Gefühle & Gedanken
Drei Gurus to go:
Warum es schlau ist, Stress einfach zu umarmen und wir unser ständiges Kümmern überdenken sollten.
von Lesley-Ann Jahn - 01.10.2019

1. Kelly McGonical umarmt alles, was nervt.

Wenn einem mal wieder alles um die Ohren knallt, kann es sehr helfen, kurz auf die STOP-Taste zu drücken und sich den Stress, der einen da umzingelt, genauer anzugucken. Die Gesundheitspsychologin Kelly McGonical hat das getan. Und festgestellt: Gesundheitsschädlich ist Stress vor allem, wenn man glaubt, dass er gesundheitsschädlich ist. Unser Mindset, unser Umgang mit Stress, ist also entscheidend dafür, wie sehr er uns tatsächlich schadet.
Kelly McGonical hat sich dann gefragt: Was wäre, wenn ich das, was mich so nervt, einfach umarmte? Wenn ich diesen Stress gar zu meinem Freund machte? Klingt erstmal ein bisschen verrückt. Hat bei ihr aber tatsächlich dazu geführt, dass sie plötzlich viel entspannter war – und die positiven Effekte von Stress besser für sich nutzen konnte.
In ihrem sehr amüsanten TED-Vortrag erzählt Kelly von ihrer Erkenntnis und erklärt, was genau im Körper bei Stress passiert, wie man davon profitieren kann und - besonders spannend! - was Stress und Mitgefühl miteinander zu tun haben. Danach will man Mrs. Stress sofort umarmen. Wirklich!
Kelly McGonical ist übrigens nicht nur Psychologin und Autorin, sondern auch Fitnesstrainerin. Bis im nächsten Jahr ihr neues Buch „The joy of movement“ erscheint (vormerken!), kann man sich zum Joggen, Walken oder Workouten ihre Playlist runterladen, oder unter Spotify Kelly McGonigal folgen, da gibt es noch mehr motivierende Songs von ihr. 

2. Gemma Hartley löst kümmervolles Kuddelmuddel im Kopf auf.

Wir Frauen sind ja Meisterinnen im Kümmern. Und wenn wir uns gerade nicht kümmern, denken wir daran, um was wir uns als nächstes kümmern müssen. Kinder, Einkauf, Hausputz, mal wieder ausmisten und so weiter... Der Autorin Gemma Hartley ging es genauso. Sie suchte nach einem Wort, um das kümmervolle Kuddelmuddel im Kopf zu benennen – und fand „emotional labour“. Leider ein Begriff, für den es keine knackige deutsche Übersetzung gibt („Gefühlsarbeit“? Och nö). Aber er macht endlich fassbar, wieviel unsichtbare, unbezahlte und meist unbeachtete Arbeit vor allem Frauen leisten, damit es allen in der Familie gut geht.
In ihrem Buch: „Es reicht“ ärgert sich Gemma Hartley ziemlich darüber, dass das immer noch so ist – und überlegt, wie man das Kuddelmuddel im Kopf nachhaltig entwirren kann:
# Prioritäten neu klären, und zwar DEINE: Klar, bei diesem Thema geht es darum, am Ende des Tages die Familienarbeit neu aufzuteilen. Aber zuallererst ist es wichtig, als hauptberufliche emotionale Arbeiterin Bilanz zu ziehen: „DU musst entscheiden, was bleibt und was geht“, sagt Gemma Hartley. Der Schlüssel dazu: „Sich fragen: Tue ich das, was ich am besten kann?“ Einhornkekse backen? Hm, vielleicht können das andere noch besser...
# Sich auf die Schliche kommen: Warum tue ich eigentlich all das, was ich tue? Gemma Hartley hat bei sich selbst vor allem zwei Motive gefunden: Perfektionismus und Kontrolle: „In einer Welt, die unsere Macht beschränkt, ist Gefühlsarbeit (ups, da ist es doch, das Wort) für Frauen eine der wenigen Kontrollbastionen. Doch Kontrolle um der Kontrolle willen auszuüben ist kein Lebensentwurf.“ Lohnt sich, mal drüber nachzudenken.
# Scheitern einplanen: Gemma Hartley hat mit ihrem Mann Rob verschiedene Aufteilungs-Modelle ausprobiert. „Es war unbequem, es war schwierig und, ganz ehrlich, sogar noch härter, als alle paar Monate einen eruptiven Streit zu haben“, sagt sie. Wer das von vornherein mit einkalkuliert, wird weniger frustriert sein und allein dadurch schon entlastet.
In diesem Podcast und in diesem Talk spricht Gemma Hartley noch ausführlicher über ihre Erfahrungen und Thesen:

3. Mark Manson verbreitet Hoffnung.

Wenn es einen Buchpreis für den krawalligsten, knackigsten und überhaupt besten Titel geben würde, Mark Manson hätte ihn schon mehrmals gewonnen. „Die Kunst des Draufscheißens“ („The subtle art of not giving a F*ck“) hieß sein erster Bestseller. Allein in den USA verkaufte er sich fünf Millionen Mal – und machte Manson zum Star. Zwei Millionen Menschen folgen ihm, der sich selbst „Life Enthusiast“ nennt, mittlerweile auf seinem Blog.
Nun ist endlich wieder ein „Manson“ auf dem Markt: „Everything is fucked“. Und wieder schafft es dieser saucoole Typ, genau die Gefühle auf den Punkt zu bringen, die uns gerade so bewegen. In diesem Fall sind es die Sorgen, die wir uns Tag für Tag machen. Zu recht: das Klima kollabiert, wir werden von scheinbar Irren regiert, und nicht nur im Internet machen sich Hass und Feindschaft breit. Aber richtig ist auch: Wir leben in einer Zeit, in der es uns aus materieller Sicht vermutlich besser geht als je zuvor
„Trotzdem scheinen wir alle den Verstand zu verlieren“, schreibt Manson „und sehen die Welt als eine einzige, riesige Kloschüssel, über der bald jemand die Spülung zieht.  (...) Je besser die Dinge stehen, desto ängstlicher und ver­zweifelter scheinen wir uns zu fühlen.“
Gegen diese Verzweiflung hat er ein „Ein Buch über Hoffnung“ geschrieben – für ihn ist sie der Schlüssel, um zu überleben, um Mensch zu bleiben. Fürs (neue) Hoffnung schöpfen, braucht es nach ihm drei Dinge: das Gefühl, die Kontrolle zu haben, den Glauben an den Wert von etwas und eine Gemeinschaft. Für seine super spannenden Thesen mixt er Philosophie, Psychologie mit viel Humor. Aber Manson wäre nicht Manson, wenn er nicht auch brutal ehrlich wäre und uns damit immer wieder die Augen öffnen würde.

„Dank Manson hat man das Gefühl, dass irgendwie noch alles gut werden könnte, mit dieser Erde, ihren Menschen, mit uns.“ -

Oder, wie Manson sagen würde: Noch ist nicht alles im Arsch.
Wer Manson folgen will, kann das auf seinem Blog tun, wer (zahlendes) Mitglied in seiner Community wird, kann an Online-Kursen teilnehmen und Manson u.a. Fragen stellen, die er per Videobotschaft beantwortet. Hier gibt es ihn (und noch mehr über Hoffnung) gratis zu sehen:
Fotos - Gemma Hartley/Erin Edge, Kelly McGonical/Ben Krantz, Mark Manson/Maria Midoes

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