Vor vielen Jahren entdeckten der Vater meines Freundes und seine Frau das schöne italienische Städtchen Monopoli bei einer Reise und kauften dort eine Ferienwohnung. Mein Freund Jonathan und ich waren dann oft gemeinsam in der Region, um Urlaub zu machen. Wir erkundeten das Umland, wollten immer mehr Zeit hier verbringen, auch mal von Italien aus arbeiten. Gleichzeitig hatten wir etwas Geld gespart, das wir sinnvoll anlegen wollten. So kamen wir auf die Idee, eine Wohnung in Monopoli zu kaufen und sie an Gäst*innen zu vermieten, um sie leichter zu finanzieren.

Anfangs war es gar nicht so einfach, eine passende Wohnung zu finden. Wir lebten in Hamburg und es gab kaum Makler*innen, die sich mit den Häusern im „centro storico“, der historischen Altstadt Monopolis, beschäftigten. Jonathans Vater hängte eines Tages also einfach einen Zettel in den Straßen auf: „Mein Sohn sucht eine Wohnung!“. Über einen Bekannten fanden wir 2013 dann tatsächlich eine großartige Wohnung: Seit Jahren verlassen und auf dem technischen Stand der 30er-Jahre – aber sie hatte eine irre Deckenhöhe, gotische Bögen, lag in einer ruhigen Gasse. Wir verliebten uns sofort und kauften die Wohnung absolut oldschool:
„Wir flogen mit einem Bündel Bargeld nach Italien und saßen bei einem Notar, der in seinem alten Büro vor lauter Papierstapeln kaum zu sehen war.“ -
Vom Vertrag und den Rahmenbedingungen verstanden wir nicht wirklich viel. Da wir die Verkäufer*innen aber über Ecken kannten, vertrauten wir einfach darauf, dass alles gut gehen würde. Rückblickend ziemlich abenteuerlich und etwas blauäugig – aber zum Glück klappte alles.
Dann ging die Umbauphase los. Jonathan und ich sind beide freiberufliche Artdirectors, was uns natürlich nicht zu Architekt*innen macht, aber wir begeistern uns immer schon für Innenarchitektur und kommen bei alten Häusern schnell ins Schwärmen. Während der Renovierung waren wir viel vor Ort, hatten aber auch die Hilfe von Jonathans Vater, der die Bauaufsicht übernahm, wenn wir nicht da waren. Trotzdem war das eine sehr anstrengende Zeit, wo uns nur die Aussicht auf das erste Glas Wein am fertigen Küchentresen bei der Stange hielt. Es ging natürlich nicht alles nach Plan, es gab Missverständnisse mit den Handwerker*innen und Überraschungen, die die zuvor gemachten Pläne über den Haufen warfen.

Als alles geschafft war, tauften wir die Wohnung
„Casa Polpo“ und bauten selbst eine Website, über die wir die Wohnung erst mal im Bekanntenkreis vermieteten, später auch an andere Gäst*innen. Da die Vermietung gut lief und wir die nervige Umbauphase mit der Zeit verdrängten, kauften wir vier Jahre später, 2017, unsere zweite Wohnung in Monopoli, die zufällig direkt ums Eck von der ersten Wohnung liegt und eine umwerfende Dachterrasse hat. Wir nannten sie
„Casa Fava“.
Diesmal lief die Suche ganz klassisch über die Onlineportale der Immobilienagenturen. Wir schauten uns sehr viele Objekte an, aber bei den meisten Besichtigungen war schnell klar: Das ist nichts für unsere Pläne. Wir kehrten unverrichteter Dinge nach Deutschland zurück, suchten weiter und hofften wieder, dass Wohnungen, die online perfekt aussahen, noch nicht verkauft waren, wenn wir das nächste Mal nach Italien kamen.
„Das „Verpasst“-Gefühl und das „Vielleicht gibt es da noch was Besseres“-Gefühl begleitete uns die ganze Zeit.“ -
Mein Tipp: Ich würde mich nicht auf eine*n Makler*in beschränken, sondern das ganze Internet durchkämmen. Man kann den einzelnen Agenturen auch schreiben, was man sucht. Zumindest war es bei uns oft der Fall, dass uns so Objekte vorgeschlagen wurden, die noch nicht online waren. Ich spreche mittlerweile gut Italienisch, aber damals noch nicht. Falls es eine Sprachbarriere gibt, würde ich schriftlich per WhatsApp kommunizieren, so kann man gut mit einem Übersetzungstool wie DeepL arbeiten. Zumindest hier in Süditalien wird so ziemlich alles per WhatsApp erledigt, selbst Steuererklärungen. Ich kann nur für Apulien sprechen, aber meiner Erfahrung nach werden E-Mails von Makleragenturen oft ignoriert.

Da wir nach dem Kauf der zweiten Wohnung weiterhin hauptsächlich in Deutschland lebten und arbeiteten, übernahmen Jonathans Vater und seine Frau in der ersten Zeit die Check-ins für uns. Mit den Jahren lernten wir außerdem vor Ort Leute kennen, die sich um die Reinigung, Wäsche und Hausmeister-Tätigkeiten kümmern. Dieses Netzwerk ist ungemein wichtig. Auch hier ist der Hauptkanal für die Kommunikation übrigens wieder WhatsApp!
Zugegeben: In Sachen Hotellerie sind wir als Artdirectors eigentlich fachfremd. Aber wir beschäftigen uns schon lange und leidenschaftlich mit dem Thema „Hospitality“. Wir richteten zum Beispiel in unserer kleinen Wohnung in Hamburg Supperclubs mit sieben Gängen und Weinbegleitung aus, machten für die St. Pauli Kreativnacht neapolitanische Pizza in einem mobilen Steinofen und halfen bei Freund*innen aus, die einen Gasthof am See in Mecklenburg-Vorpommern führten.
„Uns hat schon immer interessiert, was ein schönes Erlebnis ausmacht.“ -
Der Umbau und die Vermietung der Ferienhäuser vereinen ganz viele unserer Leidenschaften: Interior, Design, gute Küche, Gastfreundschaft, Sprachen und DIY. Wir haben im Laufe der Jahre viel Erfahrung gesammelt, was das Vermieten und den Umgang mit Gäst*innen angeht. Trotzdem fühlt es sich häufig noch so an, als würden wir ins kalte Wasser springen. Dennoch wuchs der Wunsch, sich noch mehr dem Thema Tourismus und Gastronomie zu widmen – und gleichzeitig selbst ganz nach Apulien zu ziehen und auf dem Land zu leben. So entwickelte sich nach und nach der Traum, zusätzlich zu den beiden Ferienwohnungen ein kleines Bed and Breakfast in Apulien zu eröffnen.
Wir schauten über Jahre immer wieder alte Masserien (so werden die alten Bauernhöfe in Apulien genannt) an. Dabei besichtigten wir viele tolle Objekte, fanden aber nie den perfekten Ort. Entweder war das Gebäude zu groß, der Zustand zu schlecht für unser Umbaubudget oder die Umgebung war nicht so, wie wir sie uns erträumt hatten. Trotzdem schmiedeten wir nebenbei Pläne, erstellten Tabellen und rechneten immer wieder alles durch, um einzuschätzen, wie wir das Ganze stemmen könnten: Wie viele Quadratmeter brauchen wir? Wie viele Zimmer? Wie hoch muss die Auslastung der Zimmer sein? Wie kalkulieren wir die Preise?
An einem nebeligen Novembertag 2021 war es dann so weit. Als wir vor dem Haus standen und den großen Garten mit alten Olivenbäumen sahen, wussten wir sofort: Das ist es. Nach der Besichtigung folgten einige schlaflose Nächte und endlose Gespräche über die Frage:
„Sollen wir das jetzt wirklich machen? Das Haus kaufen, auswandern, ein neues Business aufbauen? Genau das taten wir dann. “ -
Wenn alles gut geht, werden wir demnächst (stilles Gebet an die Behörden) mit dem Umbau beginnen und die Masseria inmitten von zwei Hektar ursprünglicher Landschaft mit teilweise 2000 Jahre alten Olivenbäumen in ein kleines Bed and Breakfast verwandeln. Das Grundstück liegt nicht weit entfernt von der Küste, mit dem Fahrrad sind es etwa 15 Minuten. Unter dem Haus befindet sich eine große, in den Fels geschlagene Höhle mit den Überresten einer alten Ölmühle. Hier soll ein Ort entstehen für Menschen, die viel Wert auf Qualität und Design legen, den Charme eines alten, geschichtsträchtigen Orts lieben und eine entspannte Atmosphäre schätzen. Wir möchten tolles Essen bieten und viele auf dem Gelände verstreute Plätze zum Entspannen. Vor allem soll es ein Ort werden, an den man sich noch lange erinnert.
Mit dem Umbau vor der Brust und weil es schon lange unser Traum war, hier zu leben, zogen wir Mitte 2022 komplett nach Italien. Wir sind aber auch privat und beruflich ab und zu in Deutschland. Außerdem glaubt man nicht, wie viel bereits für den Umbau der Masseria zu tun ist, obwohl noch nicht mal Baubeginn ist. Wir sind jeden Tag mit Papierkram und Organisation beschäftigt, fuchsen uns in das Thema Olivenöl rein und wie man den alten Brunnen wieder flottmacht.
Einen konkreten Fallbackplan gibt es für uns nicht – wir haben natürlich aber das Glück, weiterhin komplett remote in unseren Berufen arbeiten zu können, daher fühlt es sich nicht so riskant an. Wenn es eines Tages so kommen sollte, dass wir weg wollen oder müssen, könnte man darüber nachdenken, die Vermietung aus der Ferne zu machen oder sogar wieder verkaufen. Daran denken wir aber momentan nicht, wir planen lieber die Einweihungsparty!
Meine Tipps zum Immobilienkauf im Ausland
Für alle, die selbst überlegen, eine Immobilie im Ausland zu kaufen und zu vermieten, kommen hier vier meiner Key-Learnings – ich kann dabei natürlich nur aus meinen Erfahrungen in Apulien sprechen:
- Seriöse Makleragentur(en) engagieren. Vorher gründlich Informationen und Dokumente einfordern, vor allem aktuelle Katasterpläne und Infos zu Besitzverhältnissen von Dachterrassen oder Gemeinschaftsbereichen, zum Denkmalschutz oder Baubeschränkungen.
- Anwält*innen und Notar*innen aus der Region nehmen. Auch wenn Gesetze im Land einheitlich sein sollten, gibt es regionale Unterschiede und die Menschen vor Ort können im Zweifel besser mit den örtlichen Behörden umgehen.
- Hiesige Verkaufspraxis checken. In Italien macht man z.B. erst einen Vorvertrag, um sich gegenseitig abzusichern, und danach wird der eigentliche Kaufvertrag unterschrieben.
- Beim Umbau viel vor Ort sein, sofern man keine Architekt*innen oder Bauaufsicht des Vertrauens hat. Unsere Erfahrung war: Wenn beispielsweise einem Handwerker nicht ganz klar ist, wo die Steckdose genau hin soll, wird er dich fragen, wenn du vor Ort bist. Wenn du aber weit weg in Deutschland bist, wird er dich deswegen nicht unbedingt anrufen, sondern es machen, wie er denkt.

Mehr Infos und Buchungsoptionen für die wunderschönen Ferienwohnungen in Monopoli gibt`s
hier.