Reise & Städte Tipps
Happy Meal
Jule Lobo hat getestet, was sich in New York wirklich zu essen lohnt. Ja, auch die Lieblingsgerichte der Kardashians.
von Jule Lobo - 01.08.2023
Als ich vor einigen Wochen vor meiner New York-Reise über Instagram fragte, ob irgendjemand tolle Restaurants, Streetfood-Stände und Food-Empfehlungen für diese Stadt hätte, wurde ich mit begeisterten Vorschlägen überschüttet. Es gibt Orte, an denen man die kulinarischen Besonderheiten an ein maximal zwei Händen abzählen kann. Man probiert sich motiviert durch regionale Köstlichkeiten, hat aber spätestens nach einigen Tagen die ersten Wiederholungen auf dem Teller.
Dieses Problem hat New York in keinster Weise. Für mich ist diese Stadt das exakte Gegenteil einer kulinarischen Tristesse. Trotzdem würde ich behaupten, dass das auch gleichzeitig der Fluch einer sich ständig erneuernden Metropole ist.

„Du denkst, du hast den besten Sushi-Laden gefunden? Cool, nächste Woche wird es ein anderer sein.“ -

Man könnte sich ganze Abende darüber streiten, wo man den besten Donut, die cremigste Pasta und das qualitativste Pastrami bekommt. Denn zu der phänomenalen Auswahl durch die schiere Größe der Stadt kommen die wunderbaren Geschichten der Gastronom*innen, die Traditionen, die Referenzen, die einen wichtigen Teil der New Yorker Kulinarik ausmachen. Und natürlich der persönliche Geschmack.
Ich startete also mit einer langen Liste an Empfehlungen in die Urlaubsvorbereitung und merkte schnell, dass ich Jahre bräuchte, alles auszuprobieren, und selbst wenn das hätte gehen können, hätte ich mich am Ende der Reise am Flughafen sitzend gesehen, trauernd um all das Essen, das es nicht in meinen Bauch geschafft haben würde. Mir wurde klar, dass ich eine andere Strategie als die „besten Empfehlungen“ brauchte, um auszuwählen, wo und was ich esse. Ein Städtetrip soll Spaß machen, und den habe zumindest ich nicht, wenn ich minutiös Plänen folge und von einem Restaurant zum nächsten hetze.
Ich konzentriere mich bei meinen Empfehlungen auf Manhattan, weil das einfach der Ort ist, an dem man sich (gerade bei den ersten Besuchen in dieser Stadt) am meisten aufhält. Außerdem möchte ich einen in meinem Leben nicht unwichtigen Parameter hinzufügen: die Kardashians, die in ihrem Reality-Format regelmäßig über Essen sprechen. Es macht mir großen Spaß, gehypte Kardashian-Locations auf ihren Genussgehalt zu überprüfen. Jahrelange Serien- und Klatsch-Recherche haben mir in diesem Bereich ein breites Wissen verschafft, das ich bei dieser Reise wirklich einsetzen wollte. Kommen wir also zu meinen New York-Entdeckungen, geordnet nach Anlass oder Kardashian-Approveness.

FRÜHSTÜCK:

Ich kann mir nicht genau erklären, warum das so ist, aber Frühstück in amerikanischen Hotels ist oft eher mittelmäßig. Deswegen würde ich euch tendenziell raten, das direkt bei der Buchung zu kippen. New York hat aus meiner Sicht eine ähnlich ausgeprägte Frühstücks- und Brunchkultur wie Berlin, ihr werdet also überall außerhalb des Hotels fündig. Von drei Lokalen, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind, möchte ich euch kurz erzählen:
  1. Das Two Hands in Soho ist wunderbar modern. Ihr bekommt Kokosnussjoghurt mit Granola, den klassischen New Yorker Frühstücksburger, ein Ei mit Avocado oder gemüsige Bowls mit Kresse und Nüssen. Ich mochte die helle, freundliche Atmosphäre in dem Laden sehr. (Two Hands: Es gibt mehrere Filialen: 74 Bleecker St., 164 Mott St. und 251 Chruch St.)
  2. Wenn ihr einen besonderen Anlass zu feiern habt oder auf ein Frühstück der Extraklasse steht, dann ist das Essen in The Clocktower eure Adresse. Das Restaurant gehört zu einem Hotel, aber ihr könnte auch so einen Tisch reservieren und dort fürstlich speisen. Der Guide Michelin erwähnte diesen Ort unter einigen anderen als herausragende Frühstücksadresse und dem kann ich nur zustimmen. Ihr werdet dort sehr leckeres, klassisch amerikanisches Frühstück bekommen. Von luftigen Pancakes über seidiges Rührei bis hin zu einer aufgeschlagenen Joghurtcreme mit frischen Früchten ist alles dabei. Mir ist hier besonders aufgefallen, was für eine tolle Qualität die Früchte hatten und mit wie viel Liebe die Teller angerichtet wurden. Die Kulisse wirkt wie in einem Film, denn ihr sitzt in dunklen, holzvertäfelten Räumen, mit angenehm düsterer, wohlig warmer Beleuchtung, die die New Yorker Schwarz-Weiß-Fotografien an der Wand perfekt in Szene setzt. (The Clocktower, 5 Madison Ave)
  3. Natürlich darf auch ein Instagram-Hotspot in meiner Liste nicht fehlen und den findet ihr im Flipper`s in Soho. Dort werden japanische Soufflé-Pancakes serviert. Wie für ein Insta-Restaurant typisch, wartet man einen Tick zu lange auf den Tisch, ich finde aber, dass das Essen diesen Zustand schnell vergessen lässt. Die Pfannkuchen sind ein luftiger Traum und werden mit einer speziellen Ahorncreme serviert. Meine große Entdeckung war hier eine spritzige Honiglimonade. (Flipper`s, 337 W Broadway Unit A)

AUF DIE HAND:

Sicher bin ich nicht allein mit der Ansicht, dass diese Stadt der perfekte Ort ist, um sich Essen auf die Hand zu kaufen. Nicht nur, weil man aus den Restaurants nach dem Essen freundlich rausgeschmissen wird, sondern auch, weil ich keinen Ort kenne, an dem Snacks auf die Hand so perfektioniert wurden:
  1. Katz`s Delicatessen ist wahrscheinlich der Inbegriff vom Sandwich. Ich war sehr skeptisch und dachte, dass es am Ende wahrscheinlich einfach ein Hype ist, weil dort die legendäre Harry-und-Sally-Tischszene gedreht wurde. Das Hardrock-Café unter den Pastramiläden sozusagen, aber Leute, wenn ihr in Amerika seid oder auch nur über Amerika fliegt, würde ich euch empfehlen mit dem Fallschirm über diesem Laden abzuspringen. Ihr werdet dort in einem himmlischen, kleinen Fleischberg landen, der zwischen zwei (für Amerika untypisch) würzigen Brotscheiben liegt. Wir mussten während unseres Aufenthalts mehrmals dorthin, weil ich einfach so begeistert war. (Katz`s Delicatessen, 205 E Houston St.)
  2. Aus meiner Sicht lohnen sich amerikanische Burgerketten wie der oft angepriesene ShakeShack-Laden nicht wirklich. Es gibt zu viele leckere Alternativen, die ihr in Deutschland niemals finden werdet. Preislich zahlt ihr für einen Burger aus einer Kette ähnlich viel wie für lokale Leckereien. Und ich finde, seit amerikanische Burgerketten wie Five Guys in Deutschland eröffnet haben, würde ich den Platz im Bauch lieber für kleine Restaurants aufsparen.
  3. Was sich aus meiner Sicht aber sehr gelohnt hat, waren Donut-Läden wie The Doughnut Project. Der Maple Cruller oder der Bacon Maple Bar schmecken so verboten lecker, an diesen Orten ist tatsächlich alles in Butter (wörtlich gemeint). Man muss ignorieren, wie viel Fett und Zucker in diese Leckerbissen gepresst wurden, die paar Jahre früheres Sterben durch Arterienverstopfung ausblenden und sich fallen lassen. (The Doughnut Project, 10 Morton St.)

LOHNT ES SICH, IN NEW YORK SCHICK ESSEN ZU GEHEN?

Natürlich hat der Guide Michelin in dieser Stadt sehr viele Restaurants mit einem oder mehreren Sternen ausgezeichnet. Wir waren im wunderschönen Ein-Sterne-Restaurant namens Le Pavillon. Ich liebe es, an anderen Orten zu sehen, was die Sterneküche so bereithält. Ich würde sogar behaupten, dass das eins meiner leidenschaftlichsten Hobbys ist. Trotzdem finde ich, dass man sich das vor allem während der ersten Besuche in New York wirklich sparen kann. Die in New York lebende, amerikanische Schriftstellerin Fran Lebowitz hat mal erklärt, dass man in New York nicht 36 Dollar für einen Burger zahlt. Allen ist klar, dass der Burger an sich maximal vier Dollar kostet und dann noch mal 32 Dollar für die extrem teure Ladenmiete obendrauf kommen. Deswegen kostet ein 08/15-Burger dann eben mal schnell 36 Dollar. Ich finde, im Mittelpreissegment ist in dieser Stadt so viel zu finden, dass man sich schicke Restaurants oder Orte, an denen man extrem lange anstehen muss, sparen kann. (Le Pavillon, One Vanderbilt Ave)

KOMMEN WIR ZU DEN KARDASHIANS:

New York ist erst mal keine klassische Kardashian-Stadt. Sie leben ja schließlich in Calabasas, was in Kalifornien am anderen Ende des Landes liegt. Trotzdem ist diese Stadt nicht nur durch die jährliche MET-Gala ein Ort, den Kim und ihre Schwestern häufig besuchen.
  1. Es gibt einen Italiener in Soho namens Carbone, der eines von Kylie Jenners liebsten Restaurants sein soll. Dort wird auch eine Wodka-Pasta angeboten, um die sich Menschen so sehr schlagen, dass das Restaurant seit Monaten keine Reservierungen mehr annimmt. Man muss über Hintermänner versuchen einen Tisch zu bekommen. Wir sprachen mit dem Ladenbesitzer, der uns wärmstens empfohlen hat, unter der Woche kurz vor 23.30 Uhr vor dem Laden zu warten und zu hoffen, dass andere Gäst*innen früher gehen und wir bis Ladenschluss (23.30 Uhr) schnell noch ein Gericht probieren können. Ich habe im Internet in Vorbereitung auf einen Tisch leider viele enttäuschte Bewertungen gefunden. Vor allem Tourist*innen aus Europa machten sich über die Pasta dort lustig und bemängelten fehlendes Verständnis für die italienische Küche. Ein Blogger schrieb, dass dieses Restaurant das beste Beispiel für eine amerikanische Küche sei, die sich vorstelle, wie italienisches Essen schmecken zu können. Diese Bewertung war der Dolchstoß für meine Entscheidung, dort um einen Tisch zu kämpfen. Wir entschieden uns dagegen, wobei ich immer noch sehr gespannt bin, einen Bericht aus meinem Umfeld von diesem Laden zu bekommen. Schreibt mir gerne, falls ihr mal da gewesen seid, würde mich interessieren. (Carbone, 181 Thompson St.)
  2. Kommen wir zu Kims Favoriten: Da ist zum einen Joe`s Pizza. Ein Laden, der inzwischen mehrere Filialen in New York hat. Ihr bekommt dort extrem leckere, dünne, knusprige Pizza, die sich Kim letztes Jahr stapelweise in Kartons auf ihr Zimmer bestellt hat. Die Pizza sah auf Instagram-Videos gewöhnlich bis langweilig aus und ich hatte keine großen Erwartungen, wurde dann aber sehr positiv überrascht. Die Pizza ist wirklich, wirklich lecker und ich würde sie beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder bestellen. Man kann sich einzelne Stücke im Laden aussuchen und bekommt die dann erwärmt direkt auf die Hand. Ist es die beste Pizza meines Lebens gewesen? Auf keinen Fall, aber sie ist definitiv unter den Top 20. Und für das Gefühl, am gleichen Tresen wie Kim gestanden zu haben, lohnt sich das Ergebnis natürlich erst recht. (Joe`s Pizza, 7 Carmine St, 1435 Broadway, 150 E 14th St, 211 8th Ave, 124 Fulton St, 216 Bedford Ave)
  3. Außerdem gibt es ein Video, wie Kim sich nach wochenlangem Hungern, um in das Originalkleid von Marilyn Monroe zu passen, nach der MET-Gala einen kleinen Donutladen in ihrem Hotelzimmer hat aufbauen lassen. Diese Donuts von Doughnuttery sind mein Geheimtipp und laut Kim „the best Doughnut in the entire world“. Es handelt sich um Mini-Donuts, die ihr in einem Happs in den Mund und nie wieder aus dem Kopf bekommt. Ich würde euch die Powder-Sugar-Variante ans Herz legen. Sie schmeckt luftig, süß und mir läuft selbst jetzt beim Schreiben noch das Wasser im Mund zusammen. Den einzigen Fehler, den ihr in diesem Laden machen könnt, ist, nur die kleine Box zu bestellen – denn die ist viel zu schnell leer. (Doughnuttery im Chelsea Market, 425 W 15th St)
All in all würde ich mich in dieser wunderbaren Stadt auch kulinarisch treiben lassen. Wir haben so viele kleine Läden, Restaurants und Straßenstände durchs bloße Augenoffenhalten entdeckt, es ist eine große Freude. Preislich lohnt es sich, vor der Reise noch mal das Programm „Pretend It`s a City“ von Fran Lebowitz auf Netflix zu sehen und den Rest mit Humor zu nehmen. Bon Appetit.
Eure Jule

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