Sie wurde dann doch nicht Marie genannt. Anders, aber mit M. Das war auch das einzig wichtige. Den Anfangsbuchstaben M hatten sie verraten, mehr wollte ich auch gar nicht wissen. Ich frage aus Prinzip nie, weil es die Sache der Eltern ist. Was geht uns das an. Wir haben’s auch niemandem verraten. Weil wir die Geschichten schon kannten: “Ach, ihr nennt euer Kind Alma? Krass, so hießen bei uns immer die Kühe auf dem Land!” Oder: “Oh, Karl, argh, da war ein ganz mieser Typ bei uns auf der Schule, der hieß Karl.” Manche merken’s halt nicht. Also: dicht halten.
Ich wusste also, das Kind meiner Freundin A. wird eine M.. Der tolle Papa heißt T., der süße Hund F.. Für A, T & F gab es schon eine Buchstabentasse, also musste ein M her. Fand ich. Kaufte eine bei Minimarkt und fand, dass Schneeglöckchen statt nur dazu darin sehr hübsch aussehen würden. Fanden A., T. & F. auch. M. sowieso. Die findet gerade alles was mit M. anfängt eh am tollsten.
Und dann war es soweit. Die Geburt rückte näher und ich hätte nie gedacht, dass ich so aufgeregt sein würde. Meine Schwestern hatten schon vier Kinder zur Welt gebracht, diverse Freundinnen, ich selbst! Ich war immer mit aufgeregt, aber jetzt war es anders. Jetzt wusste ich wirklich, was meine Freundin A. erleben würde. Ja, jedes Kind ist anders, alle Eltern sind anders, aber wow, das große Ganze ist doch oft so beruhigend ähnlich. Also erzählte ich ihr ein paar Dinge, wie sie bei mir waren. Weil sie fragte. Ich halte mich da sonst eher zurück. Aber sie fragte und ich erzählte es ihr gern. Ich hatte es auch so geliebt, dass meine Freundin X. es kurz vorher alles erlebt hatte und mir erzählte, was ich wissen wollte. Nie das, was ich nicht wissen wollte. Und dass sie mit mir zu Budnikowsky ging (Drogeriekette in Norddeutschland mit Bonuspunktesammelkarte. Im Leben hätte ich nie gedacht, dass ich die mal haben würde!) und zeigte, was sie so gekauft hatte fürs Kind. Wie sie das machte und nicht lachte, dass ich schon Feuchttücher und Pampers bunkerte, als könnten die mit Geburt meiner Tochter vom Markt genommen werden.
So tat ich es also auch mit A. und es war mir eine Ehre. Ein so schönes Gefühl, Erfahrungen, Tipps & Tricks weiter geben zu können. Ich versuchte, mein Erlebtes und doch auch andere Optionen zu erzählen, weil ich es selbst nicht mag, wenn einem erzählt wird, es gäbe nur Schwarz und Weiß.
Und dann kam der Tag der Geburt. A. und ich waren zum Kaffee verabredet. Es war kurz vor M.’s Termin. Sie rief an und weinte ganz süß vor Aufregung. Ganz ruhig, so voller Vorfreude. Es ginge los, sagte sie, also sie glaube es. Das mit dem Kaffee würde leider nichts werden. Da sei Fruchtwasser und sie habe so etwas ähnliches wie Regelschmerzen, sie würden dann gleich wohl mal ins Krankenhaus fahren, um sich abzusichern. Ich blieb ganz ruhig und ließ meine Tränen nur heimlich über die Wangen laufen, ganz leise. Und sagte, wie schön, dass es soweit sei, bald würde sie ihre M. im Arm halten. Sie würde das ganz, ganz toll machen mit der Geburt, da sei ich mir sicher. Und wie ich das war.
Ich legte auf und weinte ein Mal richtig. Weil: puh, dieses Mal war alles anders als zuvor. Ich war jetzt selbst Mama. Ich wusste, was jetzt passierte. Ich fragte sie per SMS: “Hast du schon diese Ruhe, die einem sagt, dass alles gut wird? Sonst kommt sie gleich. Die zeigt dir den Weg. Du wirst das so toll machen.” Wir blieben in Kontakt, sie schickte wie ich damals noch lustige Fotos aus dem Kreißsaal und dann kam nichts mehr. Ich lief unseren Wohnungsflur hoch und runter wie die Männer früher die Krankenhausflure, als sie noch nicht bei den Geburten dabei sein durften. Drückte Ruby an mich. Schickte A. Kraft, Entspannung, Mut, Zuversicht, alles, was man so gebrauchen kann für eine Geburt.
Ich wusste, dass die Großmütter so mitfieberten mit ihren eigenen Töchtern bei der Geburt der Enkel/innen, aber das man als Freundin jetzt emotional so stark dabei ist – puh. Spätabends kam die Erlösung. M. ist da. Allen geht’s gut. Mehr als das. Jetzt ist sie da, so sehr gewünscht, so ein Wunder. Und es ist so eine Ehre, sie aufwachsen zu sehen und aushelfen zu dürfen mit dem Tüddelüt, den man gut gebrauchen kann. Wir wohnen alle in einem Haus. Und wir freuen uns neben so vielen anderen tollen Erlebnissen schon alle auf den Tag, wenn M. bei uns klingelt und fragt: “Ist Ruby da?” Wir werden da sein. Für immer.
[herz steffi mitte]
Wunderbarer Text. Habe ihn direkt an meine Freundin weitergeleitet, die gerade schwanger ist! Sie rief mich heulend an. Dein Schreibstil berührt wirklich!
Genau, aber ganz genau so ist das!!! Du Tränen-in-die-Augen-Treiberin…unverschämt ist das. Unverschämt toll. Eine unverschämt tolle Gabe hast du. Hör bloß niemals damit auf!
Und jetzt ran an den tollen neuen Arbeitsplatz und ein Muttibuch schreiben. Bitte! 😉
Ich denke auch, Du würdest ein wunderbares Buch über das Muttersein schreiben, liebe Steffi, so berührend und auch komisch wie Du erzählst.
Wer jetzt schon einen Tipp in dieser Hinsicht braucht, sollte in das Buch von Okka Rohd schauen. Tolle Frau, toll geschrieben, in jeder Hinsicht auch ganz wunderbar 🙂
Liebe Steffi, bitte schreib ein Baby-Buch! Für mich wird es dann schon zu spät sein, meine Babies sind dann schon da, aber ich möchte es all meinen Freundinnen schenken können, die nach mir Mutter werden. Es gibt Baby- und Mama-Bücher ohne Ende, aber keines trifft den richtigen Ton. Du schon. Liebe Grüße Annabell
Nicht schwanger, keine Mama überhaupt nicht nah am Wasser gebaut und trotzdem jetzt ein bisschen Pipi in den Augen. Wie machst du das? Du schreibst so toll! LG
Annika
Liebe Steffi, auch ich bin gerade gerührt und habe mich wieder erkannt, als es ums “im-Voraus-Bunkern” ging. Manchmal ist das Neue so unbekannt, dass man sich ein paar Sicherheiten mit einbauen muss.
Ich weiß ganz genau was du meinst. Meine Cousine ist ein halbes Jahr nach mir Mama geworden, die kleine ist jetzt knapp eine Woche alt, und ich war so mega nervös. Was war das für eine Erleichterung als die Nachricht kam, dass es allen gut geht.
Hach ja, schon schön sowas:)
Oh man, das hast Du so wunderschön aufgeschrieben. Ich kann richtig fühlen, wie Du Dich gefühlt hast. Toll! Toll! Toll!
Oje, das hat mir ja jetzt wirklich diverse Tränchen in die Augen gezaubert. Was für ein toller Text. Und ja, es stimmt, ich hab da noch nie drüber nachgedacht, wie anders das ist, wenn man plötzlich selbst als Mama anderen beim Mamawerden zuschauen darf. So ein zauberhaft tolles Gefühl.
Danke für den Text, mit dem ich mich jetzt noch mehr freue, das alles bei meiner Schwägerin beobachten zu können!
Dankeschön, das hast du wundervoll geschrieben 🙂
Ich bin gespannt, wer mir später die gute Schwangerschaftsfee spielen wird <3 Toll geschrieben!
Vielleicht liegt’s an den Schwangerschaftshormonen, aber: Das ein oder andere Tränchen musste ich gerade verdrücken!
Julie
Kommentar
Du schreibst einfach sagenhaft…..!
Wir wohnten 7 Jahre mit unseren Freuneden im gemeinsamen Haus. Zwei der inzwischen 5 Kinder wurden hier geboren. Bei dem jüngsten Spross war ich sogar bei der Hausgeburt dabei. Alles, was du beschreibst, lässt mich noch mal fühlen, wie es war! Ich bin so unendlich dankbar für diese Erfahrung! Unser Haus wurde zu klein. Wir wohnen aber immer noch nah beieinander. Die Kinder sind auch heute noch, 12 Jahre später so innig und vertraut wie es nur Geschwister sind! Freu dich auf eine tolle Zeit!!!!!
Liebe Steffi,
Mir laufen auch gerade still die Tränen über die Wangen. Warte auch gerade auf das erste Kind meiner besten Freundin. Morgen ist ET und ich bin schon so aufgeregt, Mein Kleiner ist mittlerweile 14 Monate und auch ich freue mich darauf, wenn unsere beiden kleinen Jungs irgendwann einmal zusammen spielen gehen 🙂
Ganz liebe Grüße,
Jenny
Du schaffst es mit Worten genau die Gefühle und Emotionen hervorzurufen,die nur eine Mama versteht.
Schau mal auf den Block von der Stefanie Luxat, sagte ich gestern noch. Nichts Weltbewegendes – denkst Du – paar Einrichtungstips, paar kleine Geschichtchen und Wohltuendes einer Gleichgesinnten frischen Mamie – und dann ganz ohne jene Vorahnung – verdammte Axt – ließt Du ein paar Zeilen und heulst wie verrückt … siehst DU – schon wieder!!!
Ach Steffi, hab einen dicken Kloß im Hals! Danke dafür!!
Liebste Grüße Kerstin
Liebe Steffi,
oh ja, bei mir auch Tränen … das hast du wirklich toll geschrieben.
Und wie toll ist das denn, dass ihr als so gute Freunde in einem Haus wohnt…genau das wünsche ich mir für die Lütte auch. Kinder im Haus, die dann klingeln und fragen, ob sie da ist und spielen mag. “Wir werden da sein. Für immer.” Ooooh Steffi… schnief…
Liebe Grüße,
Dorthe
Ohja, das war schön und so wahr. Exakt genauso ging es mir auch im vergangenen Jahr. Meine Kleine kam am 1. April und die Tochter meiner Freundin am 30. April. Ich erinnere mich an ihre SMS: ich glaube, es geht los! Ich musste ihr nichts erzählen, denn sie hatte schon eine Tochter. Aber ich war in Gedanken permanent bei ihr, einfach weil ich verstand, was das alles bedeutete. Also nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen verstand…
Mensch, ich sitz doch in der Bahn und bin geschminkt, das geht nicht mit dem Heulen!!
Danke für diesen schönen Text.
Hach, ich schließe mich den anderen an, ich hatte gerade so ein bisschen Pipi in den Augen 🙂
Ich finde es toll, wenn Menschen mit so viel Liebe über etwas sprechen und ich sage auch ganz oft, dass genau diese Menschen die besten Eltern sind. Toll!
Liebe Grüße, Caro
Liebe Steffi, du schreibst immer so schön und toll, man fühlt sich immer so, als wär man selbst dabei .
Unbekannterweise einen riesigen Glückwunsch an die neue Mama mit ihrer M.
Viele Grüße von Birgit aus…
Ich hoffe, nun geht es endlich wieder, dass mein Kommentar veröffentlicht wird, bisher hatte ich immer Probleme
Joppiieee, nach massenhaften Versuchen geht es heute auf einmal wieder !
Liebe Steffi,
obwohl ich selbst das Glück der Geburt nicht selbst erleben durfte, gings mir genauso bei beiden Entbindungen meiner liebsten Freundin *aufschnauf
Gratulation zu deiner Gabe, diese Gefühle so nah beschreiben zu können, ohne kitschig zu wirken.
Viele Grüße vom sonnigen Bodensee
Carolin
Liebe Steffi,
Jetzt sind mir gerade ein paar Tränchen über’s Gesicht gelaufen weil ich so genau verstehe, was du da beschreibst. Ich bin im Oktober Mama geworden und meine Schwägerin sowie eine liebe Freundin erwarten im Mai ihre ersten Babies. Ich hab bei jeder Freundin mitgefiebert aber es ist so anders, wenn man genau weiß, was da auf die Freundin zukommt. Es ist so ein magischer Moment dieses Wunder zu erleben, dieser Moment in dem man das erste mal das Gesicht dieses zauberhaften, so geliebten Wesens sieht, hach 🙂 Ich fiebere auch schon mit und bin gespannt, wie für beide diese Erfahrung Geburt wird. Und auch wie sie sich durch diese ersten knallharten Wochen durchboxen 😉
Ja mei, mein Wunder ist jetzt schon 5 Monate alt, manchmal glaub ich es kaum. Aber wer weiß, vielleicht dürfen wir ja irgendwann das ganze nochmal erleben. Bin mal gespannt wie das dann wird, wenn man quasi schon weiß, was da auf einen zukommt.
Liebe Grüße,
Daniela
Oh je me ne bei meisten deiner Posts muss ich heulen, das hat so berührt. So schön. Ich wünsche M. ein schönes gesundes glückliches Leben, herzlich Willkommen!
Liebe Grüße,
Marina
Sooooo schön geschrieben, mir kullern die Tränen. Das liegt zu einem an den Neumama-Hormonen und daran, dass ich dich so gut verstehen kann.
Liebe Grüße
Nicole
Das ist so so wunderschön. Ich habe gerade Tränen in den Augen.
Bleibt genau so großartig.
Liebe Steffi,
nicht nur die Tassen sind schön. Der Text ist mal wieder umwerfend schön. LG, Angela
Oh mann, jetzt sitz ich hier im Hotel in Barcelona und da kommen mir gerührt die Tränen. Wahrscheinlich, weil ich gerade selber schwanger bin.
Liebe Grüße
Ach Mensch, ist das schön. Da musst ich jetzt ein paar mal schlucken. Ja, dieses Wunder wenn neues Leben entsteht. Es gibt nichts vergleichbares. Nichts aufregenderes.
Viele Grüße!
Was für ein schöner Artikel. Da sind mir doch glatt die Augen etwas feucht geworden!
ich weiß nicht, wie ich es besser beschreiben könnte als: das hat mich berührt. ehrlich berührt.
vielen dank für diesen innigen text,
sabine