Es ist wie beim Schwangerwerden. Am besten ruft man direkt nach dem Sex die Hebamme an, um ja noch eine zu bekommen. Genauso ist es mit den Gewerken. Am besten ruft man die direkt nach der ersten Immobilienbesichtigung an. Definitiv noch vor dem Notartermin. Das mögen Generalunternehmer und Gewerke zwar nicht gern, weil noch so viel schiefgehen kann auf dem Weg zum*zur Notar*in und sie dann für umsonst Angebote geschrieben haben, aber da müssen sie durch. Denn ähnlich wie bei Geburten wird`s nachher sonst umso schmerzhaft, je länger das Rumgehühner dauert. Beim Renovieren vor allem finanziell.
Hier kommen unsere Antworten auf eure meistgestellten Fragen:
Woher bekomme ich gute Handwerker*innen?
Wir haben ein Generalunternehmen beauftragt, sprich eine Firma, die so gut wie alle Gewerke abdecken. Den Kontakt haben wir über unseren Architekten bekommen. Daran sind drei Dinge gut:
1. Unser Architekt hat bereits mit dem Team gearbeitet und weiß, dass sie halten, was sie versprechen.
2. Das Team möchte gern weiter mit unserem Architekten, der vor allem Großprojekte macht, arbeiten und baut deshalb besser keinen Mist bei uns.
3. Wenn alle Gewerke unter einer Führung sind, können sie besser untereinander koordiniert werden. Es entstehen keine (teuren) Baupausen und es bleibt weniger Raum für Streitereien.
Als einzelne*r Bauherr*in ist man aktuell ein kleines Licht auf dem heiß begehrten und heillos überbuchten Gewerkemarkt. Wir wurden teilweise ausgelacht, als wir uns um weitere Gewerke bemühten und sagten, wir würden gern noch 2021 anfangen. Was hilft? Hartnäckig und immer nett bleiben und alle Freund*innen, Bekannten und Nachbar*innen um Kontakte bitten. Und lieber etwas mehr zahlen, als gar nicht loslegen, weil Zeit auch Geld kostet, das ist zumindest unser Motto.
Wir machen aktuell bei kleineren Jobs wie riesige Baumwurzeln aus dem Garten graben, damit wir eine Terrasse bauen können, gute Erfahrungen mit myhammer.de. Aber die Betonung liegt auf „kleinen“ Jobs. Man muss sich wirklich sehr vorsichtig herantasten, wer da was wirklich kann.
Warum wollt ihr eure Kernsanierung unbedingt in sechs Monaten schaffen?
Weil es zu schaffen ist. Das ist so mit dem Architekten und Team besprochen. Wir möchten jetzt ein Mal alle Energie reinstecken, so viel wie möglich auf ein Mal schaffen und kein Endlosprojekt daraus machen, sondern fertig werden, um entspannt im Haus leben zu können. Und, das ist der wichtigste Grund: weil ab dem siebten Monat die Kredittilgung beginnt und wir sonst doppelt zahlen. Fürs Haus und die Wohnung. Das möchten wir sehr gern vermeiden und das Geld lieber für andere Dinge nutzen.
Unter uns, erzählt das bitte nicht unserem Generalunternehmer, wir haben unsere Wohnung aber noch nicht gekündigt. Das machen wir im Januar, sodass wir einen Monat Puffer haben, falls doch noch etwas schiefgehen sollte. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir Ende März einziehen und mit unseren Nachmieter*innen dann einen guten Deal finden oder den April ganz entspannt für den Umzug nutzen. Wir werden sehen, was das Leben dazu zu sagen hat in den nächsten Wochen.
Was habt ihr wie als Erstes gemacht?
Unsere wichtigsten ersten zehn Schritte, die uns bisher Zeit und Geld sparen:
1. Als wir das Objekt bei Immoscout24 gesehen haben, haben wir den Verkäufern geschrieben und direkt danach auch unseren Kreditkontakten das Exposé geschickt. Noch vor der Besichtigung. Mit der Bitte um Prüfung für den Kredit.
2. Nach der ersten Besichtigung allein mit den Verkäufern sind wir mit dem Architekten rein. Er hat einen Grundriss angefertigt, eine Kostenkalkulation für die Bank und hat uns den Kontakt zum Generalunternehmer gegeben, den wir direkt optioniert haben. Da hatten wir noch keine Zusage für das Haus von den Verkäufern.
3. Auch bereits vorm Notartermin habe ich die Küche geplant und direkt nach der Unterschrift bestellt. Es herrschen aktuell verrückte Zeiten für die Küchenlieferung (15 Wochen und mehr).
„Obwohl wir so früh dran waren, bin ich immer noch nicht sicher, ob die Küche bis März steht.“ -
4. Nach dem Geldtransfer an den Verkäufer und die beteiligten Banken stand am nächsten Tag der Generalunternehmer mit seinem Trupp vor der Tür. Schritt eins war: Abbruch. Gute zwei Wochen haben die alles aus dem Haus gerissen, was nicht bleiben sollte: Partykellerecke, Vertäfelungen, alte Bäder, Teppiche, Fliesen et cetera. Wir haben die direkte Müllentsorgung mit in den Auftrag kalkuliert, damit wir uns nicht darum kümmern müssen. Für jeden abgearbeiteten Bereich (Thema Abbruch, Verputzen etc.) stellt uns der Generalunternehmer nach Fertigstellung eine Rechnung, die wir mit Skonto direkt überweisen.
5. Bauanträge – wir müssen in unserer Siedlung für Diverses Anträge stellen, zum Beispiel für die Dachfenster und den Abriss eines Baumes. Da die Genehmigung ewig dauert, haben wir dies auch sofort gemacht, als wir im Grundbuch eingetragen waren. Bisher haben wir noch keinen Bescheid und wissen von Nachbar*innen, dass sich das Amt oft bis zur letzten Minute Zeit lässt. Hinfahren und nachfragen wird aktuell gar nicht gern gesehen, klappt aber manchmal.

6. Parallel zum Abbruch hat mein Mann sich in das Thema Heizung eingearbeitet, da der Bereich nicht von unserem Generalunternehmer abgedeckt wird. Seit Juli 2021 muss beim Heizungstausch ein Mindestanteil des Wärmeenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. In Hamburg gibt es bei der
Handwerkskammer kostenlose Beratung zum Thema. Dort wurde auch geprüft, welche Heizung zu unserem Haus, Budget und der Siedlung passt, und wir bekamen wertvolle Tipps zu den neuen rechtlichen Anforderungen. Wir haben dann noch einen Energiezulieferer (Hamburg Energie) rausgesucht, der Tarife mit bis zu 15 Prozent regenerativen Anteilen anbietet.
7. Nach dem Abbruch haben wir die Fenster und die Haustür ausgewählt und bestellt und uns an den Elektroplan gemacht. Das kann man Architekt*innen machen lassen oder einfach selbst. Wir haben den Grundriss des Hauses genommen und eingezeichnet, wo unserer Meinung nach Steckdosen und Schalter hin sollen. Dabei riefen Freund*innen und Bekannte wie wild: „MAN KANN NIE ZU VIELE STECKDOSEN HABEN! PLANT GENUG EIN!!!“ und „VERGESST DRAUSSEN KEINE FÜR DIE WEIHNACHTSDEKO!!!“ Die zwei Sätze haben wir sehr oft gehört. Wir haben keine Ahnung, ob unser Elektroplan nachher Sinn macht. Aber uns beruhigt der Gedanke: Wir haben 14 Jahre in einer Mietwohnung überlebt mit Verlängerungskabeln, dann werden wir auch das durchstehen. Das Wichtigste: Wir haben uns geschworen, einfach drüber zu lachen, wenn wir hier oder da Mist gebaut haben. Ach, der Tipp war noch gut: an Steckdosen beim Klo denken, wenn man so etwas Verrücktes wie ein beheiztes Klo mit Lady Shower bestellt. Aber, wer macht das schon?!
8. Der Putz ist ab – unsere bisherigen Überraschungen waren Gott sei Dank nur: Der Putz ist stärker abgefallen als gedacht und musste erneuert werden. Und die Handwerker*innen haben aus Versehen unsere Altbautüren rausgerissen. Als die Türen schon halb aus dem Fenster Richtung Müllcontainer hingen, kam glücklicherweise mein Mann rein und konnte es gerade noch verhindern. Durch den Vorfall haben wir mit dem Generalunternehmer verhandelt, dass er uns die drei Türen kostenfrei aufarbeitet.
„Wir sind täglich ein bis drei Mal auf der Baustelle.“ -
Gerade am Anfang war das wichtig, um alle auf den richtigen Weg zu bringen, sie mit Süßem und Kaffee zu versorgen und einen guten Kommunikationsfluss sicherzustellen.
9. Der Kamin – ein Freund von uns ist Schornsteinmeister, den haben wir auch noch vorm Kauf aufs Dach gejagt, um seine Meinung zum Zustand einzuholen und einschätzen zu lassen, was es uns kostet, den Kaminschacht in Betrieb zu nehmen. Als alles klar und unser lokaler Schornsteinfeger zu Besuch war und sein Okay gegeben hat, haben wir
diesen niedlichen Ofen mit Eichhörnchen an der Seite bestellt. Er ist klein und fein und reicht dicke aus für unsere Räume. Hätten wir noch mehr Platz gehabt, hätte ich
diesen gern genommen. Unser Team kann jetzt alles entsprechend vorbereiten mit den Rohrausgängen. Der Kamin kommt aber leider frühestens im März, wenn nicht sogar Mai, da die aktuelle Lieferzeit sechs Monate beträgt.
10. Immer den Arbeitsfluss sicherstellen: Da wir uns auch um Gewerke und Zulieferer kümmern, die unser Generalunternehmer nicht abdeckt, müssen wir uns regelmäßig mit ihm abstimmen. Diese Woche haben wir wieder eine große Besprechung, in der wir die nächsten Schritte festlegen. So haben wir zum Beispiel die WCs bestellt, die Waschtische und die Badewanne, damit mit dem Bäderaufbau begonnen werden kann. Wir müssen wissen, ab wann gestrichen werden kann, damit wir uns bis dahin für alle Wandfarben entschieden und sie bestellt haben. Der Terrazzo-Ausbesserer muss getimt werden, genau wie der Fenster-, Türen- und Heizkörper-Einbau. Die wichtigste Regel ist: dranbleiben, durchziehen, immer wieder auf die Kostenkalkulation gucken und hüpfen bei allem, was klappt. Und bei allem, was nicht klappt, zwei Runden extra hüpfen.
CREDITS ZU DEN COLLAGEN
Collage eins, Thema Küche: Wir haben die Profile-Küche in Sand lackiert
von Reform Copenhagen mit Marmor-Arbeitsplatte, silbernen Griffen und Eiche innen bestellt. Statt einer Dunstabzugshaube setzen wir auf das
Bora Pure-Kochfeld mit integriertem Abzug. Sollte das auch was für euch sein, müsst ihr unbedingt bei der Küchenplanung einen Abzugsschacht mit bedenken. Für über dem Küchenblock habe ich jetzt schon
diese Leuchte zwei Mal in klein bestellt und für die Essecke ragt schon ein Kabel aus der Wand für
diese Leuchte. Unsere schönen
Bretter von Minimarkt werden sich super in dem Umfeld machen, genau wie dieser
Espressokocher, den ich mir zu Weihnachten wünsche, dieser
Toaster,
Wasserkocher,
Mörser und
Krug.
Collage zwei, Thema Kamin: Die Idee, eine Zinkwanne fürs Holz zu nehmen, mag ich sehr. Und für eine Marmor-Bodenplatte spreche ich gerade mit jemandem, mal sehen, ob das was wird. Ich hätte auch sehr gern noch einen
roten Sessel fürs Vor-den-Kamin-Kuscheln. Vielleicht zum Geburtstag nächstes Jahr, dann mit
rotgestreiftem Kissen,
gutem Buch in der Hand und natürlich einem Tee. Das beige
Geschirr gibt`s hier, diese rote Kanne habe ich bereits im Büro. Das
Kaminbesteck findet ihr hier, den
Holzträger hier.