Gefühle & Gedanken
Drei Gurus to go
Frauen sichtbar machen, niemals aufgeben und dem Bauch etwas Gutes tun – diese Profis zeigen, wie’s geht.
von Sina Teigelkötter - 01.03.2020

1. Matt Haig erinnert uns daran, wie lebenswert das Leben ist.

Vor zwanzig Jahren wollte Matt Haig sterben. Er war schwer depressiv, hatte Angstzustände. Keine Hoffnung, keine Zukunft, kein Licht am Ende des Tunnels. Ihm halfen andere aus diesem Tal, seine Familie, seine Freundin – aber letztlich schrieb er sich selbst da heraus: Mit seinem Buch „Reasons to stay alive” (dt. „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“) überzeugte er sich und seine Leser davon, wie kostbar das Leben ist, trotz allem.

Ein paar Hard Facts:

„Reasons to stay alive“ stand 46 Wochen auf der UK-Bestsellerliste. Beeindruckend, wie klug und gleichzeitig unterhaltsam man über Depressionen schreiben kann. In seinem neuesten Buch „Mach mal halblang. Anmerkungen zu unserem nervösen Planeten“ geht es darum, wie man in einer verrückten Welt leben kann, ohne selbst verrückt zu werden. Seine Fans haben Matt zum „Mental Health Advocat“ erklärt – zu Recht, finden wir. Nicht nur seine pointierten Instagram-Post sind immer wieder ein Weckruf, besser auf uns und auf andere zu achten und der Welt gelegentlich ein freundliches „fuck you!“ entgegenzuschleudern. Matt formuliert das natürlich schöner:

„Du hast sowieso keine Kontrolle darüber, was andere über dich denken.“ -

Also mach dir darüber keine Sorgen. Wenn sie eine fiktionale Version von dir hassen wollen, die in ihren Köpfen ist, LASS SIE.

Ein Gedanke zum Merken, Weiterdenken, Weitererzählen:

Als die Welt über Meghan Markle herfiel nach ihrem und Harrys Ausbruch aus der Königsfamilie, schrieb Matt auf Instagram: „I think Meghan Markle is an inspiration to anyone who has ever been bullied. You don’t have to put up with bullshit, because it is ‚expected‘ or because it is ‚part of the job‘ or it ‚comes with the territory‘. Live your life in accord with your own terms, not the terms of haters.“ Für uns war das der schlaueste Instagram-Post zu dem Thema. Kein Wunder, dass auch Meghan ein großer Fan von Matt ist. 

Wenn ihr noch mehr von ihm wollt:

Folgt ihm auf Instagram oder Twitter, lest seinen Blog und natürlich seine Bücher! In diesem Video gibt Matt außerdem Tipps, wie man im Social-Media-Zeitalter mental gesund bleibt – und hier gibt es noch einen kleinen Einblick ins Buch „Reasons to stay alive“.

2. Dana Schwandt macht Ayurveda endlich einfach.

Wer ernsthaft Ayurveda machen will, muss drei Wochen zur Kur nach Indien oder Sri Lanka, in einen vollgestopften Alltag passt das schon mal gar nicht? Dana Schwandt hält das für Quatsch, gesund und ayurvedisch leben geht auch ganz easy. Ihre Mission ist es, die jahrtausendealte indische Lehre ins echte Leben zu holen – mit schlauen Gedanken und kleinen Tricks, wie wir uns und unserem Körper schnell viel Gutes tun können. „Wunschalltag“ nennt Dana das. Klingt großartig. Und genau darum ist sie unsere (Ayurveda-)Heldin des Monats.

Ein paar Hard Facts:

„Alles, was roh und kalt ist, muss unser Körper im Bauch kochen“, erklärt Dana. „Im Ayurveda sagen wir nicht: Du bist, was du isst. Wir sagen:

„Du bist, was du verdauen kannst.““ -

Das heißt zum Beispiel: Es können noch so viele tolle Nährstoffe in unserem Salat sein, wenn wir ihn aber nicht verstoffwechseln können, kommen diese Stoffe in unseren Zellen gar nicht an. Anders, wenn wir warm essen: Dann muss unser Körper weniger investieren und wir kriegen mehr raus. Also stundenlang in der Küche stehen und dreimal am Tag kochen? „Muss nicht sein“, sagt Dana. „Wer auf Vorrat kocht und klug kombiniert – sich etwa aus vorgekochtem Reis, Milch seiner Wahl und Zimt ein ayurvedisches Frühstück zaubert, hat keinen Mehraufwand. Da lacht der Stoffwechsel – und wir auch.“

Ein Gedanke zum Merken, Weiterdenken, Weitererzählen:

„Wir sollten aufhören, ständig das Verdauungsfeuer in unserem Bauch zu löschen“, empfiehlt Dana. Statt beim Essen einen halben Liter Apfelschorle oder eine Diet-Coke mit Eis in uns hineinzukippen lieber zu den Mahlzeiten kaum oder nur wenig trinken, am besten warmes Wasser oder Tee. Dann läuft’s gleich viel runder in unserem Bauch.

Wenn ihr noch mehr von ihr wollt:

Unter ichgold bloggt Dana über alles rund um Ayurveda, Yoga und Ernährung. Sie verrät uns, wie wir unsere Verdauung pimpen können, unsere Mitte finden, uns endlich wichtig genug nehmen. In ihrem Podcast spricht sie über ihre Herzensthemen auch mit spannenden Experten, zum Beispiel mit der großartigen Lynn Hoefer – in Episode 143 über Ernährung, Bluthochdruck und böse Avocados. Und wer jetzt Lust bekommen hat, ayurvedisch loszukochen: Danas neues Buch „Easy Ayurveda“ versammelt viele ganz einfache Rezepte. Easy-peasy Alltagstipps gibt’s wie immer dazu.
 

3. Caroline Criado-Perez kämpft gegen den „Gender Data Gap“.

Den „Gender Pay Gap“ kennen wir, aber den „Gender Data Dap“? Caroline Criado-Perez hat ihn entdeckt – als sie für ihr Buch „Unsichtbare Frauen“ unzählige Studien und Statistiken ausgewertet hat, drei Jahre lang. Sie hat mit Forscher*innen und Experten*innen gesprochen und dabei festgestellt: Frauen kommen in all diesen Studien und Statistiken viel zu oft nicht vor, werden vergessen oder ignoriert. Wenn aber Männer die Norm und Frauen die Ausnahme sind, hat das katastrophale Folgen für unseren Alltag und für unsere Gesellschaft. Es kann sogar lebensgefährlich sein – wenn zum Beispiel Herzinfarkte bei Frauen nicht erkannt werden, weil sie keine „typischen“ (heißt: „typisch männlichen“) Symptome zeigen.

Ein paar Hard Facts:

Caroline Criado-Perez ist Autorin, Feministin und Aktivistin. In London, wo sie lebt, hat sie schon mit einigen spektakulären Aktionen Frauen sichtbarer gemacht. Dank ihr wurde Jane Austen auf den britischen Zehn-Pfund-Noten abgedruckt. Die „Bank of England“ hatte auf ihren Geldscheinen nur Männer (außer good old Queen) würdigen wollen. Ihr Buch, das nun endlich auf Deutsch erscheint, hat schon viel bewegt. Einige Forscher*innen sind auf den „Gender Data Gap“ aufmerksam geworden. Es wäre schön, wenn ihr Buch dazu beitragen könnte, dass Frauen-nicht-Mitdenken bald Geschichte ist. Denn logisch ist das ja alles nicht: Warum konzentriert sich die Medizin bislang auf Männer? Warum müssen Autos in der EU nur an männlichen, nicht an weiblichen Crashtest-Dummies (die es durchaus gibt!) getestet werden, bevor sie zugelassen werden?

Ein Gedanke zum Merken, Weiterdenken, Weitererzählen:

Öffentliche Damenklos sind genauso groß wie Herrenklos. Wenn es wirklich gerecht zuginge, müssten sie aber viel größer sein. Denn wir halten uns auf Toiletten 2,3-mal länger auf als Männer – weil wir mit „Damenhygiene“ beschäftigt sind oder mit quengelnden Kindern oder zu engen Strumpfhosen. Darum stehen wir so oft Schlange – und würden uns doch viel lieber in der Theaterpause über das spektakuläre Stück unterhalten. 

Wenn ihr noch mehr von ihr wollt:

Hier gibt’s einen kurzen Überblick über die Autorin und ihr Buch und hier hält Caroline einen längeren Vortrag über den „Gender Data Gap“. Caroline hat auch die Website The Womens Room gegründet, auf der sie weibliche Experten versammelt. Es lohnt sich, ihr Projekt mal anzuschauen. Und, natürlich, ausdrückliche Leseempfehlung: „Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“. Danach kann uns keiner mehr erzählen, es sei doch schon alles erreicht für die Frauen.
Fotos: Matt Haig/Kan Lailey, , Dana Schwandt/Grit Siwonia, Caroline Criado-Perez/Rachel Louise Brown

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