Mode & Beauty
Das Mode-Memo
Marlene zeigt die neuen Jeans-Looks, die so flexibel sind, wie wir sie für unser Leben brauchen.
von Marlene Sørensen - 01.03.2023
Eigentlich war alles ganz anders geplant. Dann fiel meinem Mann am Montag ein, dass am Dienstag die Schule unseres Sohnes bestreikt werden würde, was ich wiederum völlig vergessen hatte. Dienstag – der Tag, an dem ich in Ruhe Fotos und das Video für diesen Text aufnehmen wollte. Ich vergrub mein Gesicht kurz in einem Haufen Jeans, um nicht zu schreien, plante sieben Dinge um, zog die Fotos einen Tag vor und nahm das Video am Nachmittag des Streiktags auf, während Mann und Sohn für ein paar Stunden auf einem Indoor-Spielplatz waren.
Dieses Behind the Scenes wäre nur bedingt interessant – wenn es nicht auch genau zum Thema dieser Kolumne passen würde: Flexibilität.
Es geht um Jeans, die sich anpassen: von morgens bis abends, wenn sich der Körper verändert, über Saisons hinweg und wenn es, an Tagen wie diesen, absolut chaotisch ist. Die Jeans können das Chaos zwar nicht lösen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich, als ich die pinke Hose anzog, einen Energieschub bekam.
Das sind meine Lieblinge unter den neuen Jeansschnitten, die bei allem mitgehen.

Die ausgestellte Jeans

Schwarze Jeans „The Marine Straight“ von Zara. In vielen Farben erhältlich // Gestreifter Pullover von A.P.C. (secondhand, ähnlich von Arket) // Ballerinas von Arket // Pinke Jeans von Cos // Hemd von Hey Soho // Sandaletten von Zara (alt, ähnlich von Zara) // Vergoldete Creolen von Otiumberg
In der Sekunde, in der ich sie anzog, wusste ich: Die schwarze Jeans von Zara kaufe ich. Und womöglich gleich noch ein paar andere Farben dazu, denn ich zog sie an einem Tag mit PMS-Gefühlen (und Bauch) an – gewöhnlich kein Tag für Jeans – und war plötzlich wohlgesinnt, da sie dank Stretchanteil sehr bequem ist. Flexibel stylen lässt sie sich an allen Tagen.
Das Styling: Mit einem gestreiften Shirt und Ballerinas vervollständigt die Zara-Jeans (39,95 Euro) den „French Girl“-Look, (nicht umsonst heißt sie „Marine“), ebenso gut passen aber auch Boots und Pea Coat dazu oder Turnschuhe und Bluse. Ähnlich vielseitig ist das pinkfarbene Modell aus Organic Cotton von Cos (79 Euro). Wer die Beinlänge bei ausgestellten Jeans mit hohem Bund extra betonen will, trägt das Oberteil in der Jeans.
Die Besten: Die „Marine“ ist schon jetzt ein Social-Media-Phänomen. Bei Zara gilt, eine bis zwei Nummern größer zu kaufen, als man gewöhnlich trägt. Das Größenangebot der Marke ist, milde gesagt, verbesserungswürdig. Vorbildlich dagegen die Auswahl bei Mango, wo es aktuell eine nahezu identische schwarze Schlagjeans gibt.
Gut zu wissen: Die Herausforderung bei meiner Figur – kurze Beine, langer Oberkörper – ist oft, Hosen in der passenden Länge zu finden. Bei den aktuellen Schlaghosen kommt nun allen entgegen, dass sie sowohl mit Hochwasser als auch in Bodennähe getragen werden. Schön im Sommer: Bei einer „Cropped Flare“ die Knöchel in einem Paar Sandaletten freilegen – und an die Siebzigerjahre denken. Im Preis der Jeans inbegriffen ist dabei die Antwort auf die Frage, ob man die Hose absichtlich so kurz trägt: „Ja, was denn sonst!“

Die aus den Neunzigern

„Extra-Long Jeans“ von Cos // Denim-Shirt von Cos // Creolen von Cos // Cremefarbene Ankle Boots „Sofie“ von Aeyde // Sonnenbrille von Hackett London
Wenige Auftritte haben einen Look so nachhaltig geprägt wie der von Britney Spears und Justin Timberlake in ihrem infamen Jeans-Ensemble bei den American Music Awards. Ist über 20 Jahre her und trotzdem denkt man sofort daran, wenn man Double Denim hört.
Die größte Herausforderung an dem Look ist, das immer wieder zu vergessen. Das ist dann aber auch schon die einzige Herausforderung.

„Ich sehe an Double Denim im Grunde nur Vorteile.“ -

Das Styling: Ein Vorteil wäre, dass man bei zwei Teilen aus dem gleichen Stoff eine Überlegung beim Styling spart. Ein weiterer, dass der sogenannte Canadian Tuxedo tatsächlich wie ein Anzug wirkt, wenn beide Teile die gleiche Waschung haben. Oder auch, dass man mit diesem Anzug spielen kann. Zum Ausgehen? Dunkles Denim zu Kristallohrringen und bunten High Heels (Chic: diese von Zara aus blauem Satin). Zur Arbeit? Mit einem geflochtenen Gürtel und cremefarbenen Schuhen, die das Blau der Jeans weicher abrunden als Schwarz und überraschender sind als Braun. Mit Western-Charakter? Das Hemd gegen eine Jeansjacke austauschen und Cowboystiefel dazu anziehen. Noch weniger formell wird der „Tuxedo“, wenn man unterschiedliche Waschungen kombiniert, etwa ein helles Hemd zur schwarzen Jeans, oder es sich gar nicht mehr um einen Tux handelt, sondern um eine Kombination verschiedener Denim-Teile. Bei der aktuellen Auswahl an Blusen, Westen, Röcken aus Denim – unten habe ich einige verlinkt – kein Problem.
Die Besten: Nicht aus der kanadischen Wildnis, sondern direkt aus den 1990er-Jahren kommt der Schnitt, den ich gewählt habe: gerades Bein, lockere Passform, hoher Bund – ein Schnitt, der in meinem Kleiderschrank Skinny Jeans endgültig abgelöst hat. Nichts gegen Röhrenhosen, aber da bei Jeans maßgeblich das Tragegefühl entscheidet: Ich fühl die Röhre gerade nicht. Interessant für Großgewachsene: Die Jeans von Cos (79 Euro), die ich oben zeige, hat Überlänge. Ebenfalls interessant für Großgewachsene: Jeans aus der Tall-Linie von Topshop. Eine Variation der gerade geschnittenen Jeans, aber mit schmalerem Bein: der Favourite Cut von & Other Stories.
Gut zu wissen: Double Denim ist an sich schon, nun ja, viel. Mit schnörkellosen Teilen kommt es am besten zur Geltung.
Jeans „90s Pinch Waist“ von Agolde // Hemd von Asket // Pumps von Zara (alt, ähnlich von Zara)
Ebenfalls aus den Neunzigern, wie man am Namen sofort erkennt: Die „90s Pinch Waist“ von Agolde.
Nun ist es so, dass man bei dem Preis einer Jeans von Agolde erst mal mit den Öhrchen schlackert. Beim Anziehen dann jedoch mit dem Popöchen. Ich trage diese Jeans, die ich in heller und dunkler Waschung besitze, tagein und tagaus, weil sie nicht nur mein Hinterteil schön kleiden, sondern abdecken, was ich in einer „Everyday Jeans“ suche: unaufgeregt klassische Waschungen; macht alles mit – von der morgendlichen Fahrt in die Schule bis zum abendlichen Besuch im Restaurant; die Qualität zeigt sich auch darin, dass das (festere) Denim sich beim Tragen zwar weitet, die Jeans aber auch am Ende des Tages noch gut sitzt und aussieht. Diese Anpassungsfähigkeit weiß ich auch über einen längeren Zeitraum zu schätzen: Aktuell fülle ich die „Pinch Waist“ mehr aus als zu dem Zeitpunkt, als ich sie angeschafft habe – sie nimmt die Fluktuation gelassen (wie ich auch).
Das Styling: Wie bei jeder Partnerschaft, die den Alltag begleitet, profitiert auch diese davon, dass man für Überraschungen sorgt – beispielsweise, indem man hemdsärmeliges Denim zu eleganten Materialien wie Seide, Satin oder Spitze kombiniert.
Die Besten: Ich glaube nicht an die perfekte Jeans, weil ich von vermeintlicher Perfektion schon mein gesamtes Erwachsenenleben höre und die Perfektion, die angestrebt wird, selten mit einer Hosenform zu tun hat und oft mit einem unmöglichen Körperideal. Das gesagt, ist diese Jeans schon echt verdammt gut. Regulär kostet die „90s Pinch Waist“ um 300 Euro, da es sie aber in vielen Waschungen gibt, kann man sie im Grunde ständig im Sale finden, derzeit etwa bei Lodenfrey. Achtung! Bei Agolde gerne ein bis zwei Größen kleiner kaufen, da sich der Stoff eben weitet. Eine Jeans, die auf verschiedene Figurtypen zugeschnitten ist: die „Standard“-Jeans von Asket aus Organic Cotton, die es nach Blau und Hellblau jetzt auch in Schwarz gibt.
Gut zu wissen: Ganz egal, bei welcher Jeans, ob im Laden oder online gekauft: Ich trage sie zuhause einen Tag lang ein, samt Labels und Preisschild, und schaue, wie sie danach aussieht. Es ist mein Stresstest:
Wenn eine Jeans beim Tragen schneller an Form verliert als ein Ofenkäse, wird man nicht lange für sie dahinschmelzen.

Die pure Entspannung

Jeans „Barrel“ von Wrangler // Blazer von Cos // Trägertop von Arket // Loafer „Julie“ von Aeyde // Hoodie von New Era // Turnschuhe „Sk8-Hi“ von Vans
Wisst er, wer sich über diese Jeans freuen würde? Die 17-jährige Marlene. Wisst ihr, wer sich noch über diese Jeans freut? Die 43-jährige Marlene.
Früher durchstöberte ich die Hamburger Secondhandläden nach Wrangler-Jeans, heute hat mich eine Freundin auf dieses Modell gebracht, das sich an der unwahrscheinlichen Schnittstelle von „Mom Jeans“ und „Skater Jeans“ befindet – was überraschenderweise nicht nur funktioniert, sondern die Jeans auch für alle Alters- und Stilklassen zugänglich macht.
Das Styling: Ob man die Laufrichtung von Hoodie und Vans einschlägt oder doch lieber den Weg von akkuratem Blazer und Loafer geht: Man wird es dabei so bequem haben wie in einer Jogginghose.
Die Besten: Den Trend zu weiten Jeans, dabei noch ein wenig entspannter und mit mehr Platz für den Bauch als in der „Barrel“ (89,95 Euro), erfüllen tiefergelegte Modelle wie etwa „Ayla“ von Citizens of Humanity (350 Euro, trage ich unten) oder auch „Haayi“ (129,90 Euro) und „Anuaa“ (149,90 Euro) von Armed Angels.
Gut zu wissen: Für diese Aufnahmen habe ich mich aus dem Kleiderschrank meines Mannes bedient: Jeansjacke und Überjacke gehören ihm. Ich suche nicht nur bei ihm nach passenden Teilen, sondern für großzügigere Schnitte bei Hemden und Jacken, die ich besonders im Kontrast zu eng anliegenden Stücken mag, immer in den Herrenkollektionen.
Jeans „Ayla“ von Citizens of Humanity // Sandalen von Cos (alt, ähnlich von ATP Atelier) // Tanktop von Cos (alt, ähnlich von Arket) // Jeansjacke aus der Herrenkollektion von Arket (alt, ähnlich von Levi’s) // Jacke aus der Herrenkollektion von Closed (alt, ähnlich von Asket) // T-Shirt von Asket // Sandaletten von ba&sh

Die Experimentierfreudigen

Jeansrock von Gap (alt, ähnlich von Cos und von & Other Stories) // Hemd von Rohé Frames (alt, ähnlich von & Other Stories) // Sandalen von Scarosso // Latzhose von Dickies
Obwohl ich euch nun einige Modelle und Ideen, sie zu tragen, vorgestellt habe, sind Jeans im Alltag bei mir oft die Wahl der Bequemlichkeit und ich meine damit nicht den Komfort, der ja wichtig ist, sondern das „Ziehe ich halt Jeans an“ – weil es praktisch ist, sie im Wäschekorb oben liegen oder mir gerade nichts Besseres einfällt. Mich hat das An- und Ausprobieren daran erinnert, dass Jeans so viel mehr hergeben als das, nämlich Wandlungsfähigkeit und vor allem Vergnügen – ganz gleich, ob man in Double Denim losstiefelt oder doch lieber einen Jeansrock anzieht. Und wie wäre es mit einer Latzhose? Die ist vielleicht der beste Beweis, dass Jeans für alle Stile offen ist. Und für alle Geschmäcker. Als mein achtjähriger Sohn nach Hause kam, während ich noch in Latzhose das Equipment vom Shooting wegräumte, gab er mir das Zeichen: Daumen hoch.
Eure
1 Jeans mit aufgesetzten Taschen von Aligne // 2 Overall von ba&sh // 3 Ausgestellte Jeans von Samsøe Samsøe // 4 Jeanskleid von Aligne // 5 Kurzärmeliges Hemd von Aligne // 6 Weste von Mango // 7 Hemd in heller Waschung von Aligne // 8 Bluse mit Puffärmeln von Aligne // 9 Jacke mit Gürtel von Armed Angels // 10 Bluse von Closed // 11 Jeans von Asket // 12 Rock von Mango // 13 Rock von Closed // 14 Cargohose in grüner Waschung von Mango // 15 Shorts von Mango // 16 Jacke von Levi’s // 17 Jeans von Mango

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