Mein Name ist Sarah Golbaz. Ich bin studierte Food-Designerin und habe vor zwei Jahren
Feast Feast gegründet und das Joyful Eating Coaching ins Leben gerufen. Mein Ziel ist es, andere dabei zu unterstützen, im Alltag besser zu essen. In der Marketingwelt, aus der ich komme, gibt es den Begriff des „Healthy Hedonist“ – besser beschreiben kann man meine Passion für das gute Essen nicht. Für mich geht es beim Essen nämlich um Genuss und Gesundheit gleichzeitig. Ich glaube, dass es gerade wegen der modernen Ernährungsweisheiten und dem schnelllebigen Alltag wichtig ist, eine gesunde Balance zwischen Vergnügen und Gesundheit zu finden. Ich bin dafür, dass wir uns mehr Zeit für ein angenehmes Essen nehmen. Für mich ist Kochen eine Art Meditation, in der ich aufgehe und den Stress um mich herum vergesse. Gleichzeitig liebe ich, wie ihr wahrscheinlich auch, unkomplizierte Rezepte. Genau davon wird meine Kolumne handeln.

Kochen aus der Vorratskammer – das war mein Ziel mit diesem Rezept. Nachdem Steffi hier viele Geschichten zum Thema Umzug und Renovierung geteilt hat, habe ich mich daran erinnert, wie ich vor ein paar Jahren in meiner neuen Wohnung saß – ohne Küche wohlgemerkt – und kreativ werden musste, um nicht jeden Tag Essen vom Lieferservice zu bestellen. Die Retter in der Not waren die Zutaten, die ich mit nur einer mobilen Kochplatte und einem Topf zubereiten konnte – oder im Idealfall gar nicht kochen musste. Dazu gehört all das, was in der Konservenabteilung des Supermarktregals steht, an dem wir meistens (und ich würde auch sagen, hoffentlich) vorbeilaufen, weil wir mit den Ravioli in der Dose oder dem Linseneintopf kulinarisch nicht so viel anfangen können. Dazu gehört aber auch das, was neben der Tiefkühlpizza an vorbereitetem Gemüse liegt – blanchierter Spinat, Grünkohl, Erbsen. Und manchmal lohnt es sich dort, wo wir sonst nicht nach gesundem Essen suchen, einmal genauer hinzusehen.

Denn auch wenn Vorräte anzulegen ja etwas von Kriegszeiten, der Antidote zum heute modernen Minimalismus, hat und seit Corona das Thema Horten noch mehr in Verruf geraten ist, macht es Sinn, der Vorratshaltung ein wenig Modernität einzuhauchen. Ich glaube sogar, der Trend, selbst einzumachen, Suppen und Saucen einzukochen und Gemüse zu fermentieren, wird noch lange anhalten. Wer also Lust und Zeit hat, kann sich so eine sehr persönliche Vorratskammer anlegen – mit den eigenen Lieblingszutaten, auf die man sich umso mehr freut, wenn man sie im Schrank entdeckt und vorher dachte, man hätte nichts Vernünftiges zu essen im Haus. Im Grunde sind Vorräte Halbfertigprodukte, die uns Zeit sparen, weil sie vorgekocht sind, durch Fermentation im gewissen Sinne weiterverarbeitet wurden oder uns eine Vielfalt anbieten, weil Konserven saisonunabhängig sind: Linsen im Glas, Kichererbsen in der Dose, passierte Tomaten in der Flasche, Kokosmilch, eingelegte Artischocken und Oliven, saure Gurken, vorgekochte Rote Beete.

Das heutige Rezept ist eine Variation des israelischen Shakshuka-Gerichts, bei dem Eier in einer würzigen Tomatensauce gegart werden. Ich wollte eine saisonale und nahrhafte Alternative kreieren und habe mich daher für Wintergrün entschieden. Ich gebe dir jede Menge Gestaltungsmöglichkeiten und Abkürzungen an die Hand, die ich in der Zutatenliste angemerkt habe, und hoffe, ich kann dich dazu motivieren, ein wenig intuitiver und gelassener an das Rezept heranzutreten und dir zu erlauben zu experimentieren und das zu verwerten, was deine Schränke (und deine Zeit) gerade hergeben. Wenn du den kürzesten Weg gehen möchtest, brauchst du ein Glas gekochte Linsen, eine Dose Kokosmilch und etwas grünes Gemüse wie Spinat oder Grünkohl aus der Tiefkühlabteilung. Und die Eier nicht vergessen – aber ich würde behaupten, Eier sind eine Standardzutat, die wir immer in der Küche haben, sofern wir uns nicht vegan ernähren. Wenn du das Gericht vegan kochen möchtest, würde ich dir empfehlen, entweder ein Glas Linsen mehr zu kaufen oder aber gebratenen Räuchertofu dazu zu servieren.
Grünes Shakshuka mit Linsen
1 Dose Kokosmilch (Alternativ: 1 Dose Tomaten)1 Dose Linsen (400 g, 260 g Abtropfgewicht oder 260 g vorgekochte Hülsenfrüchte deiner Wahl (z.B. Mung-Daal, Kichererbsen, Cannellini-Bohnen))1 TL Cumin1/2 TL Kurkuma1/2 TL Koriander (Alternativ: 2 gehäufte TL mildes Currypulver)250 g Grünkohl ((ohne Stängel))250 g Rosenkohl3 Frühlingszwiebeln (Alternativ: 1 Stange Lauch)3–4 Eier1 Bund KorianderBrot (zum Servieren)1 EL Olivenöl oder Kokosöl
Wenn ihr kein blanchiertes Gemüse aus dem Tiefkühler verwendet, den Kohl waschen und von den Stängeln streifen, grob hacken und in einem Topf mit kochendem Salzwasser 2 bis 3 Minuten blanchieren. In ein Sieb abgießen und abtropfen lassen.Nun den Rosenkohl putzen, den Strunk abschneiden und in feine Streifen schneiden. Die Frühlingszwiebeln oder alternativ den Lauch waschen und ebenfalls in Scheiben schneiden.3 EL Öl in einem großen Topf erwärmen und darin die Lauchzwiebeln und den Rosenkohl 1 bis 2 Minuten anbraten. Den Kohl dazugeben und weitere 2 bis 3 Minuten mitbraten, bis der Kohl zusammengefallen ist. Nun die Linsen abtropfen und zusammen mit der Kokosmilch in den Topf geben. Das Ganze mit den Gewürzen abschmecken und mit Salz und Pfeffer würzen. 6 bis 7 Minuten köcheln lassen, damit die Kokosmilch ein wenig eindickt.Mit einem Löffel 3 bis 4 Mulden in das Gemüse formen und die Eier einzeln in die Sauce gleiten lassen. Nun könnt ihr die Eier in der Sauce entweder bei geringer Hitze circa 10 Minuten weitergaren lassen, bis das Eiweiß gestockt ist, oder aber ihr stellt den Topf in den Ofen und schaltet die Grillfunktion ein, um die Eier in 2 bis 3 Minuten fertig zu garen. Bleibt aber am Ofen stehen, damit ihr den perfekten Zeitpunkt nicht verpasst, an dem das Eigelb noch flüssig ist.In der Zwischenzeit den Koriander hacken und Brot toasten. Den Koriander auf dem Shakshuka verteilen und mit Brot servieren.
Als Ersatz für Grünkohl und Rosenkohl könnt ihr auch 500 g grünes Wintergemüse eurer Wahl (Spinat, Mangold, Lauch, Wirsing) nehmen. Wer es eilig hat, nutzt das, was die Tiefkühltruhe an Grünem hergibt: blanchierten Grünkohl, Spinat und Erbsen zum Beispiel.
Im Video seht ihr die Zubereitung des Rezepts:
Ich wünsch euch eine gute Zeit mit dem Gericht!