Immobilien & Wohnen
Renovieren als Mieterin
Den Boden farbig anstreichen? Bunte Wände? Nicole hat ihrer Wohnung ein Upgrade verpasst und endlich einen Traum umgesetzt.
von Marie Kahle - 01.03.2023
Wer sind wir: 
Hallo, ich bin Nicole, 41 Jahre alt, alleinerziehende Mama von zwei Kindern, 14 und 11 Jahre, und leite seit zwei Jahren einen universitätsnahen Verein. Zuvor habe ich 16 Jahre lang im Bereich Interieur und Mode gearbeitet.
Wie wir leben: 
Willkommen in meinem Zirkus! Meine beiden Kinder und ich leben seit Mitte Juni 2021 in einer 115 m² großen Altbauwohnung in der Universitätsstadt Göttingen zur Miete. Wir haben nun nahezu doppelt so viel Platz als zuvor und zu den sechs Zimmern gesellen sich drei kleine „Stau“-Räume.
Ich habe lange nach einer größeren und bezahlbaren Wohnung für uns gesucht, bevor wir diesen Schatz entdeckt haben. Als ich die Wohnung auf einer Online-Immobilienplattform fand, war ich direkt begeistert, aber zögerlich, weil der Mietpreis etwas über meinem Budget lag. Bei der Besichtigung habe ich mich dann aber sofort in den Eingangsbereich und seine Jugendstilleuchte verliebt, sodass ich den Rest der Wohnung nur noch so halb wahrgenommen habe.
Glücklicherweise durfte ich mir die Wohnung noch einmal mit den Kindern anschauen, sodass ich mich auch vom übrigen Teil überzeugen konnte.
Auch bei der zweiten Besichtigung verschreckten uns selbst die uralten PVC-Böden nicht. Die Wohnung wurde vor unserem Einzug nur zum Teil renoviert. Die Bäder und die Elektrik sind ebenfalls neu gemacht. Außerdem wurde die Raufasertapete geweißt und die Türen und Fußleisten gestrichen. Das Ergebnis:

„Alle Arbeiten geschahen schnell, aber ohne Liebe – und das konnte man sehen.“ -

Da die Fußböden nicht modernisiert worden waren, war es sogar von den Vermieter*innen gewünscht, dass der*die neue Mieter*in diese Arbeit übernimmt. Ich durfte mir den Boden zwar selbst aussuchen, musste aber eine Bedingung erfüllen: kein Parkett. Die Kosten habe ich selbst getragen und einen Minizuschuss von 200 Euro bekommen. Das empfand ich am Anfang als sehr ungerecht, aber laut Mietrecht ist dieser Vorgang wohl leider legal. Das Gute aber ist: Falls wir mal ausziehen sollten, müssen lediglich die Wände geweißt werden und die Böden dürfen so bleiben, wie sie jetzt sind.
Als wir endlich den Wohnungsschlüssel bekamen, haben meine Kinder und ich kurzerhand alle PVC-Böden herausgerissen, die teilweise auch dreifach übereinanderlagen und an den Wänden festgetackert worden waren. Nachdem mein Papa und ich versucht hatten, die drunterliegenden alten Dielen von diversen Lackschichten zu befreien, was uns leider nur in einem Zimmer gelungen ist, habe ich mich dazu entschlossen, eine weitere Farbe draufzustreichen.
Meine Wahl fiel auf Weiß, um den Räumen mehr Licht und eine neutrale Basis zu verleihen.

„Im Flur setzte ich um, wovon ich lange träumte: ein Boden mit einem diagonalen, farbigen Schachbrettmuster.“ -

Weil die Wohnung nun nahezu eine weiße Leinwand war, konnte ich mit verschiedenen Farben spielen. Das warme Lachsrot der Rauten auf dem Fußboden im Eingangsbereich habe ich tatsächlich intuitiv ausgewählt. Ein echtes Rot war mir zu viel und zu kontrastreich zu dem Weiß, sodass ich einfach nach etwas Ähnlichem, aber ebenso Lebendigem Ausschau gehalten habe.
Die übrigen Farbkombinationen sind mit dem Leben in der Wohnung gewachsen. Aktuell wartet noch ein Hellblau auf seinen Bestimmungsort. Ich mag Farbe und hatte lange das Gefühl, zu laut und zu bunt damit umzugehen. Durch meine berufliche Erfahrung im Interieurbereich und der Mode habe ich mit der Zeit ein gutes Gespür dafür entwickelt, Harmonien zu erschaffen. Mein Geheimrezept besteht aus den Zutaten Zeit und dem Mut, es auszuprobieren.
Das Ziel ist immer, den Raum lebendiger werden zu lassen und sich genau anzuschauen, wann man sich mit wem dort aufhält. Dann muss man die Farbe erst mal zu verschiedenen Tageszeiten auf sich wirken lassen.

„Wenn man nach der Testphase nicht komplett zufrieden ist, war es nicht der richtige Ton.“ -

Auch okay, also noch mal von vorne.
Nicht nur ein vorzeigbarer Fußboden fehlte in der Wohnung, sondern auch eine Küche. Ich liebäugelte lange mit den Fronten „Match“, die das belgische Designduo Muller Van Severen für Reform Copenhagen entworfen hatten. Als ich die Küchenfronten das erste Mal auf Instagram sah, hatte ich leider noch keine Wohnung für die Traumküche, sodass ich sie erst mal auf meine Wunschliste setzte. Nun gab es endlich den Raum und die Möglichkeit, die Küche umzusetzen, also habe ich sie selbst geplant und auch eingebaut.
Insgesamt hat unsere Renovierung vier Wochen gedauert und nachdem alle Böden getrocknet, der Stauraum und die Basis der Küche aufgestellt worden waren, sind wir an dem heißesten Sommertag im Juni 2021 umgezogen.
Bei allem hatten wir großartige Hilfe von unserer Familie und Freund*innen, die mich mit Fahrzeugen und Werkzeugen tatkräftig unterstützten. Dafür bin ich ihnen unglaublich dankbar.
Dann ging es ans Einrichten: Viele unserer Möbel begleiten uns schon lange. Einen Teil bilden die üblichen Basis-Stauraum-Module von Ikea und der andere Teil sind Secondhandfunde, die ich meist auf eBay Kleinanzeigen, auf Flohmärkten oder beim lokalen Trödler erspähte. Mein Lieblingsvintage-Dealer ist übrigens Riøt Furniture.

„Ich kombiniere alt mit neu und hochwertig mit preiswert.“ -

Inspirationen finde ich überall – bei Instagram, Pinterest oder in Zeitschriften. Aber: Ich bin eine große Prokrastinateurin und bis ich eine finale Vision habe, kann es schon mal eine Weile dauern. Irgendwann weiß ich dann plötzlich, wie es genau aussehen soll, und erst dann kann ich es angehen. Ich würde mich als Bildsammlerin mit einem imaginären Moodboard beschreiben.
Einen Lieblingsraum habe ich in unserer Wohnung nicht, da jedes einzelne Zimmer eine eigene Persönlichkeit bekommen hat. Das heißt jedoch nicht, dass ich jemals mit der Einrichtung fertig bin. Ein paar Veränderungen werden immer passieren und unsere Wohnung ist und bleibt ein work in progress – ich lieb`s.
Falls ihr weiter an der Entwicklung unserer Wohnung teilhaben wollt, folgt mir doch auf Instagram unter @be_equalist.
Herzlichst
Eure Nicole

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