Nach unserer
letzten Haushaltsbuch-Runde wünschten sich viele von euch, mal einen Blick auf die Kontoauszüge von Leuten mit weniger üppigem Gehalt werfen zu dürfen. Zwei unserer Leserinnen waren bereit, uns diese zu zeigen. Katharina ist Doktorandin und gönnt sich – wie sie selbst findet – eher zu wenig als zu viel. Magdalena arbeitet in Teilzeit und hat sich bewusst dafür entschieden, nicht nur auf etwas hinzuarbeiten, sondern das Leben im Jetzt zu genießen.
Los geht’s!
Katharina (25) und Lucas (28) aus Bonn sind beide Doktoranden, haben zwar noch keine eigene Familie, aber schon einen Plan, wie sie die Care-Arbeit und das Thema Finanzen möglichst gerecht aufteilen wollen.
Gemeinsame Einnahmen
Nettoeinkommen: 3.520 Euro
Ausgaben Katharina
Miete inklusive Nebenkosten: 495 Euro
Lebensmittel und weitere Haushaltskosten: 150 Euro
ETF-Sparpläne: 150 Euro
Haftpflichtversicherung: 4 Euro
Zahnzusatzversicherung: 8 Euro
Netflix, Handy, Spotify, Endlich Ich-Abo: 30 Euro
Sport (The Class): 40 Euro
Bibliotheksmitgliedschaft: 2,50 Euro
Bücher, Café, Bahnfahrten, Klamotten: 300 Euro
Ausgaben Lucas
Miete inklusive Nebenkosten: 495 Euro
Lebensmittel und weitere Haushaltskosten: 150 Euro
ETF-Sparpläne: 200 Euro
Hausrat- und Haftpflichtversicherung: 8 Euro
Handy: 8 Euro
Essen gehen etc.: 50 Euro
Bei mir zuhause wurde früher eigentlich nie über Geld gesprochen. Als ich auszog, haben sich meine Eltern getrennt. Damals sagte eine Freundin zu mir: „Wie mutig von deiner Mutter, diese finanzielle Sicherheit aufzugeben!“ Das hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und mir vor Augen geführt, dass eine Ehe eben nicht nur eine emotionale Bedeutung hat, sondern auch eine wirtschaftliche. Dass dieser Faktor so oft zu der Entscheidung führt, zusammen zu bleiben, finde ich traurig. Meine Mutter hat lange in Teilzeit gearbeitet, finanziell zurückgesteckt und steht dadurch natürlich heute viel schlechter da als mein Vater. Die Trennung meiner Eltern ging im Guten über die Bühne und meine Mutter hat von sich aus entschieden, dass sie auf Unterhalt verzichtet, wenn sie wieder einen Job findet. Die finanzielle Unabhängigkeit war ihr trotzdem wichtig.
Mein Freund und ich wollen nicht unbedingt heiraten. Ich glaube nicht daran, dass eine Ehe zusätzliche Stabilität bringt oder es mehr heißt, dass man gerne zusammen bleiben möchte. Es ist ein sehr stark aufgeladenes Konstrukt und dadurch, dass ich Juristin bin, habe ich eben auch die Rechtsfolgen im Blick. Aber die Auflösung einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft ist dafür gesetzlich kaum geregelt, solange man nicht selbst Verträge aufsetzt. Deshalb finde ich es besonders wichtig, für sich als Paar klare und gerechte Strukturen zu etablieren.
„Lucas und ich reden sehr offen über das Thema Geld.“ -
Und sprechen auch darüber, wie wir uns mittelfristig finanziell aufstellen wollen, als Paar und später hoffentlich als Familie. Wenn möglich, würden wir gern beide unsere Arbeitszeit reduzieren und finanzielle Einbußen während der Kindererziehungszeiten nicht nur für den Moment, sondern auch mit Blick auf die Rente untereinander ausgleichen. Es tut mir gut, schon jetzt abzustecken, dass wir ähnliche Vorstellungen haben, und verschiedene Möglichkeiten grob durchzudenken. Dadurch, dass wir uns darüber einig sind, wie wir später die Aufteilung machen wollen, haben wir künftig auch einen Einstieg in Jobverhandlungen und können schon bei der Suche darauf achten, was überhaupt in Frage kommt.
Als Doktorandin in Jura verdiene ich aktuell 1.520 Euro netto für eine 50-Prozent-Stelle, bei der ich aber in der Realität Vollzeit arbeite. Bei meinem Freund Lucas ist es ähnlich, er ist Doktorand in der Meteorologie mit einer 75-Prozent-Stelle und verdient 2.000 Euro netto, aber auch er arbeitet Vollzeit. Dass das so gehandhabt wird, ist recht verbreitet: Die Doktorarbeit ist „für einen selbst“ und die Lehrstuhlstelle soll das finanziell ermöglichen. Ich habe also Aufgaben vom Lehrstuhl wie etwa eine Seminarleitung oder Recherchearbeiten, in der verbleibenden Zeit kann ich an meiner Promotion arbeiten.

Gemeinschaftliche Kosten wie die Miete teilen wir hälftig, wobei wir darüber nachdenken, das langfristig prozentual am Gehalt zu berechnen, wenn wir beide mit der Ausbildung fertig sind und sich der Unterschied zwischen den Gehältern vielleicht vergrößert. Dafür haben wir ein gemeinsames Konto, auf das am Monatsanfang jeder 150 Euro für Lebensmittel und weitere Haushaltskosten überweist.
Für den Rest ist jeder selbst verantwortlich. Im Monat plane ich für Dinge wie Bücher, Cafébesuche oder Bahnfahrten etwa 300 Euro ein, die auf ein Extrakonto überwiesen werden. Nur für dieses Konto habe ich im Alltag eine EC-Karte. Das, was übrig ist, verbleibt auf meinem „inaktiven“ Konto für Reisen oder größere Ausgaben, das sind etwa 300 bis 400 Euro pro Monat. Auf dem „Alltagskonto“ spare ich auch das, was ich nicht ausgegeben habe, und kann mir damit auch mal etwas mehr gönnen. Weil ich seit fast zwei Jahren mit seltenen Ausnahmen nur Secondhandkleidung oder ab und zu Fair Fashion kaufe, sind meine Kosten in dem Bereich vergleichsweise gering. Mir selbst gegenüber bin ich oft zu sparsam. Dass ich unüberlegt Geld ausgebe, kommt sehr selten vor. Wobei es wahrscheinlich mehr Spontaneität und Lebensfreude bedeuten würde, mir auch mal einfach so etwas zu gönnen.
Ich bin ein sicherheitsliebender Mensch. Deshalb lege ich jetzt schon Geld in ETFs für die Altersvorsorge an und habe auch Lucas dazu angeregt. Ich fand das ganze Thema zwar anfangs nicht so leicht nachzuvollziehen, wie alle sagen, weil ich auch keine grundlegenden Kenntnisse vom Börsenmarkt hatte, aber dann habe ich mich länger damit befasst und nun ein gutes Gefühl damit.
„Eine Immobilie käme für mich weder als Geldanlage noch als Lifestyle-Entscheidung wirklich in Betracht.“ -
Ich bin in meiner Kindheit oft umgezogen und habe mit meinen Eltern immer zur Miete gewohnt, darum hat es für mich auch nicht so einen großen Wert, in einem eigenen Haus zu leben. Es hängt natürlich auch davon ab, wie sich die Miet- und Immobilienpreise entwickeln, aber generell hätte ich das Gefühl, dass es mir zu viel Flexibilität nimmt. Generell mag ich die Vorstellung nicht, lange finanziell an etwas gebunden zu sein.
Sozialarbeiterin Magdalena (35) und Diplom-Krankenpfleger Andreas (37) wohnen in einem kleinen Ort in Österreich. Sie verdienen lieber weniger und haben dafür mehr Zeit für ihre Familie.
Gemeinsame Einnahmen
Nettoeinkommen: 3.750 Euro
Familienbeihilfe: 394 Euro (landet auf Magdalenas Konto)
Gemeinsame Ausgaben
Kredit: 700 Euro
Wohnnebenkosten: 333 Euro
Internet, TV: 54 Euro
Amazon Prime, Endlich Ich-Abo, Blinkist: 17 Euro
Handy für Magdalena, Andreas und ihre älteste Tochter: 27 Euro
Bausparverträge für alle: 275 Euro
Hausratversicherung: 40 Euro
Lebensversicherung: 18 Euro
Autoversicherung: 55 Euro
Tanken: 60 Euro
Lebensmittel / Drogerie: 750 Euro
Schulbedarf / Kleidung / Taschengeld: 100 Euro
Tiere (Futter / Training / Betreuung): 250 Euro
Extras Magdalena
Monatsticket Zug: 120 Euro
Sachbücher, Onlinekurse: 50 Euro
Jin Shin Jyutsu: 50 Euro
Klamotten: 30 Euro
Extras Andreas
Motorradfahren: 60 Euro
Mountainbiking: 40 Euro
Klamotten: 40 Euro
Mein Mann und ich arbeiten beide in Teilzeit. Ich bin als Sozialarbeiterin 25 Stunden in der Woche für wohnungslose Familien tätig. In dem Wohnkomplex in Graz, in dem die Menschen in Übergangswohnungen leben, kümmern wir uns um alle Belange der Bewohner. Mein Mann Andreas arbeitet 30 Wochenstunden in einem Pflegeheim. Ich verdiene 1.650 Euro, er 2.100 Euro, wobei es bei ihm immer etwas variiert, weil er auch Nachtschichten und Wochenenddienste übernimmt, die extra vergütet werden. Wir beziehen zusätzlich beide ein 13. und 14. Gehalt, also Urlaubs- und Weihnachtsgeld, welches wir komplett für größere Anschaffungen sparen. Von unserem Wohnort Kaindorf pendle ich mit dem Zug zur Arbeit nach Graz.

Wir leben gemeinsam mit unseren Töchtern, die acht und zehn Jahre alt sind, einem Hund und einer Katze in einer Doppelhaushälfte mit 160 Quadratmetern Wohnfläche und einem Garten von 250 Quadratmetern, die wir vor zehn Jahren gekauft haben. Als wir anfingen zu suchen, war ich schon schwanger, wir lebten damals noch in einer Mietwohnung in Graz. Aber wir wollten raus aus der Stadt und suchten nach etwas, das in der Nähe der Großeltern liegt. Über Mundpropaganda haben wir dann ganz schnell unser Haus gefunden. Es hat damals 190.000 Euro gekostet, das war ein sehr guter Deal. Wir hatten 60.000 Euro Eigenkapital und haben den Rest über einen Kredit finanziert.
Obwohl das Haus schon 27 Jahre alt war, konnten wir so einziehen, ohne dass wir groß hätten umbauen müssen. Was aber nicht heißt, dass alles fertig war, das ist es bis heute nicht. Immer, wenn Geld und Energie übrig sind, machen wir an irgendeiner Stelle weiter. Im Wohnzimmer ist bis heute der alte Bestand mit 80er-Jahre-Kassettendecke vorhanden, das wollen wir auch noch irgendwann angehen. Hätte ich im Lotto gewonnen, dann gäbe es schon viele Sachen, die ich im Haus anders machen würde, aber ich fühle mich auch so sehr wohl dort. Für uns war auch immer klar, dass wir nicht selbst bauen wollten. Denn es gibt hier genügend freie Bestandsimmobilien und uns gefällt der Gedanke nicht, dass nach und nach jede Grünfläche zugebaut wird.
Ich selbst wäre auch mit einer Wohnung zufrieden gewesen. Meine Eltern hatten kein eigenes Haus oder einen Garten, ich bin also nicht damit groß geworden. Als Kind war ich mit dem Wald bei uns in der Nähe mehr als zufrieden. Für meinen Mann aber war es ein großer Wunsch, ein Haus zu haben, und heute würde ich es auch nicht mehr anders haben wollen.
Für uns ist es wunderbar, dass die Großeltern in unserer Nähe leben. Und dadurch, dass wir beide in Teilzeit arbeiten, brauchen wir uns um die Nachmittagsbetreuung unserer Kinder nie Gedanken machen. Einer aus der Familie kann immer einspringen. Dadurch, dass wir uns so aufgestellt haben, sind unsere Töchter auch nur zwei Jahre im Kindergarten gewesen, immer bis mittags. Dass wir so für uns entschieden haben, hat viel damit zu tun, wie wir selbst aufgewachsen sind. Unsere Mütter waren Hausfrauen und meistens zuhause. Wir haben das sehr genossen und deshalb war für uns beide klar: Wenn wir die Möglichkeit haben, mit dem, was wir in Teilzeit verdienen, zurechtzukommen, dann gehen wir auf jeden Fall diesen Weg.
„Wir mögen unsere Arbeit beide sehr, aber sie ist nicht unser Lebensmittelpunkt.“ -
Wir möchten nicht mehr arbeiten müssen, um uns dann noch mehr leisten zu können. Auch wenn die Kinder älter und selbstständiger werden, wollen wir dieses Modell beibehalten. Wir würden uns dann wahrscheinlich eher verkleinern und minimalistischer leben, wenn die beiden mal aus dem Haus sind. Tatsächlich haben wir auch schon über Tiny Houses gesprochen.
Wir sind beide nicht die Schwerverdiener, aber wir können uns grundsätzlich alles leisten, was wir möchten. Nur wenn größere Sachen anstehen, dann kann es etwas eng werden. Für unsere Badsanierung haben wir den Kredit umgeschuldet und nochmal etwas Geld aufgenommen, denn die Kosten beliefen sich auf 25.000 Euro. Sonst kommen wir aber gut mit dem aus, was wir haben. Bis vor gut einem Jahr hatte jeder sein eigenes Konto, mein Mann hat den Großteil der Fixkosten übernommen und ich war für Lebensmittel, Drogerie, Schule und diese Dinge zuständig. Aber da gab es natürlich schon ein Ungleichgewicht, weil er mehr bezahlt hat. Jetzt haben wir zusätzlich ein Familienkonto, auf das ich ihm monatlich einen Betrag von 1.300 Euro überweise. Und was davon übrig bleibt, wird gespart. 500 Euro behält jeder von uns als Taschengeld für sich.
Ein echter Kostenfaktor, der aber jeden Cent wert ist, ist unser Labradormix Camillo, der seit einem Jahr bei uns lebt und mit dem wir gerade ein intensives Training machen, da wir Hundeanfänger sind und Unterstützung in Sachen Erziehung brauchten. Da der Trainer auch eine Tierpension hat, geben wir unseren Hund dort auch ab, wenn wir mal am Wochenende unterwegs sind. Zusammen mit dem Futter für ihn und unsere Katze ist das im Moment eine ziemliche Investition. 250 Euro kosten uns unsere Tiere im Monat, aber das wird ja nach Ende des Trainings auch wieder weniger. Ein anderes Hobby, das mir sehr am Herzen liegt und für das ich im Monat etwa 50 Euro investiere, ist Jin Shin Jyutsu. Seit fünf Jahren beschäftige ich mich jetzt schon mit dieser japanischen Heilform, bei der es darum geht, durch Handauflegen Energieflüsse anzuregen und Blockaden aufzulösen. Ich gönne mir regelmäßig Anwendungen und besuche auch Kurse. Denn ich könnte mir gut vorstellen, es irgendwann zusätzlich zu meiner Arbeit selbstständig anzubieten.

Andreas und ich versuchen, möglichst nachhaltig zu leben. Darum kaufen wir uns selten Klamotten und tragen die Sachen wirklich auch so lange, bis sie nicht mehr schön aussehen.
„Wir überlegen uns genau, was wir wirklich brauchen.“ -
Und wir machen auch keine weiten Reisen mit dem Flugzeug. Wir haben das von unseren Familien selbst auch nicht vorgelebt bekommen, mit unseren Eltern sind wir höchstens mal mit dem Auto nach Italien gefahren.
Wir leben beide sehr im Jetzt. Vielleicht haben wir auch deshalb bisher keine Sparpläne angelegt oder in Aktien investiert. Das mag anderen naiv erscheinen, aber wir vertrauen auch ein Stück weit darauf, dass alles so kommt, dass es für uns passt. Das heißt nicht, dass wir das ganze Geld verschleudern, aber es widerstrebt uns, heute schon alles für unser Lebensende aufzusparen. Früher waren wir vielleicht sparsamer, aber wir sind da viel entspannter geworden. Wenn wir Lust haben, schön essen zu gehen, dann denken wir nicht lange darüber nach, sondern machen es einfach. Und das tut uns allen sehr gut.
Hast du auch Lust, dein Haushaltsbuch hier zu öffnen und zu berichten, wofür du dein Geld ausgibst? Dann freuen wir uns riesig, wenn du bereit bist für ein kleines Interview und du dich über
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