Immobilien & Wohnen
Bitte nicht reinkommen!
Daria Surneva zeigt ihr maximal aufgeräumtes Haus und lacht über sich selbst und ihren Ordnungstick.
von Daria Surneva - 01.10.2021
Im Juni letzten Jahres hab ich aus Spaß bei Immoscout nach Häusern geguckt und eine Anzeige gesehen „Rohbau mit Wasserzugang“. Wir hatten zwar mit dem Gedanken gespielt, etwas zu kaufen, aber zu dem Zeitpunkt waren wir überhaupt noch nicht so weit. Die Anzeige war von den Bildern her nicht besonders spannend. Ich hatte von dem Stadtteil (es ist noch Berlin, an der Grenze zu Brandenburg) auch noch nie gehört und das Navi zeigte eine Stunde Fahrt an. Nach dem Motto „Gucken kostet nichts“ schrieb ich den Makler für eine Besichtigung an. Als wir da waren, dachten wir gleich: „Eigentlich ganz geil.“ Das Haus war noch ein Rohbau, weil die Firma während der Bauphase insolvent gegangen ist. Eigentlich hatte das Haus für uns aber zu wenig Zimmer.
Doch die Wasserfront war einfach so besonders, dass wir versuchten, das Haus zu bekommen. Und so ließen wir es gleich reservieren. Wir wollten alles geben, damit es klappt, aber haben uns auch gesagt: Wenn nicht, dann soll’s nicht sein. Die lässige Einstellung ist aber ganz schnell verflogen. Nach ein paar Wochen hatten wir uns so festgebissen, so viele Unterlagen eingereicht, dass wir nur noch dachten:

„„Gebt uns endlich das Haus, und zwar sofort!““ -

Gleichzeitig haben wir aber auch gedacht, dass es ganz bestimmt eine schlechte Idee ist, mitten in der Pandemie so etwas zu machen, ohne sich jemals vorher mit Immobilien beschäftigt und ohne etwas anderes angeguckt zu haben. Außerdem war unser Eigenkapitalanteil die Eigentumswohnung, die mein Mann von seiner Mutter geerbt hat. Und die stand noch gar nicht zum Verkauf. Wir wussten nicht mal, wie schnell wir sie verkaufen könnten.

„Zwischendrin wollte ich aussteigen, weil ich diese nervliche Anspannung nicht mehr aushalten konnte.“ -

Ich dachte: „Lass uns die Wohnung lieber in Ruhe verkaufen, mir ein oder zwei Hermès holen, auf die Malediven, eine Rolex kaufen und jeden Tag geil essen gehen, bis das Geld alle ist!“
Doch der Makler hat uns an die Hand genommen und sehr viel geholfen, er hat uns auch die Finanzierung vermittelt. Davon raten eigentlich in der Regel alle ab, aber oft kann man so Makler*innen auch für sich gewinnen. Und die Vergleichsangebote, die wir schnell heimlich einholten, waren sogar tatsächlich schlechter.
Anfang November war dann die Schlüsselübergabe und es ging los mit dem Ausbau. Auf einen*eine Architekten*Architektin haben wir aus Kostengründen verzichtet, aber einen Bauleiter aus der Gegend engagiert.

„Wir hatten vier Monate eingeplant, es wurden daraus sieben.“ -

Für den Hausausbau haben wir vorab ein Budget festgelegt und sind fast damit ausgekommen. Bei bestimmten Bereichen, wie Außenanlagen, wussten wir, dass wir nicht alles sofort umsetzen können, deshalb werden zum Beispiel die Terrasse und ein Steg erst nächstes Jahr gemacht. Ähnlich bei Möbeln, Lampen et cetera. Wir wollten erst mal sehen, wie im Haus alles zusammenpasst, und leben seit dem Einzug nach dem Motto „nach und nach“.
Wir haben vorher zehn Jahre in einer sehr schönen Altbau-Mietwohnung gewohnt und hatten wahrscheinlich deswegen aber trotzdem richtig Lust auf Neubau. Im Haus ist alles sehr reduziert und minimalistisch eingerichtet. Es wird auch so bleiben, allerdings fehlen noch solche Sachen wie Gardinen oder Pflanzen, die das Haus wohnlicher und gemütlicher machen.
Die ersten Wochen nach dem Einzug lebten wir aber auch nach meinem Motto:

„Setzt euch einfach hin und fasst nichts an. Atmen ist okay, alles andere lieber nicht!“ -

Ich konnte mich irgendwie überhaupt nicht lockermachen – alles neu, alles so hell – und hab die ganze Zeit nur noch allen hinterhergeputzt. Als mein Mann sagte, es gäbe heute Abend Schnitzel, hatte ich nur seine „Schnitzelstraße“ aus Mehl, Eiern, Bröseln und dem ganzen Fett vor Augen und wollte losheulen. Inzwischen ist allerdings alles besser geworden.
Nach dem Jahr sind wir ganz schön platt, aber auch glücklich, angekommen zu sein und so viel mehr Natur um uns herum zu haben. Vor noch ein paar Jahren konnte ich mir das gar nicht vorstellen aus Berlin-Mitte rauszuziehen, jetzt möchte ich erst mal hier bleiben.
Wer gern Darias neuem Leben als neue Hausbesitzerin bei Instagram folgen möchte – ihr findet sie unter walkingwithdaria mit ihren privaten Storys. Und unter walkingthecat ihren Kinderladen-Account. Wir lieben beide!
Fotos: Jules Villbrandt

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