Es gibt gerade so viele Frauen, die mit viel Mut international wichtige Themen anschieben:
Carola Rackete, die Sea Watch-Kapitänin, die zusammen mit der Hilfsorganisation nicht nur Geflüchtete gerettet hat, sondern sich auch nicht einschüchtern lässt von den Drohungen des italienischen Innenminister-Idioten Salvini.
Megan Rapinoe, die während der Frauenfußball-Weltmeisterschaft das Thema Gender-Pay-Gap platzierte, sich für die LBGT-Community einsetzt und Präsident Trumps Gepöbel gekonnt kontert. Genau so wie
Alexandria Ocasio-Cortez und ihre drei Kolleginnen, die laut Trump dahin gehen sollen, wo sie herkommen.
Darüber habt ihr ja bestimmt schon in den Medien gelesen. Vielleicht über diese drei Frauen weniger und deshalb würde ich sei euch gern vorstellen, weil sie mich nachhaltig beeindruckt haben:
Julie K. Browns Recherchen brachten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein endlich wirklich vor Gericht.
Diese Geschichte zeigt, was eine einzige Frau bewegen kann, wenn sie etwas wirklich will und nicht aufgibt. Jahrzehntelang konnte ein sehr reicher Mann namens Jeffrey Epstein in Amerika Mädchen, meist um die 14 Jahre alt, für seine sexuellen Spielchen nutzen, ohne das er dafür wirklich bestraft wurde. Viele wussten Bescheid,
auch Politiker und Prominente. Sein Privatjet war als "Lolita Express" bekannt. Als eine engagierte Vanity Fair-Reporterin darüber schon vor Jahren schreiben wollte, ließ der damalige Chefredakteur Graydon Carter die Passagen streichen. Angeblich waren ihre Beweise nicht sicher genug.
Doch dann nahm sich vor zwei Jahren Miami-Herald-Reporterin Julie K. Brown (oben rechts im Bild) alle Akten zu Epstein vor, arbeitete sie 18 Monate eisern durch, suchte Zeuginnen, recherchierte eine faktensichere Geschichte und schaffte
mit diesem Artikel 2018 die Grundlage für die aktuelle Anklage, die Epstein nun endlich wirklich vor Gericht bringt. Die New Yorker Staatsanwaltschaft bedankte sich bei der 57-Jährigen Brown für ihre herausragende journalistische Arbeit. Diese hatte die Lokaljournalistin teilweise privat finanziert. Genau wie damals, als sie als 16-Jährige anfing zu kellnern und in einer Fabrik zu arbeiten, um sich als Tochter einer Alleinerziehenden ihr Journalismus-Studium leisten zu können.
Es gibt immer einen Weg.
Ava DuVernay hat einen unfassbaren Justizskandal über fünf zu unrecht angeklagte Jungen verfilmt.
Drei Anläufe brauchte ich, um mir den Vierteiler "
When they see us" (Netflix) von Ava DuVernay über das Schicksal fünf zu unrecht angeklagter Jungen anzuschauen. Es ist wirklich kaum auszuhalten, wenn man sieht, wie diese unschuldigen Kinder von Polizisten gezwungen werden, eine Tat zugegeben, die sie nie begangen haben.
Doch um zu verstehen, worum es geht, braucht man erst diese Infos: Im Jahr 1989 macht sich die 28-jährige Trisha Meili spätabends auf zu einer Joggingrunde durch den Central Park. Sie wird von einem Mann überfallen, vergewaltigt und fast zu Tode geprügelt. In der selben Nacht sind mehrere schwarze Jugendliche im Central Park unterwegs. Manche von ihnen sind gewaltbereit und randalieren, doch es sind auch viele Unbeteiligte vor Ort. Ohne Beweise, keine DNA-Spuren, wirklich nichts, schnappt die Polizei in Zusammenarbeit mit der übereifrigen Staatsanwältin Linda Fairstein mehrere dieser Jungs und zwingt sie zu Aussagen, die leider auf Video aufgezeichnet werden und so später die Jury trotz aller Widersprüche überzeugen. Yusuf Salaam, Anton McCray, Kevin Richardson und Raymond Santa gehen mit nicht mal sechzehn Jahren für ungefähr sieben Jahre unschuldig ins Gefängnis, Korey Wise sogar für dreizehn Jahre. Trump, damals noch Immobilienmogul, fordert in einer einseitigen Tageszeitungsanzeige ihre Todesstrafe.
Regisseurin Ava DuVernay zeigt in diesem Vierteiler über die "Central Park 5", wie die Jungen genannt wurden, mit so einer Eindringlichkeit, dass es einem ernsthaft das Herz zerreißt. Und doch sollte man sich zwingen hinzuschauen, um zu verstehen, wie genau dieser Rassismus heute leider immer noch vorherrscht und wie wichtig es ist, dagegen aufzustehen. Ava DuVernay, die sich das Filme machen übrigens
selbst beigebracht hat und mittlerweile zu den wichtigsten, politischen Filmemacherinnen in Amerika zählt, war 2015 die einzige person of colour, die bei den Oscars nominiert wurde. Das war auch das Jahr, als einer der Central Park 5 sie über Twitter kontaktierte und fragte, ob sie bitte deren Geschichte verfilmen könnte.
Wer gern noch mehr zu diesem Drama und Ava erfahren würde: Auf Netflix gibt es
ein Special mit Oprah zum Filmstart und über die zwei Suchbegriffe "When they see us" und "Central Park 5" findet man diverse Artikel, auch zu dem Schicksal und weiteren Leben der Joggerin. Leider gibt es auch mehrere Artikel, in dem Trump - mittlerweile US-Präsident - sagt, dass er sich niemals bei den fünf Männern entschuldigen wird und die Entschädigungszahlungen des Staates eine Schande findet.
Autorin Johanna Adorján teilt schlaue Gedanken auf Instagram und pfeift auf Likes.
Es ist nicht einfach, etwas mit Substanz auf Instagram zu finden. Abseits der klassischen Newsportale. Im Dickicht zwischen schönen Lifestylebildern, wenn man nach etwas Futter für den Kopf und das Herz sucht, aber keine Motivations-Zitate mehr sehen kann. Doch es gibt sie, solche Perlen. Eine davon ist der
Instagram-Account von Journalistin und Schriftstellerin Johanna Adorján. Früher kaufte ich mir wegen ihrer Artikel die FAS, mittlerweile lese ich sogar die Gewissensfragen in der SZ, weil die, wenn Johanna Adorján sie beantwortet, wirklich etwas in einem bewegen. Ich bin schon lange ihr Groupie, hab ihre Bücher ("
Männer", "
Meine 500 besten Freunde" und "
Eine exklusive Liebe") gelesen und jetzt erfreu ich mich zusätzlich an ihrem Instagram-Account.
Johanna Adorján rennt bei Instagram nicht hysterisch dem Ziel mehr Follower zu generieren hinterher, sondern postet einfach vor sich hin. Mit einer Lässigkeit, Sinnlichkeit und großen Portion Lust am Erzählen und wirklich teilen, die mich beeindruckt und begeistert. An dem Tag, als ich in der (ich glaub es war die) SZ über Sea Watch-Kapitänin Carola Rackete las und wie schwer ihr Salvini das Leben (retten) macht, fragte ich mich, wie kann man dieser Frau nur helfen? Johanna Adorján postete den Artikel und schrieb mit Kugelschreiber einfach das Spendenkonto der Sea Watch neben Racketes Bild.
Wie formulierte Ronja von Rönne es gerade so treffend unter einen der Posts von Johanna Adorjàn: "Alles was du sagst. Bei jedem deiner Posts denk ich mir "wusste ich nicht, aber jetzt weiß ich nicht mehr, wie ich ohne dieses Wissen klargekommen bin." Alles was du hier anpreist wirkt nach zwei Minuten unverzichtbar." Genau so ist es.
*Ich muss Werbung über den Artikel schreiben, weil ich Netflix, Medienseiten und Personen verlinkt habe. Dies ist keine bezahlte Kooperation.
Foto Aufmacher - Erik Cesla