Wonach ist dir heute?

Es gibt gerade so viele Frauen, die mit viel Mut international wichtige Themen anschieben:

Carola Rackete, die Sea Watch-Kapitänin, die zusammen mit der Hilfsorganisation nicht nur Geflüchtete gerettet hat, sondern sich auch nicht einschüchtern lässt von den Drohungen des italienischen Innenminister-Idioten Salvini.

Megan Rapinoe, die während der Frauenfußball-Weltmeisterschaft das Thema Gender-Pay-Gap platzierte, sich für die LBGT-Community einsetzt und Präsident Trumps Gepöbel gekonnt kontert. Genau so wie Alexandria Ocasio-Cortez und ihre drei Kolleginnen, die laut Trump dahin gehen sollen, wo sie herkommen.

Darüber habt ihr ja bestimmt schon in den Medien gelesen. Vielleicht über diese drei Frauen weniger und deshalb würde ich sei euch gern vorstellen, weil sie mich nachhaltig beeindruckt haben:

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Laura Brown (@laurabrown99) am


Julie K. Browns Recherchen brachten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein endlich wirklich vor Gericht.

Diese Geschichte zeigt, was eine einzige Frau bewegen kann, wenn sie etwas wirklich will und nicht aufgibt. Jahrzehntelang konnte ein sehr reicher Mann namens Jeffrey Epstein in Amerika Mädchen, meist um die 14 Jahre alt, für seine sexuellen Spielchen nutzen, ohne das er dafür wirklich bestraft wurde. Viele wussten Bescheid, auch Politiker und Prominente. Sein Privatjet war als “Lolita Express” bekannt. Als eine engagierte Vanity Fair-Reporterin darüber schon vor Jahren schreiben wollte, ließ der damalige Chefredakteur Graydon Carter die Passagen streichen. Angeblich waren ihre Beweise nicht sicher genug.

Doch dann nahm sich vor zwei Jahren Miami-Herald-Reporterin Julie K. Brown (oben rechts im Bild) alle Akten zu Epstein vor, arbeitete sie 18 Monate  eisern durch, suchte Zeuginnen, recherchierte eine faktensichere Geschichte und schaffte mit diesem Artikel 2018 die Grundlage für die aktuelle Anklage, die Epstein nun endlich wirklich vor Gericht bringt. Die New Yorker Staatsanwaltschaft bedankte sich bei der 57-Jährigen Brown für ihre herausragende journalistische Arbeit. Diese hatte die Lokaljournalistin teilweise privat finanziert. Genau wie damals, als sie als 16-Jährige anfing zu kellnern und in einer Fabrik zu arbeiten, um sich als Tochter einer Alleinerziehenden ihr Journalismus-Studium leisten zu können.

Es gibt immer einen Weg.

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Ava DuVernay (@ava) am


Ava DuVernay hat einen unfassbaren Justizskandal über fünf zu unrecht angeklagte Jungen verfilmt.

Drei Anläufe brauchte ich, um mir den Vierteiler “When they see us” (Netflix) von Ava DuVernay über das Schicksal fünf zu unrecht angeklagter Jungen anzuschauen. Es ist wirklich kaum auszuhalten, wenn man sieht, wie diese unschuldigen Kinder von Polizisten gezwungen werden, eine Tat zugegeben, die sie nie begangen haben.

Doch um zu verstehen, worum es geht, braucht man erst diese Infos: Im Jahr 1989 macht sich die 28-jährige Trisha Meili spätabends auf zu einer Joggingrunde durch den Central Park. Sie wird von einem Mann überfallen, vergewaltigt und fast zu Tode geprügelt. In der selben Nacht sind mehrere schwarze Jugendliche im Central Park unterwegs. Manche von ihnen sind gewaltbereit und randalieren, doch es sind auch viele Unbeteiligte vor Ort. Ohne Beweise, keine DNA-Spuren, wirklich nichts, schnappt die Polizei in Zusammenarbeit mit der übereifrigen Staatsanwältin Linda Fairstein mehrere dieser Jungs und zwingt sie zu Aussagen, die leider auf Video aufgezeichnet werden und so später die Jury trotz aller Widersprüche überzeugen. Yusuf Salaam, Anton McCray, Kevin Richardson und Raymond Santa gehen mit nicht mal sechzehn Jahren für ungefähr sieben Jahre unschuldig ins Gefängnis, Korey Wise sogar für dreizehn Jahre. Trump, damals noch Immobilienmogul, fordert in einer einseitigen Tageszeitungsanzeige ihre Todesstrafe.

Regisseurin Ava DuVernay zeigt in diesem Vierteiler über die “Central Park 5”, wie die Jungen genannt wurden, mit so einer Eindringlichkeit, dass es einem ernsthaft das Herz zerreißt. Und doch sollte man sich zwingen hinzuschauen, um zu verstehen, wie genau dieser Rassismus heute leider immer noch vorherrscht und wie wichtig es ist, dagegen aufzustehen. Ava DuVernay, die sich das Filme machen übrigens selbst beigebracht hat und mittlerweile zu den wichtigsten, politischen Filmemacherinnen in Amerika zählt, war 2015 die einzige person of colour, die bei den Oscars nominiert wurde. Das war auch das Jahr, als einer der Central Park 5 sie über Twitter kontaktierte und fragte, ob sie bitte deren Geschichte verfilmen könnte.

Wer gern noch mehr zu diesem Drama und Ava erfahren würde: Auf Netflix gibt es ein Special mit Oprah zum Filmstart und über die zwei Suchbegriffe “When they see us” und “Central Park 5” findet man diverse Artikel, auch zu dem Schicksal und weiteren Leben der Joggerin. Leider gibt es auch mehrere Artikel, in dem Trump – mittlerweile US-Präsident – sagt, dass er sich niemals bei den fünf Männern entschuldigen wird und die Entschädigungszahlungen des Staates eine Schande findet.

 

 

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Ein Beitrag geteilt von Johanna Adorján (@johannaadorjan) am


Autorin Johanna Adorján teilt schlaue Gedanken auf Instagram und pfeift auf Likes.

Es ist nicht einfach, etwas mit Substanz auf Instagram zu finden. Abseits der klassischen Newsportale. Im Dickicht zwischen schönen Lifestylebildern, wenn man nach etwas Futter für den Kopf und das Herz sucht, aber keine Motivations-Zitate mehr sehen kann. Doch es gibt sie, solche Perlen. Eine davon ist der Instagram-Account von Journalistin und Schriftstellerin Johanna Adorján. Früher kaufte ich mir wegen ihrer Artikel die FAS, mittlerweile lese ich sogar die Gewissensfragen in der SZ, weil die, wenn Johanna Adorján sie beantwortet, wirklich etwas in einem bewegen. Ich bin schon lange ihr Groupie, hab ihre Bücher (“Männer“, “Meine 500 besten Freunde” und “Eine exklusive Liebe“) gelesen und jetzt erfreu ich mich zusätzlich an ihrem Instagram-Account.

Johanna Adorján rennt bei Instagram nicht hysterisch dem Ziel mehr Follower zu generieren hinterher, sondern postet einfach vor sich hin. Mit einer Lässigkeit, Sinnlichkeit und großen Portion Lust am Erzählen und wirklich teilen, die mich beeindruckt und begeistert. An dem Tag, als ich in der (ich glaub es war die) SZ über Sea Watch-Kapitänin Carola Rackete las und wie schwer ihr Salvini das Leben (retten) macht, fragte ich mich, wie kann man dieser Frau nur helfen? Johanna Adorján postete den Artikel und schrieb mit Kugelschreiber einfach das Spendenkonto der Sea Watch neben Racketes Bild.

Wie formulierte Ronja von Rönne es gerade so treffend unter einen der Posts von Johanna Adorjàn: “Alles was du sagst. Bei jedem deiner Posts denk ich mir “wusste ich nicht, aber jetzt weiß ich nicht mehr, wie ich ohne dieses Wissen klargekommen bin.” Alles was du hier anpreist wirkt nach zwei Minuten unverzichtbar.” Genau so ist es.

 

*Ich muss Werbung über den Artikel schreiben, weil ich Netflix, Medienseiten und Personen verlinkt habe. Dies ist keine bezahlte Kooperation.

Foto Aufmacher – Erik Cesla

  1. Kommentare zu diesem Artikel
  2. Katharina Trott 2. August 2019 um 22:14 Uhr

    Liebe Steffi,
    auch ich kann nur ein grosses Lob und ein noch grösseres Danke schicken. Toll! Gerne mehr davon!

    Herzlich, Katharina

    Antworten
  3. Katja 2. August 2019 um 11:35 Uhr

    Steffi,
    woher sind denn diese obercoolen “Frauenpower” Fäuste? Die sind ja grossartig.
    LG!
    Katja

    Antworten
  4. Ines 1. August 2019 um 20:29 Uhr

    !!!! YES YES YES!!!! Vielen vielen Dank dafür!
    Und Spenden musste schon sein nach J+K´s 15 min….

    Antworten
  5. Teresa 1. August 2019 um 12:48 Uhr

    Liebe Meike, genau das hab ich auch gedacht – und Steffi: Danke für den Artikel. Ich bin zwar überhaupt kein Fan von Johanna Adorján, aber ich freue mich über den Input.
    Viele Grüße!
    Teresa

    Antworten
  6. Meike 31. Juli 2019 um 23:44 Uhr

    Was ist denn hier los? Noch viel zu wenige Kommentare! Danke für diese Inspiration, für diesen ganz kleinen Anstoß, an das Gute zu glauben und das Gute zu tun. Egal wie, womit. Gerne mehr davon, gerne tiefer, gerne noch persönlicher. Danke Steffi.

    Antworten
    • Steffi 1. August 2019 um 09:28 Uhr

      @Meike: Liebe Meike, das hab ich auch gedacht, aber ich glaub, ich weiß, woran das liegt. Wir haben bisher zu jedem Post einen Newsletter verschickt und stellen gerade auf nur noch ein Mal wöchentlich um. Daran könnte es liegen. Mal sehen! 🙂 Ich freu mich auf jeden Fall sehr über deinen Kommentar! Herzlich, Steffi

      Antworten
  7. Lilli 31. Juli 2019 um 19:54 Uhr

    Liebe Steffi, danke, dass Du uns diese Frauen hier vorstellst, ich habe mir Deinen Blogpost extra für heute Abend aufgespart und gerade erst gelesen – so eine Rubrik darfst Du ruhig häufiger bringen. Ich finde es Klasse, diese Mischung aus Mode, Lifestyle, Rezepten, Reisen, dem wahren Leben und das Du uns diese Frauen vorstellst. Carola – für mich eine Heldin, ich habe so viel über sie gelesen, was für eine mutige Frau; Megan – Ihre Wort haben wir so viel bedeutet und ich habe immer zu meinen Freundinnen gesagt, wenn Du diese Rede noch nicht gehört hast, hör sie dir an; Alexandria und Ihre Mitstreiterinnen, was können diese Frauen bewegen – es beeindruckt mich so sehr und wie schön, dass Du hier so ‘stille Heldinnen’ vorstellst, die eben nicht jeder kennt und über die ich jetzt noch viel mehr wissen möchte, wird also ein langer Abend. Danke für die Inspiration. Woman support woman, Super 🙂 Du bist zurück und hast mich schon wieder inspiriert diese Woche und bald ist Freitag 🙂

    Antworten
  8. Natàlia 31. Juli 2019 um 12:41 Uhr

    Liebe Steffi,
    ach, was freu ich mich, dass Du aus dem Urlaub mit neuem Schwung wieder da bist. Ja, ich finde es auch, dass es schwer ist, bei Instagram was “gehaltvolles” zu finden, aber bei Dir werde ich oft fündig, und bekomme neue Denkanstöße, oder lerne Dinge dazu. Und auch heute wieder. Ich habe von den anderen Frauen, die Du hier vorstellst kaum gehört, außer von dem Fall, den Ava verfilmt hat. Ich freue mich immer, wenn über Frauen berichtet wird, weil sie in der Berichterstattung so oft hintenwegfallen.
    Jetzt geh ich mal in die Bibliothek und schaue, was ich mir von Johanna Adorján ausleihen kann.
    Sonnige Grüße aus Köln,
    Natàlia

    Antworten
    • Steffi 31. Juli 2019 um 16:19 Uhr

      @Natàlia: Wie lieb von dir, Natàlia! Das motiviert mich zum Weitermachen. Es ist ja auch ein Try & Error, was da gut ankommt und was nicht. Aber davon muss man sich auch einfach frei machen! 🙂 Viel Freude in der Bücherei, herzlich, Steffi

      Antworten

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