Heute startet hier eine neue Serie, die mir sehr am Herzen liegt. Über das Tolle und das Toughe am Mama sein und das, was gut tut.
Den Anfang macht Daria, die den (Online-) Shop (Mulackstraße 7 in Berlin) Walking The Cat betreibt. Ich bin ein riesengroßer Fan von ihr und könnte fast schwören, ihr werdet es gleich auch…
Mir tun so ehrliche Mamas, die einfach erzählen, was bei ihnen im Leben los ist, was Spaß, aber auch Sorgen macht, sehr gut. Vielleicht euch ja auch. Ich bin gespannt! Und falls ihr eine bestimmte Mama bitte unbedingt in dieser Serie sehen möchtet – ich freu mich über jede Idee an [email protected]
Aber jetzt erstmal: Viel Spaß mit Daria!
[herz steffi mitte]
Toll ist…
… sich durch das Kind so richtig wichtig und glücklich zu fühlen. Ella ist mein größter Fan und ihr ist egal was ich mache oder wie ich aussehe. Ich müsste es eigentlich genießen bevor sie der größte Fan von jemand anderem wird. Toll ist die erste Zeit nach der Geburt mit tausend Babyfotos auf dem Rechner. „Da schläft sie.. da guckt sie… da guckst sie wieder“. Alles das erste Mal mit ihr zu erleben: sie sitzt, sie krabbelt, sie läuft, sie spricht. Und was man alles aufbewahrt? Den kleinen Umschlag mit ihren Haaren, das erste Baby-Pflaster mit ihrem Blut, die erste Lillifee-Zeitschrift an der Tanke (na gut, die ist weg) Toll ist auch, ihr eine Freude machen zu wollen. „Was kriegt sie zu Weihnachten? Als was geht sie an Halloween? Die Würstchen isst sie gerne.“ Toll ist auch wie sie „Atemlos“ singt und empört war, dass Helene Fischer kein Fisch ist. Und dass sie kein Krokkoli (Brokkoli!) mag, dafür aber sehr gerne Binache (Spinat!). Und das TOLLSTE ist, dass ich sie „bis zum Mond und zurück“ liebe und sie mich „ bis zu Sonne und zu Herbst“.
Toll ist es, Mama zu sein. Wenn man es einmal ist, will man es auch nie mehr anders haben. Aber nicht Mama zu sein ist bestimmt auch toll, nur eben anders. Das ist schon schlau von der Natur.
Tough ist…
… zu versuchen allen gerecht zu werden: dem Kind, dem Mann und dem Beruf. Ich stelle mir oft die Frage: “bin ich okay als Mama? Mach ich das gut? Arbeite ich zu viel? Vollberufstätig und Mama zu sein ist tough (6 Tage die Woche, 9-19 Uhr). Zuerst ein Online-Shop, jetzt auch noch ein Laden. Was auf die Beine zu stellen ist toll und man spürt eine gewisse gesellschaftliche Anerkennung, Respekt von anderen Müttern, Vätern und Freunden. Klar, cool. Aber am Ende will man doch nur mit Kind/Familie glücklich sein. Die ersten beiden Jahre klebte ich an meiner Tochter und jetzt klebe ich nur am Sonntag so richtig an ihr. Wir haben irgendwie den St-Martin-Lauf verpeilt. Das war schlimm. Ich kam zu spät und zwei Kitas warteten auf mich. Mein Kind weinend als einzige ohne Licht für ihre selbstgebastelte Laterne. Autsch. Ein Vater hat uns dann gerettet und sie hat es auch gleich vergessen. Aber ich habe mich als Versager gefüllt und alles in Frage gestellt. Bin doch eigentlich keine typische Unternehmerin, die schon während des Studiums wusste, Karriere geht vor – ich habe nur endlich was gefunden, was ich super gerne mache. Meine Mutter hat auch sehr viel gearbeitet und ich kann mich erinnern, dass ich sie als Kind oft vermisst habe. Aber an meine Kindheit habe ich schöne Erinnerungen und als erwachsene Frau bin ich ein glücklicher Mensch geworden – also doch nicht so schlimm alles?
Tough sind manchmal die Sorgen. Akute oder manchmal auch einfach in die Zukunft gedacht. Die ganzen Eventualitäten, die einem manchmal so im Kopf rum schwirren: „ was ist, wenn Sie ein Motoradführerschein machen will?“
Tut gut…
… zu wissen, dass es allen Mamas so geht. Und alle diese Gedanken und Ängste haben. Ist man berufstätig, macht man sich Sorgen – man wäre zu wenig bei seinem Kind. Ist man Zuhause, fehlt den Frauen die andere Herausforderung.
Es tut wirklich gut, wenn jemand zu einem sagt, man hätte sich nicht verändert und immer noch so aussieht wie vor 6 Jahren (ähm, kannst du das bitte noch mal sagen?)
Ach ja, von meinem Mann soll ich ausrichten: Es würde mir und uns mal richtig gut tun, wenn ich ab und zu mal das Handy weglegen würde.
Kommentarloebe Wohnerin,
Ich würde dich so gerne drücken. Ganz fest. Ich bin genau das Gegenteil. Ich bin absolut ungewollt (inzwischen sage ich lieber ungeplant) Mama geworden. Aber damals war es so, auch wenn es hart klingt. Ich wollte dieses Kind nicht. Und ich habe so mit dem Leben gehadert. Ich dachte mir, es gibt so viele Frauen, die sich ein Kind wünschen, ich hätte einer dieser Frauen so gerne dieses Geschenk gemacht. Und ich hatte so oft ein ganz furchtbar schlechtes Gewissen. Wegen so zauberhaften, aber auch wirklich vom Schicksal ungerecht behandelten Frauen habe ich am Tag des Abbruches den Termin abgesagt. Weil ich damit nicht hätte leben können. Dass ich so ein Geschenk nicht annehme, wenn sich dich andere Frauen verzweifelt dieses wünschen. Dafür möchte ich dir hier von Herzen danken. Gäbe es dich/euch nicht, dann gäbe es heute meine kleine Tochter nicht. Du darfst also auch sehr gerne stellvertretend für Olivia Tante sein. Klar habe ich auch ab und zu Tage an denen ich kinderlose so beneide. Alleine ein Kind groß ziehen ist das anstrengenste was ich je gemacht habe. Vor allem, wenn ich krank bin und keine Kraft mehr habe, aber muss. Trotzdem fühle ich mich gesegnet. Kommst du aus dem Süden? Wir wohnen in München. Herzliche Grüße, Jessi
http://www.huffingtonpost.de/jenny-studenroth-gerson/sie-haetten-mich-warnen-sollen_b_6486606.html?ncid=fcbklnkdehpmg00000002
Liebe Happy,
danke für Deinen Kommentar – besser hättest Du diese manchmal sehr verrückte Welt nicht in Worte fassen können! Auf mich kommt das alles wohl noch zu: Ich bin 35, frisch verheiratet, hätte den perfekten Mann und – möchte einfach nicht. Mein Leben ist wundervoll so wie es jetzt ist, ich bin ebenfalls glücklich als Tante oder auch mal als Babysitter aber ich vermisse nichts. Doch die ersten Fragen und verhohlenen Blicke auf meinen Bauch gehen schon los…
Ich möchte gerne noch einen Aspekt mit einbringen: Was ist denn mit den Männern? Wie gehen die mit dem Thema um? Oder sind es nur wieder wir, die so schrecklich (?) viel nachdenken? Und was passiert eigentlich, wenn ein Partner Kinder möchte und der andere nicht? Das ist bei uns nämlich leider der Fall.
Daher schließe ich mich gerne der Anregung an: Es wäre schön etwas von den Kinderlosen zu lesen!
Ganz liebe Grüße in die Runde, besonders an alle fabelhaften Tanten, ohne die viele Mamas gar nicht überleben könnten!
Emily
Gute Diskussion! Danke Steffi, Daria und all die anderen, auch die Nicht-Mütter.
Ich habe mir Kinder gewünscht, zwei gesunde und fröhliche Jungs bekommen (4 und 6 Jahre), arbeite seit einem Jahr wieder und bin hin- und hergerissen zwischen Job und Familie, jedes für sich reichte mir nicht – warum eigentlich?!
Ich fühle mich oft nur halb, im Job und als Mutter und in der Zeir als ich zu Hause war, das war´s irgendwie auch nicht.
Es ist wirklich eine Gradwanderung und so schwer eine gute “Kombination” für sich zu finden.
An die Nicht-Mamas: ich kann das gut nachfühlen und ganz ehrlich? Ich wünsche mich oft in die Zeit vor den Kindern zurück. Und wenn ich den Kommentar von “der Wohnerin” lese, traue ich mich kaum, das zuzugeben.
Mädels: irgendwie schaffen wir das.
Steffi, da hast Du Dir mal wieder eine sehr schöne Serie ausgedacht! Ich bin gespannt auf mehr. Ich bin Mutter von zwei Kindern (5 und 2) und versuche gerade, mir mit meinem Blog ein eigenes Standbein aufzubauen. Das schlechte Gewissen lässt sich nie ausblenden, irgendwer oder -was kommt immer zu kurz. Aber irgendwie und irgendwann werde ich die Balance zwischen Blog und Kindern schon finden! Bestimmt!
juchuu, sehr schöne Serie. Ich bin selbst seit einer Woche stolze Mama und befinde mich gerade noch in der Phase: “Schatz, schau mal er hat mich angelächelt! Ach ne, es war doch nur ein querliegender Furz”. Es tut einfach gut die Gedanken und Erfahrungen anderer Mamas zu lesen und zu wissen man muss nicht perfekt sein um eine gute Mutter zu sein! Danke liebe Steffi für deine tollen Beiträge und diese schöne Mama-Serie.
Hallo,
Das ist ein wirklich toller und sympathischer Bericht.
Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung, dass die Kinder einfach zu kurz kommen. Auch wenn alles perfekt organisiert ist und der Alltag läuft, die Kinder sich bei der Betreuung wohl fühlen, kann es niemals eine Mama ersetzen.
Die Zeit kommt nie wieder, Arbeit schon, das darf man nicht vergessen!
Jeder soll es so machen wie er es gut findet und sich auch dann kein schlechtes Gewissen machen oder machen lassen.
Daria schafft den Spagat bestimmt großartig. Ich möchte das nur nicht!
Ich würde gerne auch die Fragen von Alleinerziehenden lesen, es sind meine wahren Helden des Alltags.
Liebe Grüße
Hallo Nora, da hast du Recht, alleinerziehende Mütter sind die Heldinen. Meine Mutter hat mich und meine Schwester alleine großgezogen aber wir hatten Großeltern, die geholfen habe. Viele Mütter machen das ganz alleine und das ist bemerkenswert. “Die Zeit kommt nie wieder, Arbeit schon, das darf man nicht vergessen!” das stimmt natürlich auch aber wenn man mehrere Kinder haben möchte? Das ist eben das Problem.. Den perfekten Zeitpunkt gibt es irgendwie nie.. Weder fürs Kinderkriegen, noch um was eigenes beruflich zu machen.. Liebe Grüße Daria
Liebe Daria, liebe Steffi,
auch wenn ich mit meinen 21 absolut gar nicht Mama und meilenweit von der Zielgruppe dieser Serie entfernt bin – es ist immer schön, aus dem echten Leben von echten Menschen zu hören.
Und echter als Krokkoli geht es ja wohl nicht.
Liebe Steffi,
das ist eine grandiose Serie. Das hat noch gefehlt. 😉 Und genau das habe ich jetzt gebraucht. Ich bin auch eine “Neu-Mama” (meine Tochter Milla ist 7 Monate alt) und habe gerad Mittagspause. Ich nenne es heute mal so, denn Milla macht gerad ein kleines Schläfchen. Zur Zeit ist es meine Mama-Rolle sehr anstrengend und ich komme immer mehr an meine Grenze. Heute habe ich zum ersten Mal gedacht, dass ich gerne mit meinem Mann tauschen würde und lieber auf Arbeit wäre. Der Gedanke fühlt sich schlecht an und ich habe ein schlechtes Gewissen dabei. Da kam dein Beitrag wie gerufen und ich bin wieder voller neuer Energie und übe mich einfach weiter und stets und ständig im toug sein. Denn eigentlich kann und will ich mich nicht im geringsten beklagen. Mama sein ist das Größte und unbeschreiblichste Gefühl überhaupt. Wirklich sagenhaft, was ich für Seite an mir entdeckt habe, die vorher nicht zu erahnen waren. Ich glaube mir geht es so so so viel schlechter, wenn sie krank ist, als ihr selbst. Da frage ich mich, wie ich das weitergehen soll. 🙂 Lange Rede, blabla la… Ich finde den Beitrag super. Er hat mein Akku wieder aufgeladen und ich freue mich auf die nächsten Beiträge aus dieser Serie, und wie schon in einem weiteren Kommentar oben erwähnt, ich würde ihn auch gern mal von dir lesen oder vielleicht von deiner Mama. Oder aber vielleicht auch mal von deiner Nachbarin oder einer anderen “Dame von nebenan”. Es müssen ja nicht immer die “Überflieger-Mamas” sein. Das ist natürlich auf der einen Seite eine tolle Motivation für alle Mütter und ein Beweis – Karriere und Kind bzw. Träume leben und Kind geht auf jeden Fall, aber auf der anderen Seite löst es in mir auch manchmal seltsames Gefühl aus. Ich hin glücklich und zufrieden mit meinem Leben, aber wenn ich das manchmal alles so lese und höre, dann denke ich: ich will auch. Bloggen, Bücher schreiben, einen Shop betreiben – das machen, was einem Spaß macht und was man schon immer machen wollte, und dann noch eine tolle Mama von bezaubernden Kindern sein. Wow – wow – wow!!! Da kann man ja nur sagen, ich möchte auch. Jetzt bin ich irgendwie vom Thema abgekommen, also Zeit nochmal Danke und Weiter so zusagen! Ich freue mich auf alles Weitere von dir, Linda. 🙂
Das ist für Daria und alle anderen berufstätigen Mütter, die sich oftmals ein schlechtes Gewissen machen (oder machen lassen – bei Vätern wird die Arbeit neben dem Kind meistens ja nicht in Frage gestellt),
Seitdem meine Zwillinge 2 Jahre alt sind, arbeite ich Vollzeit als Buchhändlerin. Die beiden waren in einem kirchlichen Kindergarten und spielten Josef (mein Sohn Justus) und Jesus (meine Tochter Rosalie), Auf meine Frage, wo denn Maria sei, antwortete Justus alias Josef ganz empört: “Mama, Maria ist arbeiten und ich pass auf Jesus auf…”
Das hat mir auf wunderbare Art gezeigt, wie normal es für die beiden ist.
Herzliche Grüße,
Angela
@Angela: Oh Angela, ich könnt dich knutschen! Großartige Szene, werde ich oft dran denken, weiß ich jetzt schon! Danke dafür und herzliche Grüße! Steffi P.S.: In meinem Lieblingsblumenladen gab es mal ein Kissen zu kaufen, darauf war gestickt: “Mama, wen liebst du eigentlich mehr: Papa oder Jesus?” Da musste ich gerade irgendwie dran denken.
Liebe Steffi,
das ist eine ganz tolle Serie … ich würde auch gern von Dir etwas dazu lesen 😉
Und Deine Gedanken dazu zu lesen, liebe Daria, fand ich total schön!
Ich sitze gerade mit meiner kranken Tochter zu Hause … obwohl so viele Dinge erledigt werden müssten … so etwas ist dann halt doof, aber ein wenig Spiel- und Kuschelzeit ist ja eigentlich auch mal ganz nett 😉
Liebe Grüße,
Dorthe
Sehr schöner Artikel! Ich bewundere immer wieder Mütter, die Kinder und Beruf meistern. Kann die Gedanken jedoch sehr gut verstehen, obwohl ich keine Mutter bin. Ich habe mich entschieden Tante zu bleiben und das mit sehr viel Herzblut und Engagement. Vielleicht gibt es ja mal eine Serie über Tanten. Dazu würde ich mich dann melden ;-). LG
Oh ja, etwa über Tanten oder Patinnen, das wäre toll. Es gibt im ganzen Taumel des Mama-Seins auch Frauen, die sehr gerne Mama geworden wären. Frauen, denen die Natur keine Kinder schenken wollte, Frauen, mit denen das Leben, das Schicksal, etwas anderes vor hatte. Frauen, die nicht den richtigen Mann trafen und gar nicht wissen, ob sie Kinder hätten bekommen können.
Für uns unfreiwillig kinderlose Frauen ist es manchmal eine Tortour, wenn Mütter das Mama-Sein so richtig zelebrieren, die Hardcore-Mutter vor uns zum besten geben. Unsere Kinderlosigkeit ist bis ans Ende unserer Tage ein Stachel in unserem Fleisch. Ein Ast an unserem Lebensbaum fehlt.
Die Natur ist nicht schau. Manchmal vielleicht, ja. Aber die Natur ist auch ungerecht. Einfach fies. Manchmal. Jeder Kinderwagen, den wir sehen gibt uns einen Stich. Jede Gebutsanzeige schmerzt, obwohl wir uns für unsere Freundinnen auch freuen. Bei jeder frohen Botschaft, dass ein Kind unterwegs ist, kommt automatisch wie die Abwesenheitsmeldung in der Mailbox die Frage: “Warum nicht ich?” Wir fühlen uns wie Versager, lassen uns nichts anmerken, lächeln lieb, hassen Euch heimlich ein ganz kleines bisshen, wie ihr alles toll gewippt kriegt und wir kriegen einfach kein Kind.
Und irgendwann mal, wenn auch noch die biologische Uhr zu ticken beginnt, kommen noch mehr schmerzhafte Fragen dazu: Wer besucht mich später im Seniorenheim? Wer beerdigt mich? Wer trauert um mich?
Liebe Mamas, wir nehmen so viel Rücksicht auf Euch. Ihr könnt unseren Schmerz nicht lindern. Aber vielleicht macht ihr auch mal einen Schritt auf uns zu? Unsere Patenkinder, Nichten und Neffen haben das schon getan. Ich danke allen Patenkindern, Nichten und Neffen, für die Liebe und Zuneigung, all die Freude, die wir von unseren nicht-geborenen Kindern nie bekommen werden.
Kein Kommentar hat mich so berührt wie dieser. Einfach danke. und ganz ehrlich unter all dem Druck Mutter und Hausfrau und Selbständige zu sein sehe ich euch und denke oft genug. Ihr Tanten seid oft die besseren Mütter, oft ehrlicher, oft unaufgeregter und ganz oft verlässlicher. DAnke DAnke DAnke
Alles Liebe Martina
Sehr wahr, dieser Kommentar! Ich habe zwei Kinder, aber mehrere kinderlose Freundinnen. Einige unfreiwillig, zwei gewollt kinderlos. Die ungewollt kinderlosen haben das “Glück” gelegentlich Mitgefühl zu spüren von Müttern. Jene die aus eigener Entscheidung heraus ohne Kind sind, ernten Unverständnis und so manches mal hörte ich, wie sie als “egoistisch” oder “verkorkst” bezeichnet wurden. Das ist total vermessen, zumal kein Wunsch so egoistisch ist wie der, Mama zu werden.
Mich als Mutter nervt das Selbstverständnis mit dem viele Frauen meinen, ihr Mutterdasein gibt ihnen einen besonderen Status. Ich als Mutter bin nur sehr mäßig daran interessiert, wie andere Mütter ihr Mutterdasein ausfüllen.
Beiträge à la “Wie schafft diese oder jene Mutter ihr Mutterdasein” interessieren mich so wenig wie Artikel darüber, wie andere Frauen ihren Haushalt trotz Job schafft. Denn jeder Mensch ist doch anders und nur weil es seit ein paar Jahren modern wurde, dass Mütter “eingestehen”, dass sie umperfekt sind und manches auf der Strecke bleibt, gibt es immer noch einen enormen Druck. Und ich finde, Beiträge wie dieser erhöhen diesen Druck nur, denn auch sie weisen den Weg in Richtung Optimalzustand. Und den gibt es nicht, es soll doch jede machen wie sie kann und will. Das große Reden darum ändert nix. Außer man redet mal mit der Politik darüber, dass es mancherorts keine gute Betreuung gibt.
Ich werde diese Serie auslassen und mich weiterhin von Steffis tollen Shopping- und Designideen befruchten lassen.
@Die Wohnerin: Ich würde dich gerade so gern in den Arm nehmen. Das würde ich wirklich gern, ich fürchte, ich kann gerade nicht wirklich das Richtige schreiben, aber ich versuch’s trotzdem irgendwie. Weil ich deinen Kommentar so schätze und dir sagen möchte, wie recht du hast und wie unglaublich leid mir das tut, dass die Natur so ein Arschloch ist. Bei uns hat es nicht sofort geklappt mit dem schwanger werden, insgesamt hat es ungefähr ein Jahr gedauert und ich weiß, dass andere Paare noch viel, viel mehr Zeit brauchen oder es auch gar nicht klappt. Nicht auf natürlichem Weg, nicht mit Hilfe, gar nicht. All diese Situationen habe ich in meinem Freundeskreis, ich kenne das sehr gut. Der US-Moderator Jimmy Fallon hat mal gesagt, die Zeit als seine Frau und er versucht haben schwanger zu werden und es nicht klappte, war die schlimmste seines Lebens. Und das erzählen auch Freunde, die es so erlebt haben. Mir ging es schon so, als es bei uns damals dauerte mit dem schwanger werden. Da dröhnte auch in meinem Kopf die Frage, was ist, wenn sich dieser große Lebenstraum nicht erfüllt. In der Zeit tat auch mir jede Schwangere auf der Straße, jeder Kinderwagen weh. Ich hab nur eine Ahnung davon wie es dir geht, kann deine Gefühle aber so gut verstehen. Ich hab da gespürt, wie unglaublich tief dieser Kinderwunsch in mir verankert ist und wie fertig es mich machte, dass er eventuell nicht in Erfüllung gehen könnte. Kein Gefühl ging je so tief, war so existentiell, machte mich so machtlos. Wie du schreibst, die Hilflosigkeit der Natur gegenüber ist ein fieses Gefühl. Sich etwas so sehr zu wünschen und nichts tun zu können obwohl man alles auf der Welt dafür tun würde, ist die Hölle. Bitte fühl dich nicht wie eine Versagerin, die scheiß Natur ist die Versagerin, sie ist ein Riesenarschloch. Du kannst dafür nichts. Ach, ich würde dich so gern als Tante für Ruby adoptieren. Die würde dich und mich bestimmt gern gemeinsam durchs Altenheim schieben. Wobei – ich hätte gern so einen mit Elektroantrieb, so ne Art Golfcart. Ich hoffe, du lachst an dieser Stelle. Wenn du Lust hast meld dich doch, wenn du in Hamburg bist (oder kommst du aus Hamburg?). Ich hätte große Lust, mit dir spazieren zu gehen, wenn du magst. Und Ruby fänd es auch großartig, die freut sich riesig über tolle Tanten. Ach, ich hoffe, dass du weißt, das dies von Herzen kommt. Auch wenn jetzt nicht alles perfekt formuliert ist. Ich hab gerade großen Jobalarm, wollte dir aber unbedingt schreiben. Ich drück dich und das mit dem Spaziergang mein ich ernst! So wie alles andere auch. Herzliche Grüße, Steffi
An: Die Wohnerin.. Oh man.. ich habe schon 5 mal was geschrieben und wieder gelöscht.. ich habe steffi den text geschickt und dachte hinterher – man sollte vlt den satz “.. Aber nicht Mama zu sein ist bestimmt auch toll, nur eben anders. Das ist schon schlau von der Natur.” rausnehmen, weil es ein sehr sensibles thema ist. damit wars nur gemeint – dass das leben nicht nur ein sinn, wenn man kinder hat.. es tut mir leid, wenn es dich das getroffen hat. liebe grüße daria
Liebe Angela, liebe Wohnerin,
wie oft denke ich als bewußt Kinderlose (und sehr glücklich damit), wie mögen sich Frauen fühlen, die wirklich keine Kinder bekommen können? Egal ob man Kinder möchte oder nicht, ab einem bestimmten Zeitpunkt bekommt man den Druck aus dem Freundeskreis regelmäßig zu spüren, komischerweise v.a. von denen, die bereits Kinder haben. Als wäre man ohne Kinder auf einmal weniger wert, als Freund, Freundin, als Mensch. Das war und ist für mich sehr schwer zu akzeptieren, hat mich oft traurig gemacht. Aber es verändert auch, macht stärker und irgendwie noch bewusster der eigenen Person gegenüber. Es ist nicht immer leicht mitzuhören/zu lesen, wie soviel besser das Leben mit Kindern sei, wenn man selbst mit seinem Leben rundum zufrieden ist. Als würde ein glückliches, ausgefülltes Leben Kinderloser komplett in Frage gestellt von denen, die Kinder haben. Es fühlt sich leider auch so an, als wenn gesellschaftlich zwischen Paaren mit Kindern und Paaren ohne Kinder ein Wettrennen stattfinden würde, wer sich am glücklichsten fühlt. Da ist es schon hart, seine Entscheidung immer wieder verteidigen zu müssen, dass man freiwillig kinderlos ist; es muss sich sehr schlimm anfühlen, wenn man sich eigentlich Kinder wünscht. Da würde ich mir gesellschaftlich mehr Toleranz wünsche, ein Umdenken, dass man die Menschen so sein lässt wie sie sind. Und ihnen nicht Schuldgefühle einredet, wenn sie entweder keine Kinder möchten oder unfreiwillig kinderlos sind. Kinderlosigkeit ist meiner Meinung nach das letzte große Tabuthema, und auch unter den Leser/innen hier sind bestimmt noch mehr, die das Thema interessiert. Zur freiwilligen Kinderlosigkeit gibt es übrigens ein schönes Buch ,’Die Uhr, die nicht tickt‘ und in der Brigitte 23/2014 war ein fantastisches Dossier darüber. In dem ein Zitat, das sich bei mir sehr eingeprägt hat: „Vielleicht bin ich egoistisch. Aber ist ein Kinderwunsch das nicht auch?”
Ich frage mich dann oft, was machen sehr kinderbezogene Mütter/Familien, wenn ihre Kinder in 20 Jahren eigene Wege gehen? Ich hoffe, dass sie sich noch ein anderes Leben bewahrt haben, mit Passionen und Leidenschaften und Hobbies, auf das sie zurückgreifen können. Und die Frage nach dem Altersheim kenne ich auch. Aber weißt du liebe Wohnerin, was ich dann auch denke? Man darf nicht sein Leben danach ausrichten, was später irgendwann mal ist, sein eigenes Glück nicht an andere koppeln. Wer weiß, ob man das überhaupt erlebt? Und 1/5 aller Paare bleibt mittlerweile kinderlos, d.h. es gibt sehr viele Menschen da draußen, denen es genauso gehen wird, und bis dahin wird es auch noch mehr ähnlichdenkende, ‘coole Alte‘ geben, mit denen man sich mittags zum Käffchen, Spaziergang oder Shoppingtrip (ja, wirklich, bestimmt!) treffen kann! Davon bin ich fest überzeugt!
Ein total liebenswürdiger Kommentar von dir, liebe Steffi. Überhaupt finde ich es schön, dass auch diese Seite des Kinderkriegens-oder-nicht mal beleuchtet wird. Und schön so tolle Kommentare von Müttern zu lesen, die anders denken. Von Sandra zum Beispiel, das mit dem Status ist so wahr! Und an Daria, diesen Satz, den du im Nachhinein so bezweifelt hast, den fand ich ehrlich gesagt super. Für mich hat er genau das vermittelt: das man, immer vorausgesetzt es ist auch so gewollt, auch ohne Kinder ein superschönes Leben haben kann. Genauso wie eben auch mit Kindern 🙂
Ich grüße euch alle herzlich, Happy
Ich lese gerade diese Kommentar und habe Tränen in den Augen!! Viel Wahrheit versteckt sich zwischen die Zeilen. Ich bin gerne Mama aber manchmal denke ich wie ungerecht die Mutternatur ist…. aber Gott seid Dank gibt die liebe Patenkindern.
LG
Glenda
Liebe Martina, liebe Kristina, liebe Sandra, liebe Steffi, liebe Daria, liebe Happy, liebe Glenda
Vielen herzlichen Dank für Eure lieben Kommentare. Huch, da habe ich ja wirklich etwas losgetreten. Aber vielleicht ist das ganz gut so. Happy hat ganz recht, Kinderlosigkeit, kinderlose Frauen, das ist eines der letzten Tabuthemen in unserer Gesellschaft.
Es braucht schon viel Nähe und Mut, eine Frau zu fragen, ob sie nicht gerne Kinder gehabt hätte. Oder warum sie keine Kinder hat. Unsere unfreiwillige Kinderlosigkeit ist ein stummer Kummer; als ob er in unserer Gesellschaft keinen Platz hätte. Als ob er nicht ausgesprochen, nicht in Worte gefasst werden dürfte.
Kristina hat auch ein grosses Tabuthema angeschnitten: Sich als Mutter kaum getrauen, die Zeit VOR den Kindern zurückzuwünschen. In seltenen ehrlichen Momenten vertrauen ein paar Mamas uns an, dass sie den Sonntag gerne mal wieder – wie früher als Single – ungeschminkt, mit ungewaschenen Haaren, einer riesigen Tüte Chips und der Herrschaft über die Fernbedienung auf dem Sofa verbringen möchten. Und dazu „Sisi“ schauen, am besten gleich alle drei Teile nacheinander. Ich glaube, es würde uns helfen, wenn ihr uns auch mal sagt, dass das Muttersein nicht ständig eitler Sonnenschein ist. Wir kriegen einfach manchmal eine Überdosis an Idealzustand, „alles easy“ und supertoll ab. Sonst können wir den Sonntag mit ungewaschenen Haaren und Chipstüte auf dem Sofa gar nicht mehr geniessen und fühlen uns wie früher im Turnunterricht: Du bist nicht in unserer Mannschaft. Du gehörst nicht dazu.
Liebe Mamas, vielleicht genügt es, einfach mal zurück zu denken, wie das war, als ihr Euch Kinder gewünscht habt, dies Euer Lebenstraum war. Danke Steffi für Deine Ehrlichkeit. Vielleicht braucht es mehr Ehrlichkeit, mehr Toleranz, mehr Mut, um dieses Wettrüsten zwischen Müttern, zwischen kinderlosen Paaren und Familien zu bremsen. Singles ohne Kinder und Alleinerziehende bleiben bei diesem ganzen Wettbewerb komplett auf der Strecke. Schachmatt.
Und wie mag es erst kinderlosen Männern gehen? Ein weiteres Tabu… (auch wenn sie mehr Zeit haben)
@Emily: Und wenn der Mann „in die zweite Runde“ geht und keine zweite Familie gründen will?
@Steffi: Ich lasse mich gerne von Ruby als Tante adoptieren. Ich wohne ca. 1’000 Kilometer südlich, bin aber ab und zu in Hamburg.
KommentTanten sind die tollsten! Und haben viel mehr Geduld und lassen die Kinder einfach sein.. Elly hat auch eine Patentante. Sie macht auch viel bessere Geschenke – denn sie will das Kind beglücken und nicht mich 🙂 Schöne Grüße Dariaar
ähm, ich bin glaub zu doof um zu kommentieren. der kommentar ist für Angela – designhaus no.9
an: Sandra: “Und ich finde, Beiträge wie dieser erhöhen diesen Druck nur, denn auch sie weisen den Weg in Richtung Optimalzustand” Wieso denn? Da ist doch nichts wegweisendes in dem was ich geschrieben habe, ganz im Gegenteil. liebe grüße
liebe daria,
zu deiner frage weiter unten im kommentar:
mein beitrag sollte mitnichten ein angriff auf dich sein. ich beobachte einfach, dass es seit ein paar jahren usus ist, dass frauen darüber schreiben, wie sie “es schaffen, mutter zu sein” und mir persönlich hilft diese publik-nabelschau wenig weiter, da jeder fall individuell ist und jede person andere innere+äußere gegebenheiten mitbringt. für mich liest sich sowas immer nett aber es ist zugleich so banal, wie als wenn plötzlich überall serienmäßig berichte darüber erscheinen, wie frau den haushalt managt, wie frau den fiesen chef aushält oder den letzten liebeskummer übersteht.
klar, es ist auch für mich heilsam zu lesen, dass auch andere frauen schwere phasen und situationen im mutterdasein kennen, da nicht oft drüber gesprochen wird, wenns schwierig ist. aber insgesamt ziehe ich aus diesen berichten eben nicht so viel raus. das wort optimalzustand war hier falsch gewählt, verzeihung! wollt dich nicht angreifen.
nachtgruß aus dem norden!
sandra
Und es geht schon wieder los: Wasser marsch <3 <3 <3
Oh süß von dir! 🙂 liebst daria
Mama sein ist toll 🙂 die Kids auch mal nicht um sich zu haben definitiv auch. Nach mittlerweile drei eigenen Kindern, von denen eins bereits eigene Wege geht und erwachsen ist (habe sehr früh angefangen, die beiden kleinen sind 11 und 7) und nun durch die zweite Heirat und die Patchworkfamily noch zwei pubertierende dazu bekommen, geniesse ich jede freie Minute ohne Kind.
Und dennoch, den Kids zuzuhören, wie sie untereinander diskutieren, Kämpfe austragen um Gummibärchen, TV-Konsum, Rechte ist schon fantastisch. Gerade wenn sie meinen, man hört es ja gar nicht. Sehr spannend.
Viel gearbeitet haben wir auch immer und die Kids motzten auch öfters, man solle zuhause sein, mehr da sein und machen “so wie andere Eltern”. Im Nachhinein würde ich einiges reduzieren., Ja, ich habe zu viel gewollt. Zu viel Arbeit UND Kids, habe mir gedacht “das wuppe ich doch locker noch”. Es war zu viel. Jetzt, nachdem das eine Kind aus dem Haus ist und die anderen beginnen, langsam eigene Dinge zu entwickeln, jetzt erst merke ich: ich habe einiges verpasst. Einfach weil ich nicht da war.
Ich finds schade, das ich das nie wieder zurück holen kann. Darum genisse ich bewusst auch die Stresszeiten, die jede Mama kennt. Den Zank um Kleinigkeiten, das Mosern übers essen, weg putzen umgekippter Gläser und Aufräumen von Dreckwäsche. Weil ich weiß, diese Zeiten vergehen auch und sie kommen nie zurück.
Was ist richtig und was ist falsch? Niemand von uns kennt die Patentlösung, jede Mama muss für sich entscheiden aus dem Bauch heraus oder rational, was ihr UND ihrem Kind/ Kindern gut tut. Mir und uns hätte ein klein wenig, nur ein wenig, weniger Arbeit und mehr Mama gut getan.
Gratuliere für deinen tollen Job und zur tollen Tochter. Jedes Leben für sich ist so individuell wie die, die es leben. Du machst das sicher klasse.
Liebe Grüße, Eva
Hallo Eva, vielen dank für dein Kommentar, ja man ist doch immer im Zwiespalt.. Du hast ja sogar drei Kinder, ich möchte eigentlich auch ncoh 2 🙂 Aber ich frage mich wie ich das machen soll. Ich habe den Schritt gewagt und jetzt ziehe ich das alles durch und hoffe, dass ich mich bald so strukturieren kann, dass ich paar Tage frei habe und dann nur mich um das Kind kümmere. Sie sagt ja auch in der Kita: sie will mehr Zeit mit Mama verbringen, dann hole ich sie extra früher ab und sie weint ” sie möchte als letze abgeholt werden,” weil ihre freundinen noch da sind und die gerade so schön spielen. Liebe Grüße Daria