sinn und wie stellt man den auf?
Ein Ehevertrag ist auf jeden Fall empfehlenswert! Allerdings sollte auch hier die Hilfe eine*r Anwält*in aufgesucht werden, damit das Ganze dann in einen rechtssicheren Rahmen gegossen wird. Grundsätzlich kann in einem Ehevertrag alles geregelt werden, auch die Aufteilung einer Erbschaft, wenn man den Partner daran beteiligen möchte. Eine während der Ehe erworbene Erbschaft, die zwischen Heirat und Beantragung der Scheidung erhalten wurde, gehört aber grundsätzlich dem Erben. Erbt also ein Ehepartner während der Ehe, gehört im erstmal die Erbschaft alleine. Der Partner hat auf das Erbe keinen rechtlichen Anspruch, auch bei bei einer Scheidung nicht. Um aber den Ehepartner nicht komplett von solche einem Erbe auszuschließen, können in einem Ehevertrag dazu individuelle Regelungen getroffen werden. Es ist deshalb immer ratsam, die Dinge zu regeln, solange die Partner*innen sich noch verstehen, so vermeidet man viele Konflikte und Unstimmigkeiten.

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