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Es passierte am 8. Februar 2021 um exakt 10.30 Uhr. Da ging mir, wie man so sagt, ein Licht auf. Miss K., meine Coachfrau, mit der ich mich nach wie vor regelmäßig berate, konnte mir dabei zuschauen. Nicht nur mein Gehirn, auch mein Gesicht erhellte sich in genau dem Moment. Denn mir wurde klar: Es kann endlich wahr werden, wovon ich schon lange träume – ein eigenes Zimmer, nur für mich. Mit einem Bett, in dem ich von niemandem gestört durchschlafen könnte. Wo ich endlich mal meine Ruhe hätte nach all den Jahren der Nachtwanderung. Ich müsste dafür nur etwas tun, was viele für gefährlich halten und wofür mir bisher auch der Mut fehlte.
Aber der Reihe nach.
Die ersten Jahre schliefen mein Mann und ich geradezu ineinander verknotet. Kein Blatt passte zwischen uns. Dann bekamen wir Kinder und unsere Nächte wurden zum Stopptanz. Brust rein, raus; Windel an, aus; oh, eingepiescht; oh, Albtraum; oh, Stille – aber wer schnarcht denn da jetzt? Der Mann.
Früher habe ich Paare, die sagten, sie hätten getrennte Schlafzimmer, sehr skeptisch angeschaut. Natürlich nur heimlich. Aha, die schlafen also getrennt, dachte ich mir. Dann geht da bestimmt nicht mehr viel. „Oh nein“, schrieb mir eine Leserin, als ich verkündete, dass ich mir gerade ein eigenes Zimmer einrichte, „... hat das damit zu tun, dass ihr Eheprobleme hattet?“ Ja und nein. Ja, weil wir seit letztem Jahr, als der erste Lockdown unser Leben in die Luft sprengte, inklusive unserer Ehe, noch besser lernten, über unsere Bedürfnisse zu sprechen. Also ja, irgendwie hat es auch damit zu tun. Aber irgendwie auch nicht, weil es dadurch nämlich kein Problem, sondern mehr so etwas wie gemeinsame Weiterentwicklung gab. Aber eben auch Fokus auf die eigenen Bedürfnisse. So lautet meine Parole dieses Jahr noch mehr als je zuvor:
„„Sorge gut für dich!““ -
Jede Woche schreib ich mir diesen Satz auf ein Neues in den Kalender. Damit ich es ja nie wieder vergesse. Der Dominoeffekt ist bekannt: Sorge ich nicht für mich, geht’s auch niemandem in meinem Umfeld gut. Also geht es darum, sich selbst, so verrückt sich das auch anfühlen mag, einfach mal wieder an erste Stelle zu setzen.
Als ich also mit Miss K. so quatschte und mir plötzlich die Einsicht kam, dass ein eigenes Zimmer kein Traum mehr bleiben müsse, nein, es sogar für unsere aktuelle Situation sehr, sehr viel Sinn machte, breitete sich ein herrlich aufregendes Gefühl in mir aus. Fast so, als täte ich etwas Verbotenes – was es durch die Paare-gehören-ins-selbe-Bett-Sozialisierung vieler ja auch ist. Es gibt ein Buch mit dem Titel
„„Zersägt eure Doppelbetten!““ -
und der Schlussfolgerung: Ihr werdet es nicht bereuen. Ich habe es nicht gelesen, allein der Titel brachte mich schon zum Nachdenken. Je mehr ich online über die Idee sprach, umso mehr Nachrichten bekam ich von Frauen, die genau diesen Schritt ebenfalls gegangen waren und es tatsächlich nicht bereuten. Im Gegenteil. Sie sprachen von dem berühmten frischen Wind in Beziehungen, den Neues ja immer mit sich bringt. Man könne sich so herrlich gegenseitig besuchen, sich wieder mehr aufeinander freuen. Die gemeinsame Zeit bewusster genießen. Hätte etwas Abstand, was in diesen Zeiten ja geradezu Beziehungsbitcoins sind – viel mehr wert als früher.

Nur zehn Minuten nach dem Meeting mit Miss K. stand der Plan. Ich entschied: Das Esszimmer wird mit dem Wohnzimmer vereint. Ins ehemalige Esszimmer kommt das Kinderzimmer. Weil schönster, größter und hellster Raum der Wohnung und so kann man auch entspannt von der Couch aus den Kindern zurufen: „Macht ihr super! Ganz toll, weiter so!“ Stichwort: Horizontal Parenting.
Der Raum ganz am Ende der Wohnung, unser Schlafzimmer, soll mein Zimmer werden. Vor allem, weil es dort am ruhigsten ist. Und meine große Sehnsucht Ruhe lautet. Das Ehebett wird in die Mitte, ins ehemalige Kinderzimmer wandern. „Oh“, sagte meine Freundin Xenia, Einrichtungsberaterin und Minimarkt-Shopbesitzerin, als ich sie anrief und fragte, ob sie mir fix bei der Möbelplanung helfen wollen würde. „Klingt gut, let’s go!“
„„Oh“, sagte auch der Mann und gleich danach: „Dann mal los.““ -
Und so legten wir los. Ich bestellte mir ein eigenes Bett und eine Matratze. Und, ganz wichtig: einen Schreibtisch, damit ich zuhause meine Sachen nicht immer vor allen in Sicherheit bringen muss. Sondern, so ist es mein Traum, es liegen lassen kann an einem sicheren Ort, an den ich schnell kommen kann, wenn mir am Wochenende oder im Homeoffice etwas Wichtiges einfällt oder ich kurz Zeit zum Arbeiten habe. Wer weiß, vielleicht werde ich dort sogar die Ruhe finden für so vieles, was ich gern noch machen, aber erst mal ungestört durchdenken muss. Virginia Woolfs „
Ein Zimmer für sich allein“ lässt grüßen.
Ausgangspunkt für die Gestaltung des gerade mal zwölf Quadratmeter großen Raumes wurde die Tatsache, dass der große Schrank mit unseren privaten Unterlagen und Bastelsachen für mich und die Kinder bleiben muss. Der Raum gibt also nur ganz wenig Platz für mich her und trotzdem kommt er mir vor wie ein Palast. Schieb ich den Schreibtisch ganz ans Fenster, passt nämlich noch eine Yogamatte rein. Was für ein Luxus!
Bevor ich mich dazu entschied, mir selbst zum Geburtstag ein eigenes Zimmer zu schenken, hatte ich mir etwas in Los Angeles als Geschenk bestellt. Ein Poster des County Museum of Art, als Erinnerung daran, dass ich seit Jahren einen LA-Trip mit zwei Freundinnen plane und daran festhalten werde. Aus dem Museumsshop schenkte ich mir zwei Tassen des Künstlers Peter Shire, die ich mir schon lange wünschte, aber nirgendwo bisher gefunden hatte. Jetzt waren sie meine Stilvorlage für mein eigenes ersehntes Zimmer. "Little LA", wie eine der zwei Freundinnen es taufte.
Und dann war es da – nicht mal zwei Wochen später war alles fertig. Ich sitze jetzt gerade hier am Schreibtisch und schreibe diesen Text. Ganz in Ruhe. Ich trinke Tee aus meiner geliebten neuen Tasse, schaue auf all die Ideen an meinem Moodboard und nervt mich etwas, drehe ich den Kopf Richtung eigenes Bett und lese darüber: „No. Thank you.“
„Es ist noch so viel besser, als ich es mir je vorgestellt habe, diesen Ort für mich zu haben.“ -
Es geht wie immer nicht nur um den physischen Raum, es geht auch im übertragenen Sinne darum, all den Raum einzunehmen, den man gern für sich hätte. Egal wo. Und nicht zu vergessen, wer man früher war, bevor die weiteren Leben als Mama, Ehefrau und Berufstätige begannen. Das eigene Zimmer im Elternhaus, die erste eigene Wohnung – Orte, an die ich oft denke seit der Pandemie. Und daran, was mich dort für Gedanken umtrieben. Die Zeit rast tatsächlich so, wie viele sagen. Gerade war ich doch noch 16, jetzt schon 42. Ich möchte keine Zeit vergeuden, weil ich mich verzettle, ich möchte dieses Leben mit allem genießen, was es für mich bereithält oder ich mir selbst noch organisieren möchte. Und um das nicht zu vergessen, muss ich bei mir sein. Manchmal auch einfach allein, um erst mal eine Verbindung zu mir selbst aufzubauen und dann das Gemeinsame, was ich ebenfalls so liebe, wieder genießen zu können.

Dem Mann geht es genauso. Er wird nachts nicht mehr ständig von mir auf die Seite gerollt (oder gar getreten), damit er aufhört zu schnarchen. Er kann noch die Fußballergebnisse und sein geliebtes Football im Bett angucken, während ich lieber noch lese und trotzdem heißt jetzt noch oft genug abends die Frage, wenn wir uns auf den Weg aus dem Wohnzimmer Richtung Schlafzimmer machen:
„„Zu mir oder zu dir?““ -
Es ist ein bisschen, wie wenn man früher von einem Date noch bis vor die Tür gebracht wurde. Als alles in einem kribbelte, weil nicht klar war, was als Nächstes passiert.
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Roter Hocker als Nachttisch – via Ebay Kleinanzeigen, gibt’s aber auch bei IKEA, einfach selbst anmalen
Matratze – eine Emma, gibt’s
hier. Schlaf ich sehr, sehr, sehr gut drauf. Ich habe die mittelharte genommen.
Leuchte aufm Schreibtisch –
von New Works (gibt`s in groß und klein, ich hab die kleinere, stand vorher auf unserem Sideboard im Esszimmer)
Poster LA & Tassen – aus dem Museumsshop County Museum of Art, hier gibt`s
das Poster, hier
die Tassen (Achtung, kommt noch Zoll drauf)
Poster „No. Thank you.“ – gibt`s via Minimarkt
hier
Teppich – den hab ich mir für die Fotos
von Minimarkt ausgeliehen, ist wunderschön aus Schafswolle handgearbeitet
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