Viel Sex. Einige Intrigen. Verzogene reiche Leute. Und ein pfirsichfarbener Pudel namens Princess. „Wirklich nett“ von Marcy Dermansky hat alles für eine Seifenoper. Darin versteckt sich allerdings eine waschechte Satire.
Es ist nach „Twins“, „Bad Marie“ und dem vielfach ausgezeichneten „The Red Car“ bereits der vierte Roman der amerikanischen Autorin. Über „The Red Car“ schrieb die New York Times: „Es sollte einen literarischen Begriff für Bücher geben, die man nicht beiseitelegen kann und die gleichzeitig nachdenklich machen.“ So ließe sich auch „Wirklich nett“ perfekt beschreiben. Es ist das erste von Dermanskys Büchern, das nun auf Deutsch erscheint.
„Ich hoffe, ihre anderen Romane werden auch bald übersetzt, denn nach dieser Lektüre wollte ich sofort mehr von ihr lesen.“ -
„Wirklich nett“ beginnt damit, dass die Studentin Rachel Klein mit ihrem Professor, dem Schriftsteller Zahid Azzam, schläft. Als der auf einen Familienbesuch nach Pakistan abreist, erklärt sie sich kurzerhand bereit, seinen Pudel Princess für den Sommer auf ihr Familienanwesen nach Connecticut mitzunehmen. Zahid bricht seine Reise jedoch ab. Statt nun lediglich den Pudel abzuholen, bleibt er auf Einladung von Rachels frisch getrennter Mutter Becca im Haus – und beginnt prompt eine Affäre mit ihr.
Eine rasend schlechte Entscheidung. Überhaupt handeln die Protagonist*innen in „Wirklich nett“ selten mit Überlegung und vielmehr aus akuter Bedürfnisbefriedigung. Das sorgt für den Konflikt, der die gesamte Handlung von „Wirklich nett“ antreibt: Was macht es mit Beziehungen – zwischen Liebenden, Freund*innen, Familienmitgliedern –, wenn jeder vor allem in eigener Sache agiert?
Die Dreiecksbeziehung zwischen Rachel, Becca und Zahid ist der Hauptschauplatz, doch die Nebenhandlungen sind ebenso spannungsgeladen. Wird Beccas Ex-Mann, ein erfolgsverwöhnter Finanztyp, bei der Pilotin bleiben, für die er seine Frau verlassen hat? Kann die Junioranalystin, die für ihn arbeitet, ihre ehemalige Babysitterin für sich gewinnen? Und wie schlimm ist der lokale Schürzenheld, der in einem goldenen Lamborghini durch die Kleinstadt in Connecticut kurvt? (Hinweis: Noch viel schlimmer, als man denkt.)

Es passiert sogar noch viel mehr. Dass die Handlung dabei nie unübersichtlich wird, liegt an der Unterteilung der Kapitel, die perspektivisch zwischen den einzelnen Personen wechseln, vor allem aber an Dermanskys knappem und präzisem Schreibstil, der beim Lesen rasant durch das Buch zieht. Eine smarte Finte der Autorin, denn die scheinbar seichten Gedanken der Protagonist*innen nimmt sie als Ausgangspunkt für Überlegungen zu Herkunft, Macht, Politik und Geld – verbunden mit einem Witz, der nicht so proseccolaunig sein will, wie es für Sommerlektüre typisch ist, sondern die Schärfe von Tequila Shots hat.
Was Dermansky auch gelingt: Die einzelnen Handlungsstränge zu einem unglaublichen letzten Kapitel zu verweben.
Ich hoffe, dass ich euch damit Lust auf „Wirklich nett“ machen konnte. Allein, damit wir über dieses Ende sprechen können!
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Eure
Porträt der Autorin: Michael Lionstar