Wonach ist dir heute?

Versteht mich nicht falsch: Ich bin für die Selbstbestimmung der Frau, das Recht auf Abtreibung, die Lohngleichheit und noch mehr Väter in Elternzeit. Die Senkung der Tampon-Steuer, harte Strafen für Gewalttäter und eine Frau als Bundeskanzlerin: Das ist genau mein Beat.

Aber kaum, dass ich zuhause die Tür hinter mir zumache, lebe ich wie in den Fünfzigerjahren. Das bedeutet, dass ich mich um „die Familie und das ganze Gedöns“ (Zitat von Gerhard Schröder nach der gewonnenen Bundestagswahl 1998 vor Parteifreunden über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) kümmere, während mein Mann die Mülltonne auf die Straße schiebt und am Wochenende die leeren Wasserkästen auffüllt. Er grillt das Fleisch, ich mach den Salat mit Mozzarella-Spießchen und Tomätchen: Stereotypischer geht es nicht.

Meine To-dos beschäftigen mich von morgens um sechs bis abends um neun. Ich arbeite, mache nebenbei die Wäsche, räume die Spülmaschine aus und erziehe unsere Tochter. Ich koordiniere meine Deadlines, Handwerker, Arzttermine sowie Playdates und bastele mit den anderen Kita-Mamas die Weihnachtsdekoration. Ich bin die perfekte Hausfrau, die man auf der Straße mit einer Packung Klopapier unter dem Arm und einer Lauchstange im Rucksack auf dem Fahrrad vorbeidonnern sieht. Es ist nicht so, dass mein Mann ein fauler Sack wäre, der nach Feierabend auf dem Sofa liegt, furzt und Bier trinkt. Er würde mir helfen. Aber ich lasse ihn nicht.

Auf Spiegel Online wurde kürzlich ein, wie ich finde, witzig geschriebener Artikel von Heike Kleen veröffentlicht: In „Advent, Advent, die Mutter rennt“ beschreibt die Autorin, warum viele Mütter in der Vorweihnachtszeit kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. Denn jetzt kommt alles zusammen: Die mentale Dauerbelastung clasht mit den hohen Ansprüchen und der Erwartungshaltung, dass sich Mutti wie immer um alles kümmert.

Als Reaktion auf diesen Artikel gab es jede Menge Leserpost. Einige Frauen schrieben, dass sie sich mit der Rolle als alleinige Familienorganisatorin arrangiert hätten. Das kommt mir bekannt vor. Dabei habe ich keinesfalls resigniert. Ich will gar nicht, dass mein Mann mehr im Haushalt macht. Meiner Meinung nach erfüllt er die Aufgaben nicht schnell und gründlich genug: Die Handtücher sind nicht akkurat gefaltet, auf dem Teppich sind nach dem Staubsaugen immer noch Brötchenkrümel und wieso bekommt unser Kind zum Abendessen ein kaltes Wiener Würstchen auf die Hand und keinen Süßkartoffelstampf mit Avocado und Bio-Spiegelei?

„Mental Load und Care-Arbeit sind meine Arten von Extremsport.“

Ja, ich organisiere, vor allem aber kontrolliere und bemängele ich. Mental Load und Care-Arbeit sind meine Arten von Extremsport. Wenn ich plötzlich nichts zu tun habe, falle ich in ein Loch. Klar, wie viele Mütter nervt mich die Vielzahl meiner Aufgaben, die mir keiner dankt, geschweige denn bezahlt, oft. Ich brülle manchmal rum, um meinen Frust abzulassen. Trotzdem will ich keine einzige Aufgabe abgeben. „Lass, ich mach“ ist ein Satz, den ich andauernd fauche. Ich kann und weiß alles besser. Woher kommt dieser totalitäre Anspruch auf den Projektleiter-Posten, frage ich mich? Im Job bin ich nicht so widerlich perfektionistisch.

Nun, bei uns in der Familie haben immer die Frauen den Laden geschmissen. Mein Großvater ist im Krieg gefallen und mein Vater früh gestorben. Patriarchalische Strukturen sind mir fremd. Ich bin so erzogen worden, dass ich prima ohne Häuptling zurechtkomme. Deshalb fahre ich zuhause nicht den Super-Mommy-Modus: Ich sehe mich eher als Queen of my castle.

Dem neuen Feminismus spielt mein von außen betrachtetes antiquiertes Rollenverständnis nicht in die Karten. Wer von T-Shirts mit der Aufschrift „The Future is female“ oder Trend-Hashtags wie #empowerment inzwischen genervt ist oder glaubt, dass dieses Medienphänomen längst durchgenudelt sei, dem sage ich: Ne, Leute. Der neue Feminismus fängt gerade erst an.

Dieser neue Feminismus muss nicht nur in der Theorie gedacht und als dekorative Parole auf Designer-T-Shirts gedruckt, sondern in der Realität gelebt werden. Vor allem von mir als Frau, Partnerin und Mutter. Nicht, dass ich meiner Mutter oder Oma einen Vorwurf machen will. Gar nicht. Aber es liegt jetzt an mir, meiner Tochter zu zeigen, dass ich und ihr Vater in allen Bereichen unseres Lebens gleichberechtigt – und erwünscht – sind.

„Das Einzige, was Frauen in diesem für sie normalen Wahnsinn helfen kann, ist eine gleichberechtigte Partnerschaft, in der Männer sich nicht als Hilfsarbeiter verstehen, sondern als Mitgestalter“, schreibt auch Heike Kleen auf Spiegel Online. Das ist der so wichtige Unterschied: Mein Mann braucht mir nicht zu helfen. Er soll machen können. Dafür muss ich ihm die Chance geben, eine eigene Lösung zu finden, wie er diese brettharten, weißen Handtücher faltet und welches Abendessen er für unsere Tochter als ausgewogen bewertet. Kinder brauchen ihre Vorbilder live und in Farbe vor sich: Frauen in Führung und Väter in Emotional Labor.

Für Kritiker des Feminismus sieht es oft so aus, als wollten die emanzipierten Frauen der Männerwelt etwas wegnehmen. Tatsächlich liegt es mit der aktuellen Generationenablöse an uns Feministinnen, ihnen etwas zu geben. Zum Beispiel Gestaltungsfreiraum in den Lebensbereichen, die weiblich besetzt sind. Denn was der neue Feminismus vor allem fordert, ist die Toleranz gegenüber Andersartigkeit. Mein Mann macht die Dinge komplett anders als ich und das macht mich irre. Genau aber das muss ich lernen, zu akzeptieren. Das berühmte Rumi-Zitat „Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Ort. Hier können wir einander begegnen“ ist deshalb mein feministisches Mantra für 2020.

  1. Kommentare zu diesem Artikel
  2. Chrissy 31. März 2020 um 09:31 Uhr

    Liebe Alexa!
    Vielen Dank für diesen herrlich ehrlichen Artikel.
    Ich habe so oft das Gefühl alles sei richtig und gleichzeitig falsch.
    Schön,daß es allen so geht.
    Ganz liebe Grüße,Chrissy

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  3. Alexa von Heyden 20. Januar 2020 um 14:52 Uhr

    Siehst du: Er musste da durch und dann hat’s auch geklappt. Ich musste mich anfangs ja auch durchwurschteln und mich als Mutter erst mal finden. Ich denke, das gilt auch für einen Vater.

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  4. Fra 18. Januar 2020 um 01:08 Uhr

    Liebe Alexa,
    Bei uns hat das zweite Kind geholfen. Wir haben 7/7 Monate Elternzeit genommen. Ich bin wieder voll arbeiten gegangen und er war plötzlich mit dem ganzen Wahnsinn allein, hat sich dann Woche für Woche aber organisiert. Als wir beide wieder voll gearbeitet haben, haben wir die Aufgaben oder Tage verteilt, Babysitter dazu geholt. Das war wichtig, um flexibel zu bleiben und auch Paarzeiten zu haben. Heute hängt er manchmal (heimlich) die Wäsche um oder sortiert den Geschirrspüler nach … Wenn er meint das hilft

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  5. Helena 27. Dezember 2019 um 21:29 Uhr

    Liebe Alexa,

    ich kann nur unterschreiben, wie wichtig es ist, abzugeben. Nicht einfach, aber es lohnt sich. Im Beruf haben wir es doch auch gelernt. Und es gibt diese Männer, die sich genauso um die Familie und die Bude kümmern. Man muss sie nur lassen. Zu ihrem Gusto! Nur Mut!

    Mein Partner hat sich gewünscht, mehr Zeit mit unserer Tochter zu verbringen. Also machen wir alles 50:50 und haben uns den Luxus von Teilzeit (30 h) für beide geleistet (mit den dazugehörigen Vor- und Nachteilen). Es ist wunderschön zu sehen, wie viel der Papa mir der Kleinen unternimmt, die beiden mit dem Zug und Lego spielen, er ihr aber auch das Kochen, Einkaufen und Wäschewaschen näher bringt. Sie wächst mit dieser Art der Gleichberechtigung auf.

    Für Kommentare anderer Väter wie „er würde sofort tauschen, wenn seine Frau die Kohle heimbringen würde“ hat mein Partner nicht viel übrig. Die Zeit mit unseren Kindern und der Familie ist das Kostbarste was wir haben…

    Helena

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  6. Petra Richter 26. Dezember 2019 um 12:28 Uhr

    Liebe Alexa!

    Toller Artikel und ich kann Dich in allen meinen Freundinnen wiederfinden, denen geht es allen genauso wie Dir. Bei mir zu Hause, läuft es anders: Mein Mann ist ein “Macher” , war er schon immer. Er macht Dinge und er macht sie eben auf seine Weise. Ich hab das von Anfang an seeehr entspannend gefunden und mir auch das Eine oder Andere von ihm abgeschaut. Manches halt. Wir sind beide berufstätig und der Haushalt und die Kinder (3) sind unser gemeinsames Ding, wobei natürlich jeder seine Prioritäten hat. Aber das ist okay und jeder macht halt das, was gerade so anfällt. Lustigerweise möchten meine Haushalt-gestressten Freundinnen ganz und gar nicht mir tauschen. Sie bedauern mich mehr, weil ich so einen “dominanten” Mann habe :-D! Irgendwie auch lustig, aber ich werde ihnen demnächst Deinen Artikel zu lesen geben ;-)! Ich wünsche Dir einen tollen Jahreswechsel und wenn es recht ist übernehme ich gleich auch Dein Mantra für 2020 – ist toll und kann man überall einsetzen!

    Ganz liebe Grüße

    Petra

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  7. Anita Reber 16. Dezember 2019 um 19:12 Uhr

    Liebe Alexa

    Danke für den super geschriebenen Text! Ich musste ehrlich gesagt lachen, denn das hört sich genauso an wie bei meinen Schwiegereltern. Die haben dieses Jahr den 50. Hochzeitstag gefeiert und ja – er hat keine Ahnung, wo im Haus die Dessertlöffel sind und zu welcher Gelegenheit man diese benutzt 🙂

    Bei uns ist es ganz anders, ich würde aber auch nicht sagen, dass wir es schön gerecht aufteilen. Es ist eher so, dass jeder eher die Dinge tut, die ihm/ihr mehr liegen. Ja, ich dekoriere für Weihnachten und er bedient den Grill. Aber er kocht und geniesst es, komplizierte Menus zusammenzustellen, während ich lieber etwas einfaches zubereite und dafür länger auf dem Sofa sitze und in meinem Magazin blättere. Es ist eher so, dass wir uns gar nicht gross darüber Gedanken machen – jeder tut einfach was ihm gerade ins Auge springt und zu tun ist. Ich erinnere ihn dafür daran, Weihnachtsgeschenke für seine Patenkinder zu organisieren und er hievt mir die schweren Winterreifen ins Auto.
    Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal über Haushalt gestritten haben – das ist uns wirklich zu blöd. Es gibt ja noch genügend Dinge, an denen man sich reiben kann 😀 Aber ich kann auch verstehen, wenn bei anderen Paaren hier die Situation anders ist. Wir haben natürlich das Glück, dass wir beide hier ziemlich gleich gepolt sind, was wir als wichtig empfinden und was nicht.

    Dann wünsche ich dir viel Glück im 2020 und viel Spass dabei, zuzusehen, wie etwas 20x falsch gemacht wird und dann plötzlich doch funktioniert 😉
    Alles Liebe
    Anita

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  8. Alexa von Heyden 16. Dezember 2019 um 08:14 Uhr

    Das ist eine schrecklich traurige Erfahrung, die ich keiner Frau wünsche. Dein Fazit trifft den Nagel auf den Kopf, denn von diesen männlichen “Verweigerern” kenne ich auch ein paar – und zwar junge, wie ältere. Da zeigt sich, wie wichtig die Erziehung der Eltern bzw. das Vorleben ist. Mein Mann zeigt seit dem Artikel übrigens ziemlich viel Engagement – und ich lasse ihn machen 🙂

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  9. patrycja 15. Dezember 2019 um 11:26 Uhr

    Hallo Alexa,

    toller Text, danke für die vielen so schön geschrieben Gedanken und Erfahrungen.

    Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass es dann auch mal zu einer Trennung kommen kann, wenn man auf keinen gemeinsamen Nenner kommt, so war es bei meinem Expartner und mir. Nachdem unser Kind geboren war und nach einem Umzug aufs Land plötzlich auch noch für ein riesiges Haus mit Grundstück zu den täglichen Pflichten dazukamen, steigerten sich die Streitereien ins Unerträgliche. Anfangs habe ich alles alleine geschultert, doch mit der Zeit habe ich es einfach sein lassen, da Gespräche und Diskussionen nichts gebracht haben. Und dann war plötzlich die Waschmaschine verschimmelt, der Kühlschrank leer und klebrig und das Haus kalt und unaufgeräumt.

    Das Loslassen hat für mich als Konsequenz dazu geführt, dass ich auch die Beziehung loslassen konnte, wobei natürlich noch andere Aspekte dazukamen. Deshalb irritieren mich dann doch solche Kommentare wie “mit den Augen rollen” von einer Leserin. Niemand sucht sich so eine frustrierende Situation mit seinem Partner aus. Auch der erweiterte Anspruch an Frauen, wieder mal etwas in ihrem Leben besser machen zu müssen stößt bei mir auf Wiederstand. Loslassen: ja, unbedingt. Eigenes Verhalten überdenken: super. Darüber mit dem Partner sprechen: fantastisch. Doch das alleine reicht nicht aus, die Rolle des Mannes kommt mir hier zu kurz.

    Ein Leben als gleichberechtigter Mitgestalter ist nur dann möglich, wenn die andere Seite auch mitzieht und Verantwortung übernimmt und handelt. Wenn ich bereit dazu bin, mein eigenes Verhalten zu reflektieren, um solche Konflikte des Zusammenlebens zu verändern, muss es mein Gegenüber auch, sonst führt es nur zu Frust.

    Und übrigens kenne ich aus meinem Umfeld mehr Paare, bei denen diese ungerechte Verteilung der Rollen gelebt wird, als umgekehrt. Und ich sehe und höre, dass es eben nicht nur das einigen Loslassen ist, welches gelernt werden muss, sondern auch ein Umdenken der männlichen Verweigerer.

    In diesem Sinne: ein Hoch auf mehr Selbstbestimmung, Mut und authentische Kommunikation in Beziehungen. 😉

    Antworten
  10. Amelie 13. Dezember 2019 um 12:37 Uhr

    Wow – bis auf das Süsskartoffelmuss mit Avocado am Abend (unsere Mädchen HASSEN Avocado und LIEBEN kalte Würstchen!) hätte ich diesen Artikel schreiben können! Sogar die Biografie ist gleich. Und tatsächlich vielleicht der Grund für mein ‚ Projektleiterin-Verhalten‘. Wunderbarer Text und sehr guter Vorsatz für 2020! Danke dafür!

    Antworten
  11. 2xMama 13. Dezember 2019 um 08:28 Uhr

    und was mache ich, wenn der Partner nicht will – ich ihn aber mehr als gerne lassen würde? Wenn Bitten und meckern und heulen und erklären nicht ankommen?
    Partner verlassen? Alles selbst machen und irgendwann zusammenbrechen? Alles lassen und unglücklich im Dreck sitzen?

    Antworten
  12. Katja 12. Dezember 2019 um 18:28 Uhr

    Ich erkenne mich in der Story -leider- so gar nicht wieder. Ich wäre heilfroh, würde mein Partner mal Dinge übernehmen und mir wäre völlig gleich, wenn sie dann nur halb perfekt wären.

    Antworten
  13. Henrike 12. Dezember 2019 um 14:57 Uhr

    Vielen Dank für den inspirierenden Beitrag. Ich bin ein bisschen hin und her gerissen. Zum einen mag ich den reflektierten Ansatz bei sich selbst anzufangen. Zum anderen habe ich den Eindruck, dass es oft Gedanken gibt, was die Frau mal wieder besser machen könnte bzw. optimieren könnte. Der Mann könnte auch für seinen Raum einstehen, dass Pommes mal okay sind.

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  14. Nina 12. Dezember 2019 um 11:42 Uhr

    Hallo Alexa,

    danke für den schönen Text!
    Meine erste Reaktion ging so in die Richtung: Ha ha, das kenne ich auch!
    Zweite Reaktion: Moment, so ganz stimmt das nicht… Beim genaueren Überlegen komme ich zu dem Schluss, dass mein Mann im Hinblick auf mental load mit Sicherheit genauso viel macht wie ich. Ich könnte mich bei ihm darüber beschweren, dass er bestimmte Dinge “nicht auf dem Schirm hat” – aber: das könnte er bei mir ebenso! Ich habe z.B. die Reinigung der Kaffeemaschine nicht auf dem Schirm oder die Frage, welche speziellen Schrauben noch im Baumarkt besorgt werden müssen oder welche Urlaubsfotos noch nicht bearbeitet sind. Oder dass Handwerker X noch wegen Problem Y kontaktiert werden muss. Und und und…
    Ich kann mir vorstellen, dass in vielen Beziehungen grundsätzlich jeder Partner dem anderen den Vorwurf machen kann, an bestimmte Dinge nicht zu denken oder sich schlicht nicht dafür zu interessieren.
    Dein Text hat mich dazu gebracht, all die vielen kleinen und auch größeren Dinge zu würdigen, die mein Mann macht – und die ich gar nicht immer so unbedingt wahrnehme und für die ich mich entsprechend auch nicht bedanke. Bzw.: bisher nicht bedankt habe!
    Die funktionierende Kaffeemaschine ist eben genauso “unsichtbare Arbeit” wie die saubere Kloschüssel.

    Liebe Grüße
    Nina

    Antworten
  15. Annett 12. Dezember 2019 um 10:43 Uhr

    Liebe Alexa,
    als ich deinen Artikel gelesen habe, konnte ich erstmal nur mit den Augen rollen. 😉 und noch mehr überrascht hat mich, wie viele Frauen schreiben, dass es bei Ihnen genauso ist.
    Bei uns ist es tatsächlich sehr anders. Mein Freund und ich teilen uns Kinderbetreuung und Haushalt. Mal macht er mehr, mal ich.
    Neulich abends stand noch eine volle Ladung Wäsche zum aufhängen im Bad. Ich war so müde, ich bin ins Bett. War mir total egal mit der Wäsche. Er hat sie dann noch aufgehängt.
    Ich habe einiges von ihm gelernt, z.Bsp. abends, wenn die Kinder ENDLICH schlafen, auf der Couch zu chillen und nicht noch die Wäsche zu machen oder den Abwasch. Das macht unser aller Leben um einiges entspannter. Wenn er sich um Haushalt oder Kinder kümmert denke ich mittlerweile nur “better done than perfect” und genieße meinen Mädelsabend. Am meisten freut mich an der ganzen Arbeitsteilungsgeschichte aber, dass unsere zwei kleinen Jungs so ganz nebenbei und selbstverständlich sehen, Mama und Papa machen beide alles.

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    • Alexa von Heyden 12. Dezember 2019 um 10:54 Uhr

      Liebe Annett, ja das ist auch zum Augenrollen. Aber da es vielen Frauen ähnlich geht, ist es so wichtig, dass wir uns darüber austauschen. Ich bin in meinem Artikeln (meistens) ehrlich und schreibe einfach auf, wie es bei uns ist. Eine muss halt anfangen. Wenn ich mir jedoch immer Sorgen vorher darüber machen würde, wie ich rüberkomme oder jemand mich womöglich uncool findet, kämen diese Themen nicht zu Sprache. 🙂

      Antworten
  16. Alexa von Heyden 12. Dezember 2019 um 08:01 Uhr

    Liebe Su, dieser Aspekt ist sicherlich wichtig, denn so entsteht in manchen Köpfen ein falsches Bild. Die Geschichte mit deinem Vater mag ich sehr. Rückblickend ist mein großer Bruder auch so ein Anker in meinem Leben. Wenn mich einer trösten kann, dann er!

    Antworten
  17. Katrin 12. Dezember 2019 um 07:42 Uhr

    Interessant. Und ich beobachte dies tatsächlich bei vielen meiner Freundinnen. Bei mir ist es ehrlich gesagt nicht so. Wir haben fast eine 50/50 Aufteilung, wobei mein mein Mann mehr macht als ich: er kocht betreut das Kind, räumt auf, organisiert Playdates. Der einzige Bereich, in den ich ihn nicht lasse ist die Wäsche, weil ihm da zu viele schwarze Socken in die Kochwäsche und Wolle-Seide-Hemdchen in die 60Grad Wäsche geraten sind.
    Ironischerweise macht mich das aber nie stolz, sondern ich bin immer eher ein bisschen peinlich berührt über meine mangelnde Hausfrauenverantwortung und all die Dinge, die ich mit meinem Vollzeitjob nicht auf die Reihe kriege. Lese ich Deinen Text schlagen bei mir Gedanken zu wie: „Mist, zu Nikolaus gab es bei uns nur das Quetschi aus dem Kühlschrank, weil ich vergessen hatte einzukaufen, beim nächsten Kindergeburtstag bin ich auf Dienstreise, die Wollmäuse übernehmen im Flur bald die Herrschaft und wann habe ich eigentlich das letzte Mal Wäsche gefaltet???“
    Und das obwohl ich bei uns die Hauptverdienerin bin und sozusagen den klassischen Verdienerpart inne habe.
    Vielleicht auch eine feministische Aufgabe: sich im nächsten Schritt vom schlechten Gewissen zu befreien.
    Liebe Grüße

    Antworten
    • Alexa von Heyden 12. Dezember 2019 um 07:51 Uhr

      Das ist ein guter Vorsatz, denn peinlich berüht solltest du auf keinen Fall sein. Ich bewundere jede Familie, in der es so läuft, siehe auch Steffi und ihr Mann.

      Antworten
  18. Marion 11. Dezember 2019 um 13:16 Uhr

    Da freu ich mich drauf!

    Antworten
  19. Marion 11. Dezember 2019 um 13:01 Uhr

    Liebe Alexa,
    Wichtiges Thema, toller Text.
    Ich hoffe, dass sich bald mehr unter den Männern rumspricht, diesen neuen Feminismus als Chance zu begreifen: Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Durch bewusste Übernahme von Carearbeit echte, tragfähige Beziehungen zu ihrem Nachwuchs aufzubauen. Und schließlich ihre Arbeitswelt neu zu erfinden.
    Und zum Aspekt ‚toleranter Umgang mit anderen Herangehensweisen‘: mir hat geholfen, einfach nicht da zu sein. Als Ärztin in einer Klinik muss ich jedes 2. Wochenende 24h-Schichten übernehmen. Da sehe ich nicht, was Vattern zu Hause mit den Kindern anstellt. Und was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
    Herzlichst, Marion

    Antworten
    • Steffi 11. Dezember 2019 um 13:09 Uhr

      @Marion: Liebe Marion, so lustig, dass du das schreibst! Im Januar haben wir genau dazu einen Text von einem Mann aufm Blog! Und ich liebe deine “was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß”-Einstellung. Herzlich, Steffi

      Antworten
    • Alexa von Heyden 12. Dezember 2019 um 07:56 Uhr

      Liebe Marion, sehe ich genau so: Mir ist es vor allem wichtig, dass mein Mann auch noch am Ende des Tages Zeit mit seiner Tochter verbringen kann bzw. sie mit ihm. Das ist für mich nicht nur eine Entlastung. Ich sehe die beiden einfach so gerne zusammen. Für mich ist dann aber auch klar, dass ich in der Zeit, in der die beiden kuscheln und vorlesen, schnell noch eine Ladung Wäsche aufhänge :)))

      Antworten
  20. Kristina 11. Dezember 2019 um 10:48 Uhr

    Ein ganz ganz wichtiger Text! Vielen Dank!

    Antworten
  21. Bibi 11. Dezember 2019 um 10:10 Uhr

    Hmm…. machen lassen….. von den eigenen Ansprüchen abrücken…. finde ich problematisch. Soweit ich mich erinnern kann, ist in der männlich dominierten Arbeitswelt auch niemand von seinen Ansprüchen abgerückt bloß weil Frauen da auf einmal auch mitmischen wollten. Da mussten und müssen sie sich ganz schön zur Decke strecken. Daher erwarte ich klipp und klar, dass sich die Männer auch mal ein bißchen lang machen und meinen Ansprüchen im Care-Bereich (also meiner area of expertise) genügen, und nicht dass ich von meinen Standards ihnen zuliebe abweiche, damit sie mal “ein bißchen mitspielen” können.

    Antworten
  22. Christina 11. Dezember 2019 um 09:52 Uhr

    Oh Gott! Das stimmt so sehr! Ich kann doch wirklich nicht darüber stöhnen, dass ich hier alles familiäre stemmen muss und gleichzeitig meinem Mann nix überlassen, weil er es anders macht als ich…argh!
    Danke für den Tritt in den A…
    Nur wie ich aus der Nummer jetzt wieder rauskommen, weiß ich noch nicht. Ideen?!
    Viele Grüße

    Antworten
  23. Katharina 11. Dezember 2019 um 09:03 Uhr

    Hallo Alexa,

    bei uns kommt es mir gerecht verteilt vor: Im ersten Babyjahr übernehme ich mehr Care-Arbeit für‘s Baby, weil ich mich tagsüber um´s Kind kümmern und nicht arbeiten wollte. Mein Mann übernimmt abends nach der Arbeit die Kleine und ich kann, wenn ich möchte und nicht zu K.O. bin, ins Theater oder zu Lesungen gehen. Er genauso und ich passe auf.

    Er kocht, bügelt seine Sachen, macht Wäsche, bringt den Müll raus, geht einkaufen – genauso wie ich. Irgendwie ist das gar nicht der Rede wert. Tagsüber verbringe ich bewusst Zeit mit der Kleinen und lasse im Haushalt Dinge liegen, die er dann abends oder am WE übernimmt. Mental Load übernehme nicht ich alleine, sondern bespreche ich mich mit meinem Mann, wir verteilen die Aufgaben und reden darüber.

    Und natürlich bringt er die Kleine von Anfang ans ins Bett, (natürlich geht das auch, wenn ich im 7. Monat noch voll stille). Viele Mamis aus meinem Bekanntenkreis lassen hingegen ihre Männer nicht das Baby ins Bett bringen. Ihr Argument lautet: Er kann das nicht so gut! Was ist, wenn sie weint?

    Aus meiner Sicht fängt es hier schon an: Sie übernehmen jede Abendschicht und wundern sich, dass sie nicht mehr raus und auf andere Gedanken kommen. Dass das Baby irgendwann nur noch auf sie fixiert ist. Und genauso ist es dann im Haushalt: Auch hier beschweren sie sich bei unseren Mami-Treffen, er würde so wenig mit anpacken. Ja, lassen sie ihn denn?

    Feminismus bedeutet auch Augen auf bei der Partnerwahl. Klar ansprechen, was die eigenen Wünsche sind und wie es sich gestalten lässt. Und auch hier heißt es 80/20 – nicht alles geht sofort 100%, aber ist nicht der Weg das Ziel und alles ein Prozess, dank dem sich beide weiterentwickeln?

    Antworten
    • Alexa von Heyden 12. Dezember 2019 um 08:05 Uhr

      Ja, so ist auch der Tenor meines Artikels, oder? Wobei dein Mann zu einer Spezies gehört, die ich persönlich im wahren Leben noch sehr selten beobachten konnte!

      Antworten
  24. Rebecca 11. Dezember 2019 um 07:04 Uhr

    In deinem Artikel finde auch ich mich teilweise wieder, habe aber bei mir immer wieder den Eindruck, dass ich die Hausarbeit nicht unbedingt deswegen mache, weil ich besonders perfektionstisch wäre, sondern vielmehr, weil ich- wenn mein Mann die Spülmaschine ausräumt oder das Klo putzt, sofort den Gedanken hab, dass das ja eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre, ich versagt hab als Hausfrau. Das ist total bescheuert, aber irgendwie kann ich das nicht abstellen! Dein Mantra werde ich mir also auch vornehmen…

    Antworten
  25. Alexandra 10. Dezember 2019 um 14:21 Uhr

    Bei uns ist es zum Glück gar nicht so. Wir übernehmen beide alles und sind auch nicht perfektionistisch. Trotzdem ist es schön bei uns! “Lass mal, ich mach das.” , sagt mein Mann häufiger.
    Ich stelle aber auch oft bei meinen Nachbarn und Freunden fest, dass das anscheinend nicht die Regel ist ;).

    Antworten
  26. Eva 10. Dezember 2019 um 14:08 Uhr

    Liebe Alexa, dein Artikel ist unglaublich! So als hättest du über mich / über uns geschrieben. Du hast mir dabei total die Augen geöffnet! Du hast ja so Recht! Ich werde mir das Zitat von Rumi auf den Kühlschrank schicken und meinem Mann deinen Artikel! Frohe Weihnachten und alles Liebe, Eva

    Antworten
    • Alexa von Heyden 12. Dezember 2019 um 08:08 Uhr

      Gern geschehen, das Zitat habe ich übrigens aus diesem Buch: “Die vierzig Geheimnisse der Liebe” von Elif Shafak. Falls du Zeit hast! Da steht jede Menge augenöffnendes drin!

      Antworten
  27. Kerstin 10. Dezember 2019 um 11:03 Uhr

    Ich muss über die Kommentare hier etwas schmunzeln, weil es bei uns teilweise so ganz andersherum ist…
    Ja, ich übernehme den Großteil der Erziehung bzw Care-Arbeit und koche, aber mein Mann ist weitaus ordentlicher als ich und beschwert sich ständig, dass ich meine Schuhe einfach im Eingangsbereich stehen lasse. Er traut mir auch keinen Garten zu, da ich schon mit unseren Kräutern am Balkon nicht klarkomme. 😀
    Und ich weiß, dass er häufig neidisch ist, dass ich so viel Zeit mit unserem Sohn verbringen kann – während ich neidisch auf seine Geschäftsreisen in ferne Länder bin…
    Oh well…

    Antworten
    • Alexa von Heyden 12. Dezember 2019 um 08:09 Uhr

      Oh Mann, das mit dem Fernweh kenne ich zu gut! Ich mache immer Witze, dass ich in Einzelhaft sitze… Kurzreisen für Mütter – das wäre meine Geschäftsidee für 2020!

      Antworten
  28. Ella 10. Dezember 2019 um 10:06 Uhr

    Ich erkenne mich darin sehr wieder, komme aber immer wieder an einem Punkt zum Stocken: den Mann öfters mal machen lassen, er macht es zwar anders, aber das heißt ja nicht, dass es schlechter ist. Wirklich?

    Ich finde das in der Theorie so erfrischend und befreiend, weg vom Perfektionismus, hurra! – aber in der Praxis würde es wohl heißen, dass wir ständig Termine verpassen, alles außer der großen Flächen in unserer Wohnung langsam verdrecken würde und wir uns größtenteils von Miracoli ernähren würden.

    Mich frustriert es, dass ich scheinbar “so erzogen” wurde, auf die ganzen Details zu achten und er wohl nicht und ich auch nicht einfach aus meiner Haut raus kann und alles, was mir beigebracht wurde, ignorieren kann.

    Dazu kommt, dass z.B. eine dreckige Wohnung zwangsläufig auf mich und nicht ihn zurück fällt. Wir sprechen viel darüber, aber im Alltag sieht er gewisse Dinge einfach nicht und würde es vermutlich auch nach Wochen manchmal einfach übersehen, während ich sauer vor mich hin schmore.. da mache ich es dann lieber selbst.

    Ob ich den Kindern damit ein gutes Vorbild bin, steht auf einem anderen Blatt..

    Antworten
  29. Nicole 10. Dezember 2019 um 09:36 Uhr

    Ja,ja und noch 10x ja!! Ich habe mich so wiedergefunden-in den Mülltonnen die nein Mann an die Straße stellt genauso wie in der Erkenntnis, dass Feminismus auch eine Veränderung im Mindset von uns Frauen bedeuten muss. Danke so sehr für diesen wichtigen, großartigen Text!! ❤️

    Antworten
  30. Steffi 10. Dezember 2019 um 09:35 Uhr

    Hi Alexa, du hast sowas von recht! Ich erkenne mich in vielen Punkten wieder. Was die Slogans auf den T-Shirts angeht, die lassen wir mal lieber drauf – ich lebe in der Provinz, ihr glaubt gar nicht wie wenig da Begriffe wie Feminismus in den Köpfen angekommen sind. DA lebt es sich manchmal wie im Mittelalter. Wobei ich auch manchmal der Meinung bin, wir gehen in der Zeit zurück anstatt nach vorne zu marschieren. Schlimm.
    LG Steffi

    Antworten
  31. Eva 10. Dezember 2019 um 08:51 Uhr

    Ich bin Du! Genauso sieht es bei uns aus.
    Als Kind hab ich das improvisierte Abendessen meines Vaters, wenn mal Umstände dazu führten, dass er uns Kinder versorgt hat, geliebt. An Tagen, an denen er sich um unser Mittagessen kümmern musste (und das waren wenige – leider), hat er uns in die riesige Kantine des Klinikums, in dem er gearbeitet hat, mitgenommen. Ich erinnere mich noch immer daran, wie fasziniert ich von diesem Treiben dort als Kind war. Da wird auch gleich eine Ungerechtigkeit deutlich: kaum macht Papa mal was, ist es toll und aufregend. Die ungezählten Mahlzeiten mit meiner Mutter hab ich nicht wirklich in Erinnerung.
    Danke für Deinen Einblick und diese Reflexion. Ich übernehme dann mal schnell Deinen Vorsatz für 2020!

    Antworten
  32. Alexa von Heyden 10. Dezember 2019 um 08:39 Uhr

    Kenn ich’! Schwarze Socken z.B. als Ball aufhängen… GRRRR! Aber stimmt, irgendwann sind die Dinger trocken, hahahaha. Danke für das Lob, Steffi und ich denken uns schon fleißig neue Themen aus 🙂

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  33. Anna 10. Dezember 2019 um 08:35 Uhr

    Ach Alexa, wie gerne lese ich deine Texte! Du triffst es auf den Punkt, dabei habe ich nicht mal Kinder. Ich lass den Mann im Haus auch ungern was machen. stresst mich mehr zu sehen das die Wäsche falsch aufgehangen ist. Aber trocken wird sie ja trotzdem oder?! Guter Denkanstoß- ich nehm es mir zu Herzen.

    Antworten
  34. Caterina 10. Dezember 2019 um 08:32 Uhr

    Liebe Alexa,
    vielen Dank für diesen Text! So treffend, offen und ehrlich.

    Antworten
  35. Alexa von Heyden 10. Dezember 2019 um 08:30 Uhr

    Dann winke ich mal schnell zu euch rüber und freue mich über dein Feedback! <3

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  36. Susanne 10. Dezember 2019 um 08:16 Uhr

    Liebe Alexa,
    Es ist, als hättest du bei uns zum Fenster hereingeschaut…vielen Dank für den tollen Artikel und die Denkanstöße!
    Liebe Grüße, Susanne

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