Laut eines weit verbreiteten Mythos lässt sich an Rocklängen die Wirtschaftslage ablesen. Bodenlang gleich Finanzkrise. Minis gleich steile Börsenkurse. Seit dem letzten Jahr würde ich sagen: Die Gemütslage lässt sich am prozentualen Anteil von Loungewear in der Garderobe ablesen.
Kann auch Nonsens sein. Mode ist schließlich nur ein Spiel mit Behauptungen. Wenn sie aber nun behauptet, uns stünden nach zwei Jahren in Lockdown-Jogginghosen die neuen wilden Zwanzigerjahre bevor – doch, wirklich: auf den Laufstegen überall Mikrominis, Cut-outs und hautenge Schnitte –, sage ich: Fang du schon mal an, liebe Mode. Ich bleib noch eine Weile hier liegen und warte erst mal ab, was dieses Jahr so bringt – in Teddyflausch, Daunenhose und Weste, also allem, was zuletzt schon gut gefiel und am Jahresanfang für einen sanften Übergang sorgt. Dass ich sie hauptsächlich in Nougat, Pistazie und Crème brûlée ausgesucht habe, ist natürlich kein Zufall, denn helle Farben sind gut fürs Gemüt. Kein Mythos. Fakt.
Der TEDDY
Einer der auffälligsten Trends der letzten Zeit hat sich breitgemacht wie ein Grizzlybär im Winterschlaf: Teddy. Lange nur in der Kindergarderobe zu finden, dann vor einigen Jahren maßgeblich durch einen Flauschmantel von Max Mara als erwachsen-elegant neuinterpretiert und nun sportlich besetzt. Obwohl Teddy überaus praktisch und wärmend ist, suggeriert es in dieser Form eher „Bin auf dem Weg zum Pilates“ als „Stehe in der Kälte beim Biathlon in Oberhof“.
Der PUFFER
Apropos Sport: Der Pufferjacke ist ein Unrecht geschehen, seit Fußballtrainer meinen, sie müssten etwas anderes tragen als Anzug und Krawatte. An der Seitenlinie stehen Guardiola, Klopp oder Nagelsmann in Daunen rum, die sich so aufplustern, als wären sie ständig auf Streit mit dem vierten Offiziellen aus. Man muss sich nicht mal für den Sport interessieren, um die Auswirkungen zu sehen: Ab Herbst ist jede deutsche Fußgängerzone von Freizeittrainer*innen in gesteppten schwarzen Jacken überlaufen.
Nun mag ich zufällig Fußball. Puffer allerdings auch – vor allem, seit sie vermehrt in recycelter Form zu finden sind und nicht mehr aus Federn hergestellt werden, daher auch zumeist der Name Puffer- statt Daunenjacke. Deshalb schlage ich einen Imagewechsel vor: Weg von dunkler Coachkluft, hin zu hellen Tönen und interessanten Steppungen. Stellt euch nur mal Hansi Flick in wattierter, cappuccinofarbener Daunenhose vor. Winning!

1 Shopper mit gestepptem Zwiebelmuster aus recyceltem Polyester
von Arket // 2 Mantel
von Stella Nova, über Anthropologie // 3 Uniqlo U recycelte Daunenjacke
von Uniqlo // 4 ReDown Puffer Jacket
von Cos // 5 3-in-1-Parka
von H&M // 6 Glänzende Bombersteppjacke mit Futter und Wattierung aus recyceltem Polyester
von Arket // 7 Wattierter Schal aus recyceltem Polyester mit Blumen- und Tupfenmuster
von Stine Goya // 8 Quilted Jacket Monogram aus recyceltem Polyester
von 10 Days // 9 Gestepptes Overshirt aus recyceltem Polyester
von Arket // 10 Kurzjacke
von Ba&sh // 11 Gesteppte Hose aus recyceltem Polyester
von Arket // 12 Gesteppte Wendejacke aus Baumwollmix
von Humanoid
Die WESTE
Das Hybridmodell. Ich besitze zwar eine Pufferjacke und auch Teddyfell, trage im Winter aber immer noch am liebsten Wollmäntel – mit einer Weste darunter als Extralage. Diese Modelle machen so viel her, dass sie auch allein gut dastehen, ob gewickelt und aus Wolle, in Lederoptik oder mit Muster. Favoriten: der Achtzigerjahre-Schnitt mit ausladenden Schultern von 10 Days, die Steppweste von Helena Harfst und die gefütterte Blumenwiese von Stine Goya.
Schlaft schön!
Eure