Drop it like it`s hot! Wir haben uns eine kleine Überraschung ausgedacht, einen extra Beitrag. Einfach so. Zwischendurch. Nur für euch.
Daraus wird sogar gleich eine neue Rubrik, namens: Richtig verkackt! Denn wir alle kennen doch dieses das-Gras-ist-grüner-auf-der-anderen-Seite-Gefühl, wenn wir den Eindruck haben, bei anderen läuft alles, die sind erfolgreich, zufrieden, top in Schuss und nichts geht schief. Bei uns erzählen erfolgreiche Menschen deshalb ganz ehrlich von ihren kleinen und großen Pannen des Lebens. Zum Mitfühlen, Mitlachen und um einfach mal wieder den Blick dafür zu schärfen, dass wir alle Fehler machen – und das völlig okay ist. Mehr noch: Es ist menschlich und gibt am Ende sogar eine super Story her!
Den Anfang macht – Trommelwirbel – Linda Zervakis. Linda habe ich bei der
Hotel Matze Podcast-Aufnahme kennenlernen dürfen und bin seitdem Riesen-Fan. Als Tagesschau-Sprecherin macht Linda im Fernsehen immer einen perfekten Eindruck, aber auch sie hat natürlich eine Richtig verkackt-Story auf Lager.
Vielen Dank für deine Offenheit, Linda – wir haben auf jeden Fall sehr mit dir gelitten und am Ende noch mehr gelacht!
Herzlich,
Steffi
„Bevor ich bei der Tagesschau angefangen habe, habe ich, quasi zum Warmwerden, bei Eins Extra Aktuell gearbeitet. Das ist der heutige Nachrichtenkanal tagesschau24. Ich erinnere mich, dass ich an dem Tag bereits eine Frühschicht beim Radio hatte, das heißt, mein Wecker ging um 3:30 Uhr. Ich will ehrlich sein – das ist jetzt nicht sooo meine Zeit. Ich fühle mich während und nach so einer Schicht ziemlich plemplem – will heißen, ich komme mir dabei immer so vor, als hätte man mich in einen großen Wattekasten gesteckt. Ich bewege mich wie ein Astronaut in Zeitlupe, der jegliches Gefühl für seine Umgebung schwerelos wahrnimmt.
11 Uhr, endlich Feierabend. Was hatte ich mich auf mein Bett gefreut und den von mir hochgeschätzten Mittagsschlaf. Doch es sollte anders kommen. Ich bekam einen Anruf, dass es einer Kollegin von Eins Extra Aktuell nicht gut ginge und ob ich nicht spontan einspringen könne. „Ach, was soll´s“, dachte ich und sagte zu. Das Wunder nach solchen Frühdiensten sieht manchmal so aus, dass man irgendwann am Tag Euphorie-Schübe erlebt, die sich leider nie an feste Uhrzeiten halten. Sie sind unberechenbar – kommen, wann sie wollen und gehen leider auch, wann sie wollen.

Meine Hochphase hielt ziemlich lange an, auch weil mir die Maskenbildnerin beim Fernsehen ein Gesicht gezaubert hatte, dass alles andere als müde aussah. Sich selbst etwas vorzumachen, kann manchmal ja auch Wunder bewirken. Sechs Stunden galt es jetzt durchzuhalten, von denen ich jeweils drei Stunden on air sein würde. Erste Runde 15 bis 16 Uhr, danach eine Stunde Vorbereitung für die zweite Runde von 17 bis 18 Uhr und das ganze Spiel nachher nochmal von 19 bis 20 Uhr. In der 15 bis 16 Uhr Stunde war noch alles in Ordnung. Wobei ich zum Ende hin merkte, dass von meinem Power House nur noch das Haus da stand.
Ich wusste, dass wir in der 17 bis 18 Uhr Schiene eine Schalte ins Hauptstadtstudio haben werden zum Hauptstadtstudioleiter Uli Deppendorf. Ein angesehener Mann, vor dem ich sehr viel Respekt hatte und bis heute noch habe. An das Thema kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Es ging jedenfalls um eine wichtige Entscheidung, die für den frühen Abend anstand und wenn es dazu ein Ergebnis geben würde, gehen wir sofort drauf, so die Ansage. Ich hatte morgens schon als Vorklapp auf die Geschichte ein Interview mit dem Radiokollegen Gerd Depenbrock geführt, dem langjährigen Leiter des WDR-Hauptstadtstudios Berlin. Ebenfalls ein renommierter und angesehener Journalist. Mittlerweile machten sich der Frühdienst und der Schlafmangel bei mir bemerkbar.
„Mein Kopf fühlte sich schwammig an und mein Körper schleppte sich spannungslos ins Studio.“ -
„Noch zehn und Achtung“, so der Hinweis aus der Regie, der mich per Knopf im Ohr erreichte. Noch zehn Sekunden Schwamm sein, dann zusammenreißen und lächeln. Ich moderierte den Beitrag an. Das darauffolgende Stück würde eine Minute zwanzig laufen, Zeit sich nochmal zu besinnen. Aber die Stimme in meinem Ohr ließ es nicht soweit kommen. Die Entscheidung in Berlin sei gefallen. Uli Deppendorf stehe bereit im Hauptstadtstudio, nach diesem Stück schalten wir direkt zu ihm. Fragen hätte die Redaktion nicht vorbereiten können, aber das würde ich schon hinkriegen.
20 Sekunden noch bis zur Schalte und mein Kopf befand sich immer noch im Vakuum. Es ist nicht so, dass ich Uli Deppendorf noch nie geschaltet hätte, aber wenn das Gehirn nicht hinterherkommt, geht man nicht gerade souverän in so ein Gespräch. Das Rotlicht an der Kamera blinkte auf, das heißt für mich, jeder kann mich da draußen sehen. Ich erzählte dem Zuschauer, welch gravierende Entscheidung in Berlin gefallen sei und wollte nun zu Uli DEPPENDORF überleiten. Ich hörte mich, wie ich sagte: „Und aus Berlin ist uns jetzt Uli DEPENBROCK zugeschaltet...“
Ich war irritiert, dass Deppendorf mich irritiert ansah und da merkte ich, dass ich meinen Hörfunk-Kollegen von heute Morgen mit ins Spiel gebracht hatte. Als Außenstehender denkt man jetzt, na ja, ist ja nicht so schlimm. Als ich aber das Studio verließ, wartete bereits der verantwortliche Redakteur auf mich mit den Worten: „Puh, wie willst Du das wieder gut machen? Bei jedem anderen wäre es egal, aber beim Hauptstadtstudioleiter???“
Mein Hals zog sich zu, ich hatte Schiss, wusste aber, dass ich um einen Anruf in Berlin nicht herumkommen würde. Ich wählte die Nummer des Hauptstadtstudio-Büros und hatte ihn sofort dran. „Ja, ähm Herr Deppendorf, ich möchte mich aufrichtig dafür entschuldigen, dass ich Sie falsch angesprochen habe. Beim nächsten Mal, können Sie mich Uschi Zervakis nennen.“ Antwort Deppendorf: „So heißt meine Frau!“