Wonach ist dir heute?

Heimat ist da, wo dein Herz ist“, heißt es. Okay, dann liegt meins zweigeteilt auf der A 2. Die eine Hälfte sehnt sich nach meinem Wohnort Brandenburg, die andere nach Nordrhein-Westfalen, da wo ich geboren bin, meine Mutter und die Hälfte meiner Geschwister leben.

Ich bin selbst schuld, dass mein Herz zerrissen ist. Gleich nach dem Abiball packte ich meine Umzugskartons und wollte so schnell wie möglich nach Berlin. Ich wollte neue Leute kennenlernen, in den Clubs tanzen, in denen es richtig bumste, und ein Praktikum bei einem Modedesigner machen, um dann eine Weltkarriere zu starten, angesichts derer sich alle in meinem Heimatort mal schön warm anziehen konnten.

Über meine ehemaligen Klassenkamerad*innen, die in die Einliegerwohnung ihres Elternhauses zogen und zum Mittagessen runter zur Mutti gingen, spottete ich: „Was für arme Würstchen. Die werden nie über den Tellerrand schauen und haben für immer ihre Alten an der Backe.“

Ich heiratete einen Berliner, entdeckte das Schreiben und tauchte in die Medienwelt ein. Meine Mutter und meine Geschwister sah ich nur noch zu den großen Festen. Die fünfstündige Fahrt nach Hause nervte mich, meistens musste ich davor oder danach an meinen Texten arbeiten.

Meine Familie kannte mich hauptsächlich gestresst am Handy oder Laptop. Meistens blieb ich nicht lange, denn zuhause fühlte ich mich inzwischen im Prenzlauer Berg. Weihnachten verbrachte ich irgendwann lieber auf Bali, statt nach Hause zu fahren. Es gab zu viele Dinge, die mir wichtiger waren.

Meine erste Ehe zerbrach nach zwölf Jahren. Ich bekam ein Kind von einem neuen Mann, zog mit ihm raus aus der Stadt aufs Land. Dann kam Corona. Meine Mutter gehört in ihrem Alter automatisch zur Risikogruppe. Mein Schwager machte seine erste Chemotherapie. Keiner konnte sich sehen.

Als Besuche plötzlich nicht mehr planbar waren, führte mir die Pandemie vor Augen, dass ich das Leben meiner Familie verpasse.

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  1. Kommentare zu diesem Artikel
  2. Ines Noack 17. Dezember 2021 um 18:08 Uhr

    Ich kann den Artikel leider nicht komplett lesen.

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    • Steffi 18. Dezember 2021 um 17:46 Uhr

      @Ines Noack: Liebe Ines, du befindest dich auf der Blog-Startseite. Dieser Artikel gehört zu unseren Abo-Artikeln. Wenn du das Abo hast, solltest du weitergeleitet werden und ihn im Abo ganz lesen können. Ansonsten ein Mal kurz das Abo abschließen. Herzlich Steffi

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