Elternsein & Geburt
Ach, guck an:
Die Zweifachmama arbeitet Vollzeit - mit flexiblen Arbeitszeiten & einem guten Ausgleichsprogramm.
von Ines Burkhardt - 11.04.2019
Wie wuppt man den Alltag, wenn beide Partner in Vollzeit festangestellt arbeiten und man keine Familie als Unterstützung vor Ort hat? Ines Burkhardt ist vor elf Jahren mit ihrem Freund nach Kopenhagen gezogen. Beide arbeiten als Architekten. Haushalt, Kinder und alles drumherum teilen sie 50/50. Wie sie das mit simplen Tricks hinbekommen und dabei auch noch Zeit für sich als Paar einplanen, das erzählt Ines in ihrer Beispielwoche.
Herzlich,
Steffi
P.S.: Das da oben ist nur ein Stockfoto zur Illustration des Themas. Nicht, dass das zur Verwirrung führt. Das da unten ist Ines!
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Hallo, ich bin Ines und lebe mit meinen beiden Söhnen (6 und 3) und meinem Mann in Kopenhagen. Obwohl wir in Dänemark keine Familie haben, die uns unterstützt, gelingt es uns eigentlich ganz gut, alles unter einen Hut zu bekommen. Nicht zuletzt, weil unsere Arbeitgeber uns die Möglichkeit geben, flexibel zu arbeiten - auch mal im Home-Office und mit anpassungsfähigen Arbeitszeiten. Aber klar, müde und geschafft sind wir am Abend natürlich auch. Trotzdem nehmen wir uns einmal die Woche einen "analogen Abend" nur für uns als Paar. Daraus ziehen wir viel neue Energie.
Montag.
Wie jeden Wochentag klingelt der Wecker um 6.00 Uhr morgens. Einmal stelle ich noch auf Snooze, dann aber bin ich die Erste, die aufsteht - wie immer. Heute bringt mein Mann die Kinder - daher mache ich mich schon früher auf ins Büro. Bis alle angezogen sind und am Frühstückstisch sitzen ist es 7.15 Uhr, und ich muss leider los. An guten Tagen sitzen wir um 7.00 Uhr schon alle und essen zusammen unser Müsli. Wie viele in Kopenhagen nutze ich für die meisten Fahrten das Fahrrad, auch für die sechs Kilometer zur Arbeit, das ist mein Sport jeden Tag. Heute schüttet es, also rein in die Regenhose, Regenjacke und Gummistiefel.
Um halb acht bin ich im Büro und die Woche fängt sehr gut an: Wenige Meetings und kaum Termine außer Haus. Ich kann am Schreibtisch sitzen, Emails schreiben und mit Kollegen quatschen.
Am Nachmittag fahre ich los, um die Kinder abzuholen. Besonders schön nach dem ersten Arbeitstag der Woche: Trotz Montags-Müdigkeit sind alle entspannt und wir verbringen den Nachmittag mit Lego spielen, Musik hören und Bilder malen. Ich liebe es, wenn wir uns Hyggen. Um kurz vor sechs ist mein Mann auch wieder zu Hause und wie üblich essen wir alle zusammen um 18.00 Uhr Abendbrot. Nach dem Essen läuft es meistens so: Der eine macht die Küche sauber, der andere spielt mit den Kindern und beginnt, sie bettfertig zu machen. 19.00 Uhr Vorlesen, eine knappe Stunde später schlafen die Kinder.
Heute ist unser analoger Abend. Das heißt: am iPad daddeln oder vor dem Fernseher abhängen ist streng verboten! Wir wollten etwas machen, bei dem wir Zeit miteinander verbringen, wofür wir keinen Babysitter brauchen und was uns guttut. So entstand die Idee zum Yogaabend. Mein liebster Programmpunkt der Woche.
Der Mann bringt die Kinder ins Bett, ich rolle die Matten aus und suche ein Mady-Morrison-Yoga-Video raus. Je nach Tageslaune dynamisch oder eher ruhig. Meistens bin ich am Anfang der Session mega müde vom Tag und würde mich am liebsten aufs Sofa legen, aber ich merke immer, welchen Schub mir die Yogaeinheit gibt: danach habe ich wirklich neue Energie, um noch mehr mit dem Abend anzufangen. Heute klebe ich Fotoalben für die Kinder, während mein Mann im Wohnzimmer Klavier spielt.
Dienstag.
Am Dienstag bringe ich die Kinder in den Kindergarten und mein Mann holt sie ab. Damit wir pünktlich aus dem Haus kommen, lege ich am Abend vorher immer meine Klamotten und die der Kinder raus. Da gibt es zum Glück bei uns kein Geschrei, kein Genöle: mit den zwei Jungs ist das unkompliziert, die ziehen einfach an, was da liegt.
Heute läuft alles nach Plan. Ich setze mich noch ein paar Minuten in die Kindergartengruppe und spreche mit Kindern und Pädagogen. Auch der Tag bei der Arbeit läuft super - um 17.00 Uhr fahre ich den Computer runter, schwinge mich aufs Fahrrad durch den Regen (mal wieder) und bin um halb sechs Zuhause. Wir essen zusammen zu Abend und eigentlich ist der Plan, dass mein Mann mit unserem ältesten Sohn dann noch zum Schwimmen geht, aber in den letzten Wochen ist das irgendwie etwas eingeschlafen. Während ich die Kids ins Bett bringe, geht mein Mann einkaufen.

„Oft erledigen wir den Einkauf bequem per App und alles wird nach Hause geliefert.“ -

Sehr entspannend.
Mit zwei kleinen Jungs am Wochenende einkaufen zu gehen ist bei uns nämlich oft so, als wären sie das erste Mal nach einer Woche aus einem dunklen Keller gekommen. Alles sehr wild und ich vergesse vor lauter Hektik die Hälfte.
Mittwoch.
Oder wie ich ihn auch nenne: Nasty Wednesday - auf den freue ich mich immer sehr! Der Ausdruck stammt aus der Zeit, als mein Mann alle zwei Wochen für einen Tag verreist und ich mit Kind alleine Zuhause war. Um nicht den Druck zu haben, aufwändig kochen zu müssen, gibt es dann abends einfach "schnell & schmutzig" Pommes, Tiefkühlerbsen und Veggie-Schnitzel.
Dieser Mittwoch ist dazu auch noch doppelt toll, denn ich arbeite heute von zu Hause aus. Kinder in den Kindergarten, danach Ruhe Zuhause. Keiner kann mich stören. Für mich ist es der pure Luxus in aller Ruhe in meinen eigenen vier Wänden an meinen Projekten zu arbeiten.
Am Nachmittag steige ich ins Auto und hole meinen Mann von der Arbeit ab, heute ist unser Nachmittag. Unser Babysitter Super-Arthur holt die Kinder ab und verbringt den Nachmittag und Abend mit ihnen. Mein Mann und ich düsen zum Kunstmuseum Louisana und wir gucken uns in Ruhe eine Ausstellung von Pipilotti Ritz an. Wir genießen die Zeit sehr und wissen, dass es wichtig für uns als Paar ist, diese Auszeit zu haben, wach und nicht am Abend kurz vor dem Einschlafen, sondern mit klarem Gehirn. Solche Tage fühlen sich schon fast wie ein Urlaubstag an und sind so viel wert.
Als wir um 20.00 Uhr nach Hause kommen, liegen die Kinder glücklich und müde im Bett. Sie hatten einen tollen Nachmittag mit Arthur und wir mit uns.
Donnerstag.
Man merkt, dass sich die Woche dem Ende neigt: Ich habe ein paar Mal auf Snooze gedrückt und ich habe fast verschlafen. Auch der Rest des Morgens zieht sich irgendwie hin und wir sind plötzlich so spät dran, dass es ohne Frühstück aus dem Haus geht. Das hole ich aber im Büro nach: Wir haben zum Glück jeden Morgen frische, selbstgebackene Brötchen, Skyr mit Müsli und Smoothies. Ich habe nur zwei Meetings und keine Termine außer Haus, so dass ich viel schaffe und dabei Musik hören kann.
Eigentlich ist Donnerstag immer mein heiliger Tag, an dem ich mich nach der Arbeit mit meiner Freundin Sonja treffe und wir zusammen zum Sport gehen. Mein Mann ist in der Zeit mit den Jungs beim Fußball und ich kann in aller Ruhe nach Hause und habe da noch eine Stunde für mich allein. Das genieße ich sehr. Heute aber hat mein Mann eine Deadline bei der Arbeit, daher tauschen wir spontan und ich übernehme den Nachmittag.
Auf dem Nachhauseweg dann eine Krise beim Kleinen: Er möchte gerne ein Fellstirnband haben. Ich hab noch Fell, allerdings ist es die falsche Farbe. Er steigert sich rein, wird kreuzunglücklich und weint. Ein Keks hilft schließlich und wir basteln was zusammen. Es ist so gemütlich - am liebsten würde ich einfach sitzen bleiben und den gemütlichen Nachmittag mit meinen Jungs genießen. Daher überlasse ich meinem Sohn die Entscheidung, in der Hoffnung, dass er keine Lust hat. Hat er doch. Also ab in die Sporthalle.
Um 19.30 Uhr sind alle müde und ausgepowert Zuhause. Das Abendbrot wurde im Auto gegessen, nun schnell in den Schlafanzug, Zähne putzen - Geschichte lesen und Gute Nacht.
Ich bereite mich dann noch auf meine Gehaltsverhandlung am nächsten Tag vor und dann geht es auch bei mir um 22.30 Uhr ins Bett. Tak for idag.
Freitag.
Heute stehen alle gutgelaunt und sogar pünktlich auf. Wir frühstücken zusammen, dann düse ich zur Arbeit. Als Ausgleich für gestern bringt und holt mein Mann heute die Kinder. Um 7.45 Uhr bin ich schon im Büro und bereite mich noch auf mein Gespräch vor - das gut läuft.
Bis um 14.30 Uhr habe ich einen Termin mit einem Kunden, dann fahre ich um 15.00 Uhr nach Hause, mit einem kleinen Umweg beim Supermarkt um ein paar Leckereien einzukaufen. In Dänemark gibt es Fredagsslik, das heißt am Freitag gibt es Süßes. Eigentlich gilt das nur für die Kinder, aber ich versuche mich seit Kurzem selbst auch an diese Regel zu halten, klappt eher semi gut. Ich rede mir ein, dass mein Körper am Tag zu viele Kalorien verbraucht.
Als ich um 16.00 Uhr nach Hause komme, sind meine Jungs im Garten und buddeln an einem Loch rum. Sie suchen eine riesengroße Teichfolie unseres Vorbesitzers um sie zu entfernen. Mir ist es draußen zu windig und möchte es mir drinnen gemütlich machen. Die Kinder kommen mit rein - sie sind genauso müde wie ich, kaputt von der Woche und freuen sich auf ihr wöchentliches Fernsehgucken. Während die Kinder Paw Patrol gucken, lege ich die Wochenwäsche zusammen.
Mein Mann kocht, während ich mit den Kindern spiele, um 18 Uhr essen wir und ich merke, wie müde ich von der Woche bin und mich auf zwei freie Tage freue. Die Kinder sind auch müde, der Kleine bekommt eine Krise beim Essen - nach dem Essen machen wir ihn direkt bettfertig, der Große darf noch ein Bild für seinen Patenonkel malen.
Um 19.00 Uhr liege ich mit dem Großen im Bett und lese Der Wunschpunsch - eine Geschichte aus meiner Kindheit. Nebenan liegt der Mann mit dem Jüngsten.

„Plötzlich großes Geschrei von nebenan: Papa ist beim Lesen der Geschichte eingeschlafen.“ -

Die Woche zollt ihren Tribut. Also lese ich für beide noch die Geschichte, dann wird gesungen und geschlafen. Auch wenn ich müde bin: jetzt beginnt einer meiner liebsten Abende - nichts muss, alles kann. Ich lege mich aufs Sofa, stricke, esse Chips und gucke eine Doku. Der Mann liegt oben im Kinderbett und ist nicht ansprechbar. Der Abend gehört ganz mir, tut auch mal gut.
Nach der Doku klebe ich noch Fotos in die Fotoalben der Kinder und gehe dann um 23.00 Uhr selber schlafen.
Samstag.
Die Kinder wachen um 7.00 Uhr auf - ich bleibe liegen. Der Mann übernimmt. Nach 12 Stunden Schlaf sollte er auch mehr als ausgeschlafen sein. Meine liebe Familie bewegt sich leise durchs Haus - damit ich ungestört weiterschlafen kann. Keine Selbstverständlichkeit, nicht selten bin ich am Wochenende schlecht gelaunt aufgewacht, weil ich von Geschrei oder Streitigkeiten geweckt wurde. Heute ist ein guter Start.
Der Frühstückstisch ist gedeckt und der erste Kaffee der Woche wartet auf mich. Seit einiger Zeit trinke ich nur noch am Wochenende Kaffee. Mein Mann hat auch schon die erste Wäsche des Wochenende angeschmissen – nicht das Mitte der Woche eines der Kinder sagt, dass es keine Unterhosen mehr hat.
Mein Sohn hat eine Verabredung mit einem Kindergartenfreund, und sobald der da ist, verschwinden die Kinder oben im Kinderzimmer und es wird Lego gespielt, statt drei Stunden bleibt der Besuch bis zum Abendessen, herrlich!
Das liebe ich am Wochenende: Wir haben keine weiteren Pläne heute, sondern leben einfach so in den Tag hinein. Es ist für uns alle wichtig genau diese Spontaneität zu haben, denn unsere Woche ist schon so Arbeit, Kindern, Sport und anderen Verpflichtungen so durchgetaktet.
Sonntag.
Unser Großer ist heute selbst aufgestanden und hat sich schon Haferflocken gemacht, während der Kleine noch neben mir geschlafen hat. Heute darf mein Mann etwas länger schlafen. Wir malen und basteln und ich trinke dabei in Ruhe meinen Kaffee. Herrlich diese Ruhe an einem Wochenendmorgen, wenn einen nichts drängt. Danach mache ich das Familienfrühstück fertig und der Mann wird geweckt.
Ich liebe es, wenn man noch keine Pläne hat und jeder sagen kann, worauf er Lust hat. Dieses Wochenende scheint keiner große Lust auf Ausflüge zu haben. Wir bleiben einfach hier und gehen etwas in den Garten.
Mange hilsner,
Ines

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