Auf der Bar in unserem Wohnzimmer steht ein Foto, das meinen Mann vor 35 Jahren als kleinen Jungen sehr glücklich an einem Strand auf der Insel Bornholm zeigt. Seit dieser Reise ist er nie wieder dort gewesen und spricht doch heute noch von diesem einen Urlaub, als wäre er erst gestern gewesen. Als wir nun für die Sommerferien eine kleine Rundreise durch Skandinavien planten, stand gleich fest, dass wir auch einen Stopp auf Bornholm einlegen müssen. Vorher hatte ich die Insel ehrlicherweise gar nicht auf dem Schirm, doch je mehr ich mich auf den Urlaub vorbereitete, desto öfter stieß ich auch über Instagram auf Bornholm-Liebhaber*innen.
Diese Dän*innen stimmen gut auf das Inselleben ein:
Der dänische Sänger der bekannten Band
Lukas Graham („7 Years“) heiratete dort sympathisch locker auf Bierbänken seine große Liebe, die bekannte Influencerin
Hanna Stefansson verbringt hier jährlich ihre Ferien und lässt die Welt über Social Media an ihrem Strandleben teilhaben,
Karo Dall besucht dort öfter ihre Freundin
Laura Schrøder in ihrem irre schönen Ferienhaus im Wald, das man
hier mieten kann, und die Kopenhagenerin
Mie Stange hat ungefähr jedes Restaurant vor Ort getestet, sodass man in ihren Storys immer wahnsinnig gute Tipps finden kann.
Mit einer langen Liste an Must-eats und Must-sees fuhren wir mit dem Auto zur Fähre nach Sassnitz, Rügen. Die Überfahrt dauert vier Stunden und ist auch mit kleinen Kindern machbar, weil es auf dem Schiff einen kleinen Spielbereich zum Austoben sowie riesige Teller an frisch frittierten Pommes gibt. Wer nicht mit dem Auto fährt, kann auch den Zug bis zur Fähre nehmen und dann von Rønne aus die Insel mit einem geliehenen Rad oder mit dem Bus erkunden. Rønne befindet sich im Westen der Insel. Auf unserer fünftägigen Reise haben wir uns jedoch eher an der Ostküste aufgehalten, die man wunderbar mit dem Fahrrad abfahren kann. Insgesamt ist Bornholm eine tolle Fahrradinsel und ein Paradies für Rennradfahrer.
„Falls ihr also auch gerade dem Rennrad-Hype verfallen seid, nehmt unbedingt euer Bike mit.“ -
Gut zum Übernachten: zwei Hotels, eine Pension und ein Campingplatz.
Von der Fähre sind wir dann ganz in den Norden in das kleine Städtchen Sandvig gefahren. Schon auf dem Weg dahin verstand ich, warum man Bornholm einfach lieben muss:
„Goldgelbe Felder, eine raue Küste, kleine Straßenstände mit Selbstgemachtem und die schönsten Blumenwiesen – all das begegnet dir hier.“ -
Eingecheckt haben wir im „
Strandhotellet“ (1), einem frisch renovierten Hotel in einem Gebäude von 1895 direkt am Hafen
– nur zwei Minuten vom weißen, feinen Sandstrand entfernt. Das Interieur der Eingangshalle und des Bankettsaals, in dem auch gefrühstückt und zu Abend gegessen wird, ist superstylisch und bis ins kleinste Detail durchdacht. Die Zimmer sind dagegen eher einfach – dafür hat man aber entweder einen Blick aufs Meer oder aber eine Aussicht auf den hübschen Garten, in dem sich die Hotelgäst*innen auch aufhalten können. Das Frühstück ist eher minimalistisch, dafür wird fast alles selbst gemacht und besteht aus regionalen Zutaten. Im Restaurant sind übrigens auch Kinder herzlich willkommen, wie eigentlich überall auf der Insel. Der einzige Nachteil des Hotels: Der Service war wirklich ausbaufähig und die Zimmer bestanden nur aus einem Badezimmer und einem Bett. Aber Fernsehgucken will bei einem schönen Ausblick ja wahrscheinlich eh keiner.
An einem Abend waren wir in der „
Pension Langebjerg“ (2) am Ortseingang von Sandvig essen und fühlten uns dort gleich so wohl, dass wir beim nächsten Mal hier ein Zimmer buchen werden. Die Pension wird von einem gastfreundlichen Paar geführt, das uns wie Freunde empfangen hat. Diese Unterkunft liegt zwar nicht direkt am Meer, dafür hat sie einen riesigen, wunderschönen Garten, in dem die Kinder spielen können oder in dem man sich mit einem guten Buch in die Hängematte legen kann. Das Frühstück soll hier auch der Knüller sein. Ein weiterer Tipp ist der
Campingplatz von Sandvig (3). Dort kann man seinen Wohnwagen oder sein Zelt auf einem Berg mitten in den Dünen aufstellen – einen besseren Meerblick gibt es in keiner anderen Unterkunft. Auf dem Campingplatz befindet sich außerdem ein großes Trampolin für Kinder und ein Kiosk mit hervorragendem Softeis. Ein Hotel, das uns auch mehrmals empfohlen wurde, ist das „
Nordlandet“ (4). Das Restaurant soll spektakulär sein. Uns war es jedoch zu teuer und eher etwas, das wir für einen besonderen Anlass oder ein Pärchenwochenende in Betracht ziehen würden.

Hmmmm! Bier aus der Brauerei, selbstgemachtes Rhabarbereis, Foodtrucks und regionale Köstlichkeiten.
Was mir an Bornholm sehr imponiert hat, war die Badekultur der Dän*innen. Von unserem Hotelfenster aus konnten wir von 5 Uhr morgens bis 23 Uhr abends beobachten, wie Schwimmer*innen jeden Alters im Bademantel zum Strand oder zum Hafenbecken schlenderten und ins (eiskalte!) Wasser sprangen. Einige von ihnen gingen vorher noch in die öffentliche Sauna, die sich auf dem Steg am Hafen befand.
„Man müsse den Sommer voll und ganz auskosten und dazu gehöre das Schwimmen bei jedem Wetter.“ -
Das erzählte mir eine nette Dänin. Ein Sprung ins kalte Wasser sei ja außerdem auch gesund. Recht hat sie, brrrhhh.
Mich hat am Hafenbecken eher der Pizzastand „
Basta Pizza“ angesprochen. Die Pizza ist wirklich köstlich und man kann sich damit schön auf eine der Bänke am Hafen setzen. Ein paar Meter vom Pizzastand entfernt, befindet sich das Café „
Kalas“ mit integrierter Eisdiele. Hier unbedingt das Rhabarber- sowie das Lakritzeis probieren. Oder: auf den Klippen einen köstlichen Flat White genießen. Manchmal steht vor dem Café auch der Foodtruck „
Bornholm på Hjul“, in dem der Küchenchef Jan Gildam Streetfood aus Biozutaten zubereitet. Besonders der Hotdog mit Spargel, Mayo und Shrimps ist sehr zu empfehlen und so lecker, dass man am besten gleich zwei bestellt. Wo der Truck anzutreffen ist, erfahrt ihr auf dieser
Facebookseite. Die köstlichsten Pommes und richtig gutes Bier gibt`s bei der Brauerei „
Mikkeler“ im Ort Aarsdale. Den Burger und das Pale Ale genießt man hier direkt am Wasser und springt – wenn es die Verdauung denn zulässt – danach am besten gleich noch ins Meer hinein. Dieser Ort ist besonders schön für einen Sundowner.
Unser kulinarisches Highlight war aber das Menü in der „
Pension Langebjerg“, in der man auch einfach nur zum Essen im wunderschönen Garten vorbeikommen kann. Dort gibt es keine Karte, sondern jede*r bekommt mehrere Gerichte mit regionalen Zutaten serviert. Auf besondere Wünsche, Allergien und Vorlieben wird natürlich eingegangen. Ein Menü kostet um die 50 Euro und ist somit kein Schnapper, aber es ist geschmacklich jeden Cent wert.
Diese Strandbar ist ein Muss an warmen Sommertagen.
Unseren Lieblingsplatz haben wir leider viel zu spät am letzten Tag entdeckt: die Strandbar „
Sandkaas“. Es ist ein wunderschöner Beachclub, in dem Schaukeln in den Bäumen hängen, morgens Yoga mit Meerblick angeboten wird und abends eine Jazzband spielt. In einem Zelt wird regionales Interieur verkauft und an der Bar frische Rhabarber-Limo direkt von der Insel ausgeschenkt. Die Bucht in Sandkaas wird vor allem von Einheimischen besucht, weil sie sehr windstill ist und man hier gut ins Wasser gehen kann. Dieser Ort ist Erholung pur und zu entdecken gibt es auch eine Menge – vor allem weil viele Dän*innen selbst am Strand sehr inspirierend angezogen sind.
Keramikschätze, Vintagefunde und Interieur-Highlights:
Geshoppt haben wir äußerst wenig, da unser Reisebudget vor allem fürs Essen draufgegangen ist. Wer aber doch ein bisschen bummeln möchte, sollte in die Stadt Nexø fahren. Direkt am Hafen befindet sich die „
Bornholms Keramikfabrik“, die handgefertigtes Geschirr von der Insel verkauft. Nebenan gibt es im Store „
Achtung“ Mode von skandinavischen Designer*innen, Streetwearlabels wie Ganni und abgefahrene Vintagefunde. Besondere Accessoires, Interieurschätze und kleine Mitbringsel findet ihr im Laden „
Living Bornholm“, ebenfalls in Nexø. Außerdem habe ich mir vorgenommen, bei der nächsten Reise ein paar kleine Keramikstudios zu besuchen, die es überall auf der Insel verteilt gibt. Dafür fehlte uns leider die Zeit.
Neben das Foto aus der Kindheit meines Mannes habe ich übrigens gleich nach unserer Rückkehr ein Bild von unserer aktuellen Reise gestellt, das uns daran erinnern soll, dass wir keine 35 Jahre warten, bis wir nach Bornholm zurückkehren. Dafür war der Urlaub viel zu schön.