Elternsein & Geburt
Neues Schuljahr, weniger Drama
5 Tipps von Lerncoachin Caroline von St. Ange, mit denen die Hausaufgaben-Betreuung zuhause endlich stressfrei wird.
von Caroline von St. Ange - 01.09.2023
In vielen Familien sind Hausaufgaben ein leidiges Thema: Die Kinder stöhnen, die Eltern verzweifeln, Tränen fließen, Türen werden geknallt, kurzum, das Frust- und Konfliktpotenzial ist groß. Über den Sinn und Zweck von Hausaufgaben kann man lange streiten – Fakt bleibt, sie gehören nun mal zum Schulalltag dazu.
Hier kommen meine 5 Tipps, die ich gern Eltern rate, wie man Hausaufgaben ohne Drama und bestenfalls mit einem Lächeln im Gesicht erledigt bekommt:

Tipp 1: Dreht erst mal die Musik auf oder startet mit einem Spiel.

Wenn die Hausaufgaben schon holprig losgehen, ist der Streit später vorprogrammiert. Ich starte immer mit einem coolen Lied (Vorschläge für jeden Geschmack findest du hier). Während das Lied läuft, haben alle Zeit, ihre Sachen zusammenzusuchen, und mit dem letzten Ton sitzt man dann am Platz. Ja, das braucht ein bisschen Übung, wirkt dann aber Wunder. Ansonsten könnt ihr auch direkt mit einem Konzentrationsspiel beginnen. Oder du fragst das Einmaleins, Vokabeln etc. ab, indem ihr euch mit zwei Fliegenklatschen einen Luftballon hin- und herwerft. Wer so startet, hat gleich ein Lächeln im Gesicht und ist jetzt sowieso schon mittendrin. Dann braucht es nicht mehr viel Überwindung, um mit den richtigen Hausaufgaben anzufangen.

Tipp 2: Macht die Hausaufgaben dort, wo es euch gefällt.

Jedes Jahr wird eine Menge Geld mit Kinderschreibtischen verdient. Dabei machen die allerwenigsten Kinder daran überhaupt je Hausaufgaben. Die Tische sind zu klein und meistens voll mit Krimskrams. Viel besser eignet sich der Esstisch. Hier ist viel Platz zum Ausbreiten, dein Kind ist nicht allein und die ablenkenden Spielsachen warten im anderen Zimmer. Wenn es aber auch am Esstisch so gar nicht klappen will, kein Problem!

„Erlaube deinem Kind, seine Hausaufgaben ruhig an einem exotischen Ort zu machen.“ -

Auf dem Tisch, unter dem Tisch, in einem Karton, auf dem Balkon, der Treppe, der Wiese. Die Möglichkeiten sind unendlich. Ein Klemmbrett hilft ungemein, und oft reicht die freie Ortswahl schon, um Widerstände abzubauen.

Tipp 3: Grenzt die Zeit im Vorhinein ein.

Nichts, wirklich nichts ist schlimmer als ausufernde Hausaufgaben. Wenn sie sich ewig durch den Nachmittag ziehen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn Kinder ganz schnell gar keine Lust mehr darauf haben. Und was passiert dann? Dann dauern sie in Zukunft noch länger – ein Teufelskreis! Du kannst ihn durchbrechen, indem du von Anfang an festlegst, dass die Hausaufgaben nur eine halbe Stunde (1./2. Klasse), 45 Minuten (3./4. Klasse) oder eine Stunde (5./6. Klasse) dauern DÜRFEN. Danach ist Schluss!
Schreibe eine Entschuldigung ins Hausaufgabenheft und ab nach draußen zum Spielen. Wenn sich dein Kind wirklich darauf verlassen kann, wird es sich bald anstrengen, schnell und zügig seine Aufgaben zu machen (es will sie ja machen und am nächsten Tag nicht ohne dastehen). Und die allgemeine Abneigung gegen Hausaufgaben wird nicht so groß, denn dein Kind weiß: Ja klar, Hausaufgaben sind lästig, aber sie stehlen mir nicht meinen ganzen Nachmittag.

Tipp 4: Legt Minipausen ein.

Die meisten Eltern überschätzen die Konzentrationsdauer ihrer Kinder. Eine gute Faustregel:

„das Alter in Jahren in Minuten und höchstens mal zwei.“ -

Heißt: Ein siebenjähriges Kind kann sich zwischen 7 und 14 Minuten konzentrieren. Danach braucht es (spätestens!) eine kurze Pause. Macht man diese Pause nicht, sinkt die Konzentration, Fehler schleichen sich ein, dein Kind wird immer langsamer und die Aufgaben immer blöder.
Eine Pause dauert idealerweise nicht mehr als 3 Minuten (zu lang würde zu sehr rausbringen) und hat diese drei Merkmale: Lachen. Bewegung. Frische Luft. Am besten reißt ihr das Fenster auf, macht ein kurzes Lieblingslied an und tanzt durch die Wohnung. Oder ihr macht einen Mini-Parcours: übers Sofa, unterm Tisch durch, über den Teppich rollen, an der Wand entlang usw. Die Pause endet am besten mit einem akustischen Signal, dein Kind ist nun wieder frisch und kann weitermachen. Glaub mir, das wirkt Wunder!

Tipp 5: Arbeitet mit dem Timer.

Für die Unterteilung der Hausaufgabenzeit in einzelne kleine Arbeitsphasen gibt es ein tolles Gerät, das nennt sich Time Timer. Ein Timer, der sich sehr leicht einstellen und verstellen lässt, der nicht tickt und auf Wunsch bei Ablauf klingelt und visuell die Zeit als Kreisausschnitt darstellt. Geniales Teil, denn Kinder haben überhaupt keine Ahnung, was eigentlich 3, 10 oder 20 Minuten sind. Ich arbeite deshalb immer mit dem Timer.es
Du kannst also die nächste Arbeitsphase (15 Minuten vielleicht) einstellen und dein Kind mit voller Konzentration starten lassen. Es weiß ja, die nächste Pause folgt sogleich und überhaupt wird es nicht ewig dauern. Dein Kind lernt so über die Zeit konzentriert und zielgerichtet zu arbeiten („Das Blatt will ich noch in der Zeit schaffen!“). Das hilft in der Schule bei Klassenarbeiten und im Leben, und darum geht’s ja eigentlich!
Einige von diesen Tipps und Methoden wirken sofort, manches erfordert ein wenig Übung und Geduld. Reflektiert gemeinsam, was gut funktioniert und was nicht, und feiert jeden noch so kleinen Erfolg. Denn das gibt euch mehr Zeit für Erholung und Spielen – und dabei lernt dein Kind mindestens genauso viel wie bei den Hausaufgaben.
Viel Erfolg!
Eure
Caroline
Caroline von St. Ange ist eine Lerncoachin und Bildungsaktivistin. Seit fast 20 Jahren lernt sie in unterschiedlichen Formaten mit Kindern und gibt auf ihrem Instagram-Account @learnlearning.withcaroline weitere Tipps, wie das Hausaufgabenmachen und Lernen gelingen kann. Gerade erst ist ihr neues Buch „Alles ist schwer, bevor es leicht ist“ im Rowohlt Verlag erschienen. Außerdem hat Caroline ein Lerntagebuch für Kinder ab 9 Jahren herausgebracht, das Lerntipps, Checklisten und Motivationshilfen enthält.

Abo abschließen, um Artikel weiterzulesen

Endlich Ich - Abo

6,90€

Alle Artikel lesen, alle Podcasts hören

4 Wochen Laufzeit, monatlich kündbar
Digitaler Goodie-Bag mit exklusiven Rabatten
min. 2 Live-Kurse pro Woche (Pilates, Workouts, etc.)
Bereits Abonnent? Login