Immobilien & Wohnen
Der Weg zum Erfolg
Welchen Supertrick wir zum Thema Hauskauf noch nicht kannten, aber jetzt anwenden werden.
von Stefanie Luxat - 01.02.2021
Die Audiodatei findet ihr am Ende des Textes.
          
Und dann waren wir plötzlich raus. Er rief nicht mal an, um uns das zu sagen. Ich ahnte es irgendwie. Es dauerte länger, bis er auf SMS antwortete. Irgendwann kam gar nichts mehr. Der Hausverkäufer, der uns am 21. Dezember 2020 kontaktiert hatte mit den Worten: „Vielleicht habe ich das Weihnachtswunder, das Sie suchen“, ghostete uns jetzt. Irgendwann bekamen wir ihn ans Telefon und er gestand: Er hatte einer anderen Familie das Haus zugesagt.
Was hatten wir falsch gemacht?
Wir waren wohl etwas zu naiv. Etwas, das uns dieser Krieg um Immobilien in Hamburg gerade beibringt, ist, dass man mit Nettsein nicht wirklich weit kommt. Es ist ein Geschäft, das man tunlichst nicht mit zu vielen Emotionen aufladen sollte. Die Verkäufer*innen haben nur ein Interesse: Geld. Als Käufer*innen geht man mit vielen Emotionen und Fragen in die Besichtigungen: Kann ich mir vorstellen, hier für den Rest meines Lebens zu bleiben? Werden wir hier glücklich? Werden die Kinder sich wohlfühlen?
Für den*die Verkäufer*in gibt es nur die Frage: Haben die Kohle? Sind sie schnell, unkompliziert und bin ich mein Haus bald los?
Das war uns alles klar, aber irgendwie haben wir uns von seinem „Stressen Sie sich nicht ...“ einlullen lassen und in dem Prozess wohl ein Mal zu lange Luft geholt. Wobei – es kommt noch ein weiterer Punkt hinzu und vielleicht können die erfahrenen Immobilienkäufer*innen unter euch uns da noch mal beraten: Wir wollten gern erst die Bauakte einsehen, bevor wir das Haus kaufen. Und die Bank, die uns den Kredit geben wird, braucht sie auch. Denn darin steht unter anderem genau, wie viel Wohn- und Nutzfläche es gibt – wichtiger Unterschied, wenn man später weiterverkauft, da sich in erster Linie an der Wohnquadratmeterzahl der Wert des Hauses ausmachen lässt. Die meisten Menschen in unserem Umfeld sagten: „Ohne Bauakte kauft man kein Haus. Das ist ja wie operieren ohne Krankenakte.“ Eine Freundin sagte aber auch:

„„I wo! Man kauft, wie es liegt und steht.““ -

Die Bauakte beim Amt einsehen zu können dauerte also zu lange. Bei den Ämtern Termine zu bekommen ist durch die Pandemie sehr langwierig. Und dann kam der Supertrick der anderen Interessierten. Die schienen nicht die Bauakte sehen zu wollen, was heißt, dass sie keinen Bankkredit brauchen und es anders finanzieren können. Oder dass sie irre schlau sind. Denn dann kam der Supertrick: Sie setzten einfach einen Notartermin in weiter Ferne. So weit weg, dass wir bis dahin zehnmal die Bauakte beim Amt hätten einsehen können und unseren Kredit gehabt hätten.
Das tat weh. Weil wir es natürlich genauso hätten machen können. Einen Notartermin zu machen, ist für meinen Mann so einfach, wie für mich ein Nutellabrot zu schmieren. Warum waren wir nicht selbst darauf gekommen, einfach einen zu machen ohne alle Unterlagen in der Hand?
Weil wir zu nett waren. Zu korrekt, den Verkäufer zu sehr in unser Boot geholt hatten. Vielleicht rettet uns das jetzt vorm blinden Kaufen. Vielleicht ist der andere Weg aber auch längst so üblich und wir mal wieder nur Spätzünder. Wobei wir bei vielem Spätzünder waren, aber dadurch alles eigentlich immer gut wurde. Unser Kennenlernen war recht spät, das erste Kind ließ sich viel zu viel Zeit, dafür kam das zweite hinterhergeschossen. Unsere erste Ehekrise kam erst nach 13 Jahren, ließ sich dafür aber recht fix lösen. Es wirkt auf uns, als solle dies, so nervenaufreibend es mitunter auch ist, so bei uns sein.
Menschlich ist das eh eine ganz andere Frage. Als uns der Verkäufer kontaktierte, uns heiß machte auf das Weihnachtswunder, hatte er die anderen Interessenten längst im Boot. Wir waren nur als Back-up da. Aber wie gesagt, ums Nettsein geht’s bei dieser Art Geschäft nicht. Wobei, das sei kurz erzählt, ich auch sehr schöne Geschichten kenne, wo Omis (von Opis habe ich bisher so eine Geschichte noch nicht gehört) sich bewusst für die Familie entschieden, die in dem Haus eben nicht nur ein Geschäft sahen. Doch sind dies, zumindest unserer Erfahrung nach, leider schöne Ausnahmen.
Wie wir in Zukunft an das Thema herangehen werden:
Wir werden das Haus betreten, kurz Hallo sagen, uns umschauen und dann den goldenen Satz fallen lassen: „Sehr gut, möchten wir kaufen, wir können gern einen Notartermin machen.“ Je begeisterter man ist, umso konkreter wird man mit dem Termin bei dem*der Notar*in. Damit nicht andere ihren früher anbieten. Und natürlich sollte zu dem Zeitpunkt die Finanzierung stehen. Sprich – eine Bank den Kredit zugesagt haben, sodass die Finanzierungsbestätigung innerhalb weniger Tage da wäre, damit man bei dem*der Notar*in unterschreiben könnte.

„Schnelligkeit ist das Wichtigste.“ -

Auch zu dem Thema haben wir noch mal nachgebessert. Auch hier zeigt sich nämlich, welche Banker trotz Pandemie auf Zack sind und wer leider bisher nur so tat.
Überhaupt habe ich im Januar gelernt, wie wichtig es immer wieder ist, andere um Rat zu bitten. Wir haben mit vielen Freund*innen und deren Eltern, allen, die sich im Immobiliengeschäft auskennen, selbst oft kaufen oder verkaufen, telefoniert. Ihre Tipps sind unser pures Gold. Fachlich und vor allem menschlich. Denn wenn man dann zu einer Besichtigung fährt, dann hat man nicht nur die Tricks in der Tasche, sondern auch das Gefühl, da sitzt jemand und drückt einem die Daumen. Ich geb einfach nicht auf, daran zu glauben, dass am Ende guten Menschen Gutes passiert. Den Satz schrieb mir eine von euch im Januar und er hat mir sehr geholfen.
Vielleicht platzt der Notartermin Mitte Februar noch für das Haus, das unser Weihnachtswunder hätte werden können. Auch wenn das Verhalten des Verkäufers bei mir viel kaputt gemacht hat, was das Gefühl für das Haus betrifft. Vielleicht sollte es aber auch einfach nicht sein, weil tatsächlich noch etwas Besseres auf uns wartet. Wie gesagt: Ich glaub wieder an Wunder. Ich weiß nur jetzt auch, dass sie manchmal sehr komische Umwege nehmen – über die wir später hoffentlich herzlich lachen können.
Herzlich
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